2. UPDATE, 22.20 Uhr:
Trumps Wahlkampfteam hat nun vorgeschlagen, die 2. TV-Debatte um eine Woche nach hinten zu verschieben. Demnach soll die Veranstaltung nicht am 15.10. sondern am 22.10. stattfinden. Dann sollte Trumps persönliche Anwesenheit auch wieder akzeptiert werden, so die die Argumentation. Die ursprünglich auf den 22.10. terminierte 3. TV-Debatte solle folglich ebenfalls um eine Woche auf den 29.10. verschoben werden.
Das Biden-Team lehnte in ersten Reaktionen eine Verschiebung ab. Sie wollten sich nicht den Terminkalender von Donald Trump diktieren lassen, stellte Kate Bedingfield fest. Man habe sich mit der Kommission auf die drei bekannten Termine geeinigt und es sei allein Trumps Entscheidung, ob er sich daran halten wolle oder nicht.
Die Diskussion ist also noch nicht ausgestanden. Weiter bleibt abzuwarten, wie nun die Commission on Presidential Debates weiter entscheidet. Trumps Haltung zu dem Thema entspricht nicht seinen früheren eigenen Bestrebungen, möglichst früh und häufiger gegen Biden antreten zu können.
Das Biden Wahlkampfteam muss nun aber aufpassen, nicht selbst in einen negativen Strudel in dieser Diskussion zu geraten. Sollte die Terminverschiebung dazu führen, dass alle drei TV-Debatten stattfinden könnten und dies auch der Vorschlag der Kommission sein, wäre es schwierig, eine Ablehnung Bidens zu begründen. Dann wäre der Demokrat am Ende derjenige, der für die Absage mit verantwortlich gemacht werden könnte. Das wäre angesichts der Ausgangslage mehr als unnötig.
1. UPDATE:
Die Commission on Presidential Debates hat heute beschlossen, das zweite TV-Duell in Miami, Florida, in einem virtuellen Format stattfinden zu lassen, um das Infektionsrisiko zu minimieren. Bei dem ohnehin als Town Hall geplanten Duell sollen Moderator Steve Scully und das Publikum aus Miami vom ursprünglichen Ort der Veranstaltung ihre Fragen an die beiden Kandidaten stellen. Der US-Präsident und dessen Herausforderer sollen dann in separaten virtuellen Räumen zugeschaltet werden.
Donald Trump hat kurz nach Bekanntwerden der Änderung in einem Interview mit Maria Bartiromo von FOX Business gesagt, dass das neue Format für ihn nicht akzeptabel sei und er deshalb auch nicht daran teilnehmen werde.
Trump spricht von Zeitverschwendung – Biden stimmt Teilnahme zu
Trump sagte: "Ich habe ihn (Anm: Biden) locker in der ersten Debatte geschlagen.(...) Ich werde keine virtuelle Debatte mitmachen. Ich werde meine Zeit nicht damit verschwenden – das hat doch mit einer Debatte nichts zu tun. Man sitzt hinter einem Computer und debattiert – das ist doch lächerlich. Und sie schalten einen ab, wann immer sie wollen."
Trumps Wahlkampfmanager Bill Stepien kritisierte die Entscheidung der Kommission ebenfalls und teilte mit, dass Trump stattdessen an eigene Veranstaltung durchführen werde.
Joe Bidens Kommunikationschefin Kate Bedingfield kündigte an, dass der Demokrat mit dem neuen Format einverstanden sei, an der Debatte teilnehmen werde und sich darauf freue in dem Town Hall Format direkt mit den Menschen sprechen zu können.
Trumps Bildnis vom Wahlbetrug könnte auf dieser Ebene ausgebaut werden
Einerseits überrascht die Entscheidung Trumps, da er aufgrund der aktuellen Stimmungslage in den Umfragen nicht davon ausgehen kann, sicher zu gewinnen. Er müsste aus meiner Sicht jede Möglichkeit nutzen, um Punkte auf Biden gutzumachen. So bleibt zunächst der Eindruck aus dem ersten Duell bestehen. Und der ist bei nicht wenigen Zuschauern anders gewesen, als es Trump in dem o.g. Interview bewertet.
Andererseits kommt Trump stilistisch eine virtuelle Debatte tatsächlich nicht entgegen. Ihm wird etwas die Möglichkeit genommen, direkt auf Biden einzugehen, wobei mir nicht bekannt ist, ob Mikrofone während der Debatte nicht doch ständig offen bleiben würden.
