Swing States tendieren weiter mehrheitlich zu Clinton
Die Ausgangslage ist klar: Donald Trump muss dieses letzte Duell für sich entscheiden. Viele potenzielle Swing States wie Pennsylvania, Michigan, Wisconsin, Colorado und Virginia scheinen für den Republikaner bereits verloren zu sein. Hier stabilisiert sich der Vorsprung für die Demokraten zwischen rund 7% - 9%. In Florida und Nevada hat Clinton bereits einen Vorsprung von 3,5% oder mehr in den Umfragen. Als Problem kommt hinzu, dass bereits sicher geglaubte "rote" Bundesstaaten für Trump zunehmend enger werden. In Indiana hat er lediglich 4-5%, in Texas rund 5% Vorsprung, Tendenz sinkend. Zumindest laut Umfragen scheint hier auch die Unterstützung durch Senator Ted Cruz wenig geholfen zu haben. Auf die Besonderheit im Bundesstaat Utah mit dem unabhängigen Republikaner Evan McMullin hatte ich bereits hingewiesen. Hier gehen die Umfragen jedoch weit auseinander.
In nur wenigen Bundesstaaten wie Ohio oder New Hampshire konnte Trump in den letzten Tagen etwas an Boden gut machen. In Ohio scheint es erneut wieder eines der knappsten Rennen zu geben.
In den letzten Wochen war zu beobachten, dass die Negativschlagzeilen Trump natürlich geschadet haben. Die Umfragewerte verschlechterten sich zunächst und doch hielt der Republikaner eine gewisse Basis, auf die er weiter aufbauen kann. Aber ihm läuft die Zeit davon und die Ideen scheinen ihm auszugehen.
Resignation oder Taktik - Trump spricht von Wahlmanipulation
Zeigte sich Trump in den letzten Monaten stets kämpferisch, wirkte es in den letzten Tagen so, als ob er bereits die Erklärungen für eine mögliche Niederlage vorbereitet. Vorwürfe über Wahlmanipulationen, nicht wahrheitsgemäße Umfragen und Medienschelte nehmen merklich zu. Grundsätzlich gewinnt man den Eindruck, Trump würde langsam aber sicher resignieren. Als Beobachter kann man sich leicht auf eine solche Bahn lenken lassen, im Wahlkampfteam von Hillary Clinton sollten jedoch die Alarmglocken schrillen, wenn auch leise. Die Demokratin braucht derzeit nicht viel mehr machen, als fehlerfrei durch den Wahlkampf zu gleiten. Ihre Beliebtheit steigt nicht, die Umfragewerte sind jedoch alles andere als besorgniserregend.
Aber so etwas kann sich eben doch schnell ändern. Ein misslungenes TV-Duell können ohne Weiteres 4-5 % Unterschied in den Umfragen ausmachen. Für einige Swing States könnte das dann schon eine Niederlage bedeuten. Aber auch die andauernde weitgehend unpolitische Debatte über Wahlmanipulationen, Beleidigungen oder Sexskandale können zu einem Desinteresse bei jenen Wählern führen, die traditionell als unentschlossen und unabhängig gelten. Gepaart mit einer mäßigen Begeisterung in der eigenen Partei können auch hier einige wichtige Prozentpunkte für die Demokraten verloren gehen.
Greift dann auch noch Trumps Argumentation des Wahlbetrugs und der gegen ihn gerichteten Medienkampagne kann dies seine eigenen Anhänger nochmal zusätzlich motivieren, zur Wahl zu gehen. Sollte dies die Taktik der Republikaner sein, ist sie nicht ohne Risiko. Sie kann nämlich genauso gut dazu führen, dass die eigenen Anhänger resignieren und zuhause bleiben.
Mit der letzten Präsidentendebatte hat Trump nochmal die Chance, inhaltlich zu punkten. Es gibt so viele Themen, bei denen er die Republikaner und nicht wenige Unabhängige abholen kann. Obamacare, Waffengesetze, Arbeitsmarkt, Wirtschaft und Finanzen, Außenpolitik: In allen Bereichen sind die Differenzen zu Hillary Clinton und den Demokraten enorm. Es redet nur kaum noch jemand darüber. Die Glaubwürdigkeit Clintons wird als kaum besser wahrgenommen als bei Trump. Sich auf die Enthüllungen aus der Wikileaks-Affäre zu stützen, wird wenig nützlichen Effekt für Trump haben. Erst recht nicht, wenn er es so halbherzig ausspielt, wie in der letzten Debatte.
Die Marschrichtung des Republikaners für die TV-Debatte sollte also klar sein. Er muss Clinton auf den klassischen politischen Feldern angreifen, um so die eigene Basis nochmal gegen die Demokraten zu mobilisieren. Schafft er dieses als Grundvoraussetzung geltende Minimalziel nicht, wird er keine Chance mehr haben, das Ruder in der verbleibenden Zeit herumzureißen.
Hillary Clinton dagegen sollte die Strategie fortsetzen, sich als Nachfolgerin Obamas zu präsentieren. Galt der amtierende US-Präsident über einen langen Zeitraum als wenig erfolgreich, hat sich die öffentliche Meinung im Land innerhalb des letzten halben Jahres zu seinen Gunsten gedreht. Von Sommer 2013 bis Frühjahr 2016 war eine teils deutliche Mehrheit mit seiner Arbeit nicht zufrieden. Diese Auffassung hat sich inzwischen geändert. Im Schnitt sind über 51% mit Obamas Arbeit zufrieden, während rund 45% angeben, unzufrieden zu sein.
Obama kritisiert Trumps Vorwürfe der Wahlmanipulation
Der US-Präsident und auch dessen Ehefrau Michelle Obama greifen in den Wahlkampf ein. Nach einer vielbeachteten Rede der First Lady in der vergangenen Woche legte nun der Präsident selbst noch einmal nach. Mit Blick auf Trumps Vorwürfe der Wahlmanipulationen sagte Obama in Richtung des Republikaners: "Sie fangen an zu jammern, bevor das Spiel überhaupt vorbei ist. Dann haben Sie nicht das, was es in diesem Job braucht!".
Applaus aus den Reihen der Demokraten. Ein solch provokanter Ratschlag aus dem Weißen Haus in Washington D.C. wird im Trump-Lager aber gar nicht gern gehört und kann auch nochmal zur Mobilisierung unter den Republikanern führen.
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