Montag, 31. Juli 2017

Trump entlässt Kommunikationschef Scaramucci

Anthony Scaramucci at SALT Conference 2016 (cropped).jpg
Anthony Scaramucci,
Von Jdarsie11
Eigenes WerkCC-BY-SA 4.0Link
John Kelly official DHS portrait
Stabschef John Kelly
Das war ein kurzes Vergnügen. Nach wenigen Tagen hat US-Präsident Donald Trump seinen gerade erst neu ernannten Kommunikationschef Anthony Scaramucci wieder entlassen. Infolge der Ernennung Scaramuccis war Trumps Pressesprecher Sean Spicer zurückgetreten. Auch der als interner Gegner Scaramuccis geltende ehemalige Stabschef Reince Priebus musste gehen und wurde durch John Kelly ersetzt. Wer neuer Kommunikationschef wird bzw. ob diese Position überhaupt neu besetzt wird, ist aktuell noch nicht bekannt. Möglich ist auch, dass die Aufgaben Scaramuccis wieder in die Kompetenzbereiche von Pressesprecherin Huckabee Sanders und Stabschef Kelly fallen. Die New York Times berichtet, dass Stabschef Kelly Einfluss auf die Entscheidung gegen Scaramucci hatte. Scaramucci war nur 10 Tage im Amt. 

Mehr zum Personalchaos im Weißen Haus der vergangenen Monate in meinem Artikel vom 28.07.17.

Kongresswahl 2018: Kid Rock, Senator aus Michigan?

Alles nur eine Marketingstrategie oder ein weiterer Schlag gegen das politische Establishment? US-Musiker Kid Rock (Robert James Ritchie) scheint derzeit eine Kandidatur zur Kongresswahl 2018 auszuloten. Konkret geht es um einen Sitz im Senat für den Bundesstaat Michigan. Nachdem er bereits vor einiger Zeit eine Website veröffentlichte, kidrockforsenate.com, war zunächst unklar, wie ernst er es mit seinem Anliegen meint. Es könnte auch ein PR-Gag sein. Nun äußerte sich Kid Rock zu seinen Ambitionen und teilte mit, dass seine Kandidatur "sehr gut möglich" sei und er weitere Überlegungen dazu in den nächsten Wochen unternehmen werde. Der aus Michigan stammende Musiker würde für die Republikaner ins Rennen um den Senatssitz in seinem Heimatstaat gehen.

Kid Rock hatte bereits bei den zurückliegenden Präsidentschaftswahlen jeweils die republikanischen Kandidaten Mitt Romney und Donald Trump unterstützt. In der Vergangenheit äußerte sich der Musiker zudem sehr abwertend, teils vulgär, gegenüber den Demokraten.
Zunächst müsste er aber die Vorwahlen bei den Republikaner erfolgreich überstehen. Eine Umfrage dazu sieht ihn bei knapp 50% und damit mit großem Abstand vorne. Alle weiteren potenziellen GOP-Kandidatenin Michigan liegen im einstelligen Bereich.

Nun ist eine Kandidatur von Schauspielern oder Musikern in hohe politische Ämter in den USA kein Novum, dennoch lohnt sich ein Blick auf die kommende Entwicklung in Michigan. Jenem Bundesstaat, den Hillary Clinton relativ überraschend an Donald Trump verlor und der nach Pennsylvania, Ohio, Indiana und Wisconsin Teil ihrer Niederlagenserie im erweiterten Bereich des Rust Belts der USA war. Der Rust Belt und insbesondere Michigan wäre für die Demokraten besonders wichtig. Schaffen sie es 2020 nicht, diesen Bereich wieder für sich zu gewinnen, wird es sehr schwer werden, die Republikaner im Weißen Haus abzulösen. Jede Möglichkeit eines Stimmungstests in diesen Bundesstaaten wird daher genau beobachtet.
Gerade der "Bad Boy", der mit seinen Äußerungen nun nicht gerade für Political Correctness steht und kein Blatt vor den Mund nimmt, erinnert natürlich zwangsläufig an den Wahlkampf Trumps. Wie sehen die Wählerinnen und Wähler Michigans die Chancen eines Senatskandidaten Kid Rock?

Die oben bereits erwähnte Umfrage der Trafalgar Group fragte auch nach den Chancen gegen die demokratische Amtsinhaberin Debbie Stabenow, die bei den zurückliegenden Wahlen ihre republikanischen Gegenkandidaten deutlich schlug und in Michigan recht beliebt ist. Die Umfrage würde aktuell ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Stabenow und Kid Rock sehen.
Übrigens hat die Trafalgar Group fast als einziges Umfrageinstitut kurz vor der Wahl 2016 die Siege Trumps in Michigan, Pennsylavania, Florida und North Carolina richtig prognostiziert. Hier nochmal die Übersicht der letzten Umfragen 2016 in den Swing States.

