Freitag, 31. Januar 2020

Vorwahlen 2020: Biden geht als Favorit ins Rennen, aber Sanders holt auf. Die aktuelle Lage bei den Demokraten.

Democratic Donkey - Icon


Stand vor dem Iowa-Caucus - Aktualisierung folgt in Kürze!



In wenigen Tagen beginnen die Vorwahlen zur US-Präsidentschaftswahl 2020. Während bei den Republikanern die Nominierung des amtierenden Präsidenten Donald Trump lediglich eine Formalität ist, zeichnet sich bei den Demokraten ein heiß umkämpftes Rennen um deren Spitzenkandidatur ab.
In den vergangenen sechs Wochen hat sich das Bewerberfeld nochmals dezimiert. Julian Castro, Cory Booker, John Delaney und Marianne Williamson haben ihre Kandidaturen beendet.

Von den ursprünglich 29 Kandidatinnen und Kandidaten, haben bereits 18 Demokraten wieder aufgegeben
Es bleiben noch 11 Demokraten, die nun noch um die Delegiertenstimmen kämpfen.

Den aktuellen Gesamtstand zu den Vorwahlen der Demokraten findet Ihr hier!



Biden und Sanders führen das Feld an


Diese 12 Namen können auch nochmal kategorisiert werden.

Die beiden Spitzenkandidaten:
Joe Biden und Bernie Sanders 

Joe Biden und Bernie Sanders sind auf Basis der aktuellen Umfragewerte, aber auch aus strategischer Sicht, die größten Chancen auf den Sieg bei den Vorwahlen zuzurechnen.

Die Verfolgerin:  
Elizabeth Warren

Elizabeth Warrens Chancen sind zuletzt gesunken. Sie hat den Anschluss an Biden und Sanders verloren und steht schon gleich zu Beginn der Vorwahlen unter Druck, Zählbares aus Iowa und New Hampshire mitzunehmen.

Weitere Kandidaten mit Chancen auf Delegiertenstimmen:  
Pete Buttigieg, Mike Bloomberg und Amy Klobuchar 

Pete Buttigieg hat Aussichten auf Delegiertenstimmen bei den ersten Vorwahlen, Mike Bloomberg ab dem Super Tuesday und Amy Klobuchar mit Glück beim Iowa Caucus.

Kandidaten, die mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Delegierte gewinnen werden:
Andrew Yang, Tom Steyer, Tulsi Gabbard, Michael Bennet und Deval Patrick

Tom Steyer könnte evtl. im weiteren Verlauf des Februars in Nevada und South Carolina punkten. Andrew Yang müsste mindestens bis zum Super Tuesday durchhalten, um Delegierte gewinnen zu können.



Joe Biden geht als Favorit in die Vorwahlen



Joe Biden kickoff rally May 2019.jpg
Joe Biden by Michael Stokes
Joe Biden ist der Topfavorit der Demokraten auf die Spitzenkandidatur. Diese Bewertung ist insbesondere an drei wesentlichen Punkten festzumachen.

1. Die Umfragen

Joe Biden hatte sicherlich nicht nur strahlende Momente im Wahlkampf 2019. Trotz der innerparteilichen Angriffe seiner Mitbewerber, der Attacken Donald Trumps und einiger nicht so glanzvoller Auftritte bei den TV-Debatten hat Joe Biden seine Spitzenposition in den Umfragen gehalten. Bundesweit führt er diese mit rund 5% Vorsprung vor Bernie Sanders an. Biden kommt dabei auf rund 28,5 % und Sanders auf 23,3 %. Zuletzt näherte sich Sanders aber relativ stark Bidens Werten an.

Der entscheidende Punkt bei den Umfragen ist aber der Blick in die einzelnen Bundesstaaten, die die Delegierten zum Nominierungsparteitag entsenden. In vielen Bundesstaaten liegt Biden vorne oder zumindest auf dem zweiten Platz, meistens sicher über der 15%-Hürde. Bei Sanders dagegen kann es mitunter schon knapp werden. Gerade in den Südstaaten kann es für den Senator eng werden. Ein weiteres Beispiel ist Florida. Hier führt Biden die Umfragen mit etwa 36 % an, während die Plätze 2-4 aktuell mit jeweils 12 % bei der Delegiertenverteilung fast oder komplett leer ausgehen würden.

