Montag, 5. November 2018

Morgen wird gewählt - wie ist die Lage vor den US-Kongresswahlen?

In vielen Bundesstaaten haben die US-Amerikaner bereits seit einigen Wochen die Möglichkeit, ihre Stimme abzugeben, ab dem morgigen Tag aber sind ultimativ alle Wählerinnen und Wähler der USA dazu aufgerufen, über die Zusammenstellung von Senat und Repräsentantenhaus abzustimmen.

Der Eindruck der letzten Wochen hat sich nochmal gefestigt. Die Republikaner haben gute Chancen die Mehrheit im Senat zu halten, während die Umfragen den Demokraten Grund zur Hoffnung geben, einen Mehrheitswechsel im Repräsentantenhaus zu erreichen.

Republikaner im Senat weiter vorne


Die Republikaner dürften nach aktuellen Prognosen ihre Mehrheit im Senat behalten und evtl. sogar leicht ausbauen.
Die Anzahl der als offen prognostizierten Bundesstaaten liegt bei 11, wovon sechs Rennen besonders eng umkämpft sind.

Letztes Update vor der Wahl, 06.11.2018, 07:00 Uhr

A.
Addiert man als Prognosegrundlage nun die Sitze, die bereits vergeben sind und dieses Jahr nicht zur Wahl stehen und jene, die sicher oder sehr wahrscheinlich einer Partei zugeordnet werden können, kommen die Republikaner aktuell auf 48 und die Demokraten auf 41 Sitze. Zehn Sitze sind noch offen. Eine Mehrheit ist bei 51 Sitzen erreicht, wobei den Republikanern formal bereits 50 Sitze reichen würden, da bei einem Patt der Vizepräsident Mike Pence die entscheidende Stimme hat und mit der GOP stimmen dürfte.

B.
Von den 11 noch offenen Sitzen sind bei 5 Sitzen Tendenzen für den Wahlausgang erkennbar. Dabei handelt es sich um:

- Texas, hier liegt der republikanische Senator Ted Cruz im Schnitt rund 6 % vor seinem demokratischen Herausforderer Beto O'Rourke.
- Tennessee, hier führt die Republikanerin Marsha Blackburn die Umfragen gegen den Demokraten Phil Bredesen mit durchschnittlich 5,2 % an.
- West Virginia, hier liegt der demokratische Amtsinhaber Joe Manchin mit etwa 5 % vor dem Republikaner Patrick Morrisey.
- Minnesota 2, hier liegt bei der Special Election die demokratische Senatorin Tina Smith 7 % vor der republikanischen Herausforderin Karin Housley.
- Michigan, hier liegt die demokratische Senatorin Debbie Stabenow 8,3 % vor dem Republikaner John James.

Überraschungen sind, mit kleinen Ausnahmen für Minnesota und Michigan, in diesen Bundesstaaten durchaus denkbar. Der jeweilige Vorsprung von ca. 5-6 % ist kein Grund, den morgigen Wahltag entspannt anzugehen.

Die Fehlertoleranz liegt in einigen Umfragen bereits bei 5% und das Wahlverhalten vieler Unabhängiger ist neben der Wahlbeteiligung schwer vorhersagbar. Es sind also noch einige Ungenauigkeiten in den Prognosen vorhanden.

Nehmen wir die vorgenannten Zahlen aber mal als Wahlausgang an, würde dies folgende Auswirkungen haben:
Die Republikaner lägen bei 50 Sitzen und die Demokraten kämen auf 44 Sitze. 6 Sitze wären weiterhin noch offen.

C.
Bei diesen 6 noch völlig offenen Bundesstaaten handelt es sich um:

Indiana, hier liegt der demokratische Senator Joe Donnelly mit 1,3 % vor dem Republikaner Mike Braun.
Missouri, hier liegt der republikanische Herausforderer Josh Hawley im Schnitt 0,6 % vor der demokratischen Senatorin Claire McCaskill.
Arizona, hier liegt die Republikanerin Martha McSally im Schnitt 0,2 % vor der Demokratin Kyrsten Sinema  .
Nevada, hier liegt die demokratische Herausforderin Jacky Rosen im Schnitt 0,7 % vor dem republikanischen Amtsinhaber Dean Heller.
Florida, hier liegt der demokratische Senator Bill Nelson im Schnitt 3,3 % vor dem republikanischen Herausforderer und Gouverneur von Florida Rick Scott.
Montana, hier liegt der demokratische Amtsinhaber Jon Tester im Schnitt 3,3 % vor dem Republikaner Matt Rosendale.

Insbesondere in diesen 5 Bundesstaaten lässt sich seriös kein Wahlausgang vorhersagen.
In der letzten Woche haben sich jedoch die Aussichten für die Demokraten tendenziell leicht verbessert.

