Donnerstag, 17. Oktober 2019

Ratingagentur Moody's sagt Trumps Wiederwahl 2020 voraus

"It's the economy, stupid!"


Dieser Wahlkampfslogan, der von James Carville 1992 geprägt wurde, ist inzwischen zu einer Art traditioneller Wahlkampfweisheit geworden. Carville war seinerzeit Wahlkampfstratege Bill Clintons. Der Kern der Botschaft: Stimmt die Wirtschaftslage, profitiert der Amtsinhaber bzw. die Mehrheitspartei Sind die Daten schlecht, werden die (scheinbar) Verantwortlichen abgestraft. Blickt man nun auf die wirtschaftlichen Daten der USA, müssten die Demokraten alarmiert sein, wenn sie ihre Strategie für die Präsidentschaftswahl 2020 ausarbeiten. Diese Bedenken erhalten nun neue Nahrung. Denn die renommierte Ratingagentur Moody's hat ihre Voraussage für den Ausgang der US-Wahl 2020 veröffentlicht. Nach allen Berechnungsmodellen gewinnt Donald Trump.

Alle Detaildaten zu Moody's Berechnungen findet Ihr hier.

 

Nur 2016 stimmte die Prognose nicht


Moody's hat in Bezug auf die Voraussage von Wahlergebnissen einen guten Ruf. Seit 1980 haben sie mit einer Ausnahme immer richtig gelegen. Nur 2016 hatten sie einen knappen Sieg Hillary Clintons falsch prognostiziert. Diese Fehleinschätzung führt Moody's auf eine unerwartet hohe Wahlbeteiligung der Trump-Anhänger zurück. Moody's hat die neuen Erkenntnisse zur Wahlbeteiligung bei ihrer Voraussage berücksichtigt. Die Ratingagentur hat zudem angekündigt unerwartete Ereignisse und neue Erkenntnisse weiterhin in ihre Prognose einfließen zu lassen. Demnach soll es auch künfitg ein Update ihrer Voraussage geben.


Drei Berechnungsmodelle zur wirtschaftlichen Lage


Moody's hat bei ihrer Prognose drei Modelle entworfen und diese auf alle Wahlkreise heruntergerechnet. Die Modelle berücksichtigen zusammengefasst folgende Bereiche:

- Pocketbook Model - der persönliche Wohlstand
Hierbei werden die unmittelbaren finanziellen Auswirkungen berücksichtigt, gemessen an der Entwicklung von Einkommen, Benzipreisen, Immobilienpreisen.

- Stock Market Model - Börsenkurse
Hierbei liegt der Fokus auf der Entwicklung des Aktienmarktes, wobei auch ein geringer Anteil der Einkommensentwicklung berücksichtigt wird.

- Unemployment Model - Arbeitslosigkeit
Hierbei wird die Arbeitslosenquote in den USA als entscheidender Indikator herangezogen und ebenfalls zu einem geringen Anteil mit den Zahlen der Einkommen kombiniert.


Trump gewinnt nach allen Berechnungsmodellen


Egal welches Modell Anwendung findet, Trump wird von Moody's als Sieger vorausgesagt.
Die Tabelle zeigt die prognostizierte Anzahl der Wahlmännerstimmen im Electoral College 2020 aufgeschlüsselt auf die drei Berechnungsmodelle:



Trump
Demokrat/in
Pocketbook Model
351
187
Stock Market Model
289
249
Unemployment Model
332
206
Quelle: Moody's Analytics

Moody's weist daraufhin, dass die Berechnungen maßgeblich auch von der Wahlbeteiligung abhängen. Wie bereits erwähnt, gingen 2016 relativ viele Nichtwähler überdurchschnittlich stark für Trump zur Wahl, während demokratische Wähler von der Wahlurne fernblieben. Die Prognose basiert nun auf einer durchschnittlichen Wahlbeteiligung bei den Demokraten und einer ähnlich starken Wahlbeteiligung für Trump wie im Jahr 2016.