Solange nicht formal eine Kandidatur Kid Rocks verkündet wurde, sollte natürlich eine gewisse Zurückhaltung angezeigt sein. Die Spekulationen als lächerlich zurückweisen sollte man aber auch nicht. Auch Donald Trump wurde in Washington lange Zeit belächelt und praktisch erst mit Beginn der Vorwahlen wirklich ernst genommen. Und selbst wenn sich am Ende Kid Rock mit einem Augenzwinkern für die Schlagzeilen und die Aufmerksamkeit bedankt und verkündet, dass er nicht antrete, die Zahlen aus den Umfragen blieben bestehen und sollten den etablierten Politikern bei Republikanern und Demokraten eine mahnende Erinnerung sein.

Freitag, 28. Juli 2017

Unruhe im Weißen Haus und das Scheitern Trumps und der Republikaner bei der Abschaffung Obamacares

Für die Republikaner sind diese Tage ein Desaster. Zumindest auf den ersten Blick. Kaum ein politisches Vorhaben wurde so oft kritisiert wie das Gesundheitsprogramm "Obamacare" des früheren Präsidenten. Die politische Führung der Republikaner im Kongress hatte immer wieder ausgerufen, Obamacare abzuschaffen. Eine Losung, wie sie im Wahlkampf nicht einfacher hätte sein können. Kritische Fragen auch aus der eigenen Partei heraus wurden weitgehend ignoriert. Und auch Donald Trump hatte immer wieder betont, die Krankenversicherung abzuschaffen und durch etwas viel Besseres zu ersetzen. Nun stehen alle Beteiligten vor einem Scherbenhaufen. Zum wiederholten Male scheiterten Die Republikaner auch an ihren eigenen Vertretern im Kongress. Weder konnte "Trumpcare" beschlossen, noch "Obamacare" zumindest in Teilen abgeschafft werden. Die letzte Abstimmung scheiterte in der vergangenen Nacht an den Gegenstimmen der Demokraten, zwei Unabhängigen sowie drei Republikanern. Die Senatorinnen Lisa Murkowski (Alaska) und Susan Collins (Maine) sowie John McCain (Arizona) votierten zur Enttäuschung von Mehrheitsführer Mitch McConnell aus Kentucky gegen den Gesetzentwurf. Die knappe Mehrheit der Republikaner im Senat war damit dahin. Die Republikaner haben im Senat 52 Stimmen, die Demokraten 46, hinzu kommen noch 2 Unabhängige, die meist mit den Demokraten stimmen. Die einfache Mehrheit liegt bei 51 Stimmen.
 
US-Präsident Trump zeigt nun auf die Abweichler der Republikaner. Er könne es nicht fassen, dass nicht einmal die Abschaffung von Obamacare gelungen sei. "Repeal and Replace" hatte Trump immer wieder im Wahlkampf mit Blick auf die Krankenversicherung gesagt. Aufheben und Ersetzen. Dass er mit dem Ersetzen durch Trumpcare scheiterte war schon eine Niederlage, nun gelang nicht einmal das Minimalziel. Und ob das nächste große Versprechen, ein massives Investitionsprogramm für die US-Infrastruktur, gelingen wird, ist mehr als fraglich. Auch hier gibt es von Teilen der Republikaner strikte Vorbehalte, die einen Einfluss des Staates in Form von solch großen Investitionen schlicht ablehnen.

Donald Trump dürfte nun zunehmend klar werden, dass sein bisheriger Kurs nicht von Erfolg gekrönt sein dürfte. Ein paar symbolische Treffer konnte er erzielen. Die Aufkündigung des Klimaabkommens, ein paar Firmen die öffentlichkeitswirksam wieder in den USA produzieren und investieren. Aber der große Wurf ist Trump noch nicht gelungen. Immerhin hat nun die republikanische Mehrheit im Repräsentantenhaus für einen Budgetentwurf zu einem nationalen Sicherheitspaket gestimmt. Darin enthalten sind auch 1,6 Milliarden US-Dollar für den Bau der Mauer an der Grenze zu Mexiko. Ein weiteres Wahlkampfversprechen des Präsidenten. Die Zustimmung des Senats steht noch aus.

