Insgesamt haben sich folgende 10 Kandidatinnen und Kandidaten für die TV-Debatte qualifiziert:
Joe Biden, Elizabeth Warren, Bernie Sanders, Pete Buttigieg, Kamala Harris, Andrew Yang, Amy Klobuchar, Cory Booker, Tom Steyer und Tulsi Gabbard.
Der Texaner Julian Castro hat es neben anderen dieses Mal nicht geschafft.
Auf folgende fünf Punkte wird es in der kommenden Debatte besonders ankommen:
1. Pete Buttigieg muss sich in neuer Rolle bewähren
Pete Buttigieg ist in den Early Primary States Iowa und New Hampshire weiter im Aufwind, in Iowa führt er laut Umfragen das Feld bereits an. In anderen Bundesstaaten, insbesondere auch den Südstaaten konnte er sich bislang nicht nennenswert verbessern und ist noch deutlich von der 15%-Hürde für die Vorwahlen entfernt. Buttigieg könnte in der kommenden Nacht zunehmend ins Visier seiner Mitbewerberinnen und Mitbewerber geraten. Dies führt automatisch dazu, dass er auch mehr Redezeit erhält. Kann er diesem Druck standhalten und sich bewähren, könnte dies seine Position im Spitzenquartett weiter festigen und ihm evtl. den Sprung über die 10% in den bundesweiten Umfragen ermöglichen.
Der Bürgermeister von South Bend könnte beiden Flügeln der Partei einen Strich durch die Rechnung machen. Bislang hatten die Demokraten mit Joe Biden, Elizabeth Warren und Bernie Sanders die Wahl zwischen den inhaltlich unterschiedlichen Lagern. Mit Pete Buttigieg ist nun jemand dazugestoßen, der einen für alle drei Spitzenreiter gefährlichen Wählerkompromiss darstellen könnte. Einzig seine mangelnde Erfahrung, in vielen Bundesstaaten auch geringe Bekanntheit und eine deutliche Schwäche beim Zuspruch schwarzer Wählerinnen und Wähler halten Buttigieg derzeit noch auf Distanz.
2. Zweifler und Kritiker Joe Bidens erwarten einen starken Auftritt
Mit der Kandidatur von Deval Patrick und den Spekulationen um Mike Bloomberg müsste Joe Biden klar geworden sein, dass er nicht das volle Vetrauen des moderaten Flügels genießt. Man wendet sich nicht wirklich vom früheren Vizepräsidenten ab, aber Euphorie und eine unagefochtene Spitzenkandidatur sieht anders aus. Biden hat nun auch angekündigt, dass er seine Wahlkampfbemühungen in Iowa verstärken will. Nicht, weil der Bundesstaat besonders viele Delegiertenstimmen bringt, sondern weil er mit einem starken Ergebnis jenen Zweiflern entgegentreten will, die meinen Bidens Kandidatur könnte zu einer Hängepartie oder gar zu einer Niederlage gegen Donald Trump führen. Biden liegt in Iowa mit rund 18-19% laut Umfragen hinter Pete Buttigieg und nur knapp vor Warren und Sanders.
Joe Biden wird seine Chancen bei dieser TV-Debatte nicht verspielen, aber er könnte mit einem wirklich starken Auftritt, den aufkommenden Konkurrenten wieder Wind aus den Segeln nehmen.
3. Weiterhin Waffenstillstand auf dem linken Flügel?
Elizabeth Warren und Bernie Sanders treten etwas auf der Stelle. Während Warren in den Umfragen etwas einbüßen musste, stagnieren die Werte von Bernie Sanders. Ob die beiden irgendwann einen leichten Konfrontationskurs eingehen, ist fraglich. Solange Joe Biden nicht enteilt, gewinnen beide zusammen möglicherweise mehr, als nur eine/r allein. Erst wenn Biden oder ein anderer Kandidat vorneweg marschiert und tatsächlich 50% der Delegiertenstimmen ins Visier nimmt, sollten sie sich spätestens abstimmen. Daher erwarte ich von den beiden keine nennenswerten gegenseitigen Angriffe. Es gibt ja auch noch genügend Konkurrenz, an der sich Sanders und Warren abarbeiten können. Eben jene Kandidatinnen und Kandidaten, die auf den Plätzen 4-10 liegen, allen voran Pete Buttigieg. Sanders und Warren können eine weitere Konkurrenz an der Spitze überhaupt nicht gebrauchen, s. o.
4. Dem übrigem Bewerberfeld läuft die Zeit davon
Für die dahinter liegenden Kamala Harris, Andrew Yang, Amy Klobuchar und weiteren Bewerber wird die Zeit immer knapper. Bis zum Vorwahlstart in Iowa wird es voraussichtlich noch zwei TV-Debatten nach dieser Veranstaltung in Atlanta geben. Eine Qualifikation dafür ist den meisten noch längst nicht sicher. Während es im Spätsommer noch nicht so entscheidend war, nur bei 2-4 % in den Umfragen zu liegen, muss nun ein entscheidender Schritt gelingen. Wer mit Werten in dieser Höhe in das kommende Wahljahr startet, wird keine Chance mehr haben, in das Rennen um die Kandidatur der Demokraten einzugreifen. Die vorletzte oder auch letzte Chance bietet sich der zweiten und dritten Reihe des Bewerberfeldes in der kommenden Nacht.
Neben diesen vier Punkten wird zudem auch die Bewertung der Demokraten zu den jüngsten Entwicklungen bei den Befragungen zu einem Impeachment Trumps von Bedeutung sein. Hierbei könnte insbesondere die heutige Aussage Gordon Sondlands eine Rolle spielen.
Die Berichterstattung der TV-Debatte wird live ab 02:00 Uhr deutscher Zeit von MSNBC und der Washington Post übertragen, die eigentliche Debatte läuft dann von 03:00 Uhr bis 05:00 Uhr.
Eine Zusammenfassung bzw. Bewertung der Veranstaltung findet Ihr hier dann morgen wieder wie gewohnt, allerdings erst zu etwas späterer Zeit als üblich.
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