Jeb Bush erneut blass geblieben
Die dritte TV-Debatte der Republikaner
ist gelaufen und sie hat aufgezeigt, dass sich das Kandidatenfeld
langsam aber sicher in aussichtsreich und nicht aussichtsreich
aufteilt. Jeb Bush scheint mehr und mehr ins Hintertreffen zu
geraten.
Gestern hatte Jeb Bush wieder einen
äußerst passiven und unsicheren Abend erwischt. Eine kurze Attacke
gegen Marco Rubio zu Beginn der Debatte war der offensivste Höhepunkt, der in
Erinnerung geblieben ist. Selbst die Reaktion Rubios darauf konnte
Jeb Bush nicht mehr wirklich kontern und blieb in der Folge bei
seinen Beiträgen äußerst blass und verunsichert
Bush hatte Rubio vorgeworfen, wegen des
Wahlkampfes seinen Aufgaben und Pflichten als Senator in Florida
nicht genügend nachzukommen. Er würde zu viele Abstimmungen
verpassen. Rubio konterte und sagte, dass seine Abwesenheitsquote
nichts besonderes sei im Vergleich zu früheren Kandidaten in
vergleichbarer Situation. Außerdem würde Bush ihn nur deshalb
attackieren, weil dessen Berater ihm das empfohlen hätten. Applaus
aus dem Publikum. Ein Lächeln Jeb Bushs, das war es dann auch für diesen Moment. In
seinem Abschlussstatement versuchte sich Bush dann nochmal etwas von
seinen Mitbewerbern abzusetzen. Er wolle die Menschen im Land wieder
zusammenführen. Er stehe nicht für Zynismus und Spaltung.
Insgesamt hatte Bush nur gut 6 Minuten
Redezeit, weniger als alle anderen Kandidaten. Carly Fiorina hatte z.
B. fast 11 Minuten Redezeit.
Carly Fiorina wieder mit guter
Performance
Die zuletzt in den Umfragen abgestürzte
Carly Fiorina musste den Abend wie schon in den Debatten davor eine
gute Leistung abliefern, um wieder zurück ins Rampenlicht zu treten.
Dies scheint ihr auch gelungen zu sein. Bereits in ihrem
Eingangsstatement, bei dem alle Kandidaten ihre eigene Schwäche
erklären sollten, hatte sie die ersten Lacher auf ihrer Seite. Sie
eröffnete damit, dass ihr bei den vorigen Debatten vorgeworfen wurde, zu wenig
gelächelt zu haben. Sie schwieg daraufhin einige Augenblicke und lächelte
auffällig in die Kamera und ins Publikum. Mehr war nicht nötig, um
einen gelungenen Einstand in den Abend zu haben.
In den folgenden Diskussionen tat sich
Fiorina rhetorisch durchaus bemerkenswert bei zwei Themen hervor. Sie
wolle ein einfaches und leicht verständliches Steuersystem, was auf
drei Seiten erklärt werden könne. Das jetzige Steuerrecht sei viel
zu kompliziert und zu lang. Die Mehrheit der Amerikaner würde es
nicht verstehen und bräuchte Unterstützung.
Hart ins Gericht ging Fiorina auch mit
der demokratischen Spitzenkandidatin Hillary Clinton. Clintons
Einsatz für Frauen sei nicht glaubwürdig. Während der ersten
Amtszeit Obamas, in der Clinton Teil der Regierung war, seien 92% der
verlorenen Arbeitsplätze Stellen von Frauen gewesen. Außerdem sei
die Armutsrate von Frauen in dieser Zeit auf einem Höchststand
gewesen.
Fiorina schloss ihre Ausführungen an
dem Abend auch mit einem Vergleich zu Hillary Clinton. Sie, Fiorina,
sei zwar bis jetzt nicht die Topfavoritin bei den Republikanern, aber
sie versichere, dass sie zu Clintons schlimmsten Albtraum werden
wird. In einem Duell mit Clinton würde sie die Demokratin schlagen.
Trump und Carson gingen friedlich
miteinander um
Wer nach den jüngsten verbalen
Fernduellen zwischen den beiden Spitzenreitern auf einen heftigen
Schlagabtausch am gestrigen Abend hoffte, wurde enttäuscht. Donald
Trump und Ben Carson gingen äußerst fair miteinander um. Es schien
fast so, dass sie vor dem Duell einen Nichtangriffspakt vereinbart
hätten. Besonders auffällig wurde dies ziemlich zu Beginn der
Debatte, als sich Trump zu Vorwürfen von John Kasich äußerte.
