Persönliche Chancenbewertung, aktualisiert: (++, +, o, -, --)
Link zu den aktuellen Umfragewerten der Demokraten
Verkündete Kandidaturen:
Kamala Harris (++)

Als Senatorin opponiert Kamala Harris insbesondere gegen die verschärfte Einwanderungspolitik des US-Präsidenten und griff ihn scharf wegen dessen "muslim ban" an.
Am 21.01.2019 verkündete Kamala Harris ihre Kandidatur zur Präsidentschaftswahl 2020.
Erfolgschance: Kamala Harris bringt praktisch alles mit, was für eine aussichtsreiche Kandidatur bei den Demokraten erforderlich ist. Sie stünde nach Clinton, Pelosi, Sanders, Biden und Warren für einen Generationenwechsel in der Partei. Als frühere Generalstaatsanwältin bringt sie viel Kampf- und Durchsetzungskraft mit. Zudem ist sie weiblich und afroamerikanisch, was bei den Demokraten 2020 als Kontrast zu Donald Trump durchaus gefragt sein dürfte. Derzeit ist die Senatorin bei Umfragen noch nicht auf dem erforderlichen Niveau angelangt, das für eine positive Dynamik bei den Vorwahlen erforderlich ist. Findet Kamala Harris einen Weg, sich in den Fokus der ersten Vorwahlen in Iowa und New Hampshire zu kämpfen, könnte sie schon bei den darauf folgenden Terminen in Nevada und South Carolina zu einer Topfavoritin avancieren. Aber in Iowa und New Hampshire könnten andere Demokraten bessere Chancen haben, so dass ein verpatzter Auftakt, auch zu einem ernsten Problem werden könnte.
Bernie Sanders (+)
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by Gage Skidmore, CC BY-SA 2.0, Link |
Bernie Sanders begeisterte insbesondere viele links-progressiv ausgerichtete Wählerinnen und Wähler, vor allem auch jüngeren Alters. Der noch immer amtierende Senator aus Vermont wetterte gegen das Washingtoner Establishment und das der demokratischen Partei. Der langanhaltende Wettkampf mit Hillary Clinton belegte auch, eine deutlich erkennbare Spaltung der Demokraten, die bis heute nicht überwunden zu sein scheint.
Update: Am 19.02.2019 hat Bernie Sanders seine erneute Kandidatur für die Vorwahlen der Demokraten verkündet.
Erfolgschance: Viele junge Gegenkandidaten, insbesondere aus dem US-Senat, sowie auch die Kandidatur der linksgerichteten Elizabeth Warren, könnten dem inzwischen 77-jährigen wertvolle Stimmen kosten. Ein großer Pluspunkt ist natürlich die Erfahrung aus den Vorwahlen 2016 und die damit verbundene landesweite Bekanntheit. Sollte sich Sanders zu einer Kandidatur entscheiden, müsste er mit Erfolgen in den frühen Bundesstaaten der Vorwahlen, Iowa und New Hampshire insbesondere im direkten Duell mit Elizabeth Warren als Sieger hervorgehen, um Konkurrenten auf dem linken Flügel frühzeitig auszustechen.
Elizabeth Warren (o)

Elizabeth Warren wurde zuletzt bei den Midterm Elections 2018 als Senatorin für Massachusetts deutlich im Amt bestätigt.
Im Vorwahlkampf 2016 zögerte Warren lange mit einer öffentlichen Unterstützung. Die deutlich linksgerichtete Politikerin stand inhaltlich eher den Positionen Bernie Sanders nahe. Jedoch konnte sie sich scheinbar nicht gegen eine weibliche Kandidatin, die zudem auch noch die aussichtsreichere war, entscheiden. Als absehbar war, dass Sanders die Vorwahlen nicht zu seinen Gunsten entscheiden konnte, erklärte Warren im Juni 2016 ihre Unterstützung für Hillary Clinton.
Warren ist eine auch im politischen Alltag immer wieder öffentlich wahrnehmbare Kritikerin Donald Trumps und forderte zudem ein Amtsenthebungsverfahren gegen den Präsidenten.
Politische Schwerpunkte Warrens liegen in einer links ausgerichteten Finanz- und Gesundheitspolitik.
Elizabeth Warren wird in diesem Sommer 70 Jahre alt.
Erfolgschance: Elizabeth Warren ist prominent und insbesondere bei Frauen und links-progressiven Wählerinnen und Wählern beliebt. Bekommt sie auf diesen Feldern keine nennenswerte Konkurrenz könnte sie eine starke Kandidatin des linken Flügels der Demokraten werden.