Trump ist natürlich nicht der erste Präsident, der Schwierigkeiten mit der Gesetzgebung und den Abstimmungen im Kongress hat. Aber er muss mehr dafür tun, dass die theoretischen Mehrheiten im Kongress auch genutzt werden. Verhandeln, Kompromisse, Mehrheiten finden und sichern. Ein langer Prozess, der Geduld, die richtige Strategie und das richtige Maß an Kommunikation erfordert. Hat Trump diese Fähigkeiten?


Chaos im Weißen Haus: eine Frage der richtigen Führung?

 

Nachdem ich im letzten Beitrag vor gut zwei Monaten geschrieben hatte, dass US-Präsident Donald Trump noch nicht im Weißen Haus angekommen sei, muss ich heute feststellen, dass sich die Situation im Oval Office weiter zuspitzt. Konnte man dem Präsidenten zu Beginn seiner Amtszeit einige Holprigkeiten noch seiner Unerfahrenheit im politischen Betrieb zuschreiben, ist inzwischen zunehmend die Frage zu stellen, ob der Präsident die Prioritäten richtig erkennt. Dabei geht es nicht um die Frage, ob er politisch die richtigen Entscheidungen trifft, sondern vielmehr darum, dass er politisch überhaupt wahrgenommen wird. Zu viel Zeit und Tatkraft gehen verloren, wenn sich Trump mit Personalentschiedungen, Ermittlungen und der kritischen Presselandschaft beschäftigen muss.

Mit der Entlassung von FBI-Chef Comey sollte etwas Druck vom Präsidenten genommen werden. Wer auch immer Donald Trump in dieser Frage beraten hat, lag falsch. Viele politische Beobachter in Washington waren ohnehin erstaunt über diesen Schritt. Die Diskussionen um mögliche Russland-Verbindungen, den Einfluss Russlands auf den Wahlkampf in den USA und das Verhältnis von Trump zu Comey nahmen nun erst richtig an Fahrt auf.
Sonderermittler Mueller macht seine Arbeit und hängt wie ein Damoklesschwert über dem Präsidenten. Trumps engster Berater- und Familienkreis im Weißen Haus müssen aussagen, darunter auch Jared Kushner im Geheimdienstausschuss des US-Senats. Der Rücktritt des Pressesprechers Sean Spicer stellt einen weiteren Disput dar. Ein Konflikt zwischen dem neu installierten Kommunikationschef Anthony Scaramucci und dem Stabschef Reince Priebus und der öffentliche Bruch Trumps mit Justizminister Jeff Sessions sind weitere aktuelle Belastungen.
John Kelly official DHS portrait
Trumps neuer Stabschef: John Kelly

UPDATE, 29.07.17: Reince Priebus wurde inzwischen durch den Ex-General John Kelly als Stabschef abgelöst.

Das sind zu viele Konflikte im Machtzentrum der USA. Trump muss nun Ruhe ins Weiße Haus bekommen. Unabhängig davon, welches Ergebnis Sonderermittler Mueller eines Tages präsentieren wird, ist der US-Präsident nun aufgefordert den normalen politischen Betrieb unaufgeregt und weitgehend geräuschlos zu gestalten. Trump muss selbst in die Lage kommen, politische Themen kontrolliert zu setzen und letztlich auch erfolgreich durch den Kongress zu bekommen. Das reihenweise Unterzeichnen von Dekreten ist dauerhaft keine Lösung. 



Gefährliche Schadenfreude bei den Demokraten?


Die Demokraten gehen aktuell die politischen Schritte geschlossen mit, die erforderlich sind, um politisch nicht gewollte Maßnahmen Trumps und der Republikaner zu verhindern. Dort, wo sich Gelegenheiten bieten, werden sie genutzt. Die Abstimmungen zur Gesundheitsreform im Senat hätten ja auch mit Abweichlern aus den Reihen der Demokraten anders ausfallen können. Die Freude und Erleichterung bei den Demokraten darf aber nicht zu einer selbstgefälligen Schadenfreude ausarten. Denn Obamacare hat eben nicht nur die Vorteile. Die enormen finanziellen Belastungen, die einzelne Personen treffen können, sind ein ernsthaftes Problem, auf das die Demokraten zügig Antworten finden sollten. Der Handlungsbedarf wird zumindest erkannt. Spätestens zu den Kongresswahlen im kommenden Jahr, muss aber eine schlüssige Überarbeitung für alle Kandidatinnen und Kandidaten spruchreif als programmatischer Ansatz gefunden werden. Nur gegen Trump, die Republikaner und deren politische Maßnahmen zu sein, dürfte die Wähler nicht überzeugen.