Montag, 26. August 2024

Vorschau auf Wahlen zum US-Senat 2024

Stand: 04.11.24 (Letzte Aktualisierung vor der Wahl) 

Bei den Wahlen zum US-Senat am 05. November zeichnet sich wie schon 2020 und 2022 ein äußerst knappes Rennen um die Mehrheit ab. Auch in diesem Jahr wird es voraussichtlich auf jeden einzelnen Sitz ankommen. Die Demokraten sind dabei eher in der Verteidigung, stehen doch deutlich mehr Sitze zur Wahl, die aktuell von ihnen gehalten werden. Die Republikaner haben also zahlreiche Möglichkeiten, die aktuell hauchdünne Mehrheit der Demokraten zu kippen. Für die Republikaner wird es nach aktueller Einschätzung nur für zwei Sitze, die sie momentan halten, relativ knapp. Dennoch wird es für die Republikaner nicht einfach, den gewünschten Machtwechsel zu erreichen.

Details zu allen zur Wahl stehenden Sitzen, könnt Ihr den folgenden Übersichten entnehmen. Ich werde sie fortlaufend aktualisieren.


Die Ausgangslage vor den Midterm Elections 2022

Jeder Bundestaat hat im US-Senat zwei Stimmen. Von den 100 Senatorinnen und Senatoren werden alle zwei Jahre etwa ein Drittel neu gewählt. In diesem Jahr fallen die Wahlen zum Senat, wie auch die zum Repräsentantenhaus, wieder auf den Tag der US-Präsidentschaftswahl. Es werden 34 Sitze neu gewählt.

Im aktuellen Senat halten die Demokraten (inkl. der Unabhängigen) 51 Sitze, während die Republikaner auf 49 Sitze kommen (siehe 1. Balken des Diagramms).

66 Sitze stehen also nicht zur Wahl. Davon halten die Demokraten 28 Sitze und die Republikaner 38 Sitze (siehe 2. Balken). Das ist also die Basis vor den diesjährigen Wahlen.

In dem folgenden Diagramm wurden die vier Sitze der Unabhängigen zur besseren Veranschaulichung direkt den Demokraten zugeordnet, was grundsätzlich, aber auch nicht immer deren Abstimmungsverhalten entspricht. Mit Joe Manchin (West Virginia) und Kyrsten Sinema (Arizona) stehen zwei Unabhängige dieses Jahr nicht mehr zur Wahl. Beide hatten ihre Sitze als Demokraten gewonnen, verließen die Partei aber zwischenzeitlich. Die anderen zwei, Bernie Sanders und Angus King werden sicher wiedergewählt.

Grundsätzlich benötigt eine Partei 51 Sitze für die Mehrheit. Kommt es zu einem 50:50 Patt entscheidet künftig der neu gewählte Vizepräsident mit seiner Stimme im Senat. Je nachdem, wie also die Präsidentschaftswahl ausgeht, könnten den Demokraten mit Tim Walz oder den Republikanern mit JD Vance auch 50 Sitze für eine Mehrheit reichen.





Von den 34 neu zu wählenden Sitzen können aufgrund früherer Ergebnisse und aktueller Umfragen 14 Sitze relativ "sicher" den Demokraten und 9 Sitze den Republikanern zugeordnet werden. Damit hätten die Demokraten 42 und Republikaner 47 Sitze "sicher" (siehe 3. Balken).

Bleiben also noch 11 Sitze übrig, die in diesem Jahr voraussichtlich die Entscheidung über die Mehrheitsverhältnisse im US-Senat bringen werden.

Versieht man die offenen Sitze noch mit einer leichten bis starken Tendenz, könnten die Republikaner mit 3 weiteren Sitzen und die Demokraten mit 4 weiteren Sitzen rechnen (siehe 4. Balken), wobei dies ausdrücklich nur eine Annahme darstellt. 4 Sitze bewerte ich aktuell ohne Tendenz, wobei es hier auch nochmal Unterschiede gibt.


Übersicht der 34 neu zu wählenden Sitze

Die folgenden Tabellen zeigen die 34 Sitze, die in diesem Jahr neu gewählt werden. Tabelle 1 enthält die nach heutigem Stand und nach meiner Einschätzung 11 relevanten Bundesstaaten und Duelle. Tabelle 2 zeigt die übrigen 23 Sitze, die ich derzeit als relativ sicher für eine der beiden Parteien einstufe.

Zur Orientierung: Duelle mit einer Differenz von mindestens 9 % in den Umfragen bewerte ich grundsätzlich als sicher, zumal hier auch meistens die Ergebnisse vorangegangener Wahlen ein ähnliches Bild geliefert haben. Bei Differenzen zwischen 4-9 % gehe ich von einer unterschiedlich stark ausgeprägten Tendenz aus. Als offen betrachte ich Duelle, mit einer Differenz von unter 4 %.


