Ähnlich wie die Demokraten in der vergangenen Woche halten auch die Republikaner einen modifizierten Parteitag ab; aufgezeichnete Reden, vereinzelte Liveauftritte, Werbefilme und einige inszenierte Interviews. Auch den Republikanern ist es gelungen, für einen reibungslosen und professionellen Ablauf zu sorgen.
Zielrichtung: Trumps Anhängerschaft
In vier Tagen Convention können viele Botschaften an unterschiedliche Zielgruppen adressiert werden. Dabei sind im Idealfall alle Flügel und Strömungen der Partei mitzunehmen. Die Republikaner haben für den ersten Tag im Kern zwei Botschaften ausgesendet. Donald Trump sei der Präsident, der für Stabilität und Sicherheit, gutes Krisenmanagement und eine starke Rolle der USA in der Welt stehe. Die sozialistischen Demokraten würden das Land zerstören, Joe Biden würde die USA ins Chaos führen. Ein kubanisch-amerikanischer Einwanderer behauptete, dass Biden heimlich den Kommunismus einführen wolle.
So eindeutig die Botschaften auch waren, es war nicht eindeutig klar, ob die Republikaner über die treueste Anhängerschaft Trumps hinaus, auch das moderate Lager ansprechen wollten. Das düstere Bild einer Biden-Regierung, das die Republikaner zeichneten, sollte neben der Mobilisierung der eigenen Wählerschaft auch eine Warnung an die politische Mitte sein. Die aufgebauten Drohkulissen waren aber teilweise so extrem, dass fraglich ist, ob moderate Republikaner und Unabhängige diesem Narrativ folgen werden.
Eine der deutlichsten Ansprachen kam erwartungsgemäß von Donald Trump Jr., ältester Sohn des Präsidenten. Trump Jr. ist bekannt dafür, die rhetorische und inhaltliche Schärfe seines Vaters zu übertreffen.
Trump Jr. suggerierte, dass es Bidens ausdrückliches Ziel sei, mehr illegale Einwanderer in die USA zu holen, um den US-Bürgern die Jobs wegzunehmen. Bei einem Sieg der Demokraten seien die Grundprinzipien der USA gefährdert: Meinungsfreiheit, Redefreiheit, Religionsfreiheit, Rechtsstaatlichkeit. Die Demokraten, so Trump Jr. wollten das Land und alles wofür die Menschen gekämpft hätten (...) zerstören, sie wollten den Menschen ihre Freiheit stehlen.
Eine ähnliche Rede, mit reichlich Pathos, hielt Kimberly Guilfoyle, Freundin von Donald Trump Jr. und ehemalige FOX News Moderatorin. Guilfoyle prangerte an, dass die Demokraten das Land mit ihrer schwachen, liberalen Opferideologie versklaven wollten, bis die Menschen das Land und sich selbst nicht mehr wiedererkennen würden.
Auch Haley warnt vor einem sozialistischen Amerika unter Joe Biden
Etwas moderatere Töne schlug Nikki Haley an, obwohl auch sie vom Sozialismus bei den Demokraten sprach, ungewöhnlich für die sonst eher diplomatische frühere Gouverneurin von South Carolina. Haley sagte, dass eine Biden-Harris-Regierung schlechter sei, als es die Obama-Biden-Regierung gewesen sei. Damals war Obama Bidens Boss, heute wären es Nancy Pelosi, Bernie Sanders und die sog. "Squad". Deren Vision von Amerika sei der Sozialismus und dieser sei überall auf der Welt gescheitert, so Haley, die in der Amtszeit Trumps auch US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen war.
Nikki Haley wies zudem die Behauptung zurück, dass die USA ein rassistisches Land seien.
Sie warb für ein starkes Amerika im internationalen Kontext.
Demokrat wirft Biden und seiner Partei Heuchelei vor
Den Demokraten war es letzte Woche gelungen, mit John Kasich und Colin Powell ehemalige republikanische Politprominenz zum Werben für Joe Biden zu gewinnen.
Gestern hielten die Republikaner dagegen. Zwar handelte es sich "nur" um einen Lokalpolitiker aus Georgia, dennoch erhielt Vernon Jones einige Aufmerksamkeit.
Jones warf Joe Biden und den Demokraten vor, in der Rassismusdebatte nicht ehrlich zu sein. Die Demokraten wollten Schwarze auf ihrer geistigen Plantage gefangen halten und respektierten nicht, dass Schwarze eine eigene Meinung hätten. Dabei spielte Jones wohl auch auf Bidens sinngemäße Aussage an, dass ein Schwarzer nur dann ein echter Schwarzer sei, wenn dieser auch Biden wähle. Dies wird auch später nochmals von Tim Scott, Senator aus South Carolina zitiert. Eine Aussage, die Biden später als unklug und anmaßend bezeichnete.
Während die Demokraten nur redeten, würde Donald Trump dagegen handeln. Der Präsident habe den Schwarzen konkret geholfen, weshalb Jones den Republikaner unterstütze.
Jones klagte weiter an, dass sich die Demokraten mit der Pandemie von Intoleranz, Bigotterie und Sozialismus infiziert hätten. Außerdem hätte die Partei Vorurteile gegen die Strafverfolgung und toleriere Menschen, die anderer Eigentum angreifen und zerstören.
Ausblick auf den zweiten Tag der RNC Convention
In der kommenden Nacht werden Reden u.a. von der First Lady, Melania Trump, US-Außenminister Mike Pompeo, Ivanka Trump und Rand Paul, libertärer republikanischer Senator aus Kentucky erwartet.
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