Montag, 13. November 2023

Tim Scott zieht Kandidatur zurück

Nach Mike Pence vor gut zwei Wochen ist nun der nächste Trump-Verfolger aus dem Rennen der Republikaner ausgestiegen. Tim Scott hatte seinen Rückzieher in der vergangenen Nacht in einem FOX-News Interview mit Trey Gowdy verkündet. Scott erklärte zudem, dass er zunächst keinen der anderen Kandidaten besonders unterstützen werde.

Der Senator aus South Carolina hatte seine ganze Kraft und einen Großteil der Spendengelder auf den Vorwahlauftakt in Iowa gesetzt. Auch wenn das Aus Scotts nachvollziehbar und nicht überraschend ist, hatten einige erwartet, dass er zumindest den Iowa Caucus noch mitnehmen wolle. Immerhin erreichte Scott noch Ende des Sommers zweistellige Umfragewerte in Iowa und lag dort auf dem dritten Platz. Zuletzt, auch nach eher schwachen Auftritten bei den TV-Debatten, verlor der einzige schwarze Kandidat der Republikaner immer weiter an Zustimmung. Auch landesweit kam Scott zuletzt nur noch auf durchschnittlich 2,5 %.


Das Verfolgerfeld Trumps verkleinert sich nun doch etwas schneller als es 2016 noch der Fall war. Während Ron DeSantis eher schwächelt, konnte Nikki Haley bislang als die Gewinnerin des Vorwahlkampfs hervorgehen. Ebenfalls noch dabei sind Vivek Ramaswamy und Chris Christie, obgleich beiden praktisch keine Chancen mehr zugerechnet werden. Lediglich Ramaswamy könnte mit seinem populistischen Anti-Establishment Kurs noch punkten, sollte Trump wider Erwarten seine Kandidatur zurückziehen. Weitere Kandidaten liegen in den Umfragen meist unter 1 %.


Die nächste TV-Debatte der Republikaner findet am 06. Dezember in Tuscaloosa, Alabama statt.

Montag, 30. Oktober 2023

Trump dominiert weiter die GOP - ein Zwischenstand im Vorwahlkampf

Gut ein Jahr vor der US-Präsidentschaftswahl 2024 lahmt der Vorwahlkampf. Normalerweise gehören die Monate Oktober und November im Vorjahr einer General Election zu einer hochdynamischen Phase des Wahlkampfs in den USA. In den Parteien laufen sich die Kandidaten für den Vorwahlstart im Januar oder Februar warm. Die TV-Debatten sind gleichzeitig auch schon ein erstes Ausscheidungsrennen. Im Prinzip ist das in diesem Jahr auch nicht anders. Immerhin haben sich schon wieder eine Handvoll Republikaner aus dem Rennen verabschiedet, ohne auch nur bei einer einzigen Vorwahl teilgenommen zu haben. Und dennoch fehlt in diesem Jahr eine gewisse Anspannung im Wahlkampf.


Demokraten stehen zu Biden

Dass eine Partei mit ihrem amtierenden Präsidenten antritt, ist nicht ungewöhnlich. Nur selten kommen wir in den Genuss, dass sowohl Demokraten als auch Republikaner zeitgleich bei Vorwahlen ihre Kandidaten küren. In kommenden Jahr 2024 deutet alles darauf hin, dass Joe Biden erneut für die Demokraten antreten wird. Trotz seines hohen Alters strebt Biden eine zweite Amtszeit an und trotz einiger Vorbehalte scheuen die Demokraten davor zurück, auch nur ansatzweise mit Gegenkandidaten ihren Präsidenten zu beschädigen. Einerseits, weil sie tatsächlich mit den Ergebnissen seiner Regierung nicht unzufrieden sind, andererseits aber auch, weil die Angst vor einer Rückkehr Donald Trumps greifbar ist. Biden hat ihn schon einmal besiegt, die Ungewissheit wie ein anderer Kandidat oder eine andere Kandidatin gegen das republikanische Schwergewicht abschneiden würde, scheint zu groß zu sein. Auch setzt man bei den Demokraten auf eine aus ihrer Sicht wohltuende und verlässliche Kontinuität, angesichts der zahlreichen internationalen Krisen und einer offensichtlichen Uneinigkeit der Republikaner im Kongress. Dennoch muss die Partei feststellen, dass Bidens Zufriedenheitswerte unverändert schwach sind. Nur gut 40 % sind durchschnittlich mit seiner Arbeit zufrieden, gut 55 % sind unzufrieden. Kurz nach seiner Amtseinführung war dies noch in etwa andersherum. 