2. Second Choice

Nehmen wir mal an, dass Joe Biden, Bernie Sanders und Elizabeth Warren die größten Chancen im demokratischen Bewerberfeld haben und damit auch am längsten im Rennen verbleiben werden. Es ist festzustellen, dass die drei Kandidatinnen und Kandidaten auf den Plätzen 4-6, nämlich Pete Buttigieg, Amy Klobuchar und Mike Bloomberg allesamt eher auf der Linie Joe Bidens sind. In vielen Umfragen, gaben deren Unterstützer an, als zweite Wahl Joe Biden zu favorisieren. Buttigieg, Klobuchar und Bloomberg bringen es in bundesweiten Umfragen zusammen auf durchschnittlich 18-19 %. Bernie Sanders würde grundsätzlich zwar von einer Aufgabe Elizabeth Warrens profitieren. Bei ihr, wie auch bei Mike Bloomberg ist aber davon auszugehen, dass sie mindestens die Vorwahlen am Super Tuesday noch mitmachen, so dass bis dahin niemand von einer möglichen zweiten Wahl ihrer Anhänger profitieren würde.

Zudem deutet vieles daraufhin, dass sich auch ein nicht unerheblicher Anteil der Sanders- und Warren-Wählerinnen und Wähler für Joe Biden als zweite Wahl entscheiden würden. Laut einer aktuellen Umfrage von Morning Consult würden 30 % der Sanders-Wähler Joe Biden als Second Choice nehmen. Nur 28 % würden sich für Elizabeth Warren entscheiden. Auch bei den Warren-Wählern ist das Bild nicht so eindeutig. 32 % würden Sanders als zweite Wahl nehmen, 23 % sprechen sich für Joe Biden aus. Jeweils 11 % gaben als zweite Wahl Amy Klobuchar und Pete Buttigieg an, die wiederum näher bei Joe Biden stehen.
Diese Erkenntnisse sind in ähnlicher Form auch bei anderen Umfragen erkennbar. Sie zeigen deutlich, dass das linke Verfolgerduo Sanders/Warren nicht so deutlich voneinander profitieren kann, wie es öffentlich manchmal dargestellt wird. Scheiden entweder Sanders oder Warren aus, gehen viele Stimmen wohl auch an Joe Biden. An der Konstellation an der Spitze würde sich demnach wenig ändern.

3. Superdelegierte könnten im zweiten Wahlgang entscheiden

Sollte keiner der Kandidaten nach den Vorwahlen die erforderliche Mehrheit von 1.990 Stimmen haben, kommt es auf dem Nominierungsparteitag zu einem zweiten Wahlgang. Aufgrund der derzeitgen Ausgangssituation, dass mindestens drei Demokraten Aussicht auf nicht wenige Delegierte haben, ist dieser Fall nicht unwahrscheinlich. Näheres dazu am Ende des Artikels.
Im zweiten Wahlgang sind dann auch die Superdelegierten der Demokraten ebenfalls wahlberechtigt. Nach aktuellen Erkenntnissen und Annahmen dürfte Joe Biden hier ebenfalls die Nase vorn haben. Derzeit werden ihm 64 Superdelegierte zugerechnet, Sanders und Warren kommen jeweils auf etwa 20. Aktuell gelten aber noch etwa 630 Superdelegierte als unentschlossen bzw. haben sich noch nicht zu ihrer Präferenz geäußert.

Sanders oder Warren - wer nimmt Bidens Verfolgung auf?



Bernie Sanders July 2019 (cropped)
Bernie Sanders by Gage Skidmore
Eines dürfte klar sein. Wenn beide, Bernie Sanders und Elizabeth Warren lange im Rennen bleiben, werden sie auch beide nicht gewinnen können. Einzeln sind sie nicht stark genug, den/die jeweilige/n anderen und zusätzlich auch noch Joe Biden soweit hinter sich zu lassen, dass es eine Aussicht auf die 1.990 Delegierten gibt.
Ist das Ziel dagegen, Bidens Wahl im ersten Wahlgang zu verhindern, müssen sie möglichst lange dabei bleiben, sofern sie nicht beide regelmäßig knapp ohne Delegierte die Vorwahlen abschließen. Aber wie soll es dann weitergehen? Im zweiten Wahlgang kommt insbesondere Bernie Sanders nicht als Kompromisskandidat in Betracht. Wie eben bereits erwähnt, tendieren auch die Superdelegierten nach aktuellen Annahmen mehrheitlich eher für Biden.
So kann es sein, dass Sanders und Warren auch zunehmend den Druck der Partei spüren werden, nicht allzu lange an ihrer Kandidatur festzuhalten, wenn absehbar ist, das sie nur noch den dritten Platz belegen können. Denn je länger alle Kandidatinnen und Kandidaten kämpfen müssen, desto weniger Geld und Zeit steht ihnen auch für den eigentlichen Wahlkampf gegen Donald Trump zur Verfügung.
Insofern kämpfen Sanders und Warren einerseits darum, zu zeigen, dass sie Joe Biden schlagen können. Andererseits geht es aber auch und zumindest darum, keine Zweifel aufkommen zu lassen, wer die Nr. 2 der Demokraten ist.

