Die Vizepräsidentin hat das Wahlkampfteam Bidens übernommen und ergänzt es nun zielgerichtet. So bleibt Julie Chávez Rodriguez die Wahlkampfmanagerin. Jen O'Malley Dillon ist weiterhin die Vorsitzende der Wahlkampfteams. Neu dazu kommt die Gouverneurin von Michigan Gretchen Whitmer, die künftig als Co-Vorsitzende das Team unterstützen wird. Whitmer erklärte, dass sie aber nicht als Vizekandidatin an der Seite Harris in die Präsidentschaftswahl gehen wird.
Womit bei ersten Umfragen zu rechnen ist
Nicht ganz so schnell geht es mit verwertbaren Umfragen, um ein aktuelles Stimmungsbild nach Bidens Verzicht zu erheben. Bislang liegen noch nicht so viele Umfragen vor, die ein verlässliches Bild liefern. Einige der nun veröffentlichten Meinungserhebungen bilden noch die Stimmung vor dem Rückzug Bidens ab.
Ohnehin ist nicht sofort mit signifikant veränderten Ergebnissen im Vergleich zu Biden vs Trump zu rechnen.
Es wird weiterhin ein Kopf-an-Kopf Rennen bleiben. Der Unterschied, auf den die Demokraten aber insbesondere hoffen, liegt eher in der Chance auf die Veränderung. Über Monate war keine Bewegung mehr in den Umfragen. Joe Biden steckte hinter Donald Trump fest, die Fronten waren verhärtet und die Mobilisierung bei den Demokraten zuletzt rückläufig. Durch den Wechsel zu Kamala Harris setzen die Demokraten auf eine neue Dynamik, die einerseits die Nominierung von J.D.Vance bei den Republikanern etwas in den Hintergrund rücken ließ und andererseits die Chance auf neue Personen und Themen im Wahlkampf bietet.
Harris muss in Kürze eine Wahl über ihren Vize treffen
Es wird mit Spannung erwartet, wen Kamala Harris als Running Mate auswählen wird. Der frühere US-Generalbundesanwalt und Justizminister Eric Holder soll laut einem Reuters-Bericht mit seiner Anwaltsfirma Covington & Burling LLP beauftragt worden sein, mögliche Kandidaten zu überprüfen.
Lange wird die Suche nach Harris Vizekandidaten jedoch nicht andauern. Es ist damit zu rechnen, dass die Entscheidung innerhalb der nächsten 14 Tage fallen wird.
Donald Trump hat sich entschieden mit J.D. Vance einen Kandidaten auszuwählen, der vollständige Loyalität bietet, inhaltlich keine Ergänzung, sondern eher eine Bekräftigung der Trump-Positionen bewirkt, gleichzeitig aber auch eine deutliche Verjüngung des Spitzenduos darstellt.
Welche Qualitäten und Eigenschaften Harris Vizekandidat haben muss, wird nun die zentrale Frage in ihrem Wahlkampfteam sein. Bei Trump sickerten die Namen der zuletzt verbliebenen Kandidaten an die Öffentlichkeit durch. Ähnlich scheint es sich auch bei Kamala Harris zu verhalten. Ob es am Ende einer der gehandelten Namen oder doch eine Überraschung werden wird, bleibt abzuwarten. Zwischenzeitlich hier eine Kurzübersicht zu den vermeintlichen Favoriten:
Die möglichen Vizepräsidentschaftskandidaten
Die vier Topfavoriten:
Josh Shapiro, Gouverneur von Pennsylvania
Josh Shapiro Governor Tom Wolf's Office, CC BY 2.0 |
- 51 Jahre
- gewann 2022 souverän die Wahl zum Gouverneur in Pennsylvania, der wichtigste Battlegroundstate bei der kommenden Präsidentschaftswahl
- erzielte in PA besseres Ergebnis für die Demokraten als Biden
- wäre bei Wahlsieg der erste jüdische Vizepräsident der USA
- ist landesweit ebenso wie sein Konkurrent auf republikanischer Seite, J.D. Vance, weniger bekannt, was ihm aber auch ein unverbrauchtes Image verleiht