Niemand kommt an Trump heran

Die herausfordernde Partei bestimmt also für gewöhnlich die Schlagzeilen der Vorwahlen. Mit großem Interesse wurden die Bewerbungen verschiedener Republikaner zur Kenntnis genommen, analysiert und politisch wie strategisch eingeordnet. Ron DeSantis, Mike Pence, Nikki Haley, Newcomer wie Vivek Ramaswamy, alte Bekannte wie Chris Christie. Sie alle gingen Anfang des Sommers motiviert in den innerparteilichen Wettbewerb, wenn auch die Motive unterschiedlich waren. Was alle einte, war das Interesse, Donald Trump, nicht erneut durch die Grand Old Party aufstellen zu lassen. Der Ex-Präsident schaute sich das Treiben an, blieb den TV-Debatten fern und führt bislang seinen eigenen Wahlkampf, der angesichts der Anklagen gegen ihn auch immer ein Wettern gegen die Justiz und eine scheinjuristische Selbstverteidigung ist.


Donald Trump (53067669685)
Donald Trump im Sommer 2023 in West Palm Beach
by Gage Skidmore, CC BY-SA 2.0, Wikimedia Commons


Trumps Strategie ist bislang aufgegangen. Vermutlich sogar besser, als er selbst erwartet hatte. Eigentlich sollten DeSantis und Co. diese Monate nutzen, um sich immer aussichtsreicher in Stellung zu bringen. Das Gegenteil ist eingetreten. Die Republikaner versammeln sich immer mehr hinter Trump. Blickt man auf die Umfragen, ist festzustellen, dass Trump nie stärker war, als in diesen Tagen. Noch im Februar lagen Trump und DeSantis nur 13 % auseinander. Inzwischen hat Trump diesen Vorsprung fast vervierfacht. Er kommt derzeit auf fast 60 %, während DeSantis auf rund 12 % abgestürzt ist. Bemerkenswert dabei ist, dass der Gouverneur aus Florida damit immer noch auf Platz 2 liegt und alle anderen Republikaner weiter mit einstelligen Werten dastehen. Zwar ist dieser Vorsprung in den Early States nicht ganz so deutlich, aber von einer Schlagdistanz kann noch lange nicht die Rede sein. In Iowa liegt Trump rund 33 % von DeSantis und in New Hampshire und South Carolina jeweils gut 30 % vor Nikki Haley. In diesen Bundesstaaten kommt Trump mindestens dicht an die 50 % heran, was letztlich eine wichtige Marke sein wird, sollte sich doch ein Kandidat als Herausforderer herauskristallisieren, hinter dem oder der sich dann einige versammeln könnten.


Wer wird die Reserve für Trump sein?

Was sollte also Brisanz in diesen Vorwahlkampf bringen? Die Neuauflage des Duells aus 2020 Joe Biden gegen Donald Trump ist offenbar das, was das Wahlvolk in den USA möchte.

Zwei Fragen sind dann aber doch noch von Relevanz. Wie gehen die juristischen Verfahren gegen Donald Trump aus und welchen Einfluss hätten die verschiedenen Ausgänge auf die Vorwahlen der Republikaner?

Aktuell ist nicht erkennbar, dass sich die Republikaner von Trump abwenden werden. Seine erneute Kandidatur ist sehr wahrscheinlich. Im Prinzip gibt es nur noch ein Szenario, was die Republikaner zum Umdenken bewegen könnte. Nicht mal eine Verurteilung wegen verschiedenster Straftaten, dürfte die GOP dazu bringen, Trump eine Niederlage bei den Vorwahlen beizubringen. Lediglich im Falle einer Inhaftierung könnte sich das Blatt nochmal wenden. Nicht weil man von Trump enttäuscht wäre, vielmehr geht es hier um eine reine Machtoption. Zu viele Unabhängige und Republikaner könnten zum Entschluss gelangen, keinen Präsidenten wählen zu wollen, der im Gefängnis sitzt. Das die Wahl aus diesem Grund erneut an die Demokraten gehen wird, wäre ein Desaster für die Republikaner. Da diese juristischen Fragen momentan noch nicht seriös beantwortet werden können, kann hier nur spekuliert werden. Und genau das machen auch die verbliebenen Kandidaten im Bewerberfeld. Sollte Trump ausfallen, muss es eine oder einen geben, die oder der einspringt. Wenn man so will, kämpfen die Republikaner aktuell gerade um eine Reserverolle.


