Das US-Repräsentantenhaus ist neben dem US-Senat eine der beiden Kammern des Kongresses in Washington. Das Repräsentantenhaus wird alle zwei Jahre vollständig neu gewählt, die Wahltermine fallen alle vier Jahre auf den Tag der Präsidentschaftswahl und sind dazwischen Teil der Midterm Elections (zuletzt 2022).
Neben dem Weißen Haus und dem US-Senat ist das Repräsentantenhaus eine der drei wichtigsten politischen Institutionen. Auch wenn Vergleiche zum deutschen Wahlsystem und Staatswesen nie so richtig passen, ist der Wahlprozess zum Repräsentantenhaus am ehesten mit der Wahl zum Deutschen Bundestag vergleichbar, allerdings nur bezogen auf die Erststimme, also das Direktmandat.
Die USA sind in 435 Congressional Districts aufgeteilt, aus denen Abgeordnete, die "Congressmen/Congresswomen" oder "Representatives" mit einfacher Mehrheit in das "House" gewählt werden. Eine Mehrheit ist bei 218 Sitzen erreicht.
Im Gegensatz zum Senat, in den jeder Bundesstaat zwei Senatorinnen oder Senatoren entsendet, orientiert sich die Verteilung der Sitze im Repräsentantenhaus an der Bevölkerungszahl der jeweiligen Bundesstaaten. So hat Kalifornien 52, Texas 38, Wyoming oder Delaware z. B. nur jeweils 1 Sitz.
Bei den Midterm Elections 2022 hatten die Republikaner die bis dahin bestehende Mehrheit der Demokraten abgelöst. Aktuell halten die Republikaner 220 Sitze, während die Demokraten auf 212 kommen. 3 Sitze sind derzeit vakant.
Offener Wahlausgang - Demokraten hoffen auf Machtwechsel
Während sich die Republikaner gute Chancen ausrechnen, einen Mehrheitswechsel im US-Senat zu erreichen, müssen sie im Repräsentantenhaus um ihren Einfluss bangen.
Praktisch alle seriösen Modelle sehen derzeit ein offenes Rennen um die künftige Mehrheit. Es kann angenommen werden, dass von den 435 Sitzen rund 395 Sitze relativ sicher eine der Parteien zugeordnet werden können. Entsprechend sind rund 40 Sitze in diesem Jahr besonders umkämpft, von denen wiederum die Hälfte als völlig offen gelten.
Beide Parteien kommen basierend auf Umfragen und Erfahrungen früherer Wahlen in den Einschätzungen verschiedener Modelle auf gut 205 Sitze. Von den dann noch offenen 25 Sitzen müssten entsprechend 13 Sitze für eine Mehrheit gewonnen werden.
Kurz vor der Wahl gehe ich nochmal näher auf die dann voraussichtlich entscheidenden offenen Congressional Districts ein.
Die Karte zeigt einen durchschnittlichen Stand der Umfragen und Vorhersagen vier verschiedener Modelle (Sabato's Crystal Ball, Cook Political Report, Fox News, Split Ticket, CNalysis, Elections Daily und Inside Elections) und wurde von 270towin.com zusammengeführt.
Wie oben bereits erwähnt, entscheidet die Bevölkerungszahl maßgeblich über die Anzahl der Congressional Districts. Dies ist auch der Grund dafür, dass die Landkarte für das Repräsentantenhaus meist stark rot geprägt ist. Das bedeutet, dass die großen Flächen mit wenig Bevölkerung meist für Republikaner stimmen, während die für die Demokraten stimmenden blau gefärbten Ballungszentren der Metropolen nur wenig Fläche einnehmen.
Zur Verdeutlichung habe ich exemplarisch die Congressional Districts für New York City und Los Angeles in den folgenden Karten größer dargestellt. Im Süden des Bundesstaats New York befindet sich New York City, im Süden des Bundesstaats Kalifornien befindet sich Los Angeles Jede Fläche mit einer Zahl entspricht einem Congressional District.
Bundesstaat New York |
New York City |
Bundesstaat Kalifornien |
Großraum Los Angeles |
Das Repräsentantenhaus ist neben dem Senat maßgeblich an der Gesetzgebung beteiligt und hat insbesondere das Budgetrecht als ein Alleinstellungsmerkmal. Nur in dieser Kammer können Finanz- und Haushaltsgesetze eingebracht werden. Erst danach gehen die Ergebnisse weiter an den Senat.
Die Arbeit im Repräsentantenhaus erfolgt in Fachausschüssen, die ähnlich wie in Deutschland thematisch aufgeteilt sind.