Welche Motivation auch immer hinter Trumps Absage steckt, die Art und Weise wäre sicherlich anders optimaler gewesen. Es ist eine der wichtigsten Wahlkampfveranstaltungen. Wählerinnen und Wähler können direkt Fragen stellen. Hierbei nur wegen einer virtuellen Umsetzung von "Zeitverschwendung" zu sprechen, signalisiert ein wenig, dass sich Trump nur noch auf seine Stammwählerschaft konzentriert. Niemand kann ihm ernsthaft dazu geraten haben, so zu argumentieren.
Lediglich der Umstand, dass eine kurzfristige Planänderung der Kommission Trumps Bildnis, er werde bei dieser Wahl betrogen, helfen könnte. Da würde seine Absage Sinn ergeben, um eben dieses Bild nochmal zu unterstreichen. Eine solche Haltung würde aber auch bedeuten, dass der US-Präsident den Kampf um einen Wahlsieg bereits innerlich aufgegeben habe.
Das ist aber spekulativ und dennoch bleibt die Frage, warum er so brüsk vorgeht. Wie man es auch dreht, einen wirklichen Vorteil hat er dadurch nicht.
Unklarheit über weitere Verfahrensweise
Derweil bleibt abzuwarten, wie es nun weitergeht. Möglich, dass die Kommission zurückrudert und etwa bei negativen Corona-Tests der Kandidaten doch wie ursprünglich geplant vorgeht. Eine Teilnahme Trumps an einem virtuellen Format erscheint mir nur noch möglich, wenn es Zugeständnisse in seine Richtung gibt.
Auch eine Verschiebung der Debatte kommt Betracht. Dass diese Veranstaltung nur mit Joe Biden stattfindet, halte ich dagegen für unwahrscheinlich bis ausgeschlossen. Biden selbst sagte vor seinem Abflug zu einer Wahlkampfveranstaltung in Arizona, dass Trump seine Meinung jederzeit ändern könne. Biden wisse noch nicht, was er tun werde, bliebe es bei der Absage des Präsidenten.
Eine Entscheidung der Commission on Presidential Debates liegt noch nicht vor.
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Ursprüngliche Nachricht:
Die Commission on Presidential Debates teilte vor einer Stunde mit, dass das 2. TV Duell zwischen Trump und Biden virtuell stattfinden solle, um keine Infektionsrisiken einzugehen. Donald Trump teilte nun mit, dass er nicht an einem solchen Format teilnehmen werde. Fortsetzung folgt bestimmt...
"Niemand kann ihm ernsthaft dazu geraten haben, so zu argumentieren"
AntwortenLöschenVielleicht sogar zum Gegenteil. Das Problem ist halt Trump selbst aus meiner Sicht, weil er ja nicht nur als faktenresistent gilt, sondern auch als beratungsresistent. Aber einem "Genie" wie Trump widerspricht man bei der GOP ja nicht mehr. Wenn das mal nicht nach hinten losgeht. For God`s sake...;-)
Sorry, ich musste diesen sarkastischen Kommentar mal loswerden.
Trump hat aber auch einen sehr ausgeprägten Willen, erfolgreich zu sein. Sein Handeln ist entsprechend ausgerichtet. Weniger ideologisch oder dogmatisch. Grundsätzlich gehe ich bei Trump immer davon aus, dass alles, was er macht, sehr gezielt ausgewählt ist. Das aber konnte ich heute nicht erkennen. Aber inzwischen scheint sich ja ein Türchen für die 2. oder zumindest 3. Debatte zu öffnen.
AntwortenLöschenDa stimme ich Dir zu @Thomas. Vielleicht bis auf "Weniger ideologisch oder dogmatisch" Weil die Relativierungen von Trump bezgl. der "Proud Boys" oder anderer militanten, gewaltaffinen Gruppen, die eben doch sowohl ideologisch wie auch dogmatisch ausgerichtet sind ("White Supremacy") sagt doch auch einiges aus, finde ich.
AntwortenLöschenFür mich ist die Vorstellung, dass die diverse Wahllokale "kontrollieren" sollen, geradezu Horror.
Wenn schon Wahlbeobachter, dann neutrale z.B. durch die UN oder so...
Die 3.Debatte scheint ja momentan wohl doch stattzufinden.
Danke nochmals für die hochinteressanten Info und Hintergründe auf Deinem Blog :-) !