Dritte TV-Debatte mit weniger Kandidaten

Unabhängig davon, ob man diese Einschätzung teilt, sind weiter die Entwicklungen vor den Vorwahlen. zu beobachten. Am 8. November findet in Miami, Florida die dritte TV-Debatte der Republikaner statt. Die Kriterien zur Qualifikation für diese Auftritte hat die Partei erwartungsgemäß weiter verschärft. Nach jetzigem Stand haben sich folgende Kandidaten bislang qualifiziert:

  • Ron DeSantis
  • Nikki Haley
  • Vivek Ramaswamy
  • Chris Christie
Donald Trump ist erneut nicht dabei. Mike Pence hat jüngst das Handtuch geworfen. Tim Scott und Doug Burgum könnten erstmals die Qualifikation verpassen, was für beide praktisch auch das Aus für ihre Kampagnen bedeuten würde. Zumindest Tim Scott hat noch Chancen auf die Teilnahme. Ihm fehlt noch eine landesweite Umfrage, bei der er auf mindestens 4 % kommt. Seinen besten Wert hatte Scott mit 3 % bei einer Umfrage der Suffolk University im Auftrag von USA Today.

Die TV-Debatte wird von NBC übertragen. Als Moderatoren sind Lester Holt, Kristen Welker und Hugh Hewitt eingeplant.

Samstag, 28. Oktober 2023

Mike Pence gibt auf

Der frühere US-Vizepräsident steigt aus dem Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner für das kommende Jahr aus. Mike Pence resümierte seine bisherigen Bemühungen im Wahlkampf und die Aussichten auf die kommenden Monate mit den Worten "Dies ist nicht meine Zeit". Er wolle nun andere konservative Politiker unterstützen, die ein positives Menschenbild hätten. Konkrete Namen nannte Pence jedoch nicht. Klar ist aber, dass er nicht seinen früheren Chef im Weißen Haus damit meinte. Pence Bruch mit Donald Trump kam nach dem Sturm auf das Kapitol in Washington. Seitdem hat er Trump immer wieder die persönliche Eignung für das Präsidentenamt abgesprochen.


Mike Pence 2020 (cropped)
Mike Pence
by Gage Skidmore, CC BY-SA 2.0 , Wikimedia Commons


Mike Pence Vorwahlkampf kam nie so richtig in Gang. Zu viele Kontrahenten in den eigenen Reihen verhinderten, dass sich der Fokus auf ihn als aussichtsreichsten Herausforderer konzentrierte. In den Umfragen kam er nie über die 10 % hinaus und landete zuletzt nur noch auf dem 5. Platz mit 3,5 %. Auch in den Early States Iowa, New Hampshire, South Carolina und Nevada waren die Werte nicht besser. Für die dritte TV-Debatte am 8. November in Miami, Florida konnte sich Pence zuletzt nicht mal mehr qualifizieren.

Donnerstag, 31. August 2023

Umfragen zu Vorwahlen in Iowa, New Hampshire, Nevada, South Carolina

Die Übersicht zeigt aktuelle Umfragen der letzten zwei bis drei Wochen zu den sog. Early States, also jenen Bundesstaaten, in denen die Republikaner ihre ersten Vorwahlen abhalten. Dies sind traditionell Iowa, New Hampshire, Nevada und South Carolina.



Stand: 25.02.24

South Carolina

TrumpHaley




Durch-
schnitt
61,436,2




Ins. Adv.6038




USA Today6335




T. Citadel6431




Emerson6139




Trafalgar5938

























03



Nevada (Wahl bereits abgeschlossen)

*Nikki Haley kann in Nevada keine Delegiertenstimmen gewinnen. Hintergrund ist ein Streit zwischen der republikanischen Partei in Nevada und den dortigen Gesetzgebern. Nevadas Gesetze sehen vor, dass Vorwahlen als Primary stattfinden müssen, wenn dies ein Kandidat beantragt. Diese Anträge liegen vor, daher findet ein Primary statt. Die Republikaner ignorieren dies und lassen zusätzlich im Rahmen eines Caucus abstimmen. Darüber hinaus hat die Partei festgelegt, dass Delegiertenstimmen nur im Caucus gewonnen werden können, nicht im Primary. Trump nimmt am Caucus teil. Haley dagegen entschied sich, am Primary teilzunehmen. Alle Delegiertenstimmen werden demnach an Donald Trump gehen.

