Mittwoch, 9. Dezember 2015

Trump droht indirekt mit unabhängiger Kandidatur – aus dem Dilemma der Republikaner könnte auch eine neue Chance erwachsen

Republikaner unter Schock


Die Nachwirkungen des Trump-Vorschlags zum Einreiseverbot für Muslime sind so stark, wie bei keinem seiner verbalen Provokationen zuvor. Aus allen Ecken hagelte es teils scharfe Kritik. Auch aus den Reihen der Republikaner im Kongress gab es Ratschläge, nach denen Trump seine Kandidatur niederlegen solle.

Die Republikaner sind geschockt. Allgemein ist man davon ausgegangen, dass sich Trump mit der Zeit mäßigen werde, auch in Hinblick auf einen Wahlkampf gegen Hillary Clinton. Dass Trump nun aber selbst für die Hardliner bei den Republikanern einen Schritt zu weit gegangen ist, hinterlässt zunächst Ratlosigkeit. Dass Trump mit dem heftigen Gegenwind gerechnet hat, bewies er dann auch einen Tag nach seinem Vorstoß.


Trumps indirekte Drohung


Nachdem die ersten Rückzugsforderungen und Distanzierungen kamen, twitterte Trump folgendes: „Eine neue Umfrage deutet darauf hin, dass mich 68% meiner Unterstützer auch wählen würden, wenn ich die Republikaner verlasse und als Unabhängiger kandidierte.“ Dabei bezieht er sich auf eine aktuelle Umfrage von USA Today.
Trump droht also indirekt damit, als unabhängiger Kandidat weiterzumachen. Natürlich weiß er, dass er damit niemals Präsident werden würde, aber er weiß auch, die Republikaner können das eigentlich nicht riskieren.

Das Dilemma mit dem konservativen Spitzenmann


Das Dilemma, in dem die Republikaner stecken, ist hinlänglich bekannt. Trump erhält in allen Umfragen so viel Zuspruch, wie kein anderer GOP-Kandidat. Sollte Trump tatsächlich als unabhängiger Kandidat antreten, steht eine Spaltung des konservativen Lagers bevor. Zu viele Wähler würden den Republikanern verloren gehen, der Sieg der Demokraten könnte fast schon eingetütet werden. Lassen die Republikaner Trump gewähren, könnte der Imageschaden so groß werden, dass sich die Partei bzw. das politische Klima im ganzen Land davon nur schwer erholen würde.  Ein Rezept, wie Trump gestoppt werden könnte, ist bislang keinem der Kandidaten eingefallen.


Die neue Chance der Republikaner - mit Restrisiko


Aus dieser Situation heraus, könnte sich aber auch eine einmalige Chance für die Republikaner ergeben. Wenn sie sich einig sind und sich von Trump und dessen Kandidatur trennen würden, wäre dies ein sauberer Schnitt unter diesem Kapitel. Sie bewiesen Haltung und würden vermutlich auch bei der politischen Konkurrenz an Achtung gewinnen. Und was könnte Ted Cruz, Jeb Bush und Co. besseres passieren, als den Spitzenmann auf diese Weise loszuwerden. Ted Cruz wäre der Nachfolger der Konservativen und die gemäßigten Kräfte könnten angesichts des gespaltenen rechten Flügels einen bitter nötigen Aufschwung erleben. Und ob Trump tatsächlich so viele Wähler auf Dauer mitziehen würde, bleibt ohnehin abzuwarten. Schließlich wollen auch dessen Unterstützer einen Wechsel im Weißen Haus, weg von den Demokraten. Eins und Eins werden sie zusammenzählen und so könnten sich dann doch viele Wähler vom Abenteuer Donald Trump trennen.

Alles Spekulation, aber ausweglos ist die Situation für die Republikaner nicht. Nach dem Motto besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende, sind sie nun aufgefordert zu handeln. Trump einfangen oder sich von ihm trennen. Abzuwarten scheint mir allerdings keine kluge Lösung zu sein.Vielleicht aber wollen beide Seiten das Risiko einer Trennung dann doch nicht eingehen. Denn bei dem durchaus sehr ausgeprägten Ego dürfte Donald Trump weiter Interesse daran haben, im nächsten Jahr vom Trump Tower in New York City ins Weiße Haus nach Washington D.C. umzuziehen. Und die Republikaner könnten sich einen Zweifronten-Wahlkampf ersparen.

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