Mittwoch, 26. August 2020

Lob für die Rede der First Lady - Bidens verbaler Fauxpas holt ihn nun ein

Am zweiten Tag der Republican Convention war die Rede der First Lady, Melania Trump, als Höhepunkt eingeplant. Zum Abschluss des Abends lieferte sie dann auch eine Ansprache, die auf relativ viel Zuspruch auch in eher kritischen US-Medien stieß.

Die Rede unterschied sich in Tonlage und Ausstrahlung wesentlich von der übrigen Stimmung des Parteitags. Melania Trump ging gezielt auf die drängensten Probleme ein, die aktuell im Land wahrzunehmen sind. Dabei zeigte sie sich empathisch und formulierte ihre Gedanken auch immer wieder aus Sicht der betroffenen Menschen und nahm dabei Bezug zur Coronakrise.

Die First Lady sagte: "Mein tiefstes Mitgefühl gilt allen, die eine(n) ihrer Lieben verloren haben und meine Gebete gelten denen, die krank sind oder leiden. Ich weiß, dass viele Menschen ängstlich sind und sich hilflos fühlen. Ich möchte, dass Sie wissen, Sie sind nicht alleine." Die Aussage kann durchaus unterschiedlich bewertet werden. Werden Donald und Melania Trump gemeinschaftlich als Präsidentschaftspaar wahrgenommen, werden die Worte hilfreich gewesen sein. Wird die First Lady aber eher als unabhängige meinungsstarke Rednerin wahrgenommen, muss die Frage aufgeworfen werden, weshalb sie die Dringlichkeit einer solchen Beteuerung und Anteilnahme sieht. Eine auffordernde Spitze auf das aktuelle zumindest aber anfängliche Krisenmanagement Donald Trumps ist nicht auszuschließen.

Keine Zweifel ließ Melania Trump aufkommen, als sie sich an die Mütter im Land wandte. Angesichts der Schwierigkeiten, die Familien mit ihren Kindern während der Schulschließungen in der Coronazeit haben, formulierte Melania Trump "eine spezielle Botschaft". "(...)Sie sind Kämpferinnen. Mit meinem Ehemann haben Sie einen Präsidenten, der nicht aufhören wird, für Sie und Ihre Familien zu kämpfen."
Für Donald Trump könnte ein wachsender Zuspruch bei Frauen einen entscheidenden Unterschied bei der Wahl am 03. November machen. Laut Umfragen würde eine Mehrheit der Frauen eher Joe Biden wählen.



Auch auf die Unruhen in den USA ging Melania Trump ein. Sie wolle die andere Seite nicht attackieren, weil dies nur noch weiter zur Spaltung des Landes beitragen würde. Ob dieser Hinweis auch in den eigenen Reihen auf Zuspruch stößt, werden die kommenden Wochen zeigen.

Was ganz anders klingt, als die vielen Redebeiträge der Republikaner und insbesondere die des Präsidenten, ergänzte die First Lady aber zugleich auch mit einer positiven Darstellung ihres Ehemannes.

"Wie Sie alle in den vergangenen fünf Jahren festgestellt haben, ist er (Anm.: Donald Trump) kein traditioneller Politiker. (...) Wir wissen alle, Donald Trump macht kein Geheimnis daraus, wie er über etwas denkt oder fühlt. Eine vollkommene Ehrlichkeit unseres Präsidenten ist das, was wir als Bürger verdienen. Ob wir es mögen oder nicht, wir wissen immer, wie er denkt.", beschrieb die First Lady ihren Ehemann.

Sie führte weiter aus, wie hart Donald Trump jeden Tag für das Land und die Menschen arbeite. Er rede nicht nur, sondern erziele Resultate. Er sei der Beste für das Land.

Es waren kluge Ausführungen von Melania Trump. Sie nimmt den Präsidenten quasi in Schutz für seine forschen Auftritte. Die meisten Zuhörer werden genau wissen, was sie meint und stimmen ihr zu, um dann dargestellt zu bekommen, dass dies wohlwollend als Authenzität zu werten ist. Zusätzlich bekommen sie noch gesagt, wie sehr Trump um das Land und die Menschen bemüht sei.

Die Rede könnte eine besänftigende Wirkung bei jenen erzielt haben, die sich von der Rhetorik Trumps abgestoßen fühlen, auch wenn sie ihm im Grundsatz unterstützen. Bei den anderen, die Trumps Auftritte als kalten und kalkulierten Populismus bewerten, wird auch die Ansprache der First Lady nicht verfangen.


Bidens verbaler Fauxpas holt ihn in diesen Tagen ein


Die Republikaner suchen geschickt nach möglichen Fehlern ihres Konkurrenten. Die Schwäche eines politischen Gegners ist insbesondere dann für einen selbst wertvoll, wenn sie nicht Jahrzehnte zurückliegt, sondern auf den letzten Monaten basiert und ihre Wirkung in diesen Tagen erst so richtig entfalten kann.

Bereits am ersten Tag der Convention haben Senator Tim Scott und Vernon Jones auf Bidens Aussage in einem Interview aus Mai diesen Jahres abgezielt. Biden hatte damals in einem lockeren Gespräch zu dem afroamerikanischen Radiomoderator gesagt: "Wenn Du nicht genau herausfinden kannst, ob Du für mich oder Trump bist, bist Du kein Schwarzer". Später entschuldigte sich Biden dafür.
Weitere Details dazu findet Ihr HIER.
Offenbar wollen die Republikaner, die hohe Glaubwürdigkeit und Zugkraft Bidens bei den Schwarzen Wählerinnen und Wählern brechen, was auch die ungewöhnlich große Anzahl afroamerikanischer Rednerinnen und Redner auf dem Parteitag der Republikaner erklärt. Die Grand Old Party will dem bewusst und ausdrücklich auf kulturelle Vielfalt ausgerichteten Parteitag der Demokraten etwas entgegensetzen.

Daniel Cameron, afroamerikanischer Generalstaatsanwalt aus Kentucky, richtete seine Worte direkt an den Präsidentschaftskandidaten der Demokraten. "Sehen Sie mich an. Ich bin Schwarz. Wir sind nicht alle gleich. Ich bin nicht in Ketten. Meine Gedanken sind meine eigenen. Und sie können mir nicht wegen meiner Hautfarbe vorschreiben, wie ich wählen soll."



Joe Biden wird seine unnötig flapsige Aussage in dem Interview bereuen. Alle wissen, dass der Demokrat, in keinster Weise ein problematisches Verhältnis zu Schwarzen hat. Und doch war es ein Fehler Bidens. Er hätte die Sprengkraft einer so lax daher gesagten Formulierung erkennen müssen. Diese Sensibilität muss er als Präsident haben, ganz gleich, von welcher Seite nun die Kritik und angebliche Betroffenheit kommt.

Vizepräsident Pence im Mittelpunkt des dritten Abends


Am dritten Abend wird der amtierende Vizepräsident im Mittelpunkt stehen. Seine Rede wird der Höhepunkt des Abends sein. Auch eine Ansprache der Second Lady wird erwartet.
Mike Pence wird gefordert sein, die christlich-erzkonservativen, evangelikalen Wählerinnen und Wähler abzuholen. Donald Trump gilt nicht als sonderlich religiös und angesichts eines eher gläubigen, wenn auch katholischen, Joe Biden, soll Pence diese Lücke füllen.
Da Pence auch Vorsitzender der Coronovirus Task Force des Weißen Hauses ist, wird wohl auch erneut mit einer äußerst positiven Darstellung des eigenen Krisenmanagements zu rechnen sein.

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