Cory Booker (o)

Booker haftet in gewisser Weise das Image eines "Popstars" an. Er weiß sich, seine politischen Ansichten und Intentionen durch außergewöhnliche Aktionen bemerkenswert in Szene zu setzen und ist dadurch in der Lage, Menschen zu begeistern und wachzurütteln. Dabei muss der relativ junge Senator aber aufpassen, das richtige Maß zu finden. Gegner könnten versuchen, ihm die Seriosität abzusprechen, sollte Booker allzu sehr auf eine eindringliche Außenwirkung aus sein.
Politisch gehört der Senator aus New Jersey ebenfalls zum progressiven Flügel der Demokraten.
UPDATE, 01.02.2019: Cory Booker verkündet am 01.02.2019 offiziell seine Kandidatur.
Erfolgschance: Cory Booker wäre ähnlich wie Sherrod Brown (s.u.) eine Überraschung zuzutrauen. Es müsste aber schon alles im Sinne Bookers laufen, wenn er sich am Ende durchsetzen will. Die Verkündung seiner Kandidatur zu einem relativ frühen Zeitpunkt ist jedenfalls sinnvoll, um seinen Namen landesweit bekannt zu machen. Das gilt insbesondere für Iowa und New Hampshire, wo die ersten Vorwahlen der Demokraten stattfinden.
Julian Castro (o)

Der junge Demokrat setzt sich als Hispanic für eine umfassende Einwanderungsreform ein und kann damit auch thematisch zu einem starken Widersacher Donald Trumps werden. Mit seinem Wahlslogan "One Nation, One Destiny" setzt Castro bereits ein symbolisches Zeichen, was eindeutig gegen die Politik des Präsidenten gerichtet ist. Am 12. Januar 2019 verkündete Julian Castro offiziell seine Kandidatur.
Erfolgschance: Die Aussichten für eine erfolgreiche Kandidatur Castros hängen maßgeblich davon ab, ob sein texanischer Parteifreund Beto O'Rourke ebenfalls noch in das Rennen einsteigt. Kandidiert O'Rourke, könnte dies viel Unterstützung aus der Heimat kosten. Als vermutlich einziger Kandidat mit lateinamerikanischen Wurzeln hätte Julian Castro aber ein Alleinstellungsmerkmal, was zu Beginn eines Auswahlprozesses immer von Vorteil ist. Jedoch könnte er Gefahr laufen, mit dem Thema Migration zu einseitig wahrgenommen zu werden. Auch würde eine solche programmatische Zuspitzung Donald Trump evtl. in die Karten spielen. Julian Castro könnte zudem als etwas zurückhaltend wahrgenommen werden. Bei einem großen und teils sehr charismatischen Kandidatenfeld der Demokraten könnte dies ein entscheidender Nachteil sein. Die Chancen Castros schätze ich als nicht sonderlich groß ein, vielmehr könnte er ein interessanter Running Mate sein, abhängig davon, wen die Demokraten auf Eins setzen werden.
Amy Klobuchar (o)

Klobuchar ist nach 2006 und 2012 im vergangenen Jahr zum dritten Mal in Folge mit großer Mehrheit in den US-Senat gewählt worden. Sie ist über Parteigrenzen hinweg anerkannt und genießt hohe Zufriedenheitswerte in der Bevölkerung.
Neben der Justizpolitik hat die Top-Juristin ihre politischen Schwerpunkte in der Gesundheits- und Außenpolitik. Im Gegensatz zu vielen anderen tatsächlichen oder potenziellen Bewerberinnen und Bewerbern ist Klobuchar eine eher moderate Demokratin, was ggf. ein gewisses Alleinstellungsmerkmal sein könnte.
In einigen Umfragen zu Beginn des Jahres 2019, sagten über 50%, dass sie noch nie von Klobuchar gehört haben. Dieses Defizit an Bekanntheit gilt es nun aufzuholen. Ein früher Einstieg in die Kandidatur ist hier angezeigt.
UPDATE, 10.02.2019: Amy Klobuchar verkündet am 10.02.2019 offiziell ihre Kandidatur.
