Freitag, 13. Mai 2016

Trump und Ryan gehen aufeinander zu

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Donald Trump
Es ist höchste Zeit, dass der Prozess der Annäherung bei den Republikanern konkrete Züge annimmt. Der Vorwahlkampf hat die ohnehin schon in Teilen zerstrittene Partei noch mehr durcheinander gewirbelt. Die klassischen Establishment-Kandidaten scheiterten der Reihe nach an dem scheinbar übermächtigen und unkonventionellen Donald Trump und ließen dem einstigen erzkonservativen Außenseiter der Tea-Party-Bewegung Ted Cruz zur letzten Hoffnung werden. Donald Trump hat sich gegen alle Widerstände durchsetzen können und leitete damit einen substanziellen Wandel bei der Grand Old Party ein. Die Partei kann nun im Streit versinken oder auch den gewiss nicht ungefährlichen Weg mit dem kontroversen Immobilienmogul als Chance begreifen und den Neuanfang gestalten.

Paul Ryan
Paul Ryan
Aus diesem Grund kam es nun zu dem lang erwarteten Treffen zwischen Donald Trump und Paul Ryan. Der Sprecher des Repräsentantenhauses hatte jüngst noch einmal betont, welche Schwierigkeiten er mit einer Unterstützung Trumps hätte. Das Ergebnis des Treffens scheint vorsichtig positiv zu sein. Beide hielten sich mit großen Reden und Stellungnahmen zurück. Ryan betonte aber, dass er zuversichtlich aus dem Gespräch gekommen sei und sieht erste Voraussetzungen für einen Einigungsprozess. Beide wissen, dass sie aufeinander angewiesen sind. Trump wird nicht gegen Clinton und zugleich gegen die eigene Partei ins Oval Office marschieren können. Paul Ryan weiß dagegen, dass die Republikaner eine Niederlage bei der Wahl im November und weitere Rückschläge im Kongress nur schwer verkraften könnten. Ryan ist zudem nicht verborgen geblieben, dass Trump auch neue Wählerschichten für die GOP erschlossen hat. Noch nie hat ein republikanischer Kandidat so viele Stimmen bei den Vorwahlen erhalten wie Donald Trump. Und in Kalifornien, Oregon, New Jersey usw. wird erst noch gewählt. Die Partei kann ihre Augen nicht davor verschließen, dass es hier offensichtlich Versäumnisse bei der Kommunikation mit den Wählerinnen und Wählern gibt. Ein Weiterso gegen Trump verbietet sich eigentlich. Auch Trump weiß nun um seine Verantwortung, ob sie ihn beeinflusst, ist wiederum eine andere Frage. Aber er wird den Weg kennen, den er zu beschreiten hat, will er der nächste Präsident der USA werden. Er wird sich im Ton mäßigen müssen, ohne dabei seine neu gewonnenen Anhänger wieder zu vergraulen. Und er wird konkreter werden müssen. Die Grundvoraussetzung für eine Unterstützung aus dem Establishment ist ein Mindestmaß an Verlässlichkeit, das sich nur durch konkrete inhaltliche Vereinbarungen erreichen lässt. Trump wird Ryan etwas anbieten müssen, was dieser dann in die Führungskreise der Partei streuen kann. Ryan dagegen wird die schärfsten Widersacher Trumps zurückpfeifen müssen, um den eigenen Frontrunner einzufangen und gemeinsam den Wandel in der Partei einzuläuten. 
Hillary Clinton
Hillary Clinton

Der Neuanfang kann auch deshalb gelingen, weil sich bei den Demokraten mit Hillary Clinton eine Kandidatin auf den Weg ins Weiße Haus macht, die zwar äußerst erfahren ist und über exzellente Verbindungen verfügt, aber auch ganz sicher nicht unangefochten an der Spitze ihrer Partei ins Rennen gehen wird. Der Wahlkampf bei den Republikanern während der Vorwahlen war härter und schmutziger und doch ist die GOP mit dem Thema bereits durch. Bernie Sanders will bis zum Nominierungsparteitag um jede Delegiertenstimme kämpfen. Eine Gefahr und Herausforderung für Clinton, die sie nicht unterschätzen darf. Zu stark war und ist der Zuspruch für den links ausgerichteten Senator aus Vermont. Verpassen es die Demokraten, den Hebel von Differenzen auf Gemeinsamkeiten umzulegen und versäumen es Clinton und Sanders rechtzeitig sich anzunähern, kann die Wahl im November alles andere als ein Spaziergang für die Demokraten werden. In beiden Parteien müssen nun zügig die Lehren aus den Vorwahlen gezogen werden. Wieso schafft es ein Donald Trump, alle Republikaner zu dominieren und weshalb ist Bernie Sanders als Herausforderer der als schon gesetzt gegoltenen früheren Außenministerin so stark geworden? Die Antworten werden die Kandidaten nicht alleine finden können. Trump kennt sein Erfolgsrezept, weiß aber eben auch um seine Schwächen innerhalb seiner Partei. Und Clinton weiß genau, dass ihr ein Abrücken von relativ progressiven Inhalten sehr schnell auf die Füße fallen kann.

2 Kommentare:

Klaus Lange hat gesagt…

Clinton könnte mit einer Nominierung von Sanders als Vize eine starke Front gegen Trump in der Bevölkerung aufmachen...

Thomas hat gesagt…

Ja, Clinton und Sanders als Team hätten sehr gute Chancen, aber ich denke nicht, dass sich Sanders darauf einlassen würde. Zu viel seines Markenkerns müsste er verbergen, wenn er hinter Clinton als VP kandidieren würde.