Um aber eine Aussage treffen zu können, wie wahrscheinlich ein Mehrheitswechsel im Senat ist, zeigen diese Umfragezahlen am Vortag der Midterm Elections die Tendenz: eher unwahrscheinlich!
Selbst wenn die Demokraten alle 6 dieser eng umkämpften Bundesstaaten gewinnen würden, kämen sie nur auf einen Patt 50:50. Und dabei müssten sie auch schon die Bundesstaaten Michigan, West Virginia sowie Minnesota 2 aus dem oben genannten Bereich B gewinnen.
Um es für die Wahlnacht zusammenzufassen, könnte man als Orientierung sagen: Sofern es keine Überraschungen in den oben aufgeführten Bundesstaaten der Bereiche A und B gibt, reichen den Republikanern Siege in Texas und Tennessee aus, um mindestens eine Mehrheit der Demokraten im Senat zu verhindern. Wollen die Demokraten eine Mehrheit erreichen, kann es eigentlich nur noch über diese beiden Bundesstaaten gehen.



Andere Voraussetzungen im Repräsentantenhaus lassen Demokraten hoffen



Im Repräsentantenhaus stehen bekanntlich alle 435 Sitze zur Wahl. Auch hier haben sich die Prognosen der letzten Wochen fortentwickelt. Die meisten Quellen trauen sich inzwischen zu, für über 400 Abgeordnetensitze eine Aussage treffen zu können.

Ich habe 11 Quellen bei der Bewertung berücksichtigt. Dabei handelt es sich um CNN, FOX News, RCP, Crystal Ball, Daily Kos, Inside Elections, FiveThirtyEight, Cook PR, Politico, Optimus und Crosstab.
Hier werden den Demokraten aktuell zwischen 202 und 216 Sitze im Repräsentantenhaus als sicher oder wahrscheinlich vorhergesagt. Die Republikaner kommen demnach auf 194 bis 205 Sitze. 218 Sitze sind für eine Mehrheit erforderlich. 14-39 Sitze gelten nach den oben aufgeführten Quellen noch als offen.

Schaut man sich die maximale Anzahl offener Sitze genauer an, ist dort keine klare Tendenz erkennbar. Viele der offenen Sitze werden derzeit von Republikanern gehalten. Es liegen zu diesen Sitzen meist nur wenigen Umfragen vor, aber die Verteilung wäre laut dieser Umfragen nahezu ausgeglichen. Sollte diese Sitze also relativ gleichmäßig verteilt werden, kämen noch für beide Seiten etwa 7-19 Sitze hinzu, was nach aktuellem Stand eher den Demokraten helfen würde, sie hätten dann wohl eine mehr oder weniger knappe Mehrheit im Repräsentantenhaus.

Den Demokraten werden deshalb gute Chancen auf eine Mehrheit im House zugerechnet. Es dürfte auch sicher sein, dass sie den Republikanern zahlreiche Sitze abringen werden. Zur Erinnerung: Derzeit haben die Republikaner eine deutliche Mehrheit von 236 zu 193 Sitzen (6 Sitze sind vakant).

Bei der landesweiten Umfrage nach dem Congressional Vote liegen die Demokraten durchschnittlich gut 7 % vorne. Die Tendenz ist hier eher stabil bis leicht sinkend. Bei der Wahl zum Repräsentantenhaus 2016 hatten die Demokraten in dieser Umfrage nur einen leichten Vorsprung, der sich im Endergebnis nach der Wahl in einen Vorsprung der Republikaner von ca. 1% umwandelte. Es ist also anzunehmen, dass bei Eintritt einer landesweiten Stimmenmehrheit von 7 % für die Demokraten auch so viele Districts, die noch offen sind bzw. in denen die Unabhängigen die Entscheidung bringen könnten, mit einem Mehrheitswechsel im Repräsentantenhaus zu rechnen ist.

Die Prognose für das Repräsentantenhaus bleibt aber vage und eher unpräzise.

Auch die Zufriedenheitswerte des US-Präsidenten werden häufig als Indikator für den Ausgang der Midterm Elections herangezogen. Nach einem zwischenzeitlichen Hoch zu Beginn der letzten Oktoberwoche haben sich die Werte des Präsidenten in den vergangenen Tagen eher rückläufig entwickelt. Im Durchschnitt der zehn aktuellsten Umfragen sagt eine Mehrheit von etwa 53,2 %, dass sie mit der Arbeit des Präsidenten unzufrieden sind. Demgegenüber stehen 43,5 %, die mit Trumps Amtszeit zufrieden sind.

Viel ist nun nicht mehr zu sagen. Genügend Umfragen sind ausgewertet, ausreichend Eindrücke aus dem Wahlkampf gesammelt. Dieser Wahlkampf findet heute Abend seinen Abschluss. Morgen wird gewählt und wenn man den Prognosen Glauben schenkt, deutet sich eine für Midterm Elections hohe Wahlbeteiligung an.


Liveticker in der Wahlnacht


Ich berichte am Dienstag ab den frühen Abendstunden im Liveticker über alle wesentlichen Entwicklungen der Wahlnacht und gebe eine Übersicht über alle wichtigen Auszählungsstände für Senat und Repräsentantenhaus. Mit ersten Zahlen wird aber nicht vor Mitternacht zu rechnen sein. Wann die Wahllokale in welchen Bundesstaaten schließen, habe ich in dieser Übersicht aufbereitet.

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