Tabelle 1: Bundesstaaten und Sitze mit relativ offenen Wahlausgängen





Kurzer Blick in die einzelnen Bundesstaaten

UPDATE vom 04.11.24:
  • Arizona wechselt von "starke Tendenz Demokraten" zu "leichte Tendenz Demokraten"
  • Nebraska wechselt von "ohne Tendenz" zu "leichte Tendenz Republikaner"
  • Nevada wurde von den sicheren Sitzen zu den offenen Sitzen und hier mit "starker Tendenz zu den Demokraten" hinzugefügt.

Bevor wir genauer auf die Tabelle 1 blicken, sei erwähnt, dass die Einschätzung der sicheren Bundesstaaten bereits ein Sitz beinhaltet, den die Republikaner den Demokraten abnehmen werden. In West Virginia tritt Joe Manchin nicht mehr an. Manchin hatte in dem republikanisch geprägten Bundesstaat zuletzt einen Sitz für die Demokraten erobern können. Es ist überhaupt nicht damit zu rechnen, dass der Republikaner Jim Justice sein Rennen gegen den Demokraten Glenn Elliott verlieren wird. Aus diesem Grund taucht dieser Sitz auch erst in Tabelle 2 auf, obwohl es ein Wechsel geben wird.


UPDATE 04.11..: Im Duell in Nebraska zwischen der republikanischen Amtsinhaberin Deb Fischer und dem unabhängigen Herausforderer Dan Osborn zeichnet sich nunmehr eine leichte Tendenz zugunsten der Republikanerin ab, wobei die Umfragen deutlich innerhalb der Fehlertoleranz liegen.

In New Mexico, Nevada und Wisconsin sieht es momentan so aus, dass sich die Amtsinhaber/innen der Demokraten erneut gute Chancen auf die Wiederwahl ausrechnen können. Martin Heinrich, Jacky Rosen und Tammy Baldwin liegen in den Umfragen relativ solide vorne.
UPDATE 29.09.: In Wisconsin ist der Vorsprung für Tammy Baldwin leicht gesunken.
UPDATE 25.10.: In Wisconsin schmilzt der Vorsprung für Tammy Baldwin weiter, so dass diesen Rennen von mir nunmehr als offen ohne Tendenz eingestuft wird.

In Arizona tritt Kyrsten Sinema nicht nochmal an. Für die Demokraten geht Ruben Gallego ins Rennen gegen Kari Lake. Die Republikanerin hatte 2022 die Gouverneurswahl knapp mit 0,67 % Rückstand gegen Katie Hobbs verloren, ihre Niederlage aber nicht eingestanden und rechtliche Schritte eingeleitet. Gallego liegt in Umfragen aktuell durchschnittlich rund 5-6 % vor Lake.

In Maryland tritt der Demokrat und Amtsinhaber Ben Cardin nicht nochmal an. Angela Alsobrooks soll ihm aus Sicht der Demokraten folgen. Was eigentlich eine sichere Bank für die Partei ist, könnte in diesem Jahr, allerdings deutlich knapper ausfallen, da die Republikaner den in Maryland über Parteigrenzen hinweg populären früheren Gouverneur des Bundesstaats Larry Hogan ins Rennen schicken. Hogan hatte die Gouverneurswahlen 2014 und 2018 gewonnen, trat danach aber nicht mehr an. Nach ihm gewann mit Wes Moore wieder ein Demokrat, mit doppelt so viel Stimmen, wie sein republikanischer Herausforderer Dan Cox.
UPDATE 29.09.: Aktuelle Umfragen sehen Alsobrooks relativ komfortabel vor Hogan.

Gute Aussichten auf eine Wiederwahl hat auch Bob Casey in Pennsylvania. Der Demokrat will in seine vierte Amtszeit gehen und wird von dem Republikaner David McCormick herausgefordert.
UPDATE 05.10.: Der Vorsprung Caseys in den Umfragen ist jedoch etwas geschmolzen, so dass die Tendenz zugunsten des Demokraten nicht mehr so deutlich ist.
UPDATE 25.10.: In Pennsylvania schmilzt der Vorsprung für Bob Casey weiter, so dass diesen Rennen von mir nunmehr als offen ohne Tendenz eingestuft wird.


Deutlich enger könnte es da schon für Sherrod Brown in Ohio werden. Auch Brown will in seine vierte Amtszeit gehen, liegt in Umfragen aber nur rund 5 % vor dem Republikaner Bernie Moreno. Dieser Sitz könnte je nach Verlauf der kommenden Tage und Wochen auch zu einem offenen Sitz ohne klare Tendenz wechseln.
UPDATE 05.10.: Der Vorsprung Browns in den Umfragen ist etwas geschmolzen, so dass keine Tendenz mehr erkennbar ist.


