Mittwoch, 10. August 2022

Vorschau Midterm Elections 2022 - US-Repräsentantenhaus

Stand: 07.11.2022 (letzte Aktualisierung)


Die Vorschau auf die Wahlen zum US-Repräsentantenhaus 2022 ist wie gewohnt etwas schwieriger als etwa eine Prognose zur neuen Zusammensetzung des Senats. Während man sich beim Senat auf etwa 12 Bundesstaaten und die dortigen Einzelkandidaturen konzentrieren kann, ist die Ausgangslage für das Repräsentantenhaus weitaus unübersichtlicher, was in erster Linie zunächst daran liegt, dass in allen 435 Kongresswahlbezirken (Districts) der USA neu gewählt wird.

Im aktuellen Repräsentantenhaus haben die Demokraten mit 220 Sitzen eine knappe Mehrheit. Die Republikaner kommen auf 210 Abgeordnete, 5 Sitze sind derzeit vakant. 

Die folgende Übersicht stellt die aktuellen Einschätzungen und Prognosen verschiedener Quellen zur Wahl des US-Repräsentantenhauses 2022 dar.

218 Sitze sind für eine Mehrheit im US-Repräsentantenhaus erforderlich, dargestellt durch die schwarze vertikale Linie.





Aktuell sind die Republikaner klar favorisiert, die Mehrheit im US-Repräsentantenhaus zu gewinnen. Bei allen Modellen liegen sie aktuell vor den Demokraten, in vielen davon hätten sie bereits eine Mehrheit sicher, auch wenn die offenen eng umkämpften Districts verloren gingen.
Drei Modelle von Split Ticket, Election Daily und Crystal Ball haben ihre Modelle final ohne offenen Sitze prognostiziert. Sie sehen eine deutliche Mehrheit der Republikaner von 234-237 SItzen. Die Demokraten kommen demnach auf 198 bis 201 Sitze.

Die übrigen Modelle haben die laut Umfragen offenen Sitze mit aufgeführt.

Die Zahl der sicheren oder wahrscheinlichen Sitze für die Republikaner schwankt zwischen 212 und 218. Ihnen fehlen auch nach dieser Form der Darstellung nur wenige der offenen Sitze bis zu einer Mehrheit.
Die Anzahl der sicheren oder wahrscheinlichen Sitze für die Demokraten liegt dort zwischen 186 und 204.


Die Mehrzahl der offenen Sitze, wird aktuell von Demokraten gehalten. Tendenziell haben sich bei den letzten Wahlen die Zahl der Sitze, die vor der Stimmabgabe als offen galten, verringert. In diesem Jahr verstärkt sich dieser Trend durch den Neuzuschnitt der Wahlbezirke.

Umfragen mit bedingter Aussagekraft


Die grundsätzliche politische Stimmung kann an der eher allgemeinen Umfrage nach dem "Generic Congressional Ballot" abgelesen werden. Hier liegen die Republikaner vor den Demokraten. Die folgende Tabelle zeigt die jüngsten Umfragen.



Quelle der Umfrage
Enddatum der Befragung
Republikaner
Demokraten
Differenz
Durchschnitt
06.11.
48,1 %
46,6 %
+1,5 %
NBC
05.11.
47
48
+1
DFP
06.11.
52
48
+4
Politico
05.11.
43
48
+5
ABC
02.11.
50
48
+2
Newsnation
31.10.
45
43
+2
Rasmussen
03.11.
48
43
+5
YouGov
06.11.
49
48
+1
CNN
31.10.
51
47
+4


Bei der Bewertung dieser Ergebnisse ist aber zu beachten, dass es sich um eine sehr allgemeine Frage handelt, die beim Generic Congressional Ballot gestellt wird. Es wird dabei sehr frei gefragt, welche Partei im Kongress bevorzugt wird. Nicht berücksichtigt und eben auch hier nicht darstellbar, ist die Frage nach konkreten Kandidatinnen und Kandidaten der jeweiligen Districts.
Dennoch können tendenziell die Stimmungslage aufgegriffen und Veränderungen erkannt werden.

Aufholjagd der Demokraten beendet


Die seit Juli in den Umfragen erkennbare Aufholjagd der Demokraten endete Anfang Oktober. Seitdem sind die Republikaner wieder deutlich im Aufwind, was sich auch an den Umfragewerten ihrer Kandidatinnen und Kandidaten für den US-Senat ablesen lässt.

Erfahrungsgemäß ist ein Vorsprung von etwa 5 % im sog. Popular Vote erforderlich, also den gewonnenen Stimmen insgesamt über alle US-Bundesstaaten hinweg, um relativ sicher mit einer Mehrheit im Repräsentantenhaus rechnen zu können. Liegen die Parteien enger beieinander, kommt es umso mehr auf die Ergebnisse in den eng umkämpften Districts an. Die Umfragen nach dem Generic Congressional Ballot sind von der Ausrichtung her dem Popular Vote am ähnlichsten.


Themen des Wahlkampfs


Die wirtschaftliche Lage, die Lebenshaltungskosten und die hohe Inflation sind die aktuellen Top-Themen. Hier können die Republikaner mehrheitlich punkten, da die US-Amerikanerinnen und Amerikaner die eigene wirtschaftliche Lage, also die tatsächlichen Einkünfte, Abgaben und Kosten meist direkt mit dem amtierenden Präsidenten sowie den im Kongress mit Mehrheiten ausgestatteten Demokraten verbinden.
Das Thema, mit dem die Demokraten im Sommer punkten konnten, war die Diskussion um die Abtreibungsrechte. Aber ähnlich wie die Themengebiete Waffengesetze, Zuwanderung, Kriminalität, Gesundheitsversorgung oder die Zukunft der Demokratie gekoppelt mit der Sicherheit des Wahlsystems eignen sich diese Fragen alle hauptsächlich nur noch für die Mobilisierung der eigenen Wählerschaft. Die Positionen der jeweiligen Parteien dürften hier meist hinlänglich bekannt sein.

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