Erfolgschance: Amy Klobuchar gehört sicher nicht zum engeren Favoritenkreis. Zwei Faktoren könnten ihrer Kandidatur jedoch Aufwind geben. Mit Blick auf die erste Vorwahl in Iowa gilt die Senatorin aus dem Nachbarbundesstaat Minnesota quasi als Lokalmatadorin. Zwar bedeutet ein starker Auftakt in Iowa noch lange nicht den Sieg und muss auch nicht zwingend erfolgreiche Vorwahlen folgen lassen, eine Niederlage jedoch kann für Kandidatinnen und Kandidaten, deren Chancen eher mäßig bis schwach eingeschätzt werden, das schnelle Aus bedeuten. Ein zweiter Punkt, den Klobuchar ausspielen wird, ist ihre eher moderate Linie. Sie wird sich nicht in den Kampf um die populärsten Positionen am linken Rand der Demokraten begeben, sondern eher die Mitte bedienen, ohne dabei klare Positionen gegen Trumps Republikaner aufzugeben. In einem möglicherweise recht schrillen Vorwahlkampf der Demokraten, könnten moderate Töne eine attraktive Alternative für nicht wenige Wählerinnen und Wähler darstellen.
Kirsten Gillibrand (-)

Ursprünglich ist Gillibrand innerparteilich eher dem konservativen Flügel der Demokraten zuzurechnen und auch Mitglied der konservativen Blue Dog Coalition gewesen, einer der drei einflussreichen Bündnisse der demokratischen Abgeordneten im US-Kongress. Das links ausgerichtete Bündnis nennt sich Congressional Progressive Caucus, das moderate in der Mitte stehende Bündnis bildet die New Democrat Coalition. Insebsondere aus ihrer Zeit im Repräsentantenhaus haftet ihr das Image einer konservativen Demokratin an.
Inzwischen liegen Gillibrands Positionen aber eher im progressiven Bereich. Inhaltliche Schwerpunkte setzt sie dabei in der Gesundheits-, Familien- und Bildungspolitik und gilt als scharfe Verfechterin der Frauenrechte. Sie engagierte sich stark in der MeToo-Bewegung.
In diesem Zusammenhang machte sie auch vor eigenen Parteifreunden nicht halt, als sie den demokratischen US-Senator von Minnesota Al Franken nach Belästigungsvorwürfen als erste prominente Demokratin zum Rücktritt aufforderte. Im Rahmen der Untersuchungen wurden weitere Vorwürfe bekannt und als sich Frankens politischer Freund und Minderheitsführer im Senat, Chuck Schumer, Gillibrands Forderung anschloss, trat Al Franken auch tatsächlich zurück. Kirsten Gillibrand musste für ihren Vorstoß ebenso viel Lob wie Kritik einstecken. Einen entscheidenden Nachteil für ihre Kandidatur dürfte ihr geradliniges Agieren jedoch nicht sein.
Erfolgschance: Kirsten Gillibrand ist eine Kandidatin mit großem Potenzial. Durch ihr Engagement in der MeToo-Bewegung ist sie landesweit insbesondere auch bei Frauen bekannt geworden. Politisch steht sie nicht so weit links, wie etwa Warren oder Sanders, bei Schlüsselthemen wie der Gesundheitspolitik vertritt sie aber die mehrheitlichen Ansichten ihrer Partei und bildet einen klaren Gegenpol zur Politik Donald Trumps. Gillibrand scheint vom Profil her eine ideale Herausforderin für den US-Präsidenten zu sein, könnte es aber schwer haben, wenn nach Kamala Harris auch noch der moderate, populäre und gut vernetzte Joe Biden seine Kandidatur verkündet. Zudem gibt es verschiedene Spekulationen um möglichen Kandidaturen weiterer relativ junger demokratischer Senatoren, denen ähnliche Chancen zugerechnet werden. An erster Stelle sind hier Cory Booker und Amy Klobuchar zu nennen.
Tulsi Gabbard (-)

Im Jahr 2016 trat sie als Vize-Vorsitzende des Democratic National Committee (DNC), also der Demokratischen Partei, nach Differenzen mit der Vorsitzenden Debbie Wasserman Schultz zurück. Hintergrund war ein Konflikt in Zusammenhang mit der Organisation der Vorwahlen, bei denen Wasserman Schultz vorgeworfen wurde, Hillary Clinton zu bevorteilen. Um einen Interessenkonflikt zu vermeiden, schied Tulsi Gabbard dann aus der Führungsriege des DNC aus und setzte sich offen für Bernie Sanders ein.
Am 11.01.2019 verkündete sie ihre Kandidatur für die Vorwahlen 2020.
