Donnerstag, 1. September 2022

Nevada - eine von vier Hoffnungen der Republikaner für den US-Senat

Im Bestreben, einen Mehrheitswechsel im US-Senat herbeizuführen, müssen die Republikaner mindestens einen Sitz von den Demokraten erobern und gleichzeitig keinen der bisherigen eigenen Sitze verlieren. Für jeden verlorenen Sitz müssten die Republikaner entsprechend einen weiteren Sitz zusätzlich gewinnen. Die Wahrscheinlichkeit, dass den Demokraten es gelingen wird, den Republikanern Sitze abzunehmen, ist derzeit relativ hoch.

Realistisch betrachtet haben die Republikaner derzeit vier Möglichkeiten, bisher von den Demokraten gehaltene Sitze zu gewinnen. In Nevada, Arizona, New Hampshire und Georgia rechnen sich die Herausforderer der GOP die größten Chancen aus. Heute betrachte ich genauer den Bundesstaat Nevada.


Nevada - Cortez Masto vs Laxalt

Die demokratische Amtsinhaberin Catherine Cortez Masto tritt erstmals zur Wiederwahl an. Die heute 58-Jährige folgte 2016 auf Harry Reid, ein politisches Schwergewicht der Demokraten. Reid wurde seit 1986 durchgehend in den US-Senat gewählt und war in den acht Jahren der Obama-Präsidentschaft Mehrheitsführer der Demokraten. Cortez Masto gewann vor sechs Jahren mit etwa 2,4 % Vorsprung vor Joe Heck. In diesem Jahr fordert sie der Republikaner Adam Laxalt heraus.


Wie schon bei der Vorschau auf die Wahl in Ohio betrachte ich die folgenden vier Faktoren, um eine Einschätzung vorzunehmen können, wie groß die Chancen für die Kandidierenden sind:

  • Wählerstruktur des Bundesstaats
  • allgemeine Stimmung im Land
  • Kandidaten
  • Umfragen

Nevada ist ein klassischer Swing State, mit einem leichten Ergebnisvorteil für die Republikaner. Bei der Analyse von FiveThirtyEight wie ein Bundesstaat bei Kongress- oder Gouverneurswahlen tendenziell im Vergleich zum Landesdurchschnitt der USA wählt, wurde ermittelt, dass Nevada rund 2,5 % mehr republikanisch votiert.

Dieser Wert allein lässt keinen Rückschluss auf das künftige tatsächliche Wahlverhalten zu, es ist aber ein Baustein, der berücksichtigt werden sollte. Würde die allgemeine politische Stimmung im Land, ausgedrückt durch das Generic Congressional Vote/Ballot mit 5-6 % in Richtung der Republikaner tendieren, müsste ein demokratischer Kandidat angesichts des durchschnittlichen Wahlverhaltens in Nevada (2,5 % mehr republikanisch) bereits in einem stark republikanischen Umfeld (Struktur + Stimmung) kämpfen und etwa 7,5-8,5 % wettmachen.

Laut Ballotpedia sind in Nevada rund 36% der registrierten Wählerinnen und Wähler Demokraten, 31 % Republikaner und 33 % Unabhängige und Andere. Auch diese Werte sind immer relativ zu sehen. Hier können Ableitungen zur Wählermobilisierung des eigenen Lagers getroffen werden. Je höher der eigene Anteil ist, desto sinnvoller sind klassische Themen für die eigene Klientel. Bei einem relativ hohen Anteil an Unabhängigen, müsste genauer auf deren Belange eingegangen werden. Diese können aber natürlich in einem Bundesstaat eher progressiv ausgerichtet sein, während es in einem anderen Bundesstaat eher konservative Unabhängige gibt. Beispielsweise gibt es in Louisiana und Kentucky jeweils mehr registrierte Demokraten als Republikaner, zumindest bei Präsidentschaftswahlen haben die Republikaner diese beiden Bundesstaaten aber nach Bill Clinton in den 90er Jahren nicht mehr verloren. Entweder tendieren dort die Unabhängigen deutlich zu den Republikanern oder aber die Demokraten können ihr eigenes Wählerpotenzial nur wenig ausschöpfen.

Nevada wurde seit 1999 durchgehend von republikanischen Gouverneuren regiert. Erst 2019 gelang es einem Demokraten wieder, diesen Posten zu gewinnen. Steve Sisolak gewann mit 49 % vor Adam Laxalt (45%), der nun für die Republikaner ins Rennen um den Sitz im US-Senat geht. Der zweite Senatssitz Nevadas im Kongress in Washington konnte zuletzt 2018 die Demokratin Jacky Rosen gewinnen, mit etwa 5% Vorsprung vor Dean Heller.

Bei Präsidentschaftswahlen hat Nevada zuletzt verlässlich demokratisch gewählt. George W. Bush war 2004 der letzte Republikaner, der die Wahlmännerstimmen aus dem SIlver State gewinnen konnte. Nach den deutlichen Niederlagen von McCain 2008 und Romney 2012 musste sich auch Donald Trump mit jeweils etwa 2,5 % Rückstand Hillary Clinton und Joe Biden geschlagen geben.


