Freitag, 23. September 2022

Hält die jüngste Siegesserie der Demokraten in Arizona?

Vier realistische Chancen haben die Republikaner bei den diesjährigen Midterm Elections den Demokraten mindestens einen erforderlichen Sitz im US-Senat abzunehmen, vermutlich benötigen sie sogar zwei oder mehr, je nachdem wie viele Sitze sie selbst abgeben müssen. Mit Georgia, Nevada und New Hampshire haben wir uns schon in den letzten Wochen beschäftigt, heute blicken wir auf Arizona, wo der demokratische Amtsinhaber Mark Kelly um seinen Sitz bangen muss.


Der Bundesstaat Arizona im Südwesten der USA ist strukturell eher republikanisches Terrain. Fivethirtyeight hat analysiert, dass Arizona bei Kongress- und Gouverneurswahlen 7,6 % republikanischer wählt als der landesweite Durchschnitt der USA. In diesem Punkt ist Arizona vergleichbar mit Georgia und Florida.

Laut Ballotpedia sind 34 % der registrierten Wählerinnen und Wähler in Arizona republikanisch, 32 % demokratisch und 34 % unabhängig oder anderen Parteien zugehörig.

Bei den Gouverneurswahlen konnten zuletzt die Republikaner souverän gewinnen. Seit 2010 gewannen sie mit zweistelligen Abständen zu den Demokraten. In diesem Jahr wird ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der Republikanerin Kari Lake und der Demokratin Katie Hobbs prognostiziert.

Bei den Wahlen in der jüngeren Vergangenheit votierte Arizona jedoch für die Demokraten. Bei der Präsidentschaftswahl 2020 konnte Joe Biden den Bundesstaat etwas überraschend hauchdünn mit 0,3 % Vorsprung gegen Donald Trump gewinnen. Nach dem 2. Weltkrieg ist dies den Demokraten nur zweimal gelungen, 1948 Harry S. Truman und 1996 Bill Clinton.


Der amtierende demokratische Senator Mark Kelly tritt nun zu seiner Wiederwahl an. Er konnte 2020 in einer Special Election erstmals seit 1962 diesen Sitz Arizonas im US-Senat für die Demokraten gewinnen. Die Special Election war erforderlich, da der republikanische Senator John McCain 2018 verstarb. McCain war einer der schärfsten prominenten parteiinternen Kritiker Trumps. McCain vertrat Arizona über 22 Jahre im Senat in Washington.

Mark Kelly konnte die Wahl 2020 mit 2,4 % Vorsprung vor Martha McSally gewinnen.

Den zweiten Sitz Arizonas im US-Senat hält die Demokratin Kyrsten Sinema, die 2018 ebenfalls gegen Martha McSally gewann. Auch ihr Vorsprung betrug 2,4 %.

Bei den Vorwahlen der Demokraten hatte Kelly in diesem Jahr keinen Gegenkandidaten.


Mark Kelly, Official Portrait 117th
Mark Kelly
by John Klemmer, US Senate Photographic Studio,
Public domain


Mark Kelly setzte im Wahlkampf  2020 auf einen parteiübergreifenden Konsensansatz, der offenbar insbesondere auch bei den unabhängigen Wählerinnen und Wählern Anklang fand und ihm zum Sieg verhalf. Bevor er 2018 zu den Demokraten wechselte, war der 58-jährige Kelly selbst Unabhängiger. Auf diese Wählergruppe in der politischen Mitte, wird er auch in diesem Herbst zählen, wenn er von dem Republikaner Blake Masters herausgefordert wird.


Auch in Arizona setzen die Republikaner auf einen polarisierenden Kandidaten

Arizonas Republikaner haben mit Blake Masters einen konservativ-nationalistischen Kandidaten nominiert. Masters sieht sich selbst in der Tradition Trumps America First Politik und ist auch ein Unterstützer des früheren Präsidenten. Ähnlich wie in Ohio, New Hampshire, Nevada oder Georgia haben sich die Republikaner auch in diesem Battleground State für einen Kandidaten mit klarer rechter Kante entschieden und sich gegen moderate Kompromisskandidaten entschieden. Masters konnte sich in den Vorwahlen rund 40% sichern und lag damit deutliche 12 % vor seinem ersten Verfolger.

Masters hatte sich sehr frühzeitig für die Linie Trumps entschieden, die Wahlergebnisse 2020 anzuzweifeln, was ihm letztlich auch die Unterstützung des Ex-Präsidenten sicherte.


Blake Masters by Gage Skidmore
Blake Masters
by Gage Skidmore, CC BY-SA 3.0 

Blake Masters ist 36 Jahre alt und verfügt über keine klassischen politischen Vorerfahrungen. Dass seine Parteifreundin McSally 2020 die Wahl gegen Kelly verlor, bezeichnete Masters als vermeidbar und kandidiert nun konsequenterweise selbst. Masters ist Vorsitzender der Thiel Foundation und hält enge Beziehungen zu dem rechts-libertären Milliardär Peter Thiel.


Umfragen sehen den Amtsinhaber noch knapp vorne

Vier aktuelle Umfragen sehen den Demokraten Mark Kelly knapp aber einheitlich vorne. Emerson und die Trafalgar Group geben Kelly einen Vorsprung von 2 %, Data for Progress verzeichnet 1 % Vorsprung, Insider Advantage sieht ihn 6 % vor Masters.


Die Chancen auf die Wiederwahl Kellys stehen nicht schlecht. Aussichtslos ist das Vorhaben Masters aber gewiss nicht. Sollte die allgemeine politische Stimmung im Land wieder eher in Richtung der Republikaner tendieren, könnte das schon ausreichen, um den entscheidenden Sprung an Kelly vorbei zu machen. Der knappe Vorsprung in Umfragen kann einerseits und insbesondere angesichts der Fehlertoleranz auf ein absolutes Kopf-an-Kopf-Rennen hindeuten, andererseits weisen Emerson und die Trafalgar Group häufig leicht bessere Ergebnisse für die Republikaner auf, als es andere renommierte Umfrageinstitute tun. Beide sehen Kelly knapp vor Masters.


Müsste ich mich festlegen, würde ich sagen, dass Masters seitens der Republikaner sicherlich nicht das heißeste Eisen im Feuer ist, wenn es darum geht, den Demokraten einen Sitz um US-Senat abzunehmen. Sowohl Adam Laxalt in Nevada als auch Herschel Walker in Georgia rechne ich größere Chancen zu, erfolgreich zu sein, auch wenn beide meines Erachtens nicht das komplette Wählerpotenzial der Republikaner und der politischen Mitte abrufen können. Masters dürfte die Nr. 3 der GOP sein, wenn man die Hoffnungen der Republikaner in eine Reihenfolge bringen möchte. Lediglich Don Bolduc in New Hampshire sehe ich noch etwas dahinter, betrachtet man die vier eingangs erwähnten Bundesstaaten, in denen die Republikaner realistische Chancen auf einen Wechsel haben.

Vermutlich benötigen die Republikaner aber mindestens zwei Sitze, um die Mehrheit im US-Senat zu erringen, da ihnen in Pennsylvania der Verlust eines eigenen Sitzes droht. Damit befasse ich mich im nächsten Post. Es folgen dann noch die Vorschauen auf Florida, Wisconsin und North Carolina, um die 10 diesjährigen Battleground States bei den Kongresswahlen zum US-Senat zu komplettieren.

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