Elizabeth Warren droht Fehlstart, Sanders könnte strategisch profitieren


Elizabeth Warren (48590081057)
Elizabeth Warren by Gage Skidmore
Und hier hat Bernie Sanders momentan die Nase vorn. Nicht nur in den bundesweiten Umfragen steht er besser dar als Elizabeth Warren. Sanders kommt hier auf 23,3 %, während Warren bei 15,5% liegt. Zudem liegt der Senator aus Vermont auch in allen Bundesstaaten vor Warren, in denen im Februar gewählt wird. In Iowa und New Hampshire droht der Senatorin aus Massachusetts sogar ein Fehlstart. Wenn es ganz unglücklich läuft, geht sie hier leer aus, während Biden und Sanders die Delegierten unter sich aufteilen und evtl. noch einige an Pete Buttigieg gehen. Warren liegt bei den ersten beiden Vorwahlen in den Umfragen knapp unter 15%.

Pete Buttigieg geht die Puste aus


Pete Buttigieg
Pete Buttigieg by Lorie Shaull
Der Bürgermeister von South Bend war der Newcomer des Jahres 2019. Noch Anfang Dezember schickte er sich an, in den Umfragen Anschluss an Bidens Verfolgerduo um Bernie Sanders und Elizabeth Warren herzustellen. Buttigieg lag hier zwischen 11 und 12 % und damit nur wenige Prozentpunkte hinter den Plätzen zwei und drei.
Heute, wenige Tage vor dem Start der Vorwahlen, hat Buttigieg fast die Hälfte eingebüßt und kommt bundesweit nur noch auf 6%. Er musste sogar Mike Bloomberg vorbeiziehen lassen und belegt nur noch Platz 5.
Die einzige Hoffnung für Buttigieg sind die beiden ersten Vorwahlen in Iowa und New Hampshire. Hier hat er all seine Kraft investiert. Er muss zwigend Delegierte gewinnen, um auf einen Push für den Super Tuesday zu hoffen. Gelingt ihm das nicht, könnte Buttigieg bereits im Februar aus dem Rennen aussteigen. In Iowa liegt er derzeit knapp über der erforderlichen Hürde von 15 % und damit auch knapp vor Elizabeth Warren. In New Hampshire ist es ein ähnliches Bild. Buttigieg liegt hier bei fast 15% und ebenfalls knapp vor Warren.

Alles oder nichts für Amy Klobuchar in Iowa



Amy Klobuchar by Gage Skidmore.jpg
Amy Klobuchar by Gage Skidmore
Noch dramatischer ist die Ausganglage für Amy Klobuchar. Im Dezember und Januar konnte Klobuchar in den Umfragen nochmal etwas aufholen. Grundsätzlich ist sie aber keine ernsthafte Kandidatin auf die Spitzenkandidatur. Es müsste schon vieles zusammenkommen, wenn Klobuchar nochmal eine größere Rolle spielen will. Sie müsste praktisch mit einem Last-Minute-Sprung in Iowa Delegierte gewinnen und gleichzeitig Pete Buttigieg hinter sich lassen. Buttigieg müsste dann noch vor dem New Hampshire Primary aussteigen und es so Klobuchar erneut ermöglichen, die 15%-Hürde zu nehmen. Aber spätestens zum Super Tuesday steht dann auch der Name Mike Bloomberg auf dem Wahlzettel, ein weiterer Konkurrent Klobuchars um die Stimmen des moderaten Lagers. Für Klobuchar bleibt wohl entweder nur ein Achtungserfolg in Iowa mit 15% plus X, oder das schnelle Aus am kommenden Dienstag. Gewinnt sie keine Delegierten in Iowa, ist es kaum vorstellbar, dass sie in New Hampshire noch ernsthaft antritt.