Erfolgschance: Tulsi Gabbard könnte es sicherlich gelingen, einige Delegiertenstimmen zu gewinnen, ich denke aber nicht, dass sie ernsthafte Chancen auf eine Nominierung haben wird. Dafür fehlt ihr die politische Erfahrung und sie müsste zahlreiche prominente Unterstützer gewinnen, die ihrerseits auf Kandidaturen verzichten. Zudem ist sie innerhalb der demokratischen Partei nicht ganz unumstritten. Ein Treffen mit Syriens Machthaber Assad und frühere Verbindungen zu homophoben Gruppen, könnten zu viele Zweifel und Fragen aufwerfen, auch wenn sie sich bereits mehrfach für ihre damaligen Positionen gegenüber Homosexuellen entschuldigt hat.
John Delaney (--)

Sollten sich die Werte für Delaney nicht bessern, ist ein Rückzug noch vor Beginn der ersten Vorwahlen nicht ausgeschlossen.
Erfolgschance: Die Kandidatur Delaneys scheint aussichtslos. Es fehlt an Popularität, politischer Erfahrung und innerparteilichen Einfluss. Die ersten Werbeversuche verhallten offenbar. Das Kandidatenfeld ist zu groß und wesentlich prominenter besetzt.
Andrew Yang (--)
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by Asa Mathat for Techonomy - CC BY-SA 4.0, Link |
Erfolgschance: Ich sehe keinen Weg für Andrew Yang, ernsthaft ist das Rennen um die Kandidatur der Demokraten einzusteigen. Die Partei hat zu viele junge und ambitionierte Bewerber, als das hier ein Unternehmer ohne Partei- und Politikhintergrund eine Lücke schließen könnte.
Pete Buttigieg (--)
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By Edward Kimmel DNC Winter Meet 0363, CC BY-SA 2.0 |
Der 37-jährige Buttigieg ist der bislang jüngste Kandidat im diesjährigen Bewerberfeld und der erste offen homosexuelle Kandidat der Demokraten für die internen Vorwahlen. Buttigieg ist Bürgermeister der 100.000 Einwohner Stadt South Bend in Indiana. Bislang hat Buttigieg seine Ambitionen verkündet, formal zunächst aber noch ein "presidential exploratory committee" vorgeschaltet, welches seine Chancen erörtern soll.
Erfolgschance: Pete Buttigieg gehört neben Yang und Delaney zu den klaren Außenseitern. Diese Rolle dürfte der junge Demokrat in diesem Jahr nach meiner Einschätzung auch nicht mehr ablegen können.
Noch keine Kandidatur verkündet, aber potenzielle Kandidaten:
Joe Biden (++)

In diesem Jahr werden die Spekulationen wieder angeheizt. Joe Biden ist über Parteigrenzen hinweg anerkannt und relativ beliebt. Aus ihm nahestehenden Kreisen ist zu vernehmen, dass Biden ernsthaft über eine Kandidatur nachdenke, allerdings sein fortgeschrittenes Alter auch als Problem sehe. Der frühere Senator von Delaware wäre bei der Amtsübernahme 78 Jahre alt. Möglich wäre auch, dass Biden daher "nur" eine Amtszeit anstreben könnte und für diese Zeit eine junge Demokratin oder einen jungen Demokraten als Runnig Mate auswählt, die oder der er dann 2024 nach vier Jahren Vizepräsidentschaft die Kandidatur ermöglichen will.
Bereits im Jahr 2017 hatte Biden das PAC "American Possibilities" gegründet, was es ihm ermöglicht, finanzielle Vorbereitungen für eine eigene Kandidatur, aber auch zur Unterstützung anderer Kandidaten zu diversen Wahlen zu treffen. Eine Übersicht über die unterstützten Politiker Bidens PAC findet Ihr hier.
In ersten Umfragen für den Auftakt der Vorwahlen in Iowa ist Joe Biden mit Abstand der aussichtsreichste Kandidat der Demokraten. Wohl aber auch nicht zuletzt wegen seiner bundesweiten Popularität insbesondere auch gegenüber anderen jüngeren potenziellen Mitbewerberinnen und Mitbewerbern.
Joe Biden steht inhaltlich der Politik Barack Obamas sehr nahe und pflegt ein enges und sehr gutes Verhältnis zum früheren Präsidenten. Biden dürfte beste Chancen beim Parteiestablishment und dem moderat bis konservativen Flügel der Partei haben, was ein interessanter Kontrast zu einigen links-progressiven jüngeren Kandidatinnen wäre.