Demokraten und Republikaner landesweit gleichauf

Im Laufe dieses Sommers haben die Republikaner ihren rund 4% Vorsprung in den Umfragen zum Generic Congressional Vote/Ballot verloren. Seit etwa einem Monat liegen Demokraten und Republikaner praktisch gleichauf. Diese Form der Umfrage ist zwar nicht geeignet, Ableitungen für eine Einzelwahl zu treffen, die allgemeine Stimmungslage ist hierbei aber sehr gut abzulesen.

Die Niederlage der Trump-Anhängerin Sarah Palin gegen die Demokratin Mary Peltola im republikanisch geprägten Alaska ist nur das jüngste Anzeichen dafür, dass Trumps Einfluss auch zur Belastung für republikanische Kandidatinnen und Kandidaten mit engen Verbindungen zum Ex-Präsidenten werden kann. Zwischen Trump und Laxalt bestehen diese Beziehungen.


Adam Laxalt musste zuletzt Niederlagen hinnehmen

Der Republikaner ist in Nevada kein Unbekannter. In den Jahren 2014 bis 2019 war Adam Laxalt Attorney General in dem Bundesstaat. 2018 verlor er, wie bereits erwähnt, die Gouverneurswahl gegen Steve Sisolak. 2020 war Laxalt eine zentrale Figur im Wahlkampfteam Donald Trumps für Nevada. Bevor und nachdem Trump diesen Bundesstaat jedoch erneut verlor, beteiligte sich Laxalt an den erfolglosen Versuchen, rechtlich gegen das Wahlergebnis vorzugehen. 

Adam Laxalt by Gage Skidmore (cropped)
Adam Laxalt
by Gage Skidmore

Bei den Vorwahlen der Republikaner setzte sich der 44-Jährige souverän gegen seinen innerparteilichen Konkurrenten Sam Brown durch. Laxalt holte hier fast 56% und lag damit rund 21 Prozentpunkte vor Brown. Dabei präsentierte er sich im Wahlkampf als Anti-Establishment Kandidat der Republikaner.


Catherine Cortez Masto - die Amtsinhaberin

Bei den Demokraten tritt erneut Catherine Cortez Masto an. Die 58-Jährige konnte sich vor sechs Jahren relativ knapp mit 2,4 % durchsetzen und wurde erstmals in den US-Senat gewählt. Vor ihrem Wechsel nach Washington war sie Attorney General in Nevada, ihr Nachfolger in diesem Amt war ihr heutiger Herausforderer Adam Laxalt.


Catherine Cortez Masto official portrait.jpg
Catherine Cortez Masto
U.S. Senate Photographic Studio-Rebecca Hammel - Gemeinfrei

Cortez Masto musste bislang noch keine signifikante Wahlniederlage hinnehmen, was sie von Adam Laxalt unterscheidet. Obwohl beide in Nevada bekannt sind, profitiert Cortez Masto im Direktvergleich natürlich von ihrem Amtsinhaberinnenbonus. Sie kann auf konkretes Handeln im Kongress verweisen. Hierbei ist sie in wesentlichen Fragen auf Linie der Biden-Regierung, hat jedoch in Einzelfragen wie etwa zur Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln (Ablehnung) oder auch in Bezug auf die Nord Stream 2 Sanktionen (Zustimmung) abweichend votiert.


Aktuelle Umfragen

Bleibt noch der Blick auf die aktuellen Umfragen. Hier liegen derzeit drei Meinungserhebungen aus August vor. Während die eher konservative Trafalgar Group ein kleinen Vorsprung von 3% für Adam Laxalt sieht, liegt Cortez Masto in Umfragen der Suffolk University mit knapp 7% und  bei einer von AARP beauftragten Umfrage mit 4% vor dem Republikaner.


Fazit

In Nevada sehe ich die Demokratin Cortez Masto in einem engen Kopf-an-Kopf-Rennen leicht vor dem Republikaner Laxalt. Für Cortez Masto spricht, dass die Demokraten in den vergangenen Jahren die wichtigsten Wahlen in Nevada für sich entscheiden konnten, außerdem genießt sie den Vorteil einer Amtsinhaberin. Die politische Stimmung verstärkt zumindest aktuell nicht einen theoretischen Vorteil für Republikaner, die tendenziell in Nevada etwas stärker abschneiden als im Landesdurchschnitt der USA.

Hinzu kommt noch, dass Laxalts Verbindungen zu Trump ihm zwar bei den Vorwahlen der Republikaner halfen, in einem Swing State wie Nevada könnte dies aber zur Belastung werden.

Aussichtslos ist das Rennen für den Republikaner aber ganz sicher nicht. Dafür, dass Cortez Masto die eben erwähnten Vorteile mitbringt, sehen die Umfragen sie noch nicht auf der sicheren Seite. Im Gegenteil, ein Schnitt von +2,7 % für die Demokratin lässt zwar eine leichte Tendenz erkennen, liegt aber innerhalb der klassischen Fehlertoleranz.

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