John Kasich hatte Trump und Carson
vorgeworfen, keine Realpolitik zu betreiben. Ihre Vorstellungen zum
Steuersystem (Carson) und zur Abschiebung von 10 Mio. Illegalen im
Land (Trump) seien Fantasien und hätten mit realer Politik nichts zu
tun. Kasich warne die Republikaner davor, solchen Ideen und
unerfahrenen Politikern hinterher zu laufen.
Trump ging darauf ein und warf Kasich
vor, dass er nun plötzlich auf Angriff umschalte, weil sich seine
eigenen Umfragewerte überhaupt nicht verbesserten. Kasich schmücke
sich mit Erfolgen, die er selbst gar nicht zu verantworten hätte.
Dem Bundesstaat Ohio, in dem Kasich Gouverneur ist, gehe es deshalb
so gut, weil durch das Fracking und Öl ein besonderer Boom für Ohio entstanden sei. Dies sei ein glücklicher Zufall für
Kasich gewesen. Außerdem sei Kasich doch derjenige gewesen, der im
Vorstand der Krisenbank Lehman Brothers gewesen sei und damit auch
mitverantwortlich für die Misere dieser Bank.
Nach dieser Retourkutsche schaute sich
Trump zu dem links neben ihm stehenden Ben Carson um und zwinkerte
diesem zu. Carson ging nicht besonders auf Kasich ein. Dieses
Zusammenspiel zwischen Trump war und Carson hatten nicht alle
erwartet.
Donald Trump erklärte nochmal sehr
plakativ seine Position zum Thema Einwanderung. Er wolle an der
geplanten Mauer zu Mexiko festhalten. Diese Mauer sollte übrigens
Mexiko bezahlen. Aber in der Mauer dürfe eine große und schöne Tür
sein, durch die viele Mexikaner und andere Latinos einwandern
dürften, aber nur und ausschließlich auf legalem Wege.
Insgesamt war Donald Trump an diesem
Abend mehr auf seine Positionen fokussiert und weniger auf den
Angriff seiner Mitbewerber. Das wird ihm wohl durchaus positiv
angerechnet werden.
Keine besonders schlechte, für einen
angehenden Favoriten aber zu durchschnittliche Leistung lieferte Ben
Carson ab. Gewohnt ruhig, zurückhaltend und charmant beantwortete er
die Fragen der Moderatoren. In vielen Punkten gelang es ihm aber
nicht, den Eindruck abzuwehren, er würde nur seine bekannten
Programmpunkte skizzieren. Keine Pointen und leichte Verunsicherungen
bei kritischen Nachfragen zu seinem Programm waren schon zu bemerken.
Zu seiner Haltung zur
gleichgeschlechtlichen Ehe befragt, stellte Carson aber deutlich
klar, dass er ohne Frage alle Homosexuelle unter dem Schutz der
amerikanischen Verfassung sehe und da auch keine Unterschiede zu
Heterosexuellen mache. Bei der Frage der Ehe bleibe er aber dabei,
dass dies eine Sache zwischen Mann und Frau sei. Ihm deshalb
Homophobie vorzuwerfen, sei typisch für gewisse
Interessenbewegungen, die mit solchen Verallgemeinerungen jedoch nur
Unfrieden stiften wollten und das Land zerstören würden.
Ben Carson verdeutlichte nochmals seine
ablehnende Haltung zum staatlich organisierten Gesundheitssystem. Er
rechnete vor, dass der Bürger für das Geld, was jeder einzelne pro
Jahr für staatlich organisierte Gesundheitsleistungen koste, im
privaten Sektor deutlich mehr individuelle Leistungen bekäme.
Beide Trump und Carson hatten keine
Glanzauftritte, Donald Trump aber im direkten Vergleich die Nase
vorn.
Rubio und Cruz mit guten Auftritten
Die meisten Medien kürten Marco Rubio
zum Sieger des Abends. Ganz so eindeutig habe ich dies nicht gesehen.
Zumindest nicht inhaltlich. Rubio kann aber in jedem Fall die
TV-Debatte als geglückt ansehen, weil er viele kritische Momente
bemerkenswert abgewehrt hat. Eingangs erwähnt, konterte er Jeb Bush
frühzeitig aus, wovon sich dieser den Abend nicht mehr erholte.
Dieses direkte Duell mit Bush hat Rubio jedenfalls gewonnen. Das war
ein wichtiger Schritt für Rubio, um sich zunächst an der Spitze des
Verfolgerfeldes auf dem dritten Platz zu etablieren.