Beto O'Rourke (+)
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crockodile [CC BY 2.0] |
Trotz seiner vergleichsweise geringen bundespolitischen Erfahrung, werden dem 46-jährigen Texaner gute Chancen eingeräumt, das demokratische Bewerberfeld erheblich aufzumischen. O'Rourke hat durch seine Vitalität und Kreativität bei dessen Auftritten einen Pluspunkt, der in dieser Ausprägung kaum noch einmal bei den prominenten Demokraten zu finden ist. Dieser Vorteil kann insbesondere dann zum Tragen kommen, wenn es um die Frage geht, wohin viele der demokratischen Spendengelder fließen sollen. O'Rourke sollte zeitnah eine Entscheidung über seine Kandidatur treffen. Nicht nur für sich selbst, sondern auch in Hinblick auf die parteiinternen Mitstreiter, die ebenfalls auf diese Gelder blicken. Größere und O'Rourke wohl gesonnene Spender könnten auf eine Entscheidung des Texaners warten und sich mit Spenden an andere Kandidaten noch zurückhalten.
Aktuell tourt O'Rourke durch die USA und lässt seine Anhänger mittels kurzer medialer Nachrichten in den sozialen Netzwerken daran teilhaben. Ob er sich selbst noch nicht im Klaren darüber ist, ob er antreten wird oder dies bereits eine Vorbereitung auf seinen Wahlkampf ist, bleibt spekulativ. Bei allem Enthusiasmus und reichlich Vorschusslorbeeren, die Präsidentschaftswahl 2020 könnte für O'Rourke angesichts der vielen unterschiedlichen Kandidaten evtl. noch zu früh kommen. Ein Sieg gegen Cruz hätte ihm wertvolle Erfahrungen gebracht, die auch seinen Einfluss deutlich vergrößert hätten. Die Umfragewerte für O'Rourke lassen seine Fans aber durchaus hoffnungsvoll auf dessen Entscheidung blicken.
Michael Bloomberg (o)
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By Bloomberg Philanthropies - CC0, Link |
Keine Gerüchteküche, in der Michael Bloomberg fehlen darf. Der inzwischen 76-jährige Unternehmer und Politiker darf in dieser Auflistung nicht vergessen werden. Der Gründer von Bloomberg L.P. und Bloomberg Television gehört laut Forbes mit einem Gesamtvermögen von geschätzt knapp 50 Milliarden US-Dollar zu den 20 reichsten Menschen der Welt.
Bloomberg war 12 Jahre lang von Bürgermeister von New York und schied Ende 2013 aus dem Amt. Danach setzte er sich für zahlreiche wohltätige Zwecke ein. Ein von Bloomberg leidenschaftlich vertretenes Thema ist der Kampf gegen den Klimawandel. Mit Trumps Ankündigung, aus dem Pariser Klimaschutzabkommen auszusteigen, kündigte Michael Bloomberg 2018 an, die von den USA zugesagten 4,5 Mio US-Dollar selbst privat zu zahlen.
Bloomberg war früher bereits Demokrat, wechselte vor seiner Bürgermeisterwahl zu den Republikanern, war ab 2007 unabhängig und hat sich inzwischen wieder den Demokraten angeschlossen.
Bereits bei der Präsidentschaftswahl 2016 kamen Gerüchte auf, Bloomberg könnte als Unabhängiger kandidieren. Er wollte unter allen Umständen eine Präsidentschaft Donald Trumps verhindern und blickte mit Sorge auf die Entwicklungen bei den Demokraten, als der linksgerichtete Bernie Sanders erhebliche Zustimmung erfuhr. Als jedoch klar war, dass Hillary Clinton für die Demokraten antreten würde, unterstützte Bloomberg die ehemalige US-Außenministerin öffentlich und verzichtete auf eine eigene Kandidatur.
Sollte sich Bloomberg für eine Kandidatur 2020 entscheiden, würde er dieses Mal als Demokrat antreten. Eine Entscheidung kündigte er für das 1. Quartal 2019 an.
Michael Bloomberg genießt über Parteigrenzen hinweg Anerkennung, verfügt über exzellente Verbindungen in Politik und Wirtschaft und wäre eine moderate wirtschaftsfreundliche und dennoch sozial eingestellte Alternative zu den zahlreichen links-progressiven Bewerbern bei den Demokraten. Sollte sich Joe Biden allerdings für eine Kandidatur entscheiden, würde dies die Siegchancen beider schwächen, da sie ein ähnliches Klientel bei den Demokraten ansprechen.