Ähnlich sieht es auch in Michigan aus, wo die Demokratin Elissa Slotkin die Nachfolge von Debbie Stabenow antreten will, die nach vier Amtszeiten nicht wieder antritt. Mike Rogers will für die Republikaner diesen Sitz erobern und liegt nach einzelnen Umfragen nicht weit hinter Slotkin. Dennoch ist durchschnittlich noch eine leichte Tendenz zugunsten der Demokratin erkennbar.


Die größten Chancen rechnen sich die Republikaner aber in Montana aus (eingedenk des bereits eingangs erwähnten Sitzgewinns der GOP in West Virginia). In Montana will der Demokrat Jon Tester seinen Sitz verteidigen, was aber in dem republikanisch geprägten Bundesstaat eine traditionell schwierige Herausforderung ist. Um nicht zu sehr auf die Karte der Demokraten zu setzen, hat sich Tester bislang auch weder öffentlich für Kamala Harris ausgesprochen, noch am Parteitag der Demokraten teilgenommen. Die Umfragen sind sehr wechselhaft, zuletzt hatte der Republikaner Sheehy aber einen Vorsprung.

Es ist also erkennbar, dass von den hier aufgeführten Bundesstaaten die Demokraten hauptsächlich darauf aus sind, von ihnen zuletzt gewonnene Sitze zu verteidigen. Dabei können sie sich praktisch keinen weiteren Verlust erlauben, es sei denn, ihnen gelingt es selbst, einen Sitz der Republikaner zu holen. Die Demokraten schauen hierbei insbesondere auf Texas und auch etwas auf Florida.

In Texas steht der republikanische Amtsinhaber Ted Cruz ziemlich unter Druck. Er will zum dritten Mal in den Senat gewählt werden und wird von dem Demokraten Colin Allred herausgefordert. Nachdem Cruz 2012 noch mit fast 16 % Vorsprung gewählt wurde, konnte er seinen Sitz 2018 nur noch mit 2,5 % Vorsprung gegen Beto O'Rourke behaupten.
UPDATE 05.10.: Ted Cruz hat inzwischen in den Umfragen wieder einen etwas größeren Vorsprung, so dass eine leichte Tendenz für ihn begründbar ist.
UPDATE 25.10.: In Texas schmilzt der Vorsprung für Ted Cruz weiter, so dass diesen Rennen von mir nunmehr als offen ohne Tendenz eingestuft wird. Allerdings hat Cruz weiterhin einen Vorsprung von 3-4 %. Es müsste für ihn schon sehr schlecht laufen, sollte er die Wahl verlieren. 


In Florida geht es noch etwas knapper zu. Amtsinhaber Rick Scott hofft auf seine Wiederwahl. Der Republikaner gewann 2018 seinen Sitz in einem denkbar knappen Rennen gegen den Demokraten Bill Nelson. Scott hatte nur 0,12 % Vorsprung, was bei 8,2 Mio Stimmen nur einen Unterschied von ca. 10.000 Stimmen bedeutete. Nun will Scott zum ersten Mal wiedergewählt werden und wird von Debbie Mucarsel-Powell herausgefordert.
UPDATE 05.10.: Rick Scott hat inzwischen in den Umfragen wieder einen etwas größeren Vorsprung, so dass eine leichte Tendenz für ihn begründbar ist.


Nehmen wir an, dass die Tendenzen der o.g. Bundesstaaten auch so eintreten, kämen die Demokraten auf 46 und die Republikaner auf 50 Sitze im Senat. Die Demokraten müssten in diesem Fall alle vier als "ohne Tendenz" offen eingestuften SItze in Pennsylvania, Wisconsin, Ohio und Texas gewinnen, um zumindest einen Patt zu erreichen. Texas dürfte hierbei das schwierigste Unterfangen sein.
Entweder Tim Walz für die Demokraten oder JD Vance für die Republikaner würden dann als amtierende Vizepräsidenten mit ihrer Stimme den Patt im US-Senat auflösen. 



Tabelle 2: Bundesstaaten und Sitze mit relativ sicherem Wahlausgang

2 Kommentare:

  1. Könnten sie einmal zusammenfassen, wie viele Sitze die Demokraten und wie viele die GOP im Senat hätten, wenn die Umfragen hinkommen

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  2. Diese Einschätzung können Sie dem 4. Balken ("Plus Tendenz") in der ersten Übersicht entnehmen. Demnach kämen die Demokraten auf 49-50 und die Republikaner auf 50-51 Sitze. Das ist aber zum jetzigen Zeitpunkt noch eine sehr vage Einschätzung.

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