Andy Beshear, Gouverneur von Kentucky
- 46 Jahre
- gewann zwei Wahlen im republikanisch geprägten Kentucky
- bewies pragmatische überparteiliche Arbeit und konnte sich nach der Corona-Pandemie auch als kompetenter Krisenmanager bei Naturkatastrophen in 2021 und 2022 profilieren
- gläubiger Christ
- könnte gezielt moderate, konservative und unabhängige Wähler ansprechen
Andy Beshear Maryland GovPics, CC BY 2.0 via Wikimedia Commons |
Mark Kelly, Senator aus Arizona
- 60 Jahre
- hat zwei Wahlen in den US-Senat gewonnen und könnte dem drohenden Verlust Arizonas stark entgegenwirken
- gilt als moderater Demokrat, ist allerdings landesweit weniger bekannt
- thematisierte die Migrationsprobleme an der Grenze zu Mexiko stärker als andere Demokraten und könnte so eines der Hauptthemen der Republikaner glaubwürdiger aufgreifen als Kamala Harris
- Ehemann von Gabby Giffords, die 2011 ein Attentat nur knapp überlebte
Mark Kelly John Klemmer, US Senate Photographic Studio, Public domain |
Roy Cooper, Gouverneur von North Carolina
- 67 Jahre
- hat in seinem Bundesstaat fünf mal in Folge bei unterschiedlichen Wahlen gewonnen, zuletzt zwei Wahlen für das Gouverneursamt
- könnte North Carolina zurück in den Fokus der Präsidentschaftswahl holen; die Republikaner gewannen hier drei mal in Folge, wenn auch knapp.
- kann nicht erneut als Gouverneur in North Carolina kandidieren
- hat von allen hier in Rede stehenden Kandidaten die größte politische Erfahrung
Roy Cooper NCDOTcommunications, CC BY 2.0 |
Erweiterter Favoritenkreis
Pete Buttigieg, US-Verkehrsminister
- 42 Jahre
- intelligenter und rhetorisch begabter Redner
- hat durch die Kandidatur 2020 bei den demokratischen Vorwahlen zur Präsidentschaftswahl das Image eines moderaten Demokraten der politischen Mitte erhalten
- hat bislang nur die Wahl zum Bürgermeister von South Bend, Indiana gewonnen
- ist einer der wenigen Demokraten aus der Biden-Regierung, die regelmäßig auch bei eher konservativen Medien auftreten, insbesondere FOX News
Tim Walz, Gouverneur von Minnesota
- 60 Jahre
- nach 12 Jahren im Kongress wurde Walz zweimal als Gouverneur Minnesotas gewählt, einem Bundesstaat, der zuletzt relativ sicher an die Demokraten ging, nach jüngsten Umfragen, aber auch zum Battlegroundstate werden kann
- ist über Minnesota und den Nachbarbundesstaaten hinaus eher wenig bekannt
- gilt als besonders bürgernah und umgänglich
Tim Walz Office of Governor Tim Walz & Lt. Governor Peggy Flanagan, PDM-owner,Creative Commons Public Domain Mark 1.0 |
J.B. Pritzker, Gouverneur von Illinois
- 59 Jahre
- als milliardenschwerer Erbe der Hyatt-Hotelkette könnte er seinen Wahlkampf weitgehend selbst finanzieren
- gilt als hervorragend vernetzt in der Partei
- sein Bundesstaat Illinois wäre jedoch ohnehin sicher in demokratischer Hand, so dass hier kein entsprechender positiver Effekt zu erwarten ist
- Pritzker tritt offensiv als scharfer Kritiker Trumps auf
Mögliche Kandidaten, die nach eigenem Bekunden nicht mehr im Rennen sein sollen oder aus anderen Gründen kaum noch in Betracht kommen:
- Gretchen Whitmer, Gouverneurin von Michigan
- Wes Moore, Gouverneur von Maryland
- Gavin Newsom, Gouverneur von Kalifornien
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen