Rund 44,5 Mio Menschen haben ihre Stimme schon abgegeben, knapp 12 Mio davon in den sieben Swing States.
Beleidigungen gegen Puerto Ricaner - Eigentor für Trump oder ...
Bevor es aber am kommenden Wochenende und am Montag die Abschlusskundgebungen geben wird, haben Donald Trump gestern und Kamala Harris morgen nochmal zwei Highlights in diesem Wahlkampf eingeplant. Trump trat gestern vor etwa 19.000 Fans im Madison Square Garden in New York City auf, mitten im Herz des Demokratisch geprägten Manhattan. Ein Sieg in New York ist für Trump außer Reichweite, allerdings signalisiert er mit diesem Auftritt eine Art selbstbewusster und doch normaler Stärke. Auch in der Höhle des Löwen könne er begeistern. So weit die Theorie.
Tatsächlich hat das Trump-Lager nach diesem Abend insbesondere auch mit Negativ-Schlagzeilen zu kämpfen. Dass Trump selbst, aber auch dessen Unterstützer in den letzten Wochen nochmal verschärfter provozieren und beleidigen, ist bekannt. Und in Teilen geht diese Taktik auf. Ein Teil von Trumps Anhängern unterhält dies und es motiviert sie. Ein anderer Teil nimmt es als notwendiges Übel in Kauf, um einen Wahlsieg Trumps zu erreichen. Fraglich ist aber, was die Republikaner mit dem Auftritt des Comedian Tony Hinchcliffe bezwecken wollten. Dieser bezeichnete das von den USA assoziierte Puerto Rico als "schwimmende Müllinsel mitten im Ozean" und fügte noch weitere abwertende Bemerkungen gegenüber Latinos und Schwarze hinzu.
In den USA leben über 5,8 Mio Puerto Ricaner. Rund 470.000 davon leben legal in dem wichtigsten Swing State Pennsylvania, 1,2 Mio in Florida. Entsprechend nervös reagierte das Trump-Team auf die öffentliche Kritik und erklärte, dass die Bemerkungen Hinchcliffes nicht die Haltung Trumps widerspiegelten. Tatsächlich sagte Trump aber zuletzt auf einer Wahlkampfveranstaltung in Arizona, dass Migranten die USA in den Mülleimer der Welt verwandelt hätten. Die Depersonalisierung von Migranten und die Verknüpfung mit dem Bildnis Müll ist also kein Zufall, sondern reines Wahlkampfkalkül. Trump distanzierte sich entsprechend bislang nicht von Hinchcliffes Äußerungen. JD Vance reagierte genervt auf die Kritik. Er sei es satt, dass sich ständig irgendwer von irgendeiner Äußerung angegriffen fühle. Er habe die Äußerungen des Komikers nicht gehört und könne nicht sagen, ob sie dumm und rassistisch seien oder nicht.
... Falle für Harris?
Die Demokraten haben die Auftritte dieses Abends im Madison Square Garden genutzt, um neue Wahlwerbespots gegen Donald Trump zu erstellen. Inhalt: Die Äußerungen Hinchcliffes verknüpft mit der Kritik an Trumps Krisenmanagement im Jahr 2017, als Hurrikan Maria in Puerto Rico 3000 Todesopfer forderte. Zielgruppe: Puerto Ricaner. Ort der Veröffentlichung: Pennsylvania. So einfach sollte man es seiner politischen Konkurrentin nicht machen. Ob die Rechnung der Demokraten aufgehen wird, ist unklar, grundsätzlich sind beide Wahlkampflager aber schon darauf bedacht, keine so einfachen Angriffsflächen zu liefern.
Kamala Harris spielt dies darüber hinaus noch besonders gut in die Karten, zumindest was die Ausrichtung ihres Wahlkampfes angeht. Je radikaler Trumps Rhetorik in den letzten Monaten geworden ist, desto stärker fokussierte sich Harris auf einen Anti-Trump-Wahlkampf. Von der positiven Freude, die sie noch auf dem Parteitag anbot, ist in den letzten Wochen nicht mehr viel übrig geblieben. Geht ihr Kalkül auf, fragt keiner mehr nach ihrer Strategie in diesem Wahlkampf, dann hat zum zweiten Mal in Folge maßgeblich daran mitgewirkt, Trump zu verhindern. Verliert sie kommende Woche die Wahl, wird sie allein die Verantwortung dafür übernehmen müssen, keinen positiveren, viel mehr auf sich bezogenen Wahlkampf betrieben zu haben. Sie wäre dann diejenige, die in die Falle Trumps negativer Rhetorik getappt ist und nach Hillary Clinton 2016 ebenfalls das Nachsehen hätte.
Morgen wird sie in "The Ellipse" in Washington D.C. auftreten. Der Ort, unweit des Weißen Hauses, an dem Donald Trump am 06. Januar seine Anhänger dazu animierte zum Kapitol zu ziehen. Es liegt nahe, dass Kamala Harris ihre Rede darauf ausrichten wird, eindringlich vor einer zweiten Präsidentschaft Trumps zu warnen. Es wird vor dem Abschluss in der kommenden Woche ein wesentliches Highlight ihres Wahlkampfes sein. Es ist zugleich der logische Ort und Inhalt für die Art des Wahlkampfes, für den sie sich entschieden hat.
6 Kommentare:
Bis wann werden/dürfen die Institute ihre Umfragen veröffentlichen? In Deutschland passiert das ja in der Regel bis 2-3 Tage vor der Wahl. Ist das in der USA ähnlich oder kann da auch noch am Wahltag was rausgehen werden?
Solche Fristen gibt es in den USA nicht. 2016 und 2020 war es so, dass noch bis zuletzt am Vorabend der Wahl Umfragen veröffentlicht wurden. Einige teilen auch mit, wenn sie die letzte Umfrage vor der Wahl veröffentlicht haben. Das ist mir aktuell aber nur von der NY Times bekannt, die keine landesweite Umfrage mehr herausgeben.
In einer Zeit von Filterblasen und Narrativen versprechen sich viele von Umfragen das ganze Bild, wobei Meinungsforscher nie müde werden zu betonen, dass sie dieses nicht liefern können und auch nie werden - egal wie sehr es sich alle wünschen.
Ich war gerade zwei Wochen an der Ostküste (NY, NJ, OH, WV, PA).
Wenn ich da den Querschnitt der Stimmung nehme, würde ich aktuell auf Trump als Wahlsieger setzen. Viele, mit denen ich gesprochen habe sagen, sie nehmen Trump in Kauf um die woken und transfreundlichen Demokraten zu verhindern und setzen ihre Hoffnungen in J.D. Vance als Kronprinzen und Mann der Zukunft.
Das Narrativ der "dummen Kamala" verfängt sich sehr gut.
Was mir aber alle Seiten bestätigt haben, ist die reale Angst vor Gewalt nach Ende der Wahl - unabhängig davon, welche Seite gewinnt. Einige rechnen tatsächlich mit einem Bürgerkrieg. (Einige wünschen sich diesen sogar, damit "Amerika zu seinem Ursprung zurückkehren kann".)
Danke für Deinen Erfahrungsbericht. Hattest Du denn den Eindruck, dass diejenigen auch nicht an anderen Lösungen interessiert seien? Und ist auch die Unabhängigkeit einzelner Bundesstaaten ein Thema?
Die Fronten sind bei den jeweiligen Hardlinern schon sehr verhärtet. Beim Durchschnittsmenschen aber nicht unbedingt. Viele würden sich mehr Überparteilichkeit vor allem aus dem konservativen Lager wünschen. Was immer wieder durchklingt: "We got the choice between bad and worse." (Also: Wir müssen uns für das kleinere Übel entscheiden.)
Zufrieden ist mit den Kandidaten tatsächlich kaum jemand. Weder mit Trump, noch mir Harris. Harrison wird zudem vorgeworfen, dass ihre Nominierung nicht von den Primarys legitimiert ist. (Tenor hier: Wenn sie als Vize den Platz von Biden einnimmt, hätte Biden direkt zurücktreten müssen.)
Kommentar veröffentlichen