TrumpDeSantisRamas-wamy(Haley)*Christie
Durch-
schnitt
70,0----9,0--

Emerson7386-4

Morn.Con.67101093







































03



New Hampshire (Wahl bereits abgeschlossen)

TrumpHaleyDeSantisRamas-wamyChristie

Durch-
schnitt
55,836,5------

Ins.Adv.6235------

CNN50396----

Suffolk6038------

Emerson533710----

WashPost52348----

Trafalgar5836------














03



Iowa (Wahl bereits abgeschlossen)

TrumpHaleyDeSantisRamas-wamyChristie

Durch-
schnitt
52,018,215,66,8--

Trafalgar.52181853

DMR4820168-

Ins. Adv.5117177-

Suffolk U.5422136-

Civiqs55141484






















03

Freitag, 25. August 2023

Trump-Verfolger klären Rollen in erster TV-Debatte

Die erste TV-Debatte stellt inoffiziell auch den Beginn des Vorwahlkampfes dar. Die Republikaner sind letzte Nacht in dieses lange Ausscheidungsrennen gestartet. Nicht mit von der Partie war Donald Trump, der freiwillig auf diese und wohl auch die folgenden Debatten mit seinen Herausforderern verzichtet. Er veröffentlichte zeitgleich ein aufgezeichnetes Interview mit Tucker Carlson.


Die ganze erste TV-Debatte der Republikaner im Video auf Youtube


Für diesen ersten wichtigen Wahlkampfabend hatten sich noch weitere acht Republikaner qualifiziert. An der von FOX News ausgestrahlten Debatte nahmen folgende Bewerber teil:


  • Ron DeSantis
  • Vivek Ramaswamy
  • Mike Pence
  • Nikki Haley
  • Chris Christie
  • Tim Scott
  • Asa Hutchinson
  • Doug Burgum


Bei der Bewertung dieser ersten TV-Debatte kommt es aus meiner Sicht weniger darauf an, wo die einzelnen Personen politisch inhaltlich stehen oder was sie im Detail für Pläne haben. Vielmehr hat dieser Wahlkampfauftakt, wie auch mindestens noch die nächste Debatte, die Funktion der Rollenfindung. Das ist insbesondere dann wichtig, wenn der wichtigste Kandidat nicht dabei ist. Dass mit einem Demokraten der letzte Gegner im Kampf um das Weiße Haus, erst weit nach den Vorwahlen in den finalen drei Präsidentschaftsdebatten mit einem anwesend ist, liegt auf der Hand. Nun aber fehlt mit Donald Trump auch schon der erste eigentliche Gegner auf der Bühne. Auf dem Weg zur Nominierung der Republikaner müssen alle Herausforderer ihre Rolle finden und schnellstmöglich den Ausscheidungswettbewerb mindestens in der Wahrnehmung ihrer Wählerinnen und Wähler beginnen.


Aus diesem Grund bewerte ich diese erste Debatte insbesondere auch an diesem Kriterium. Wem ist es gelungen eine Rolle einzunehmen und dabei ggf. einen anderen auszustechen? Und natürlich ist dabei auch nicht die jeweilige Erwartungshaltung außer Acht zu lassen, die es im Vorfeld der Debatte gab.


Weiter schwieriges Terrain für Trump-Kritiker

Noch während der Begrüßungsrunde der Kandidaten, als sie selbst noch nicht einmal zu Wort kamen, wurde schon deutlich, wie die Sympathien im Publikum verteilt waren oder präziser gesagt, wer es an diesem Abend und wohl auch in Zukunft schwer haben wird. Die Rede ist von Chris Christie und Asa Hutchinson, was uns auch schon zur ersten Rolle bringt. Der aktive Gegenpart zu Donald Trump.

