Donnerstag, 20. Juni 2019

TV-Debatten der Demokraten und Trumps Auftritt in Miami zum Auftakt des US-Wahlkampfs

Der Wahlkampf zur US-Präsidentschaftswahl 2020 nimmt in diesen Tagen langsam Fahrt auf. Während auf Seiten der Republikaner der amtierende Präsident Donald Trump seine erneute Kandidatur nun bei einem groß inszenierten Wahlkampfauftakt in Orlando vor rund 20.000 begeisterten Anhängern offiziell verkündet hat, startet ein historisch großes Bewerberfeld der Demokraten in der kommenden Woche mit den ersten TV-Debatten.

Donald Trumps Nominierung nur eine Formalität


Donald Trump official portraitWenn sich ein amtierender US-Präsident dafür entscheidet, für eine zweite Amtszeit zu kandidieren, ist dies normalerweise nur eine Formalität. Da machen auch die Republikaner und Donald Trump im kommenden Jahr keine Ausnahme. Zwar gibt es mit Bill Weld, dem früheren Gouverneur von Massachusetts einen Gegenkandidaten, eine Chance gegen Trump zu gewinnen, hat er jedoch nicht.
Andere prominente Republikaner, die sich in der Vergangenheit stets kritisch zu Trump geäußert hatten, haben noch keine Kandidatur erklärt. Dies wären z. B. John Kasich oder Mitt Romney. Sollte Trump nicht noch deutlich mehr unter Druck geraten, dürfte sich wohl auch keiner dieser beiden Republikaner in ein ziemlich aussichtsloses Rennen gegen den Präsidenten wagen und ihre Chance eher 2024 suchen.
Donald Trump ist also als gesetzter Kandidat der Republikaner anzunehmen.

Historisch großes Bewerberfeld der Demokraten


Sei es der polarisierende Präsident oder das Machtvakuum, das die 2016 unterlegende Hillary Clinton hinterließ, den Demokraten mangelt es derzeit nicht an Interessenten für das Weiße Haus. Offiziell sind es inzwischen 24 Kandidatinnen und Kandidaten, die sich bei den Demokraten darum bewerben, Donald Trump 2020 herauszufordern.
Von diesen 24 sind meiner Einschätzung nach etwa ein Drittel für den Ausgang des Rennens von Bedeutung. Dies spiegelt sich auch in den aktuellen Umfragen und Prognosen wider. Dabei kommen maximal 8 Demokraten auf messbare Werte, die über 1% liegen.

Biden führt weiterhin, Warren kommt langsam an Sanders heran


Vice President Joe Biden Doug Jones (cropped)
Joe Biden
Digital Campaign Manager Doug Jones for Senate CC BY-SA 4.0
Seit der Verkündung seiner Kandidatur ist der frühere Vizepräsident Joe Biden der klare Favorit der Demokraten. Er kommt derzeit im Schnitt auf 32%. Zweitplatzierter ist weiterhin Bernie Sanders mit 15% und liegt damit weit hinter dem Spitzenreiter. Deutlich im Aufwind befindet sich seit etwa zwei Wochen Elizabeth Warren, die nun als Drittplatzierte auf knapp 12% kommt. Dahinter liegen Kamala Harris und Pete Buttigieg mit jeweils ca. 7%. Nochmals deutlich dahinter folgen Beto O'Rourke und Cory Booker mit rund 2-4%, ehe dann Amy Klobuchar und Andrew Yang das lange Feld der übrigen Demokraten anführen, die kaum die 1% Marke erreichen.




Erste TV-Debatten starten - worauf kommt es nun an?


Der Weg ist noch lang, Joe Biden noch nicht durch, Überraschungen noch möglich. So oder ähnlich könnte die Zusammenfassung lauten. Aber es lohnt sich schon ein etwas genauerer Blick auf die Demokraten.
Joe Biden führt in allen Umfragen und sein größtes Plus, was ihm wohl auch kaum jemand streitig machen kann, ist sein Ansehen bei Unabhängigen und gemäßigten Republikanern. Joe Biden kann teilweise parteiübergreifend wirken und unterscheidet sich damit erheblich von seiner ärgsten Konkurrenz um Bernie Sanders und Elizabeth Warren, die beide deutlich den linken Parteiflügel repräsentieren und sich auch gegenseitig die Stimmen wegnehmen.
Dadurch gelingt es Biden auch in nahezu allen Umfragen die besten Werte in einem Duell gegen Trump zu erreichen. Keinem anderen Demokraten werden so große Chancen eingeräumt, Donald Trump zu schlagen.
Mit dem Beginn der ersten TV-Debatten am 26. und 27. Juni gilt es nun, sich auf drei oder vier Kernfragen bei den Demokraten zu konzentrieren.

1. Gelingt es Joe Biden, seine starken Werte auch mit ebenso starken Auftritten zu untermauern?
Nicht wenige politische Beobachter sind der Ansicht, dass sich Biden nur noch selbst schlagen kann. Vielbeachtete Auftritte in den zahlreichen TV-Debatten, ein äußerst langer und kräftezehrender Wahlkampf und die bereits jetzt einprasselnden Angriffe aus dem Trump-Lager dürften hier wohl die größten Herausforderungen für Biden werden.

2. Wer kann das Verfolgerduell des linken Flügels für sich entscheiden - Sanders oder Warren?
Die für mich zum jetzigen Zeitpunkt wichtigste Frage ist die nach der klaren Nr. 2 und der inhaltlichen Alternative zu Joe Biden. Zweifelsfrei ist es für Biden eine komfortable Situation, wenn sich mit Sanders und Warren die zwei prominentesten Vertreter des linken Flügels die Stimmen aufteilen müssen. Bleibt dieser Zustand auch noch bis zu Beginn der Vorwahlen (ab Februar 2020) bestehen, wird es wohl kaum gelingen, Biden ernsthaft zu gefährden. Für Sanders ist es genau aus diesem Grund deutlich schwieriger als 2016, als er praktisch der einzige Gegenkandidat von Hillary Clinton war.

3. Wer wird das erfolgreichste jüngere und neue Gesicht der Demokraten, Harris, Buttigieg, O'Rourke oder Booker?
Das Top-Trio der Demokraten ist durchweg gehobenen Alters. Biden 76, Sanders 77, Warren wird am Samstag 70 Jahre alt. Das hat zwar keine Auswirkungen auf das Durchschnittsalter ihrer Wählerinnen und Wähler, dennoch blickt man schon auf die nachfolgenden Generationen bei den Demokraten. Mit Beto O'Rourke 46, Kamala Harris 54, Pete Buttigieg 37 und Cory Booker 50 folgen vier jüngere Kandidaten, die mehr oder weniger das Potenzial mitbringen einen neuen und eigenen Weg für die Demokraten einzuschlagen. Evtl. gelingt es jemanden, als Newcomer die Aufmerksamkeit und die Herzen der demokratischen Basis neu zu erobern. Dieser Punkt führt dann auch direkt zur nächsten Frage.

4. Welche Schwerpunktthemen entwickeln die Kandidaten?
Wird es den Demokraten gelingen, eigene inhaltliche Schwerpunkte in die politischen Debatten des Wahlkampfs einzupflegen? Die zumindest medial begleitete Arbeit der Demokraten in den vergangen zwei Jahren bestand insbesondere auch darin, sich auf Donald Trump einzuschießen. Was hat er geleistet, was hat er gesagt oder geschrieben und wie ist der Stand der Mueller-Ermittlungen? Es wird die Demokraten herausfordern, positive eigene Punkte medial so zu platzieren, dass Trump darauf reagieren muss. Themen oder Vorschläge zu entwickeln, zu denen er sich in der öffentlichen Debatte so positionieren muss, dass die Demokraten davon profitieren, wird kein Selbstläufer. Und zunächst muss der Spagat gelingen, gemeinschaftlich gegen Trump aufzutreten und gleichzeitig den innerparteilichen Konkurrenzkampf zu bestehen. Wohl dem, der ein inhaltlich ausgereiftes Konzept hat. Man darf gespannt sein.

Die ersten Termine für die TV-Debatten der Demokraten stehen fest.

Am 26. und 27. Juni startet NBC mit zwei TV-Debatten. Jeweils zehn Demokraten nehmen daran teil.

1. Debatte: Warren, O'Rourke, Booker, Castro, de Blasio, Delaney, Ryan, Klobuchar, Gabbard und Inslee.

2. Debatte: Biden, Sanders, Buttigieg, Harris, Yang, Gillibrand, Swalwell, Bennet, Hickenlooper und Williamson.

Folgende vier Kandidaten haben es nicht geschafft, von der NBC eingeladen zu werden: Bullock, Messam, Moulton und Gravel.

Die Debatten werden live aus Miami, Florida auf NBC, MSNBC und Telemundo von jeweils 03:00 - 05:00 Uhr deutscher Zeit übertragen.

Gut einen Monat später am 30. und 31. Juli folgen dann zwei Debatten übertragen von CNN live aus Detroit, Michigan.
Der dritte Turn findet dann am 12. und 13. September mit zwei Debatten, übertragen von ABC, statt.


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