Minnesota wird zum Battleground State
Der Bundesstaat Minnesota wählt bei Präsidentschaftswahlen seit fast 50 Jahren regelmäßig die Demokraten. Richard Nixon war 1972 der letzte Republikaner, der in Minnesota gewinnen konnte. Aber schon 2016 hatte Hillary Clinton mit nur etwa 1,5 % einen vergleichsweise knappen Vorsprung vor Donald Trump erzielen können. In den vergangenen Monaten hatte Joe Biden einen soliden Vorsprung in den Umfragen. In den zwei jüngsten Meinungserhebungen liegt Trump nun aber gleichauf mit Biden bzw. nur knapp hinter dem Demokraten. Auch wenn die Umfragequellen (Emerson und Trafalgar Group) durchschnittlich etwas bessere Werte für die Republikaner erheben, so ist festzustellen, dass der Bundesstaat mit 10 Wahlmännerstimmen derzeit als Battleground State eingeordnet werden muss, der Wahlausgang also als offen zu betrachten ist.
Minnesota ist der Bundesstaat, den Trump im Vergleich zu 2016 am ehesten von den Demokraten erobern könnte. Folglich hat das Wahlkampfteam des Präsidenten bereits angekündigt bis zur Wahl etwa 14 Mio US-Dollar in Werbespots zu investieren, die in Minnesota ausgestrahlt werden. Vizepräsident Pence rief auf einer Wahlkampfveranstaltung den Anhängern zu: "Der Weg zum Sieg beginnt in Duluth, Minnesota. Wir werden diesen Bundesstaat gewinnen."
Sorgen bei den Demokraten im Rust Belt
Neben Minnesota werden beide Kandidaten ihre Bemühungen auch in Michigan, Wisconsin und Pennsylvania verstärken. Die Sorgen der Demokraten vor einer erneuten Niederlage im Rust Belt sind so groß, dass es entsprechende Hinweise, Warnungen und Aufforderungen in Richtung Bidens Wahlkampfteams gibt, der frisch nominierte Spitzenkandidat müsse mehr Präsenz vor Ort zeigen. Nach einem Bericht der Washington Post wird zudem auf die zeitliche Dringlichkeit hingewiesen, da der Start des Early Voting bevorsteht. "Ich brauche Biden nicht am 02. November (Anm.: einen Tag vor der Präsidentschaftswahl) hier", sagte Andy Levin, Abgeordneter im US-Repräsentantenhaus aus dem wichtigen Macomb County, Michigan, ein umkämpfter Wahlbezirk mit den nördlichen Vororten Detroits. Levin wolle den Spitzenkandidaten so früh wie möglich vor Ort haben.
Im Biden-Team wurde inzwischen reagiert. Die Wahlwerbung in Minnesota soll bereits eine Woche früher als geplant geschaltet werden, außerdem sind in den kommenden Tagen verschiedene Auftritte im Rust Belt geplant. Auch Kamala Harris soll sich heute virtuell direkt an die Wählerinnen und Wähler in Minnesota wenden.
Den Start der Wahlkampfoffensive Bidens gab es bereits am Montag in Pittsburgh, Pennsylvania.
Der Demokrat nahm Trumps Versuche, ihn beim Thema innere Sicherheit als schwach darzustellen, direkt auf. Biden sagte in Hinblick auf die gewaltsamen Proteste: "Unruhen sind kein Protest. Plündern ist kein Protestieren. Brandstiftung ist kein Protest. Nichts davon hat etwas mit Protest zu tun. Es ist schlicht und einfach rechtswidrig. Diejenigen die diese Taten begehen, sollten strafrechtlich verfolgt werden." Zudem hinterfragte der Demokrat rhetorisch unter Hinweis auf seine Historie: "Sehe ich aus wie ein radikaler Sozialist mit einer Schwäche für Randalierer?"
Trump setzt auf sein Law-and-Order-Image
Donald Trumps Strategie ist es, sich als starken Law-and-Order-Präsidenten darzustellen. Dabei nutzt er die Bilder der gewaltsamen Proteste zuletzt aus Wisconsin und Oregon, um Unsicherheiten und Ängste zu bedienen oder zu erzeugen. Und er verbindet seine Haltung auch ganz klar mit einer Kritik der Schwäche an seinen demokratischen Herausforderer.
Während Biden weitere Auftritte in Swing States plant, war Donald Trump bereits in Kenosha, Wisconsin zu Besuch. Der Präsident kritisierte die gewaltsamen Ausschreitungen infolge der Schüsse auf den Schwarzen Jacob Blake. Trump sicherte der örtlichen Polizei und den von den Randalierern geschädigten Geschäftsinhabern finanzielle Hilfen in Höhe von insgesamt 5 Mio US-Dollar zu. Der Präsident hofft darauf, dass die Menschen, ihn als einzigen Garanten für die innere Sicherheit sehen. Trump streut immer wieder Zweifel daran, dass Biden auch nur ansatzweise Wege und Mittel finden würde, die Gewalt zu beenden.
Der Präsidentschaftskandidat der Demokraten wird am Donnerstag in Kenosha erwartet. Heute reist er nach North Carolina.
Joe Biden wird klare Positionen gegen Gewalt formulieren, um dem Bild Trumps entgegenzuwirken. Grundsätzlich wird der Demokrat aber versuchen, die öffentliche Debatte wieder auf andere Themen zu lenken. Die Bewältigung der Coronakrise, mit den gesundheitlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen und einem Plan, wie vorsichtig und sicher wieder zur Normalität zurückgekehrt werden kann, werden bestimmende Themen sein.
Trump nähert sich in Umfragen weiter an
Wie eingangs am Beispiel Minnesota erwähnt, kann Trump derzeit den Aufwind in den Umfragen spüren. Auch in Michigan sieht eine Umfrage erstmals in diesem Jahr Donald Trump vor Joe Biden. In Pennsylvania hat sich der durchschnittliche Vorsprung Bidens auf weniger als 5% reduziert, weshalb auch dieser Bundesstaat künftig als offen betrachtet werden muss.
Derweil haben sich die Werte für den Republikaner in Texas und Georgia so weit stabilisiert, dass er momentan seine volle Konzentration wieder auf den Rust Belt, Florida, North Carolina und Arizona legen kann.
Den aktuellen Stand der Umfragen in allen wichtigen Bundesstaaten findet Ihr HIER. Aktualisierung täglich.
Welche Bundesstaaten in diesem Jahr entscheidend sein werden, habe ich HIER. zusammengefasst. Aktualisierung wöchentlich.
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