Im deutschen Fernsehen wird die Debatte auf Phoenix oder Das Erste ab ca. 02:50 Uhr übertragen und übersetzt. Im Original wird es von ABC News übertragen, Beginn um 03:00 Uhr deutscher Zeit.
Das Duell wird 90 Minuten andauern, ein Studiopublikum ist nicht erlaubt. Die Kandidaten dürfen keine Aufzeichnungen mitbringen, sich aber während des Auftritts Notizen machen. Eröffnungsstatements sind nicht vorgesehen, dafür erhalten aber beide jeweils zwei Minuten für ihre Schlusserklärungen. Das Mikrofon wird stummgeschaltet für diejenige oder denjenigen, die oder der gerade nicht spricht.
Für jede Fragen erhalten beide Kandidaten etwa 2 Minuten Zeit zur Beantwortung, danach folgt eine Minute mit Nachfragen seitens des Moderatorenteams David Muir und Linsey Davis.
Für Harris steht mehr auf dem Spiel
Der etwas größere Druck im TV-Duell scheint derzeit auf Kamala Harris zu lasten. Zwar ist ihr und den Demokraten in den vergangenen 6 Wochen ein Stimmungsumschwung in den Umfragen gelungen, dieser reichte aber noch nicht aus, um Donald Trump mit dem Rücken an die Wand zu stellen. Harris hat es geschafft, das Rennen wieder komplett offen zu gestalten, nicht mehr, aber eben auch nicht weniger. Donald Trump dagegen konnte sich nach dem anfänglichen Absacken in den Umfragen wieder fangen. Ohnehin sind seine Umfragewerte auch gar nicht so sehr in den Keller gegangen, es war vielmehr so, dass Harris Werte im Vergleich zu Joe Biden deutlich nach oben gegangen sind.
Beide liefern sich in den Umfragen ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Die sieben offen Battleground States sind unverändert umkämpft. Nirgends ist eine derartig klare Tendenz erkennbar, dass ein Bundesstaat bereits auf die Seite von Harris und Trump gerechnet werden kann.
Es ist aber gerade Kamala Harris, die nun die evtl. sogar einzige Chance der direkten Konfrontation mit Trump nutzen muss. Trump ist bekannter als die Demokratin, seine inhaltlichen Positionen sind bekannt. Der Republikaner kann also weit weniger gewinnen und verlieren. Auf Harris wird geachtet. Für einige Zuschauer ist sie immer noch ein weitgehend unbeschriebenes Blatt, hier zählt vor Allem der erste Eindruck, den sie hinterlassen kann. Hierbei wird es auch darauf ankommen, ob sie schlagfertig und klar argumentieren kann. Anders als bei ihren Reden auf Wahlkampfveranstaltungen oder dem Parteitag, muss sie frei und auf sich gestellt antworten. Dass sie das ohne weiteres kann, hat sie vor vier Jahren beim TV-Duell gegen Mike Pence oder auch bei einigen TV-Debatten der Demokraten während der Vorwahlen 2020 gezeigt. 90 Minuten gegen Donald Trump, auf die sich momentan der gesamte Wahlkampf fokussieren, sind aber nochmal ein anderes Kaliber.
Trump ist bei Wirtschaft und Einwanderung noch im Vorteil
Auch inhaltlich wird es für Harris herausfordernd. Sie muss eine Balance zwischen positiver Zukunftsvision und ernsthafter Auseinandersetzung mit Problemen aus der gemeinsamen Regierungszeit mit Joe Biden finden. Es ist nicht so, als hätte die Biden-Harris Regierung keine Erfolge vorzuweisen gehabt, die beiden wichtigsten Themen des Wahlkampfs sind aber die Wirtschaftspolitik in Verbindung mit der Inflation sowie die (illegale) Einwanderung. In beiden Themenfeldern werden Trump bessere Werte zugeschrieben. Harris wird also konkrete Antworten und Ankündigungen in diesen Themenbereichen präsentieren müssen, will sie hier inhaltlich überzeugen und Trumps Vorteil wettmachen. Gelingt ihr das, kann sie als Gewinnerin aus dem Duell hervorgehen, denn in den weiteren Themenbereichen Abtreibung, Sicherung der Demokratie und teilweise auch der Außenpolitik, werden ihr bessere Werte zugeschrieben.
Für Donald Trump wird es im Kern drei Aufgaben geben. Für ihn wäre es hilfreich, wenn er ähnlich ruhig wie im ersten Duell gegen Joe Biden agiert. Dass er attackieren und austeilen kann, weiß jeder. Die noch unentschlossenen Wählerinnen und Wähler konnte er mit dieser Art aber noch nicht überzeugen. Gleichwohl muss Trump aber auch in der Offensive bleiben. Bei den vorgenannten Themen Wirtschaft und Einwanderung wird er gegen Harris punkten wollen. Hier muss der Republikaner die Oberhand behalten und etwas mehr aus sich heraus kommen, da er hier die Mehrheit der amerikanischen Wählerschaft hinter sich weiß.
Aber es gibt eben auch die für Trump heiklen Themen. Beim Thema Abtreibung wird irgendwie eine Position finden müssen, von der er meint, profitieren zu können. Kamala Harris wird ihm kein Zaudern in der Frage durchgehen lassen, bzw. will sie im Prinzip auch gar keine moderate Festlegung von Trump gelten lassen. Sie wird versuchen, die Zuschauer davon zu überzeugen, dass unter Trump keine Frau mehr sicher sein kann, selbst die Entscheidung über einen Schwangerschaftsabbruch treffen zu dürfen. Geht es nach konservativen Hardlinern bei den Republikanern wollen sie genau das auch von Trump hören. Da dieser jedoch weiß, dass ihm das wichtige Stimmen in der politischen Mitte insbesondere bei Frauen kosten kann, wird er es vermeiden, sich so klar zu positionieren. Ob er sich hier dann überhaupt festlegen wird, ist auch eine Frage, wie hartnäckig die Moderaten hier nachfragen werden.
Zweites TV-Duell ungewiss
Ob es nach diesem TV-Duell noch ein weiteres Aufeinandertreffen geben wird, ist ungewiss bis leicht unwahrscheinlich. Trump hatte dies bereits vorgeschlagen, seitens der Demokraten, ist dieser Gedanke aber bislang nicht weiter vorangetrieben worden.
Sicher ist, dass die beiden Vizekandidaten Tim Walz und JD Vance am 01.10. in New York City aufeinandertreffen werden.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen