Mittwoch, 7. Juni 2023

Pence, Christie und Burgum ergänzen GOP-Bewerberfeld

Mike Pence, Chris Christie und Doug Burgum sind in das Rennen um die Vorwahlen der Republikaner eingestiegen. Damit erweitert sich das Bewerberfeld der Grand Old Party deutlich. Alle drei Kandidaten haben in den letzten Tagen ihre Kandidatur erklärt und die erforderlichen Unterlagen eingereicht.

Neben Ex-Präsident Donald Trump hatten bereits zuvor Ron DeSantis, Nikki Haley, Tim Scott, Vivek Ramaswamy, Asa Hutchinson und Larry Elder ihre Hüte in den Ring geworfen.


Vom loyalen Vize zur Persona non grata


Mike Pence ist von den drei neuesten Bewerbern sicherlich der prominenteste Republikaner. Der 64-Jährige war von 2017 bis 2021 Vizepräsident unter Donald Trump und davor vier Jahre Gouverneur des Bundesstaats Indiana.


Mike Pence (50765077402) (cropped)
Mike Pence
by Gage Skidmore from Surprise, AZ,
CC BY-SA 2.0 , via Wikimedia Commons


Mike Pence gilt als einer der wertkonservativsten und religiösesten Spitzen-Republikaner, ist aber anders als Trump und DeSantis weniger dem rechtspopulistischen Flügel zuzuordnen. Pence galt während der Amtszeit Trumps als dessen absolut loyaler Unterstützer. Das Verhältnis beider Republikaner brach erst nach der gemeinsamen Wahlniederlage 2020 entzwei, als Pence am 06. Januar 2021 das Wahlergebnis entsprechend seiner Amtsfunktion offiziell im US-Kongress bestätigte. Trump hatte ihn zuvor aufgefordert, das Ergebnis nicht anzuerkennen. Die Ereignisse des Tages führten dann auch zur bekannten Stürmung des Kapitols in Washington.

Mike Pence gilt bei den rechten Trump-Anhängern seitdem als personifiziertes Feindbild und Verräter. Nach Ansicht vieler anderer US-Amerikaner hat Pence an diesem Tag die letzte Möglichkeit genutzt, sich im Sinne des Landes und der Demokratie von Trump zu distanzieren.


Wahlkampfvideo "Best Days" von Mike Pence:



Grundsätzlich waren aber zuvor keine kritischen Töne von Pence in Richtung Trump zu vernehmen. Hätten beide die Wahl 2020 gewonnen, wäre Pence wohl weiterhin US-Vizepräsident unter Trump.


In den Umfragen liegt Pence mit rund 5 % weit hinter Trump und DeSantis. Es ist nur schwer vorstellbar, dass sich die treuesten Trump-Anhänger, selbst bei einer Abkehr von ihrem Idol auf Pence Seite stellen. Hier führt der Weg zunächst über DeSantis. Pence muss es gelingen, mit einem starken Auftakt in Iowa zu starten und als ruhige besonnene Stimme einen Kontrast zu Trump und DeSantis zu bieten. Dass er auf die Stimmen des eher moderaten Parteiflügels hoffen kann, ist solange unwahrscheinlich, wie Nikki Haley oder auch Chris Christie im Rennen verbleiben.



Vom Unterstützer zum offensiven Gegner Trumps


Ein weiterer ehemaliger Unterstützer Trumps ist Chris Christie. Der 60-Jährige war zwischen 2010 und 2018 Gouverneur des Bundesstaats New Jersey. Er kandidierte bereits 2016 bei den Vorwahlen der Republikaner, schied aber chancenlos aus. Christie konnte bei den ersten beiden Vorwahlen in Iowa und New Hampshire nicht punkten und zog sich aus dem Rennen zurück. Christie erklärte zur Überraschung vieler zwei Wochen später, noch vor dem Super Tuesday, seine Unterstützung für Donald Trump und distanzierte sich damit auch von anderen Kandidaten des republikanischen Establishments. Dies honorierte Trump und fortan entwickelte sich eine scheinbar enge Zusammenarbeit. Nach Trumps Wahlsieg wurde spekuliert, dass Christie Teil der Trump-Regierung werden könnte, was jedoch nicht geschah. Für kurze Zeit ernannte Trump Christie zum Leiter des sog. Transition Teams, das den Übergang zweier Präsidentschaften organisieren soll.


Chris Christie in Baltimore2022
Chris Christie
by Maryland GovPics, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons


Während des Wahlkampfs 2020 unterstütze Christie Donald Trump erneut. Nach dessen Wahlniederlage gegen Biden, teilte er aber nicht dessen Behauptungen, Biden hätte die Wahl nur durch Betrug gewonnen. Christie kritisierte Trump zudem für dessen Rolle beim Sturm auf das Kapitol am 06. Januar 2021 deutlich und sprach sich in der Folge auch für die Amtsenthebung Trumps aus.

Chris Christie verkündete seine Kandidatur auf einer Veranstaltung in Manchester, New Hampshire und ist nun einer der schärfsten Kritiker des Frontrunners Trump. Er ging den früheren Präsidenten auch direkt persönlich an. Trump schaue nur auf sich selbst, gebe nie Fehler oder Irrtümer zu, finde immer Schuldige in Anderen und schreibe sich jeden Erfolg selbst auf die Fahne, so Christie. Trump hätte seine Präsidentschaft nicht genutzt, um die angestrebten Ziele zu erreichen. Christie bezeichnete Trump zudem als verbitterten und wütenden Mann, der nur zurückschaue.


Christie gilt als pragmatischer und moderater Republikaner. Anders als viele seiner republikanischen Mitbewerber vertritt er kompromissfähige Positionen, die auch bei Unabhängigen und Demokraten Anklang finden können.

Auch wenn er sich dadurch von großen Teilen des republikanischen Bewerberfeldes ziemlich abhebt, ist aktuell nicht erkennbar, wie er erfolgreich aus den Vorwahlen hervorgehen will. Die Republikaner haben sich in den vergangenen 20 Jahren immer weiter nach rechts bewegt und Donald Trump hat diese Entwicklung nochmals deutlich verstärkt. Dass bereits 2016 das republikanische Establishment scheiterte, führte nicht zu einer kritischen Auseinandersetzung in der Partei. Auch wenn das gesamte Wählerspektrum der Republikaner nach wie vor breit aufgestellt ist, die Republikaner, die bei den Vorwahlen ihren Spitzenkandidaten wählen, sind überwiegend nicht dem moderaten Flügel zuzuordnen. Christie wird zunächst einen Weg finden müssen, sich als die eine Alternative zu Trump und DeSantis durchzusetzen und dann auf eine ermüdende Schlammschlacht zwischen diesen beiden Kandidaten hoffen.


Doug Burgum - wohl chancenloser Außenseiter


Der amtierende Gouverneur von North Dakota hat überraschend ebenfalls seine Kandidatur für die Republikaner erklärt. Der 66-Jährige wurde 2016 ins Amt gewählt.


Governor Doug Burgum
Doug Burgum
by Office of the Governor, State of North Dakota,
CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Traditionell können sich relativ unbekannte Gouverneure bei Vorwahlen meist durch ihre praktischen Regierungserfahrungen in ihren Bundesstaaten von den Kandidatinnen und Kandidaten aus Senat und Repräsentantenhaus abheben. Bei diesen Vorwahlen mangelt es jedoch gerade nicht an Kandidatinnen und Kandidaten mit solchen Merkmalen. DeSantis, Christie, Haley und Hutchinson sind alle insbesondere durch ihre Funktion als Gouverneur/in bekannt. Hinzu kommen noch ein Ex-Präsident und ein Ex-Vizepräsident, der zudem ebenfalls Gouverneur war. Lediglich Tim Scott ist amtierender Senator im US-Kongress für den Bundesstaat South Carolina.

Einen Weg zum Erfolg kann ich für Burgum nicht erkennen. Gleichwohl steigert er durch eine solche Kandidatur natürlich seine Bekanntheit auch für künftige Aufgaben in North Dakota.


Die aktuellen Umfragen zu den republikanischen Vorwahlen findet Ihr hier.