Mike Bloomberg im Aufwind - aber wo soll es hingehen?

 

Michael Bloomberg
Mike Bloomberg by Gage Skidmore
Der Multimilliardär Bloomberg lässt bewusst den Vorwahlauftakt im Februar aus und steigt erst am Super Tuesday ein. Der Nachteil ist rechnerisch so groß nicht. Nur 3,9% aller Delegierten werden bei den Vorwahlen im Februar verteilt. Iowa, New Hampshire, Nevada und South Carolina kommen insgesamt auf nur 155 von 3979 Delegierten. Er spart dadurch Zeit und Geld, wobei letzteres für ihn ohnehin kein kritischer Faktor ist.

Dennoch ist es natürlich nicht ideal, diese vier Vorwahlen auszulassen. Schafft es z. B. Joe Biden als tatsächlicher Frontrunner in den Super Tuesday zu gehen, fehlt Bloomberg zumindest teilweise die Voraussetzung, weshalb er überhaupt ins Rennen eingestiegen ist. Biden als starker Spitzenkandidat stünde Bloomberg im Weg. Sollte dagegen Bernie Sanders in Führung liegen, könnte sich Bloomberg als Retter des moderaten Flügels präsentieren.
Und nicht zuletzt relevant ist auch die Frage, wie die Wählerinnen und Wähler in Iowa, New Hampshire etc. reagieren, sollte Bloomberg am Ende gegen Trump antreten. Wird man sich in den vier Bundesstaaten an Bloomberg erinnern, als denjenigen, der sich bei den Vorwahlen nicht hat blicken lassen?
 
Für Joe Biden und Pete Buttigieg ist die Kandidatur Bloombergs ein Ärgernis. Für Biden sind es sicherlich wertvolle Prozentpunkte, die ihm letztlich fehlen könnten, um im 1. Wahlgang die nötigen Delegiertenstimmen zusammen zu bekommen. Für Buttigieg bedeutet Bloombergs Kandidatur nicht weniger, als ein kräftiger Abschwung in den Umfragen. Wem Bloomberg mit seiner Kandidatur helfen wollte, wird er wohl nur selbst wissen. Dass er selbst Chancen auf die Spitzenkandidatur hat, halte ich für sehr unwahrscheinlich bis ausgeschlossen. Es ist gut möglich, dass er einige Delegiertenstimmen am Ende auf seinem Konto haben wird. Er wird aber weder an Joe Biden vorbeikommen, noch eine Chance im 2. Wahlgang haben. Auch wenn er einige Superdelegierte für sich gewinnen wird, die Partei dürfte ihn wohl auch aus Rücksicht auf den linken Flügel nicht nominieren.

Yang und Steyer nur noch mit geringen Chancen auf Delegierte


Andrew Yang und Tom Steyer haben es nicht geschafft, soviel Vertrauen der Demokraten zu gewinnen, dass sie Chancen haben, in mehr als zwei oder drei Bundesstaaten Delegiertenstimmen zu gewinnen.
Die übrigen Demokraten, Tulsi Gabbard, Michael Bennet und Deval Patrick spielen keine nennenswerte Rolle mehr.

 

Nur die Delegierten zählen


Die Vorwahlen 2020 der Demokraten werden sich signifikant von denen aus dem Jahr 2016 unterscheiden. Mit Hillary Clinton und Bernie Sanders gab es 2016 bei den Demokraten zwei Kandidaten auf die sich alle Delegiertenstimmen aufteilten. Voraussichtlich wird dies 2020 anders sein. Die Delegiertenstimmen werden unter 3 bis 4 Kandidatinnen und Kandidaten aufgeteilt, nämlich jenen, die die Hürde von 15 % in einem Primary oder Caucus übersprungen haben (nähere Details zum Vergabeverfahren in den jeweiligen Bundesstaaten findet Ihr in der jeweilgen Vorschau zu jedem Bundesstaat). Anders als bei den Republikanern, bei denen in manchen Bundesstaaten das Prinzip "The Winner takes it all" oder alternativ "The Winner takes most" gilt, werden bei den Demokraten die Delegiertenstimmen im Kern proportional zum Wahlergebnis verteilt, was für einen Spitzenkandidaten in Umfragen bzw. einem knappen Gewinner bei den Vorwahlen eher nachteilig ist.

Ein Beispiel, einfach überschlagen gerechnet, ohne Besonderheiten in der Delegiertenverteilung der einzelnen Districts der Bundesstaaten:

Ein Bundesstaat vergibt 100 Delegiertenstimmen. Das Wahlergebnis lautet: Kandidat A erhält 32%, B 28%, C 25% und D 15%. Entsprechend erhält Kandidat A 32 Delegiertenstimmen, 68 Delegiertenstimmen gehen nicht an A, sondern teilen sich auf die anderen Kandidaten B, C und D auf. A hätte einen Vorsprung von 4 Delegiertenstimmen vor B.
Bei einem Ergebnis mit zwei starken Kandidaten (siehe 2016) hätte fiktiv mal angenommen A evtl. 54 % und B 46 % erhalten. Nicht nur hätte A dann einen doppelt so hohen Vorsprung vor B (nämlich 8 Delegiertenstimmen), insbesondere das Gesamtverhältnis von 32 zu 68 hätte sich verschoben zu 54 zu 46. Dieser Vergleich ist eine exemplarische Annahme, natürlich kann B auch deutlich profitieren und A mit Hilfe der Stimmen der nicht vorhandenen C und D überholen.


Contested Convention wahrscheinlich


Erkennbar ist jedenfalls, dass es bei den Demokraten wesentlich schwieriger werden wird, frühzeitig eine Vorentscheidung zu erzielen. Ein Spitzenkandidat, der immer "nur" knapp gewinnt und ab und an mal Zweiter wird, dürfte es schwer haben, auf die erforderliche Anzahl von 1990 Delegiertenstimmen zu kommen (3979 Delegierte haben die Demokraten insgesamt zu vergeben). Die 50% sind nur bei deutlich starken Wahlergebnissen zu erreichen oder wenn in den besonders großen Bundesstaaten mit vielen Delegiertenstimmen auch besonders starke Ergebnisse erzielt werden. Kalifornien z. B. hat allein schon 416 Delegiertenstimmen zu vergeben.

Die Neuerung 2020, dass Superdelegierte auf dem Nominierungsparteitag, erst im 2. Wahlgang stimmberechtigt sind, bekommt dann nochmal eine besondere Bedeutung. Erreicht kein Kandidat die 1990 (50%) Delegiertenstimmen, kommt es zu einem 2. Wahlgang. Dies dürfte bei den Demokraten 2020 mit einiger Wahrscheinlichkeit der Fall sein, so dass die Superdelegierten 2020 auch wieder eine relevante Rolle spielen werden. Es wird vermutlich insgesamt 771 Superdelegierte geben, im 2. Wahlgang sind dann 2373 Delegiertenstimmen erforderlich.


Bei dem 2. Wahlgang ist zu beachten, dass es sich nicht um eine klassische Stichwahl der zwei besten Kandidaten handelt. Der 2. Wahlgang ist eine sog. Contested Convention, hierbei werden die Delegierten des 1. Wahlgangs von ihrer Bindung an die Ergebnisse der Vorwahlen befreit. Es findet praktisch eine komplett neue Abstimmung statt.

Dienstag, 28. Januar 2020

Trump wegen John Bolton unter Druck - und laut Umfragen auf einem Zwei-Jahres-Hoch

Während die Demokraten in einer Woche mit den Vorwahlen 2020 beginnen, lohnt sich mal wieder ein Blick auf den amtierenden Präsidenten, gegen den die Demokraten im November antreten wollen. Genauer genommen wollen einige eigentlich eher gegen einen anderen Republikaner antreten. Sie streben Trumps Amtsenthebung an.


Demokraten schöpfen neue Hoffnung im Amtsenthebungsverfahren


Die Wahrscheinlichkeit der Amtsenthebung Trumps bleibt derzeit noch ein theoretisches Konstrukt. Die Republikaner im Senat stehen fest zu ihrem Präsidenten. Trumps Plan, das Amtsenthebungsverfahren schnell abzuhaken, schien zuletzt aufzugehen. Die nun durch die New York Times veröffentlichten Berichte über das kommende Buch des früheren Sicherheitsberaters John Bolton könnten aber nochmal relevant werden. Bolton soll direkt bezeugen können, was Trump, das Weiße Haus und die Republikaner über Monate als Spekulation, Unterstellung und Lüge dargestellt haben. Laut der New York Times soll Bolton bestätigen, dass die US-Militärhilfen für die Ukraine gezielt und in Verbindung mit der Forderung nach Ermittlungen gegen die Familie Biden, zurückgehalten wurden oder werden sollten. Trump verneint dies weiterhin und verweist auf kommerzielle Interessen, die Bolton in Hinblick auf seine Buchveröffentlichung verfolge.



