Mittwoch, 7. Februar 2024

Welche Strafverfahren laufen gegen Donald Trump?

UPDATE, 15.07.24

Die zuständige Richterin Aileen Cannon hat die Anklage gegen Donald Trump zurückgewiesen. Als Begründung führte sie an, dass die Benennung von Chefankläger Jack Smith nicht rechtmäßig gewesen sein soll und folgte damit der Ansicht der Verteidigung. Diese hatte bemängelt, dass Smiths Kanzlei illegalerweise vom US-Justizministerium finanziert worden sei. Die zuständige Richterin wurde einst selbst von Trump benannt.
Ein inhaltliches Urteil ist dies entsprechend nicht. Gegen die Entscheidung Cannons kann noch Berufung eingelegt werden.

UPDATE, 01.07.24

Der US Supreme Court entscheidet mit 6:3 Stimmen, dass Präsidenten nicht wegen offizieller Amtshandlungen strafrechtlich verfolgt werden dürfen. Zudem gibt der Oberste Gerichtshof die Interpretation und Auslegung zunächst zurück an die unteren Gerichte. Diese müssen nun in den laufenden Verfahren gegen Trump prüfen, welche Anklagepunkte sich auf offizielle Handlungen beziehen. Eine weitere Verzögerung ist damit anzunehmen.

UPDATE, 30.05.24

Donald Trump wurde am 30.05.24 im Strafprozess in New York in allen 34 Anklagepunkten schuldig gesprochen. Die Jury hat es als erwiesen angesehen, dass der Kandidat der Republikaner Geschäftsunterlagen im Jahr 2016 fälschte, um Schweigegeldzahlungen zu vertuschen.


Donald Trump (52250930172) (cropped)
by Gage Skidmore from Surprise,
AZ, CC BY-SA 2.0 via Wikimedia Commons


Aktuelle Verfahren gegen Donald Trump

Im folgenden habe ich eine kurze Übersicht der Verfahren gegen Donald Trump zusammengestellt, um darzustellen, was zu welchem Zeitpunkt auch Gegenstand des Wahlkampfes werden kann.


1. Kapitolsturm und Wahlmanipulation 2020/2021

Die bedeutendste Anklage wurde am 01. August 2023 durch die Grand Jury in Washington D.C. erhoben, Ankläger ist Sonderermittler Jack Smith.

Sie befasst sich mit der Rolle Donald Trumps rund um den Sturm auf das Kapitol in Washington am 06.Januar 2021 und dessen Versuche, Wahlergebnisse der Präsidentschaftswahl 2020 bzw. deren Bestätigung auf verschiedenen Ebenen und unterschiedliche Weisen zu seinen Gunsten zu manipulieren.


Die konkreten Anklagepunkte lauten:

  • Verschwörung zum Betrug gegen die Vereinigten Staaten von Amerika
  • Verschwörung zur Behinderung der Bestätigung des Wahlsiegs Bidens
  • Verschwörung gegen das Recht zu wählen und jede Stimme zu zählen
  • Behinderung dieses Wahlrechts

Hier findet Ihr die Anklageschrift im Detail


Die Ermittlungen gegen Donald Trump sind zu diesen Punkten abgeschlossen, infolge dessen es nun zur Anklage kam. Der Prozessbeginn wird im Jahr 2024 erwartet. Ein genauer Termin steht noch nicht fest. Die vorsitzende Richterin wird Tanya Chutkan sein.

Die Formulierung "Verschwörung" lässt bereits darauf schließen, dass auch noch weitere Personen angeklagt werden, was jedoch bislang noch nicht der Fall ist. Ein Grund könnte sein, dass das Verfahren gegen Donald Trump möglichst schnell vorangetrieben werden soll und weitere Angeklagte den Prozess zunächst verzögern würden.

Ob ein finales Urteil inkl. Berücksichtigung eines möglichen Einspruchs des Angeklagten noch vor dem Termin zur Präsidentschaftswahl 2024 erfolgen wird, kann derzeit noch nicht gesagt werden.


2. Dokumentenaffäre

Diese Anklage vom 09. Juni 2023 befasst sich mit dem unsachgemäßen Umgang mit als geheim oder streng geheim eingestuften Dokumenten. Auch hier ist Sonderermittler Jack Smith der Ankläger.


Hierzu ist Trump in 40 Punkten angeklagt, die sich wie folgt zusammenfassen lassen:

  • unbefugte Aufbewahrung von nationalen Sicherheitsgeheimnissen
  • Behinderung der Untersuchung
  • Falschaussagen 

Hier findet Ihr die Anklageschrift im Detail


Die zuständige Richterin Aileen Cannon hat die Anklage gegen Donald Trump zurückgewiesen. Gegen die Entscheidung kann noch Berufung eingelegt werden.


