Sonntag, 29. September 2024

Demokraten erhöhen Wahlkampfausgaben in Florida und Texas - Senatssitze dabei wohl im Fokus

Alle Wahljahre wieder kommt irgendwann im Wahlkampf die Diskussion auf, ob die Republikaner mit Florida und Texas zwei so sichere Bundesstaaten haben, dass der Wahlkampf dort für beide Parteien praktisch auf Sparflamme laufen kann. Die Republikaner hoffen, dass Floridas Tage als Swing State endgültig zu ihren Gunsten gezählt sind und die Demokraten sehnen sich danach, dass sich die Bevölkerungsstruktur des Bundesstaats Texas so stark verändert hat, dass sie dort irgendwann mal einen Fuß in die Tür bekommen. Trump hat 2016 und 2020 jeweils beide Bundesstaaten gewonnen und auch die Gouverneurswahlen und die Wahlen zum US-Senat gewannen die Republikaner.

Zur diesjährigen Präsidentschaftswahl hat Kamala Harris mit sieben Battleground States genug Möglichkeiten Geld und Zeit zu investieren, da wären die teuren Medienmärkte von Texas und Florida ganz klar eine zusätzliche Belastung. Gleiches gilt für Trump, für den die Siege in diesen beiden Bundesstaaten praktisch das Fundament für eine weitere Amtszeit wären.

ABC News berichtet nun, dass die Demokraten dennoch Geld in diesen Bundesstaaten investieren.
400.000 US-Dollar sollen laut Democratic National Committee in Florida ausgegeben werden. Zudem kündigte das Democratic Senatorial Campaign Committee an, weitere Millionen USD für Werbung in Florida und Texas auszugeben.

Der Grund für diese Ausgaben dürfte aber eher bei der Wahl zum US-Senat liegen. Sollten die Demokraten ernsthaft das Ziel verfolgen, Kamala Harris in Florida oder Texas siegreich aus der Wahl hervorgehen zu lassen, müssten hier ganz andere Summen aufgebracht werden. Dennoch ist die Kombination aus Präsidentschaftswahl und der Wahl zum US-Senat in diesem Jahr für Florida und Texas besonders interessant.


Die Ausgangslage ist klar, Trump rechnet mit Siegen in Texas und Florida, die Präsidentschaftswahl wird voraussichtlich woanders entschieden.
Bei der Wahl zum US-Senat geht es wieder besonders eng zu. Die Demokraten halten hier momentan eine 51 zu 49 Mehrheit. Diese Mehrheit könnte nach aktuellem Stand im November verloren gehen, da sie einen Sitz für West Virginia sicher verlieren. Zudem droht in Montana ebenfalls ein Sitzverlust für Senator Jon Tester, der in den Umfragen teilweise recht deutlich zurück liegt. Sollte dieser Sitz für die Demokraten verloren gehen, haben sie praktisch nur zwei Möglichkeiten den Machtverlust im Senat zu verhindern. Sie müssten mindestens einen der beiden Sitze aus Texas oder Florida gewinnen.



Es ist also gut möglich, dass die Demokraten bei ihren Investitionen in diesen Bundesstaaten eher aus der Defensive heraus agieren.
Diskussionen, ob Kamala Harris hier angreifen oder zumindest ein Ablenkungsmanöver starten will, um Trump seinerseits dort zu Geldausgaben zu zwingen, erscheinen mir eher abwegig zu sein.
Dennoch richte ich den Blick nochmal genauer auf beiden Bundesstaaten und die dortigen Wahlen in diesem Jahr.

