Biden könnte den Weg hin zu einer Vorentscheidung ebnen
Joe Biden by Gage Skidmore |
Eine Vorentscheidung im März ist möglich, wenn sich andeutet, dass einer der beiden Kandidaten in drei der vier großen Regionen des Landes gewinnt - in den Südstaaten, im Rust Belt, an der Ostküste und an der Westküste, obwohl dort bereits mit Kalifornien der in Hinblick auf die Delegiertenzahl wertvollste Bundesstaat schon vom Tisch ist.
Wenn man aktuell über eine Vorentscheidung spricht, denkt man dabei an Joe Biden. Sein Comeback in den Vorwahlen überstrahlt die Schwächen, die er im Wahlkampf und zu Beginn der Vorwahlen hatte. Biden hat viele Konkurrenten zur Aufgabe und Unterstützung bewegt, die Umfragen führt er nun auch wieder an.
Sollte Biden am Dienstag in Michigan und Washington gewinnen, hätte er eine Situation erreicht, aus der heraus er eine Woche später gegen Sanders einen vorentscheidenden Sieg erzielen könnte. Dazu aber gleich mehr.
Sanders muss abwehren, argumentieren und siegen
Dass Bernie Sanders eine Vorentscheidung zu seinen eigenen Gunsten herbeiführen kann, ist praktisch ausgeschlossen. Dennoch kann Sanders mit zwei Siegen in Michigan und Washington zeigen, dass er weiter in der Lage ist, Biden zu schlagen. Für den Senator geht es in den kommenden 10 Tagen um drei wichtige Punkte:
1. Abwehr - Nicht den Anschluss in der Gesamtwertung nach dem 10.03. verlieren
Demnach darf Sanders bei den Vorwahlen am Dienstag nicht zu viel Boden auf Joe Biden verlieren, besser noch, er kann seinen Rückstand etwas verkürzen.
2. Argument - Sanders muss in der TV-Debatte am 15.03. Biden in den Schatten stellen.
Sanders muss es gelingen, Bidens Schwäche in den TV-Debatten zur Geltung zu bringen, ohne ihn bzw. die Biden-Unterstützer vor den Kopf zu stoßen. Die Wählerinnen und Wähler müssen den Eindruck gewinnen, dass mit den Sanders-Reformen Fortschritt und kein Risiko verbunden ist und dass mit Sanders ein versöhnender und nicht spaltender Kandidat Donald Trump ablösen will.
3. Sieg - Sanders muss auch nach dem 17.03. noch auf Augenhöhe mit Biden sein (weniger als 250 Delegierte Rückstand).
Wichtiger noch als die mathematische Frage, ob es 10 Delegierte mehr oder weniger sein werden, die Sanders aufholen muss, ist die Aussicht auf weitere Erfolge. Schafft es Sanders nicht, in Ohio und Illinois zu gewinnen, wird er neben dem tatsächlichen Rückstand auch noch mit der Erklärung zu kämpfen haben, wie und wo er denn noch gegen Biden derart gewinnen will, um ihn noch abfangen zu können.
Ein weiterer Punkt, auf den Sanders aber wohl keinen direkten Einfluss hat, ist die Frage, inwieweit die Diskussionen um mögliche Ermittlungen gegen die Biden-Familie in Zusammenhang mit Burisma und der Ukraine-Affäre um Donald Trump, dem früheren Vizepräsidenten schaden könnten.
Michigan und Washington im Mittelpunkt
Michigan (125 Delegierte) und Washington (89 Delegierte) sind nicht nur die zahlenmäßig wertvollsten Bundesstaaten am morgigen Dienstag, die dortigen Ergebnisse der Vorwahlen könnten Aufschluss geben über die Frage, ob Sanders das Rennen offen halten kann oder Biden alleiniger Favorit und eindeutiger Frontrunner der Demokraten sein wird.
Vor einigen Tagen hatte ich schon beschrieben, dass die Entscheidung wohl im Rust Belt fallen wird, also Ohio, Indiana, Illinois, Pennsylvania und eben auch Michigan. Biden gewinnt in den Südstaaten und Sanders ist im Westen Favorit. Will Sanders gewinnen, muss er also im Rust Belt gegen Biden siegen, denn auch an der Ostküste wird es der Senator eher schwer haben.
Und in Washington gilt es für Sanders, seinen vermeintlichen Vorteil, die Pazifikküste im Westen der USA, auch tatsächlich in Wählerstimmen umzuwandeln.
Der Vergleich Biden zu Clinton - ein schlechtes Vorzeichen für Sanders?
Im Jahr 2016 konnte Bernie Sanders in Michigan knapp gegen Clinton gewinnen. Es war rückblickend ein mahnender Warnschuss gegen die Establishment-Kandidatin Hillary Clinton, im November 2016 verlor sie mit Michigan einen wichtigen Schlüsselstaat gegen Donald Trump. Ein Verlust, der ihre Niederlage besiegelte.
Sanders gewann 2016 auch den Bundesstaat Washington gegen Clinton. Er erhielt damals über 72 %, Clinton kam nur auf gut 27 %.
Diese beiden Ergebnisse lassen Sanders natürlich hoffen, auch 2020 wieder erfolgreich aus den Vorwahlen in Michigan und Washington hervorzugehen.
Die aktuellen Umfragen deuten aber nicht auf solche Erfolge hin. Im Gegenteil: In Washington liegen beide Kandidaten Kopf-an-Kopf, Biden ganz leicht vorne. Und auch in Michigan lag Biden laut Umfragen zuletzt an der Spitze.
Sollte Sanders in beiden Bundesstaaten verlieren, sind drei wichtige Antworten gegeben. Biden schlägt Sanders im Rust Belt. Biden schlägt Sanders sogar an der Westküste. Biden ist ein strategisch stärkerer Gegner als es Hillary Clinton bei ihrem Gesamtsieg gegen Sanders 2016 war, da keine ausgeprägten Schwächen (mehr) erkennbar sind.
Unter diesen Umständen, dürfte es für Sanders äußert schwierig werden, das Ruder nochmal herumzureißen.
Sanders bleibt aussichtsreich im Rennen, wenn...
Und wenn Sanders gewinnen sollte? Ist Bidens Höhenflug schon wieder vorbei und kann Bernie Sanders sowohl in Washington als auch in Michigan gewinnen, wäre es für Joe Biden das Zeichen, wohl bis zum Schluss um seine Nominierung kämpfen zu müssen. Sein Erfolg wäre ernsthaft in Gefahr.
Es würde sich ein heftiger Zweikampf im Rust Belt anschließen, beide Kandidaten würden wohl mindestens bis Ende April volle Kraft gehen müssen. Kraft die im November gegen Donald Trump fehlen könnte. Ein Rennen, das auch Wunden hinterlassen würde.
Missouri, Mississippi, Idaho und North Dakota
Die übrigen Bundesstaaten dürften am Dienstag eher eine untergeordnete Rolle spielen. Natürlich sind auch hier wichtige Delegiertenstimmen zu gewinnen, aber entweder ist das Ergebnis schon absehbar oder es hat keine strategische Bedeutung für den weiteren Verlauf der Vorwahlen.
In Mississippi ist Biden absoluter Favorit, in North Dakota und Idaho müsste Sanders vorn liegen. Missouri könnte etwas knapper ausfallen, Tendenz aber eher zu Biden. Das Ergebnis aus Missouri könnte den Trend dieser Wahlnacht aber eher nur verstärken, als ihn umzudrehen.
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