3. Fälschung von Geschäftsunterlagen

Hierbei geht es um die Vertuschung einer Schweigegeldzahlung an die Pornodarstellerin Stormy Daniels im Wahlkampf 2016, indem diese Zahlungen als Anwaltskosten an Trumps damaligen Anwalt Michael Cohen in den Geschäftsunterlagen angegeben wurden. Ebenso wird untersucht, ob Wahlkampfgelder zu diesem Zweck genutzt wurden. Ankläger ist Manhattans Bezirksstaatsanwalt Alvin Bragg.


Hierzu ist Trump in 34 Punkten seit dem 30. März 2023 angeklagt, die sich wie folgt zusammenfassen lassen:

  • Fälschung von Rechnungen für Anwaltskosten
  • Falschausstellungen von Schecks
  • Fälschung von Unterlagen der Buchhaltung

Hier findet Ihr die Anklageschrift im Detail


Urteil vom 30.05.24: Schuldig in allen 34 Anklagepunkten


4. Wahlmanipulation in Georgia

Seit 10. Februar 2021 ermittelt die Bezirksstaatsanwältin von Fulton County, Georgia, Fani Willis gegen Donald Trump. Am 14. August 2023 wurde die Anklageschrift der Grand Jury in Georgia übergeben.

Trump steht in Verdacht, versucht zu haben, das Wahlergebnis der Präsidentschaftswahl 2020 in Georgia zu manipulieren. Dabei soll er auch auf Wahlverantwortliche eingewirkt haben. Bekanntestes Beispiel ist Trumps Anruf bei Georgias republikanischen Secretary of State Brad Raffensperger, in dem Trump diesen auffordert, das Wahlergebnis nicht zu bestätigen und 11.780 Stimmen für Trump "zu finden", was genau eine Stimme Mehrheit gegenüber Joe Biden bedeutet hätte.

Dieses Gespräch findet ebenfalls schon in der Anklage zu 1. Erwähnung.

Die konkreten Anklagepunkte basieren alle auf der Annahme, dass sich Trump und die weiteren Angeklagten verschworen haben, auf unterschiedliche Weisen das Wahlergebnis in Georgia zu kippen. Die Staatsanwaltschaft stuft dies als Organisierte Kriminalität ein.

Insgesamt sind 41 Anklagepunkte zu 13 Straftaten aufgeführt, darunter

  • Betrug des Bundesstaats Georgia
  • Aufforderung zur Verletzung des Amtseids
  • Fälschung von Dokumenten
  • Fälschung von Aussagen
  • Rechtswidrige Zeugenbeeinflussung



Zwei Besonderheiten sind bei dieser Anklage zu berücksichtigen. Der Prozess darf und wird vermutlich öffentlich im TV übertragen und Donald Trump könnte sich im Falle einer Verurteilung und Haftstrafe nicht selbst begnadigen, sollte er 2024 nochmal Präsident werden.

Die Anklägerin will den Prozess zügig beginnen, möglichst innerhalb der nächsten sechs Monate. Eine Entscheidung des zuständigen Gerichts dazu steht noch aus.


Teile des Mitschnitts des Telefonats Trump/Raffensperger,
veröffentlicht von der Washington Post.



Schaden oder Nutzen für Trump?


Bislang haben Donald Trump die Strafverfahren und Anklagen nicht geschadet. Im Gegenteil, seine Darstellung einer Hexenjagd verfängt bei den Republikanern und einigen Unabhängigen und Trump ist es gelungen, die Reihen hinter sich zu schließen. Eine NBC-Umfrage aus der letzten Woche (Anm.: Artikel vom 07.02.24) zeigt aber auch, dass sich die Stimmung gegen Trump drehen kann, sollte dieser verurteilt werden. Aktuell würden die Befragten Trump mit 5% Vorsprung vor Biden ausstatten. Sollte Trump aber wegen eines Verbrechens verurteilt werden, würde Biden mit 2% vor seinem Vorgänger liegen.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wie lange dauern solche Prozesse? Werden die überhaupt noch vor der Wahl fertig werden können? Ich weiß so gar nicht wie lange sowas dauert. Und kann der oberste Gerichtshof sich da einmischen?

Thomas hat gesagt…

Wann die Prozesse abgeschlossen sein werden, kann nicht eindeutig gesagt werden. Trumps Verteidiger arbeiten aber an einer Verzögerungsstrategie, um die Verfahren möglichst erst nach dem Wahltag am 05. November enden zu lassen. Der Oberste Gerichtshof befasst sich aktuell mit Frage, ob Trump von Wahlen ausgeschlossen werden darf. Dies dürfte vermutlich negativ beschieden werden, steht aber auch nicht in direktem Zusammenhang mit den laufenden Verfahren. Die wichtigste Frage, mit der sich der Supreme Court beschäftigen könnte, ist die Frage nach einer Immunität des Präsidenten. Hier rechne ich nicht damit, dass die Richterinnen und Richter ihm eine Generalimmunität gewähren und die Verfahren weiter fortgesetzt werden dürfen. Eine direkte Einflussnahme auf die einzelnen Strafverfahren nimmt der Supreme Court nicht vor.