Darf Bolton als Zeuge aussagen?


John R. Bolton by Gage Skidmore
John Bolton by Gage Skidmore
Die Veröffentlichung ist deshalb von Bedeutung, weil sie die republikanische Linie, keine weiteren Zeugen und sachliche Beweismittel in dem laufenden Verfahren zuzulassen, durchkreuzt. Es dürfte schwer zu kommunizieren sein, einen solch bedeutenden Zeugen abzulehnen, dessen nunmehr kolportierte Aussage zum Zeitpunkt der Anhörungen im Repräsentantenhaus noch nicht öffentlich war. Genau an diesem Punkt setzen nun die Demokraten an.
Deren Ziel: Es müssen mindestens vier Republikaner im Senat für die Zeugenvorladung John Boltons stimmen. Gelingt ihnen das, wäre die Aussage Boltons geeignet, Trump doch nochmal einen Imageschaden bei den unabhängigen Wählerinnen und Wählern zuzufügen. Jenen, die sich zuletzt schon eher genervt vom Amtsenthebungsverfahren gegen Trump gezeigt hatten, könnten doch nochmal ins Grübeln kommen. Bolton würde Trump praktisch als Lügner darstellen und das eventuell sogar unter Eid. Das Minimalziel der Demokraten wäre erreicht, ein Desaster im Amtsenthebungsverfahren abgewendet.


Geduld der Republikaner am Ende?


Mitt Romney official US Senate portrait (cropped)
Mitt Romney
Ob es tatsächlich soweit kommen wird, werden die kommenden Stunden und Tage zeigen. Mitt Romney hat bereits durchblicken lassen, dass er Bolton gerne als Zeuge hören würde. Zudem könne er sich kaum vorstellen, dass er der einzige Republikaner mit diesem Interesse sei. Die anderen drei Wackelkandidaten, Susan Collins, Lisa Murkowski und Lamar Alexander äußerten sich vage bis zustimmend.
Die Republikaner kommen an die Grenze dessen, was sie noch vertreten können. Es ist eine Sache, Trump nicht des Amtes zu entheben. Gegen eine objektive Beweiserhebung zu stimmen und offensichtliche Zeugen abzulehnen, dürfte einigen Senatorinnen und Senatoren jedoch zuwider sein.
Mitch McConnell, der republikanische Mehrheitsführer, gibt die Linie vor. Dieser soll aber verärgert darüber sein, dass das Weiße Haus offenbar seit einiger Zeit schon einen Entwurf Boltons Buch vorliegen hatte.


Trumps Zustimmungswerte so gut wie seit zwei Jahren nicht mehr


Auch wenn sich Trump angesichts der Mehrheitsverhältnisse im US-Senat ziemlich sicher fühlen dürfte, steht er also zweifelsohne unter großem Druck. Rückenwind bekommt er nun aber durch die aktuellen Umfragen. Weniger jene, die ihn im Direktvergleich mit den Demokraten bewerten. Vielmehr geht es um die Bewertung Trumps Arbeit im Allgemeinen.

Donald Trump (32758233090).jpg
Donald Trump by Gage Skidmore
Bei dieser Frage des sog. Job Approval steht Trump heute so gut dar, wie seit zwei Jahren nicht mehr. Das waren damals die ersten Monate nach seiner Amtseinführung. Im Schnitt sehen nun 45-46 % der Befragten Trumps Arbeit positiv. 51-52 % bewerten den US-Präsidenten dagegen negativ. Auch wenn dies weiterhin eine Mehrheit ist, die ihn negativ bewertet, ist eine solch geringe Differenz von etwa 6% ein starker Wert für Trump. In den schwächsten Wochen, etwa gegen Ende 2017, betrug diese Differenz über 20%. Damals waren nur etwa 37% der Meinung, dass Trump gute Arbeit leiste.