Der ärgste Gegner um diesen Platz
könnte künftig Ted Cruz werden. Er hatte einen durchaus
erfrischenden Auftritt hingelegt. Besonders bemerkenswert, seine
äußerst scharfe Kritik an den Medien, hier direkt an den
Moderatoren. Cruz kritisierte die einfachen und wenig substanziellen
Fragen in dieser Debatte und übernahm damit gleichzeitig die Rolle
des Verteidigers aller Republikaner auf der Bühne. Die Moderatoren
hatten zuvor ihre Fragen häufig sehr lax abgeschlossen. Donald Trump
wurde etwa gefragt, ob sein Wahlkampf nicht eher etwas aus einem
Comic sei. Ben Carson sah sich der Frage nach seinen
Rechenfähigkeiten ausgesetzt. Jeb Bush sollte sich zu schlechten
Umfragewerten äußern und Marco Rubio war offensichtlich eine
Erklärung schuldig, weshalb er nicht als Senator zurücktrete, wenn
er so wenig Zeit im Wahlkampf habe.
Solche Fragen, die nichts mit
inhaltlichen Diskussionen zu tun hätten, würden laut Cruz der Grund
dafür sein, dass die Menschen den Medien nicht mehr vertrauten. Mit
dieser Kritik traf er den Nerv des Publikums, das seine Ausführungen
mit tosendem Applaus bedachte.
Ted Cruz sammelte mit lockeren
Äußerungen weiter Sympathiepunkte. An die Zuschauer gewannt sagte
er: „Wenn Sie jemanden suchen, mit dem Sie ein Bier trinken gehen
können, bin ich nicht der richtige. Wenn Sie aber jemanden suchen,
der Sie nach Hause fährt, bin ich derjenige der die Arbeit
übernimmt.“
Inhaltlich verwies Cruz darauf, ein
durchaus hartnäckiger und prinzipientreuer Politiker zu sein. Er sei
stolz darauf, den Kampf gegen Obamacare, gegen das Amnestieprogramm
für illegale Einwanderer und gegen Planned Parenthood angeführt zu
haben.
Andere Kandidaten werden es weiter
schwer haben.
Am ehesten konnte Chris Christie an dem
Abend noch punkten. Im gelang es, in den kurzen Redebeiträgen seine
Ansichten knapp und verständlich rüberzubringen. Bei der
Finanzierung von Sozialleistungen habe die Regierung die Menschen
belogen und beklaut. Er wandte sich dabei direkt in die Kamera und
erklärte, dass die Sozialbeiträge in einen Fond gesteckt worden
seien, in Wahrheit aber, die Gelder aus diesem Fond für andere Dinge
genutzt worden seien. Dies würde nun auch Leistungskürzungen nach
sich ziehen.
Zudem setzte sich Chris Christie für
Investitionen in allen Energiebranchen ein, namentlich und
insbesondere auch in erneuerbare Energien.
Rand Paul, Mike Huckabee und John
Kasich haben es an dem Abend nicht geschafft, entscheidende Akzente
zu setzen.
Rand Paul kritisierte gewohnt deutlich
den großen staatlichen Einfluss. Eine Regierung solle so wenig
regelnd in Erscheinung treten, dass man sie kaum wahrnimmt. Das würde
echte Freiheit bedeuten. Barack Obama kritisierte er massiv dafür,
dass dieser unbegrenzt Schulden mache.
John Kasich appellierte an die
Republikaner ein einheitliches Bild in Fragen der Drogenpolitik
abzugeben. Kindern und Jugendlichen einer offenen Debatte über die
Legalisierung von Marihuana auszusetzen, sei ein falsches Zeichen.
Forderungen einiger liberaler Republikaner, dass das doch jeder
Bundesstaat selbst regeln solle, würden den Eindruck erwecken, dass
Marihuana eher eine Frage der Einstellung und des Geschmacks sei.
Donald Trump sorgte für den letzten
Lacher des Abends. Er hob hervor, dass seine gemeinsame Intervention
mit Ben Carson dafür gesorgt habe, dass dem Sender viel Geld durch
Werbeeinnahmen verloren gegangen seien, weil Trump in einer
Zwei-Minuten-Verhandlung durchgesetzt habe, dass diese Debatte nur
zwei Stunden lang geworden ist. Dies sei doch nicht schlecht. So
könnten sie nun endlich alle hier raus.
Lindsey Graham gewinnt die Neben-Debatte
Die übrigen republikanischen
Kandidaten Lindsey Graham, George Pataki, Bobby Jindal und Rick
Santorum traten am frühen Abend in einer eigenen Debatte auf dem
Sender an. Zweifelsfrei ging Lindsey Graham als Sieger daraus
hervor. Ihm gelang es, klug und humorvoll seine Themen zu vermitteln.
Ob dies für ihn reichen wird, bei der nächsten TV-Debatte der
Republikaner am 10.11. auf Fox News, an der Hauptdiskussion
teilnehmen zu können, werden in den kommenden Tagen die
Entwicklungen der Umfragen zeigen.