Florida


In Florida sind 30 Electoral Votes zu holen, weit mehr als jedem einzelnen anderen Bundesstaat, der aktuell als umkämpft gilt. Donald Trump hat in Florida zuletzt zweimal gewonnen. Rund 600.000 Stimmen trennten Trump und Biden im Jahr 2020, was etwa 3,3 % Abstand ausmachte. Die Demokraten waren hier zuletzt mit Barack Obama siegreich.
In Florida liegt Harris in den Umfragen aktuell zwar nur rund 4 % zurück, die letzten Erfahrungen aus den zurückliegenden Wahlen in Florida, etwa der Gouverneurswahl von Ron DeSantis, die er mit 19 % Abstand gewann, stimmen die Demokraten skeptisch. Zudem liegt Trump in den Umfragen bei 50 %, während Harris auf 46% kommt. Diese 4 % Differenz wiegen also schwerer, als eine Kombination, in der Trump bei 46 % und Harris bei 42 % liegen würden, da in einem solchen Falle schlicht noch mehr unentschiedene Stimmen zu gewinnen wären.
Sollte der Umfragenvorsprung für Donald Trump in Florida noch unter 4 % sacken, könnte der Sunshine State im Wahlkampffinale 2024 nochmal in den Fokus rücken. Eine Gefahr für die Republikaner, sollten sie diesen Bundesstaat verlieren. Eine Gefahr aber auch für die Demokraten, wenn sie sich zu sehr verzetteln und sich nicht mit aller Kraft auf die sieben bekannten Battleground States konzentrieren.

Bei der Wahl zum US-Senat will der Republikaner Rick Scott wiedergewählt werden. Er wird von der Demokratin Debbie Mucarsel-Powell herausgefordert. Scott hatte sich 2018 denkbar knapp gegen den Demokraten Bill Nelson durchsetzen können. Bei rund 8,2 Mio Stimmen hatte Scott am Ende einen Vorsprung 10.000 Stimmen, was 0,12 % ausmachte.
Aktuell führt Scott in den Umfragen mit durchschnittlich etwa 3,5 %.

Die Kombination, dass die Demokraten in Florida bei diesen beiden anstehenden Wahlen nicht so weit weg sind, könnte nun zu der Entscheidung geführt haben, entsprechende Investitionen im Wahlkampf zu tätigen. Für die Präsidentschaftswahl wäre Florida für die Demokraten eine mehr als willkommene Alternative. Für den US-Senat könnte dieser eine Sitz aber schon existenziell für den Machterhalt der Demokraten in dieser Kammer des US-Kongresses sein.

Texas


Siege im Bundesstaat Texas (40 Electoral Votes) sind für die Demokraten gefühlt nochmal schwieriger zu erreichen. Seit nunmehr fast 50 Jahren haben sie hier bei Präsidentschaftswahlen nicht mehr gewinnen können. Sie haben zudem seit 1990 keine Wahl mehr in Texas gewonnen, bezogen auf bundesstaatsweite Abstimmungen. Damals hatte Ann Richards die Wahl zur Gouverneurin gewonnen.
2020 gewann Trump mit 5,6 % Vorsprung, was historisch betrachtet aber schon eher knapp war.
Die aktuellen Umfragen weisen einen solchen Vorsprung auch in diesem Jahr wieder aus. Ich sehe momentan nicht, dass Trumps dritter Sieg in Folge hier gefährdet wäre.

Weit spannender könnte sich aber hier das Rennen um den einen Senatssitz gestalten. Der Republikaner Ted Cruz strebt erneut seine Wiederwahl an. 2018 hatte er in einem viel beachteten Zweikampf den Demokraten Beto O'Rourke letztlich mit 2,6 % Vorsprung besiegen können.
In diesem Jahr wird Cruz von Colin Allred herausgefordert.
Die Umfragen sehen hier durchschnittlich einen knappen Vorsprung für Cruz von etwa 2 %, wobei eine einzelne Meinungserhebung von Morning Consult auch den Demokraten hauchdünn vorne sehen.


Texas und Florida sind für die Demokraten in diesem Jahr die einzigen realistischen Möglichkeiten, etwaige Sitzverluste im US-Senat in West Virginia, Montana oder auch Ohio auszugleichen. Hier dürfte der Fokus der Demokraten liegen, wenn über Investitionen in diesen beiden Bundesstaaten gesprochen wird. Sollte hierbei aber ein positiver Nebeneffekt für Kamala Harris entstehen, wäre der Spielraum für die Republikaner nicht sonderlich groß, diesen ignorieren zu können. Die verbleibende Zeit bis zur Wahl ist aber auch nicht mehr so lang, dass nennenswerte Stimmungsumschwünge erreicht werden können.

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