Freitag, 14. Februar 2020

Sanders Ärger mit und über Nevadas größter Gewerkschaft

Bernie Sanders August 2019
Bernie Sanders by Gage Skidmore
In gut einer Woche finden die nächsten Vorwahlen der Demokraten in Nevada statt. Die Culinary Workers Union ist Nevadas größte Gewerkschaft. Sie vertritt etwa 60.000 Beschäftigte aus dem Hotel- und Gastronomiegewerbe. Viele von ihnen arbeiten in den Casinos in Las Vegas. Nach eigenen Angaben ist sie zugleich die größte Interessenvertretung für Migranten in Nevada. Kein Wunder also, dass die Demokraten ganz besonders auf die Unterstützung und Empfehlung dieser Gewerkschaft aus sind.
Nun hat die Gewerkschaft aber mitgeteilt, dass sie in diesem Jahr keine Wahlempfehlung für den Nevada Caucus der Demokraten aussprechen wird. Man motiviere alle Mitglieder an dem Caucus teilzunehmen, eine konkrete Kandidatin oder ein bestimmter Kandidat seien aber nicht favorisiert. Stattdessen werde man aber alle Kräfte mobilisieren, die zur Abwahl Donald Trumps führen.

Der Vorgang als solcher wäre wohl angesichts des großes Kandidatenfeldes nicht so bedeutsam, wenn nicht noch eine andere Angelegenheit parallel dazu die Demokraten beschäftigen würde.

Die Online-Newsseite The Nevada Independent berichtete, dass in Flyern der Gewerkschaft die unterschiedlichen Positionen der Demokraten vorgestellt seien. Unter anderem ging es dabei auch um die Gesundheitspläne. Bei Bernie Sanders war also vermerkt, dass er für Medicare for All eintrete. So weit, so gut. Die Gewerkschaft teilt ihren Mitgliedern aber auch mit, dass sie durch Medicare for All ihre bisherige Gesundheitsversorgung verlieren würden.

Die Gewerkschaft hat selbst über einen Unions Health Trust Fund rund 130.000 Menschen abgesichert und vertritt in dieser Frage daher auch eigene Interessen. So ist in dem Flyer auch vermerkt, dass Bernie Sanders die "Culinary Healthcare", also die Absicherung über die Gewerkschaft, abschaffen werde.

Laut der Secretary-Treasurer Geoconda Argüello-Kline wollten die Gewerkschaftsmitglieder ihre Gesundheitsversicherung nicht verlieren. Die Befürchtung der Gewerkschaft sei es zudem, dass Pläne, die dafür sorgten, dass ihren Mitgliedern die Gesundheitsversicherung weggenommen werde, nur zu Uneinigkeit und letztlich zur Wiederwahl Donald Trumps führen würden.


Das Wahlkampfteam Bernie Sanders kritisiert die Gewerkschaft und versucht zugleich deren Mitglieder zu beruhigen. Es sei nicht richtig, zu suggerieren, dass die Arbeiterinnen und Arbeiter durch Medicare for All eine schlechtere Gesundheitsversorgung erhielten. Sanders selbst twitterte seine Unterstützung für die Mitglieder der Gewerkschaft und zeigte sich in ihren übrigen Anliegen solidarisch.


Bernie Sanders ist der stärkste und kompromissloseste Verfechter von Medicare for All. Für ihn ist das Thema besonders heikel. Denn die Culinary Workers Union ist nicht die einzige Gewerkschaft, die die Pläne des Senators kritisch sieht. Deren Argumente werden von Sanders Konkurrenten im Wahlkampf weiter getragen. Warum sollten die Arbeiterinnen und Arbeitern eine gute Absicherung für etwas aufgeben, was sie nicht kennen. Vielleicht ist Medicare for All für sie besser, aber die Ungewissheit und Zufriedenheit mit der eigenen Situation führt dazu, dass andere Varianten der Freiwilligkeit, wie sie etwa Pete Buttigieg, Joe Biden oder Amy Klobuchar vertreten, bevorzugt werden. Sanders Konzept ist tiefgreifender, evtl. auch nachhaltiger und fasst das Problem des Gesundheitswesens der USA an der Wurzel an. Aber es führt auch zu einer Verunsicherung, die in Ablehnung münden kann, insbesondere wenn, wie aktuell in Nevada, Gewerkschaftsleistungen hinfällig würden und damit deren Einfluss und Bedeutung sinke. Die Diskussion um die Gesundheitsversorgung ist deutlich vielfältiger, als es bei manch einer Wahlkampfrede den Anschein hat.

Weitere Infos zum Gesundheitssystem der USA habe ich HIER zusammengetragen.



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