Aus den bisherigen Auftritten war schon bekannt, dass sich Christie und Hutchinson aktiv und ausdrücklich gegen Donald Trump positionieren. Da dieser aber innerhalb der republikanischen Partei immer noch sehr beliebt ist, quittierten Zuschauer in Milwaukee, Wisconsin die Anwesenheit dieser beiden Herausforderer bereits zu Beginn mit leichten Buh-Rufen. Es sollten nicht die letzten an diesem Abend gewesen sein. Insbesondere der frühere Gouverneur von New Jersey teilte kräftig und pointiert gegen Trump aus und stellte auch die anderen Teilnehmer auf der Bühne bzgl ihrer Haltung zum Ex-Präsidenten zur Rede. Christie hob mehrfach hervor, dass es auch um den Schutz der Verfassung der USA gehe, die Trump nicht respektiere. Christie weiß, dass er von dieser aktuellen republikanischen Partei nicht nominiert werden wird. Aber er brachte beherzt seinen Anteil ein, um Trumps Dominanz zu brechen. Asa Hutchinson verlor sich dagegen in wenig inspirierenden Ausführungen. Der frühere Gouverneur von Arkansas zeigte sich bodenständig konnte aber nicht genügend Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Und darum geht es eben auch oder insbesondere zu Beginn eines Ausscheidungswahlkampfes. Klarer Sieger in diesem Duell: Chris Christie


Chris Christie in Baltimore2022
Chris Christie
Maryland GovPics, CC BY 2.0
<https://creativecommons.org/licenses/by/2.0>

Gemessen an den hohen Erwartungen, die an Christie in Hinblick auf dessen Debattenfähigkeit gerichtet waren, lieferte er aber kein ganz so starkes Auftreten ab, wie einst 2016 als er praktisch mit einer Frage Marco Rubio aus dem Rennen schmiss.


Je radikaler, desto erfolgreicher?

Ein weiteres Pärchen bildete die Mitte auf der Bühne, die aber zugleich politisch den rechten Rand der Partei darstellt. In der Mitte standen die beiden Kandidaten, die in den Umfragewerten am Aussichtsreichsten platziert sind. Selbst ohne Donald Trump schaffte es derzeit kein gemäßigter Kandidat der Republikaner einen dieser ersten beiden Verfolgerplätze einzunehmen.

Ron DeSantis und Vivek Ramaswamy lieferten sich das Duell um die Rolle des Trump 2.0.

Solange Trump nicht in Ungnade fällt, haben es ohnehin alle Kandidaten schwer, ihm nahe zu kommen. Sollte es aber eine Entwicklung geben, die darauf hinausläuft, dass der Ex-Präsident deutlich an Zustimmung verliert, wird insbesondere diese Rolle des logischen Nachfolgers für Donald Trump relevant werden. Denn die politische Ausrichtung der Republikaner bzw. die Vorliebe der Partei für den Stil ihres bisherigen Frontrunners wird sich nicht so schnell ändern.

Bei dem Duell DeSantis vs Ramaswamy ist auch auf die Ausgangslage zu blicken. Ron DeSantis lag insbesondere nach seinem beachtlichen Sieg 2022 bei der Wiederwahl zum Gouverneur von Florida deutlich vor den übrigen Mitbewerbern. In Umfragen konnte er teilweise Werte um die 30 % erreichen und war damit unangefochtener Anführer des Verfolgerfeldes. Diese Werte haben sich inzwischen halbiert. DeSantis liegt nun unter 15 %. In diesem Zeitraum des Abstiegs, etwa seit Frühjahr diesen Jahres, begann der Wahlkampf und Aufstieg des Geschäftsmannes Vivek Ramaswamy. Der 38-Jährige liegt aktuell mit 7-8 % auf dem dritten Platz. Will einer von beiden tatsächlich Trump Konkurrenz machen, müssen sie sich gegenseitig aus dem Rennen nehmen. Nicht sofort, aber möglichst noch vor Beginn der Vorwahlen in knapp fünf Monaten. Je schneller, desto besser.

Vivek Ramaswamy at AmericaFest 2022 (cropped)
Vivek Ramaswamy
by Gage Skidmore, CC BY-SA 2.0
<https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0>

Ramaswamy trat laut, selbstbewusst, populistisch und sich inhaltlich bewusst und gezielt von den anderen abgrenzend auf. DeSantis versuchte dies auch, kam aber hierbei an seine Grenzen, die er offenbar nicht bereit war zu überschreiten. Bestes Beispiel hierfür war die Frage, ob die USA die Ukraine weiter mit Waffen und Geld bei ihrer Verteidigung unterstützen sollten. Ramaswamy machte sofort keinen Hehl daraus, wo er stand und ließ keine Gelegenheit aus, zu verdeutlichen, dass ihm keiner folgen wollte. Er stellte sich klar gegen eine weitere Unterstützung der Ukraine und verglich deren Verteidigungskampf gegen Russland mit dem Kampf der USA gegen die illegale Einwanderung an der Grenze zu Mexiko. DeSantis wollte diese Klarheit nicht äußern, aber dennoch kritisch sein. Der Gouverneur stellte die Bedingung, dass die Europäer einen höheren Beitrag leisten müssten, als bisher.