Unter Berücksichtigung aller Berechnungsmodelle prognostiziert Moody's rund 13 Monate vor der Präsidentschaftswahl 2020 folgenden Wahlausgang:


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Hoffnung für die Demokraten: Wählermobilisierung


Ungeachtet der Entwicklung der wirtschaftlichen Lage, dürfen sich die Demokraten laut Moody's dennoch Hoffnung machen. Schlüssel zum Erfolg eines demokratischen Kandidaten sei eine deutlich stärkere Wahlbeteiligung im Rust Belt, so dass die Bundesstaaten Pennsylvania, Michigan und Wisconsin auch trotz der eher positiven wirtschaftlichen Zahlen wieder zurückgewonnen werden können. Zudem erlebe die Wirtschaft dieser Region gerade eine Verlangsamung der Produktion.

Nimmt man eine besonders hohe Wahlbeteiligung von Demokraten und Unabhängigen als Basis, würden laut Moody's auch wieder die Bundesstaaten Minnesota, Virginia und New Hampshire für die Demokraten stimmen. Diese hatte Clinton bereits 2016 gewonnen, würden aber nach aktuellem obigen Berechnungsmodell von Moody's 2020 auch zu Trump wechseln.
Eine besonders hohe Wahlbeteiligung der Nicht-Trump-Wähler würde demnach für die Demokraten trotz der aktuellen wirtschaftlichen Lage zum Sieg verhelfen.



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Was bedeutet das für die Strategie der Demokraten?


Klar, die eigene Wählermobilsierung ist immer die Voraussetzung für eine erfolgreiche Wahl. Die Demokraten sollten keine Hemmungen haben, die Konfrontation mit Trump zu suchen. Dessen Wählerschaft ist ohnehin motiviert, deren Mobilsierung eine absolute Stärke des US-Präsidenten.
Blickt man auf die aktuelle Diskussion um das Bestreben der Demokraten, Trump des Amtes zu entheben, wird häufig das Argument vorgebracht, die Demokraten könnten sich selbst schaden, weil Trump spätestens durch den Senat nicht fallen gelassen wird. Zudem würden dessen Anhänger erst recht mobilisiert werden.
Die Argumentation ist sicherlich nachvollziehbar, aber es wird häufig vergessen, dass auch die Demokraten an ihre Wählerinnen und Wähler denken müssen. Und deren Erwartungshaltung ist eindeutig: das Amtsenthebungsverfahren gegen Trump sei richtig. Würden die Demokraten dies nun weiter ignorieren, könnte es zu einer erheblichen Demobilisierung der eigenen Basis führen und damit die Erfolgschancen 2020 zunichte machen.

Die Herausforderung wird sein, die eigene Basis und die Unabhängigen mit populären Programmen zu überzeugen, ohne dabei populistisch zu werden. Das Ringen mit dieser Herausforderung ist an verschiedenen Stellen im Wahlkampf zu den Vorwahlen erkennbar.

Trumps Ansehen deutlich stabiler als bei dessen Vorgängern


Es wird aber nicht reichen, nur Trump persönlich anzugreifen und sich über dessen Art des Auftretens zu echauffieren. Das interessiert Trumps Anhänger nicht und die meisten Republikaner bewerten dies offenbar als nicht maßgeblich oder unzutreffend. Das zeigt auch der Verlauf des Trump Job Approval. Seine durchschnittlichen Werte haben zwar seit seinem Amtsantritt noch nie den positiven Bereich erklommen und sind ingesamt auch schwächer als bei seinen Vorgängern, Trumps Beliebtheit unterliegt aber weit weniger Schwankungen. Während Bushs und Obamas Werte erheblichen Veränderungen ausgesetzt waren, ist bei Trump eine solide Zufriedenheit von etwa 41-45% messbar. In Obamas zweiter Amtszeit lagen diese Werte etwa zwischen 42-57%, in Bushs zweiter Amtszeit sogar bei 26-50%.

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