Sherrod Brown (o)

Im Jahr 2016 unterstützte er Hillary Clinton bei ihrer Nominierung und war ein aussichtsreicher Kandidat für die Position des Running Mates und Vizepräsidentschaftskandidaten Clintons. Hillary Clinton entschied sich dann aber für Tim Kaine. Möglicherweise waren hier strategische Gründe ausschlaggebend, Sherrod Brown wäre im Senat vermutlich durch den republikanischen Gouverneur von Ohio, John Kasich, abgelöst worden, während Tim Kaine von einem Demokraten hätte ersetzt werden können. Bei der Präsidentschaftswahl verloren die Demokraten den wichtigen Bundesstaat Ohio an Donald Trump.
Brown ist dem liberal-progressiven Flügel der Demokraten zuzurechnen und setzte sich in der Vergangenheit immer wieder für die klassische Arbeiterschicht ein. Der Senator wird nicht allzu häufig genannt, wenn es um mögliche Kandidaten der Demokraten geht, darf aber nicht außer Acht gelassen werden. Er hat mehrfach bewiesen, einen Swing State für sich zu gewinnen, verfügt über ausreichend Erfahrung, vertritt die mehrheitlichen demokratischen Positionen und könnte gerade mit seiner Herkunft aus dem Rust Belt eine besonders starke Waffe gegen den Donald Trump sein, wenn es darum geht, verlorenes demokratisches Terrain 2020 zurück zu gewinnen.
John Hickenlooper (-)
Der 66-jährige John Hickenlooper war zuletzt bis Anfang diesen Jahres zwei Amtszeiten lang der Gouverneur des Bundesstaats Colorado. Davor hatte er bereits politische Erfahrungen als Bürgermeister von Denver gesammelt. Im Herbst 2018 feuerte Hickenlooper die Spekulation über seine Kandidatur selbst an, als er auf einer Wahlkampfveranstaltung für die Midterm Elections in New Hampshire sagte, dass er stark zu einer Bewerbung tendiere. Eine abschließende Entscheidung hätte er aber noch nicht getroffen. Diese steht bis heute aus und allzu lange sollte Hickenlooper nicht mehr warten. Zwar ist er in politischen Kreisen kein Unbekannter, über eine landesweite Ausstrahlung verfügt er jedoch nicht. Während andere Kandidaten mit ähnlichem Bekanntheitsdefizit bereits über ihre aktuellen Tätigkeiten z. B. im US-Kongress an Popularität gewinnen, müsste John Hickenlooper die Zeit nutzen, um mit einer frühen Kandidatur Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und dadurch auch auf die Zettel potenzieller Spender zu gelangen.
Weitere Namen:
Natürlich stellt sich auch die Frage, ob es Hillary Clinton nach ihrer Niederlage 2016 noch einmal probieren wird. Blickt man auf die (möglichen) Kandidaturen von Elizabeth Warren, Bernie Sanders, Joe Biden oder Michael Bloomberg, dürfte ihr Alter zumindest kein Problem sein. Laut einem aktuellen CNN-Bericht, soll sich Clinton weiterhin eine Hintertür offen halten. Persönlich habe ich aber Zweifel, dass Clinton es nochmal versuchen wird. Auch wenn sie rund 3 Mio Stimmen mehr erreicht hatte als Donald Trump, muss sie mit dem Makel der Niederlage leben. Und die Vorwahlen dürften 2020 ungleich schwieriger werden, als es noch 2016 der Fall war. Für die Demokraten könnte insbesondere eine erneute Kandidatur Clintons zu einer erheblichen Zerreißprobe werden.
Dennoch, wer Clintons Machthunger kennt und ihre persönliche Kränkung aus dem Jahr 2016 berücksichtigt, kann eine Überraschung nicht ausschließen. Wenn Hillary Clinton sieht, dass Trump im Laufe des Jahres weiter unter Druck gerät, könnte sie nochmal die Chance zur Revanche wittern.
Die demokratischen Anführer im US-Kongress Chuck Schumer und Nancy Pelosi kommen aus meiner Sicht nicht für eine Kandidatur in Betracht. Zu wichtig und wertvoll sind ihre Rollen im Senat und Repräsentantenhaus für die Demokraten. Die beiden etablierten Kräfte kennen ihren Einfluss und ihre Stärken und werden sich nicht ohne Not in das Wagnis Vorwahlen und General Election werfen. Die Not wäre wohl erst dann zu sehen, wenn sich keine geeigneten Kandidaten bei den Demokraten finden lassen. Davon ist aber nicht auszugehen.
Kandidatur bereits wieder zurückgezogen:
Richard Ojeda