Sonntag, 28. Januar 2024

Republikaner profitieren von Anpassung des Electoral College

Bei der US-Wahl 2024 gibt es eine Anpassung bei der Verteilung der Wahlmännerstimmen im Electoral College. Die Anzahl der Stimmen, die in einem Bundesstaat gewonnen werden können, richtet sich nach der Einwohnerzahl. Zuletzt hatte es 2012 Veränderungen gegeben.


UPDATE, 29.01.24, zur präzisierenden Erläuterung:

Die Verteilung der Wahlmännerstimmen wird nicht direkt eins zu eins nach den Anteilen der Bevölkerung berechnet. Dennoch wirken sich Veränderungen bei der Bevölkerungszahl indirekt darauf aus.

Die Zusammenstellung des Electoral College sieht konkret wie folgt aus:

435 Stimmen entsprechend der Anzahl der Congressional Districts

+

100 Stimmen entsprechend der Anzahl der Senatssitze (2 pro Bundesstaat)

+

3 Stimmen für den Disctrict of Columbia (im 23. Verfassungszusatz festgelegt)

=

538 Electoral Votes


Jeder Bundesstaat erhält also 2 Electoral Votes entsprechend ihrer Sitze im Senat und die Anzahl der Stimmen entsprechend der Anzahl der Congressional Districts (die Anzahl der Abgeordneten, die den Bundesstaat im US-Repräsentantenhaus vertreten, also ein Abgeordneter pro Congressional District).

Die Anzahl der Congressional Districts richtet sich vereinfacht gesagt an der Bevölkerungsanzahl, weshalb, ungeachtet weiterer Vorgehensweisen beim Redistricting, eine Abnahme oder ein Zuwachs bei der Bevölkerung ab einem gewissen Wert auch zu einer Veränderung der Anzahl der Congressional Districts und damit auch der Wahlmännerstimmen im Electoral College führen kann. 

 

Nimmt man das letzte Wahlergebnis als Maßstab und berücksichtigt man auch die tendenzielle Ausrichtung dieser Bundesstaaten profitieren die Republikaner von der diesjährigen Neuverteilung.

Republikaner +3Demokraten -3

Bei identischem Wahlverhalten wie 2020 würden die Demokraten in diesem Jahr 3 Stimmen weniger und die Republikaner 3 Stimmen mehr gewinnen.

Folgende Änderungen hat es gegeben:

BundesstaatAltNeuVeränderungSieg in 2020Prognose 2024
Texas3840+2TrumpTrump
Florida2930+1TrumpTrump
North Carolina1516+1Trumpoffen
Colorado910+1BidenBiden
Oregon78+1BidenBiden
Montana34+1TrumpTrump
Kalifornien5554-1BidenBiden
New York2928-1BidenBiden
Pennsylvania2019-1Bidenoffen
Illinois2019-1BidenBiden
Ohio1817-1TrumpTrump
Michigan1615-1Bidenoffen
West Virginia54-1TrumpTrump


Texas wird immer wichtiger

Texas wird für die Parteien immer interessanter. Mit zwei zusätzlichen Stimmen kommt der Lone Star State nunmehr auf 40 Wahlleute, nur Kalifornien hat noch mehr. Dazu kommt noch, dass die Wahlausgänge in Texas in den vergangenen zwei Jahrzehnten immer enger wurden. Die Demokraten wollen die Hochburg der Republikaner zu einem Swing State machen. George W. Bush gewann in seinem Heimat-Bundesstaat noch mit über 20 % Vorsprung, John McCain und Mitt Romney lagen ebenfalls noch klar zweistellig vor Barack Obama. 2016 konnte Hillary Clinton ihren Rückstand hinter Trump bereits auf 9 % reduzieren, 2020 hatte Biden noch 5,5 % Rückstand.

Rust Belt verliert Stimmen, bleibt aber von höchster strategischer Bedeutung

Auffällig ist auch der Rückgang in fast allen Bundesstaaten des Rust Belt. Michigan, Pennsylvania, Ohio, Illinois, New York und West Virginia. Alle verlieren jeweils eine Wahlmännerstimme. Das ändert allerdings nichts an der strategischen Bedeutung dieser Region für den Ausgang der Präsidentschaftswahl 2024. Pennsylvania und Michigan werden wohl wieder zu den am stärksten umkämpften Bundesstaaten im Wahlkampf gehören.

3 Kommentare:

Stephan hat gesagt…

Danke für deinen Blogpost.
Inwiefern haben sich denn die Bevölkerungszahlen entwickelt, dass genau diese Änderungen dabei herauskommen?
Dass der Rust Belt Einwohner verliert verstehe ich, aber Kalifornien ist doch eher gewachsen, als geschrumpft.

Thomas hat gesagt…

Hallo Stephan,
vielen Dank für Deine Nachricht und die Nachfrage dazu. Tatsächlich ist die Bevölkerungszahl in Kalifornien zuletzt rückläufig gewesen. Link dazu siehe unten für die Jahre 2022 und 2023. Die Abnahme begann aber schon etwas früher.

Da meine Formulierung aber unabhängig davon etwas vereinfacht war, habe ich die Berechnung des Electoral College nochmal etwas präzisiert und ein Update direkt im Post platziert. Die Bevölkerungsanzahl eines Bundesstaats wirkt sich auf die Anzahl der Congressional Districts aus, diese wiederum wirken sich auf die Verteilung der Electoral Votes pro Bundesstaat aus.


https://dof.ca.gov/wp-content/uploads/sites/352/Forecasting/Demographics/Documents/E-1_2023PressRelease.pdf

Anonym hat gesagt…

Hallo Thomas,

Vielen Dank für die Erläuterung.

Viele Grüße
Stephan