Ramaswamy punktete hier im direkten Vergleich mit einer extremeren Haltung. Ich erinnere daran, dass es hier um einen Rollenkampf geht, vereinfacht gesagt, wer ist der extremste Politiker mit dem größten Populismus. Dass sich Ramaswamy natürlich durch eine solche Haltung bei einigen Republikanern definitiv disqualifiziert hat, gehört dann eben auch zur ganzen Wahrheit. Nikki Haley führte ihn unter großem Applaus vor und erteilte ihm in Sachen Außenpolitik und dem Rollenverständnis der USA eine Lektion, flankiert von Mike Pence und Chris Christie. Alle wollten genau dieses Bild, auch Ramaswamy. Er will der Außenseiter sein, so wie einst Donald Trump 2015.

Ein weiteres Beispiel war die Diskussion um den Klimawandel. Ramaswamy schlug den Pflock mit der Behauptung ein, der Klimawandel sei erfunden und ein Scherz. Daran kamen andere eben nicht mehr vorbei.

Ron DeSantis-crop
Ron DeSantis
by Gage Skidmore, CC BY-SA 2.0
<https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0>

Ron DeSantis hat dieses Duell um den schärfsten und extremsten Nachfolger Trumps verloren, vorerst. Aber vielleicht hilft es ihm in den kommenden Monaten dabei, seinen eigenen Weg zwischen Ramaswamy und den übrigen Kandidaten zu finden. Evtl. lässt es ihn weniger bedrohlich für die republikanische Mitte wirken. Jedenfalls war es interessant zu beobachten, dass es nicht DeSantis war, der die meisten Angriffe auf der Bühne einstecken musste. Vivek Ramaswamy hat die meisten dieser Verbalattacken bewusst provoziert, seine Aufmerksamkeit erhalten und die gewünschte Rolle gewonnen und eingenommen.

Bricht man es nur auf diese Rollenfrage herunter, war Vivek Ramaswamy ein Sieger des Abends. Aber er hat eben auch einen ordentlichen Teil der Wählerinnen und Wähler verschreckt. Als Trump 2.0 wäre er aber die ideale Besetzung. Er kann wie Trump 2015/2016 auf die Politiker schimpfen, sich als finanziell unabhängig bezeichnen und polarisiert. Verständnis für die Anklagen und Ermittlungen gegen Trump: Fehlanzeige.


Die "neuen" Kompromisskandidaten

Eine dritte Rolle suchten Nikki Haley und Tim Scott. Beide halten sich weitgehend neutral aus der Diskussion Pro oder Contra Trump heraus und versuchten bei sich zu bleiben und einen anderen Fokus auf den Vorwahlkampf zu legen. Haley gelang es hierbei neben der bereits erwähnten Attacke gegen Ramaswamy zur Außenpolitik an verschiedenen Stellen kompromissfähige Töne zu finden und dabei meist sehr sachlich zu bleiben. Mike Pence kritisierte die moderate Linie als führungsschwach. Als einzige Frau im Bewerberfeld versuchte sie auch zielgerichtet die weiblichen Wählerinnen der Republikaner anzusprechen. Sie forderte zum Beispiel mehr Respekt für Frauen beim Thema Abtreibungsrechte ein. Die republikanische Partei erinnerte sie daran, dass es die eigenen Vertreter im Kongress waren, die auch in den Trump Jahren 2017-2021 erhebliche Schulden machte und die Staatsausgaben hoch hielten. Vorausgegangen war die Kritik an die Demokraten unter Biden, denen viele Republikaner vorwerfen, eine ausufernde Ausgabenpolitik zu betreiben.

Nikki Haley by Gage Skidmore 3
Nikki Haley
by Gage Skidmore, CC BY-SA 3.0
<https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>

Nikki Haley stach an dem Abend heraus. Anders als Tim Scott gelang es Haley an den richtigen Stellen Debatten-Leidenschaft zu entwickeln. Scott dagegen wirkte insgesamt etwas zu brav. Auch er setzt auf weniger Konfrontation, etwas mehr Profilierung hätte es angesichts der 3 % in den Umfragen aber schon sein dürfen. Im Duell um die Rolle der sachlichen Kompromisskandidatin hatte Haley die Nase vorn.


