Samstag, 28. Mai 2016

Das letzte Aufbäumen Bernie Sanders

Die Vorwahlen bei den Republikanern sind entschieden. Je nach Auslegung der Präferenz ungebundener Delegierter hat Donald Trump die 1237 Delegierten bereits erreicht oder steht kurz davor. Jedenfalls fällt die Marke definitiv am 07. Juni, Trump dürfte auf rund 1500 sichere Delegierte + X am Ende kommen und wird damit der Präsidentschaftskandidat der Republikaner.
Die Demokraten schießen sich schon seit längerer Zeit auf Trump ein, schon früh legte Hillary Clinton den Hebel vom Vorwahlmodus gegen Bernie Sanders auf Konfrontation zum medial starken Trump um. Clinton erhoffte sich ein frühzeitiges Ausscheiden Sanders. Aber der Senator wurde im Laufe der Vorwahlen zu einem mehr als unangenehmen Gegner für Clinton.


Bernie Sanders
Bernie Sanders zu Beginn der Vorwahlen in Des Moines, Iowa
Belächelte man seitens der Demokraten zu Beginn der Vorwahlen noch die Querelen bei der Grand Old Party, sorgen sich nun zahlreiche Funktionsträger der Demokraten um den Zustand und die Aussichten ihrer eigenen Partei. Sanders Stärke in den Vorwahlen reichte zwar nicht für seine Nominierung, er sorgte aber für eine deutlich progressivere Ausrichtung des demokratischen Vorwahlkampfes und offenbarte gnadenlos die Schwächen Clintons. Und als klar war, dass er Clinton nicht mehr einholen würde, hatte Sanders bereits eine gewaltige Bewegung geschaffen, um die nun Clinton kämpfen muss. Vieles wird davon abhängen, wie Bernie Sanders auf dem Nominierungsparteitag auftreten wird. Lässt er es tatsächlich bis zum letzten Augenblick auf einen erbitterten Zweikampf ankommen oder wird er mit Abschluss der letzten Vorwahlen seine Niederlage eingestehen und zumindest oberflächlich zur Unterstützung Clintons aufrufen?

Sanders hat aktuell rund 270-280 sichere Delegierte Rückstand auf Clinton. Bei den noch ausstehenden Vorwahlen werden noch 781 Delegierte vergeben. Hinzu kommen noch etwa 150 Superdelegierte. Hier liegt Clinton nach wie vor deutlich vorn. Nach aktuellen Schätzungen könnte der Vorsprung allein bei den Superdelegierten bei über 500 liegen. Ob Sanders Rechnung, mit einem Sieg bei den sicheren Delegierten Clinton auch bei den Superdelegierten zu überholen, aufgegangen wäre, bleibt äußerst fraglich und im Bereich der Spekulationen.
Fakt ist: Will Sanders Clinton noch bei den sicheren gebundenen Delegierten einholen, müsste er im Schnitt fast 70 % zu 30 % gegen Clinton gewinnen. Insbesondere in Kalifornien müsste ein solches Ergebnis her. Die aktuellen Umfragen sehen aber Clinton mehr oder weniger komfortabel vorne, durchschnittlich etwa 8 % Vorsprung.


Kein TV-Duell Sanders vs Trump


Ungeachtet dieser Ausgangsposition versucht sich Sanders aber weiter zu profilieren. Jüngst forderte er Donald Trump zu einem TV-Duell auf - ohne Hillary Clinton. Trump lehnte es letztlich ab, gegen den Zweitplatzierten der Demokraten anzutreten. Möglicherweise wären die Einschaltquoten höher gewesen, als bei den anstehenden TV-Debatten der beiden Nominierten in der zweiten Jahreshälfte. Sowohl für Sanders als auch für Trump wäre es eine weitere gute Gelegenheit gewesen, öffentlichkeitswirksam ihre Positionen unter das Volk zu bringen. Clinton kann letztlich froh sein, dass es nicht dazu kommt. Eine weitere Fokussierung auf Sanders und Trump kann sie nun überhaupt nicht gebrauchen.


US-Außenministerium rügt Clinton wegen E-Mail-Affäre - Sanders verpasste Chance?


Nach der Rüge des US-Außenministeriums im Zusammenhang mit ihrer E-Mail-Affäre, steht sie erneut mit Negativschlagzeilen in der Kritik. Ein Thema, was Sanders von Beginn an bewusst ausgeblendet hat. Einige politische Beobachter hatten schon im vergangenen Jahr den Kopf geschüttelt, weshalb Sanders nicht auf das Thema aufspringt. Einige sagen, dass es ihm positiv anzurechnen ist, dies nicht ausgeschlachtet zu haben, andere wiederum sprechen von einer klaren Fehlentscheidung seiner Wahlkampfleitung. Nun ist es zu spät, davon zu profitieren, zumindest für Sanders. Donald Trump wird in dieser Angelegenheit sicher noch Redebedarf haben.

Hillary Clinton wird drei Kreuze machen, wenn die Vorwahlen vorüber sind. Der starke Auftakt in den Südstaaten war das Fundament für ihren Erfolg. Danach waren die Ergebnisse solide und letztlich ausreichend für die Nominierung. Am Ende dürfte sie zwar noch auf 100-200 Superdelegierte angewiesen sein, aber es wird reichen. Bernie Sanders letztes Aufbäumen am 07. Juni geschieht aus Respekt und Dankbarkeit zu seinen Anhängern. An eine öffentliche Aufgabe wird er nicht denken. Und klammheimlich wird der Senator möglicherweise auch immer noch ein bisschen hin und her rechnen. Er bleibt jedenfalls präsent bis zum Ende.


Trump & Clinton

In diesen Wochen befinden wir uns in der Übergangsphase von den Vorwahlen zum Wahlkampf der General Election. Für Clinton werden sich zwar der Konkurrent und die Themen ändern, aber die für sie größte Gefahr bleibt bestehen. Die Stimmung gegen das Establishment. Hier liegen Sanders und Trump dicht beieinander, ungeachtet inhaltlicher Differenzen. Dass Sanders so lange kämpft ist auch eine Chance für Clinton. Sie wird daran erinnert, wo sie Nachholbedarf hat und worauf es auch im Wahlkampf gegen Trump ankommen wird. Denn plakatives Auftreten und das simple Aufzeigen von Missständen beherrscht Trump gewiss nicht schlechter als Sanders. Der Senator aus Vermont hat Clinton in diesem Sinne also gut vorbereitet.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Klar hat Trump die Debatte mit Sanders abgelehnt, war doch eindeutig eine Falle um ihn aufs Glatteis zu führen! Sanders ist doch nichts als der stooge von Clinton wenn es um Trump geht.Das einzige Ziel der Demokraten wäre es gewesen irgendeinen Skandal zu provozieren, warum sonst senden sie Schlägertruppen zu jeder Trump Veranstaltung?