Bloomberg, Brown und Clinton - prominente Demokraten verzichten
Nachdem das Kandidatenfeld der Demokraten für die Vorwahlen zur US-Präsidentschaftswahl 2020 in den vergangenen zwei Monaten praktisch wöchentlich anwuchs, haben drei nennenswert potenzielle Kandidaten in den vergangenen Tagen öffentlich erklärt, nicht antreten zu wollen. Bei Hillary Clinton war dies auch so erwarten worden, hatte sie doch an verschiedenen Stellen immer mal wieder mehr oder weniger deutlich gesagt, nach 2016 nicht noch einmal zu kandidieren. Dennoch hielten sich ein paar Gerüchte, wohl insbesondere von ihren Anhänger gestreut, die eine Hintertür für Clinton offen ließen. Damit ist es nun endgültig vorbei.
Mit Michael Bloomberg folgte dann die nächste Absage. Der finanzstarke frühere New Yorker Bürgermeister hatte immer mal wieder angedeutet, gegen Trump antreten zu wollen und ihn auch besiegen zu können. Bloomberg kam aber zu dem Entschluss, bei dem großen Bewerberfeld der Demokraten nicht antreten zu wollen.
Heute dann folgte auch noch die dritte Absage innerhalb einer Woche. Sherrod Brown sieht seine politische Zukunft weiterhin in US-Senat, wo er den Bundesstaat Ohio vertritt. Betrachtet man diese drei Absagen, überrascht mich die Absage Browns schon ein wenig. Natürlich lag er in den Umfragen nicht bei zweistelligen Werten, aber Brown hatte einen Zugang zu den Wählern der Arbeiterklasse im Rust Belt. Ein Territorium und ein Klientel, das den Demokraten 2016 auf schmerzliche Weise verloren ging. Hier holte Donald Trump die entscheidenden Stimmen gegen Clinton.
Welcher Kandidat der Demokraten profitiert bei den Vorwahlen 2020 von diesen Absagen?
Bernie Sanders |
Amy Klobuchar |
Amy Klobuchar könnte von Browns Verzicht profitieren, weil mit dem Senator aus Ohio ein prominenter und einflussreicher Konkurrent für Wählerinnen und Wähler des westlichen Rust Belts bzw. des Mittleren Westens als Alternative weggefallen ist.
Hier hofft die Senatorin aus Minnesota eine Basis für ihre Kampagne aufbauen zu können.
Der dritte Name, der sich als Profiteur aufdrängt, ist Joe Biden. Der frühere US-Vizepräsident hat ebenfalls ein solides Standing in der Arbeiterklasse. Anders als Sanders steht Biden bei den Demokraten jedoch deutlich mehr für die moderaten Vertreter, dem Establishment und wirkt weit mehr in den konservativen Flügel hinein. Das ist auch der Grund, weshalb Biden aber noch viel mehr vom Verzicht Clintons und Bloombergs profitiert. Beide hätten ihre Basis im moderat-konservativen Establishment der Partei gehabt. Jener Flügel, der im bisherigen Kandidatenfeld im Vergleich zu den vielen links-progressiven Kräften eher unterrepräsentiert ist.
Warten auf Joe Biden und Beto O'Rourke
Joe Biden |
Auch aus diesem Grund hätten Vertreter Joe Bidens bereits im Lager O'Rourkes angefragt, ob dieser auch als Running Mate und Vizepräsidentschaftskandidat für Biden antreten würde. Damit wären beide großen Lager der Demokraten inhaltlich abgedeckt. Fraglich wäre bei dieser Option jedoch schon, ob es sich die Demokraten erlauben können, ohne eine Frau auf dem Ticket gegen Donald Trump anzutreten.
Beto O'Rourke |
Denn es rechnet kaum noch jemand damit, dass Biden nicht antreten wird. Zu viele Entwicklungen sprechen für ihn. Aber Restzweifel bleiben. Bidens hohes Alter, die früheren Anläufe und Niederlagen bei Vorwahlen (1988 und 2008) und ein vermutlich sehr langer und erbitterter Wahlkampf gegen Trumps Republikaner werfen schon noch Fragen auf, ob Joe Biden die Demokraten letztlich zum Wahlsieg führen wird. Auch mögliche im Laufe der nächsten Monate entstehende Verwerfungen innerhalb der GOP in Bezug auf Trumps Zukunft könnten wiederum völlig neue Voraussetzungen schaffen.
Ich rechne damit, dass Bidens Entscheidung in Kürze bevorsteht bzw. verkündet wird.
Und auch Beto O'Rourke sollte nicht mehr lange warten, will er noch ins Rennen einsteigen. Seine Umfragewerte sind zuletzt gesunken und viele relevante Geldgeber für den Wahlkampf werden irgendwann Fakten schaffen und sich ggf. für andere Kandidaten entscheiden.
So könnte es sein, dass die Demokraten bereits sehr frühzeitig ein ziemlich umfassendes Bild haben werden, wer bei den Vorwahlen 2020 zur Wahl stehen wird.
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