Besonders positiv bewerten die US-Amerikaner Trumps Leistungen im Bereich der Wirtschaftspolitik. Die guten konjunkturellen Zahlen führen zu einem Zuspruch von rund 55 % in diesem Bereich. Weniger als 40 % sehen Trumps Wirtschaftspolitik kritisch. Im Bereich der Außenpolitik ist das Bild praktisch umgekehrt, jedoch nicht ganz so ausgeprägt.

Samstag, 25. Januar 2020

Nevada Caucus 2020 - Umfragen, Ergebnisse, Delegierte

Nevada Caucus

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Flagge von Nevada
Von Caleb Moore - Original vector image from OpenClipart: usa_nevada.svg., Gemeinfrei, $3

Kurzportrait Nevada (NV)

Nevada ist auch 2020 der erste Bundesstaat aus dem Westen der USA, in dem Vorwahlen stattfinden. Im sogenannten Silver State leben gut 3 Mio Einwohner. Die größte Stadt ist das Spielerparadies Las Vegas, mit rund 645.000 Einwohnern, Tendenz steigend. Weitere bekannte Städte sind Henderson mit rund 310.000 und Reno mit rund 251.000 Einwohnern.

Politisch galt Nevada lange als klassischer Swing State. Bei den vergangenen drei Präsidentschaftswahlen konnten jedoch jeweils die Demokraten gewinnen. Der letzte siegreiche Republikaner war 2000 und 2004 George W. Bush, der  jeweils knapp gegen Al Gore und John Kerry gewann. 2016 gewann Clinton mit rund 2,4 % Vorsprung vor Donald Trump.
Aktueller Gouverneur ist der Demokrat Steve Sisolak. Auch im US-Senat wird Nevada von zwei Demokratinnen vertreten, Jacky Rosen und Catherine Cortez Masto

73 % der Bevölkerung leben im Clark County, dem südlichen Zipfel des Bundesstaats. Dieser immer weiter wachsende Großraum um Las Vegas, der politisch weitaus liberaler geprägt ist, als der durch Vieh- und Holzwirtschaft sowie dem Bergbau geprägte ländliche Raum, beeinflusst inzwischen immer mehr die Bevölkerungsstruktur Nevadas. Knapp 30 % der Bevölkerung sind Hispanics/Latinos und die Geburtenzahlen lassen vermuten, dass diese Zahl weiter steigen wird. Besonders viele Einwanderer sind mexikanischer Herkunft.
Wichtigster Wirtschaftsfaktor Nevadas ist der Tourismus. Die Casinos und Vergnügungseinrichtungen in Las Vegas und die Wintersportgebiete der Sierra Nevada sind starke Touristenmagneten.

Vorwahltermin Demokraten: 22.02. Closed Caucus
Vorwahltermin Republikaner: abgesagt, alle Delegierten unterstützen Donald Trump

Anzahl der zu vergebenen Delegiertenstimmen:

Demokraten: 36, plus 12 Superdelegierte15%-Hürde in jedem District und im Gesamtergebnis für Nevada; proportionale Verteilung nach Stimmenergebnis in den einzelnen "Districts" 23 Delegierte, "Gesamt" 8 Delegierte + 5 gebundene PLEO, also Party Leaders and Elected Officials)

Republikaner: 25 (proportionale Verteilung nach Stimmenergebnis)

Umfragen* für 2020 und Ergebnisse des vergangen Caucus aus 2016:
An dieser Stelle wird nur auf die Umfragen und Ergebnisse der Demokraten eingegangen, solange die Nominierung Donald Trumps lediglich eine Formalität ist.

Endergebnis

Umfragen 2020
(Del.)
Sanders
40,5 %
24
Biden
18,9 %
9
Buttigieg
17,3 %
3
Warren
11,5 %
0
Klobuchar
7,3 %
0
Steyer
4,1 %
0
Ergebnis 2016
Clinton
52,6 %
Sanders
47,3 %






Allgemeine Erklärungen und Erläuterungen zu den Vorwahlen, Caucus, Primary, Delegierte

* Quelle der durchschnittlichen Umfragen: www.realclearpolitics.com

Donnerstag, 23. Januar 2020

Demokraten: Gesamtstand der Vorwahlen - Wie viele Delegierte haben die Kandidaten gewonnen?

