Donnerstag, 25. Januar 2024

Drei Gründe weshalb Haley in South Carolina keine Chance mehr hat

Dass die Vorwahlen der Republikaner praktisch in New Hampshire ein Ende gefunden haben, will im Wahlkampfteam Nikki Haleys niemand hören. So zumindest die Außendarstellung. Doch auch im Haley-Lager dürfte klar sein, dass sie nach der Niederlage beim Primary in New Hampshire keine Chance mehr haben wird. "Beendete Vorwahlen", "keine Chancen mehr", "Entscheidung gefallen" - alles Formulierungen, die natürlich immer richtig interpretiert werden müssen. Rein mathematisch ist natürlich alles weiterhin völlig offen, aber ein realistischer Blick auf die aktuelle Lage lassen praktisch keinen anderen Schluss zu.

Nikki Haley (50468551286)
Nikki Haley
by Gage Skidmore, CC BY-SA 2.0

Dabei geht es nicht nur um die bereits erläuterte verpasste Chance in New Hampshire, wo die Vorzeichen für Haley so gut standen, wie in keinem anderen Bundesstaat. Es sind auch die konkreten Aussichten auf die nächste Vorwahl in South Carolina, auf die Haley nun setzt (Nevada ausgenommen, wo Trump und Haley nicht direkt gegeneinander antreten).

In dem Umfragen liegt sie in ihrem Heimatbundesstaat rund 30 % hinter Trump. Was sollte in den verbleibenden Wochen bis zur Vorwahl noch passieren, um diesen Rückstand aufzuholen?


Gegner, Popularität, Diskussionskultur - alles spricht gegen Haley

Im Wesentlichen sind es drei Gründe, die dagegen sprechen. Der erste Grund liegt gar nicht bei Haley, sondern bei Donald Trump. Er ist in South Carolina sehr beliebt, zumindest bei den Republikanern. Dass Trump in irgendeiner Form öffentlichen Schaden nehmen wird, der dazu führen könnte, dass sich die Republikaner von ihm abwenden, ist unwahrscheinlich. Das war bislang auch nicht so. Je mehr er ins Visier der Justiz und damit auch der Medien kam, desto besser verstand er es, in die Opferrolle zu schlüpfen und die republikanischen Reihen hinter sich zu bringen. Welche Auswirkungen das auf die Unabhängigen und die Mobilisierung der Demokraten haben wird, ist für die Vorwahlen zunächst nicht relevant. Es ist also nicht anzunehmen, dass Trump selbst an Zuspruch verlieren wird.

Demnach müsste es Nikki Haley gelingen, bislang überzeugte Trump-Wähler aktiv auf ihre Seite zu ziehen und zwar so umfangreich, dass es schon einer Sensation gleich käme. Es sind eben ca. 30 % aufzuholen. Dass ihr das aus meiner Sicht nicht gelingen kann, hat zwei Gründe. Anders als in New Hampshire wird Haley in South Carolina kaum noch an Popularität hinzugewinnen können. Das Tingeln von Stadt zu Stadt mit einem sie unterstützenden Gouverneur wie zuletzt in New Hampshire wird deutlich nicht diesen großen Effekt haben, da sie letztlich schon hinreichend bekannt ist. Als frühere Gouverneurin kennen sie die Menschen in South Carolina ziemlich genau und haben sich offenbar gegen sie und für Donald Trump entschieden. Die Fehlerquote der Umfragen ist nicht so hoch, als dass hier ein anderer Schluss zulässig wäre.

Der zweite Grund liegt in der politischen Auseinandersetzung. Diese findet nämlich kaum statt. Weder die republikanischen TV-Debatten, noch die Fernduelle mit Donald Trump sind geprägt von inhaltlichen Diskussionen um bessere politische Konzepte oder Ausrichtungen. Überzeugungsarbeit nur auf Basis von Behauptungen und einfachen Parolen zu leisten, funktioniert nicht. Dies wäre eine Praxis, die Donald Trump ohnehin perfektioniert hat. Haley kann nicht mit Detaildiskussionen gegen Populismus ankommen, wenn die Basis und Bereitschaft der Adressaten dafür gar nicht gegeben ist. Durch die Nichtteilnahme Trumps an inhaltlichen Auseinandersetzungen und seinen die Republikaner überzeugenden und alles überdeckenden Kultstatus ist es Trump gelungen, Haley und ihren früheren Mitbewerbern diese Basis zu entziehen. So bleiben ihr fast nur persönliche Angriffe übrig, die Trump die Fähigkeit absprechen, nochmal Präsident zu werden. Dies probiert sie zunehmend, aber dieser Ansatz kommt bei ihr viel zu spät. Andere Republikaner wie Ron DeSantis, Tim Scott, Vivek Ramaswamy und Doug Burgum, haben diese Haltung gegenüber Trump ebenfalls vermissen lassen und sind damit gemeinsam gescheitert. Dass sie sich nun wieder hinter ihm scharen, macht es Haley unmöglich dagegen anzukommen.


Haleys Aus noch vor South Carolina nicht ausgeschlossen

Bleibt die Frage, weshalb Nikki Haley nicht auch aus dem Rennen aussteigt. Hier kann nur spekuliert werden. Will sie den Preis hochtreiben für eine politische Zukunft unter Trump und bei den Republikanern? Ich vermute eher nicht. Dann dürfte sie Trump nicht mit persönlichen Angriffen, wie zuletzt,  herausfordern.

Dass Haley einfach solange im Rennen bleibt, in der Hoffnung, dass aus den Gerichtsprozessen gegen Trump irgendwie eine Situation entsteht, in der er nicht kandidieren kann oder will, halte ich ebenso für unwahrscheinlich, denn in einem solchen Falle will man auch keine Ersatzkandidatin haben, die reihenweise Niederlagen in den Vorwahlen einstecken musste.

Ich gehe davon aus, dass ihr Verbleib im Rennen eher eine Frage des Respekts gegenüber ihren Wahlkämpfern in New Hampshire ist. Nach einem langen Vorwahlkampf und einem soliden Ergebnis noch am Abend hinzuwerfen, ist weder dem eigenen Ego zuträglich und auch gegenüber ihren Anhängern vielleicht nicht die richtige Reaktion. Ich schließe nicht aus, dass dieser Schritt irgendwann in den nächsten Tagen oder Wochen noch vor dem Primary in South Carolina erfolgen wird. Denn auch Haleys Geldgeber werden einen klaren Blick auf die Situation haben und sie nicht bis zum letzten Moment unterstützen.


Die Realität droht Haley ohnehin zu überholen. Sowohl Trump selbst, der ihre Kandidatur nur noch als lästige Zeit- und Geldverschwendung für seinen eigenen Wahlkampf ansehen dürfte, als auch das Biden-Lager haben längst alles auf die Neuauflage des Duells von 2020 ausgerichtet. Auch wenn die Bürgerinnen und Bürger in den USA dieses Duell mehrheitlich nicht wollen, Republikaner und Demokraten lassen es darauf ankommen.

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