Mike Pence und die Frage nach der Perspektive

Etwas schwieriger in eine Rolle einzuordnen ist Mike Pence. Der frühere Vizepräsident bricht inhaltlich nicht mit Trumps Präsidentschaft. Er hält seinen früheren Chef aber persönlich nicht mehr für geeignet. Pence wichtigstes Thema an diesem Abend war sein eigenes Wirken am 06. Januar 2021. Hier erhielt er ein überwältigendes Lob, insbesondere von Chris Christie. Pence ist stolz darauf, sich hinter die Verfassung der USA und im Gegensatz dazu nicht hinter Trump gestellt zu haben. Ansonsten präsentierte sich Pence als bibeltreuer Republikaner. Seine souveräne und ruhige Art sind die Zuschauer gewohnt.

Mike Pence (50765077402) (alt crop)
Mike Pence
by Gage Skidmore CC BY-SA 2.0
<https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0>

Ist er ein Gewinner des Abends? Zumindest kein Verlierer. Pence hat eben mit einem Rollenproblem zu kämpfen. Er ist weder ein Neuanfang, noch eine reine Fortsetzung der Trump-Ära. Er genießt nicht mehr das Vertrauen der Trump-Anhänger, entwickelt aber auch kaum eine Sogwirkung in die Wählerschaften Christies oder Haleys hinein. Mike Pence wird sich mehr einfallen lassen müssen, als er in der letzten Nacht gezeigt hat. Aber es war ein solider Auftritt. Keiner kritisierte Vivek Ramaswamy mehr als Mike Pence.

Es bleibt aber unabhängig davon, wie Pence seinen Wahlkampf führt, fraglich bis unwahrscheinlich, dass er eine Chance haben wird. Wie soll die weitere Entwicklung aussehen? Die Trump-Anhänger dürften für Pence unwiederbringlich verloren sein, mindestens solange sich Trump nicht einsichtig zeigt und Pence für dessen Verhalten "freispricht". Pence dürfte in Hinblick auf die mangelnde Unterstützung aus dem Trump-Lager kaum größere Chancen haben als Chris Christie.


Doug Burgum, Gouverneur von North Dakota, spielte bei dieser Debatte keine nennenswerte Rolle. Wie so häufig gelingt es absoluten Außenseiterkandidaten nicht, eine solche Debatte zu lenken. Sie wollen diese seltenen Gelegenheiten nutzen, um sich vorzustellen und sich zu erklären. Dabei werden scheinbar auswendig gelernte Redebeiträge angeboten. Eine solche Performance reicht nicht aus, um sich in einem so großen Bewerberfeld zu behaupten.


Fazit - drei Gewinner, zwei Zufriedene und Trump

Zusammengefasst können aus meiner Sicht Vivek Ramaswamy, Chris Christie und Nikki Haley mit dem Abend sehr zufrieden sein. Ron DeSantis und Mike Pence müssen künftig zulegen. Tim Scott, Asa Hutchinson und Doug Burgum haben aus meiner Sicht ihre Chancen nicht genutzt, wobei ich bei Tim Scott noch Potenzial nach oben sehe.


Bleibt nur noch die Frage, wie es sich mit Donald Trump verhält. Ungeachtet dessen, was er bei Tucker Carlson gesagt hat, darf der Ex-Präsident mit der Debatte zufrieden gewesen sein. Niemand hat so herausragend performed, dass sich Trump Sorgen machen müsste. Insbesondere war es kein Gala-Abend für Ron DeSantis.


Nächste TV-Debatte in fünf Wochen

Die zweite TV-Debatte der Republikaner findet in knapp fünf Wochen am 27.September statt. In Simi Valley, Kalifornien, sollten dann die Gewinner der letzten Nacht interessiert sein, ihre Rollen zu manifestieren und diese auch fortan in signifikant gesteigerte Umfragewerte umwandeln. Insgesamt wäre es der Grand Old Party zu wünschen, den Ausscheidungsprozess der Trump-Verfolger zu beschleunigen.

Bereits für die zweite Debatte qualifiziert sind alle Teilnehmer der letzten Nacht, ausgenommen Hutchinson und Burgum. Diese haben aber natürlich noch die Möglichkeit, die erforderlichen Kriterien zu erreichen. Trump wird auf eigenen Wunsch erneut nicht dabei sein.