Die Tabelle zeigt den aktuellen Zwischenstand der Delegiertenverteilung auf Basis der Wahlergebnisse aus den Vorwahlen der Demokraten. Für die Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten sind im 1. Wahlgang 1991 Stimmen erforderlich. Insgesamt stehen 3979 gebundene (sichere) Delegierte zur Wahl. Erreicht niemand die erforderliche Mehrheit, ist ein 2. Wahlgang nötig, in dem die Delegierten neu entscheiden dürfen und nicht mehr gebunden sind. Hinzu kommen dann auch die Superdelegierten.
UPDATE: Joe Biden ist inzwischen der einzige Kandidat, nachdem auch Bernie Sanders seine Kandidatur zurückgezogen hat. Sanders bleibt allerdings auf den Wahlzetteln stehen und kann/wird auch weitere Delegierte gewinnen. Die Superdelegierten werden nicht länger aufgeführt.
Die Anzahl der Superdelegierten kann noch variieren. Sie sind zudem frei in ihrer Entscheidung. Die Zuordnung in der Tabelle basiert auf bekannten Präferenzen der Superdelegierten und deren Äußerungen, wen sie unterstützen. Sie können ihre Meinung jederzeit ändern. Die Zuordnung ist daher nicht als gesichert anzusehen, gibt aber eine grobe Orientierung.
Andere =  (Buttigieg, Klobuchar, Gabbard)

In der Tabelle ab Ohio abwärts hatte Bernie Sanders bereits seine Kandidatur zurückgezogen.



Endstand


Erforderlich im 1. Wahlgang: 1991
Noch offene Delegierte: ---
Noch offene Superdelegierte: ---
Superdelegierte nur in einem möglichen 2. Wahlgang relevant.

Joe
Biden
Bernie Sanders
Elizabeth Warren
Mike
Bloomberg
Andere
Sichere Delegierte
2697

1123
(70)
(52)
(37)
Superdelegierte
- -
-
-
-
Sichere Delegierte





Iowa
41
6
12
8
-
15
New Hampshire
24
0
9
0
-
15
Nevada
36
9
24
0
-
3
South Carolina
54
39
15
0
-
0
Alabama
52
44
8
0
0
0
Ameri. Samoa
6
0
0
0
4
2
Arkansas
31
17
9
0
5
0
Colorado
67
21
29
8
9
0
Kalifornien
415
172
225
11
7
0
Maine
24
11
9
4
0
0
Massachusetts
91
45
30
16
0
0
Minnesota
75
38
27
10
0
0
North Carolina
110
68
37
2
3
0
Oklahoma
37
21
13
1
2
0
Tennessee
64
36
22
1
5
0
Texas
228
113
99
5
11
0
Utah
29
7
16
3
3
0
Vermont
16
5
11
0
0
0
Virginia
99
67
31
1
0
0
Dems. Abroad
13
4
9
0
0
0
Idaho
20
12
8
0
0
0
Mississippi
36
34
2
0
0
0
Michigan
125
73
52
0
0
0
Missouri
68
44
24
0
0
0
North Dakota
14
6
8
0
0
0
Washington
89
46
43
0
0
0
North. Marianas
6
2
4
0
0
0
Arizona
67
38
29
0
0
0
Florida
219
162
57
0
0
0
Illinois
155
95
60
0
0
0
Ohio
136
115
21
-
-
-
Georgia
105
105
0
-
-
-
Puerto Rico
51
44
4
-
3
-
Alaska
15
8
7
-
-
-
Hawaii
24
16
8
-
-
-
Louisiana
54
54
0
-
-
-
Wyoming
14
10
4
-
-
-
Wisconsin
84
56
28
-
-
-
Connecticut
60
60
0
-
-
-
Delaware
21
21
0
-
-
-
Maryland
96
96
0
-
-
-
New York
274
219
55
-
-
-
Pennsylvania
186
150
36
-
-
-
Rhode Island
26
24
2
-
-
-
Guam
7
5
2
-
-
-
Kansas
39
29
10
-
-
-
Indiana
82
81
1
-
-
-
Nebraska
29
29
-
-
-
-
West Virginia
28
28
0
-
-
-
Kentucky
54
52
0
-
-
2
Oregon
61
46
15
-
-
-
Montana
19
18
1
-
-
-
New Jersey
126
126
0
-
-
-
New Mexico
34
30
4
-
-
-
South Dakota
16
13
3
-
-
-
D.C.
20
20
0
-
-
-
Virgin Islands
7
7
0
-
-
-