Dienstag, 16. Januar 2024

Vorschau New Hampshire Primary

Nach dem Iowa Caucus steht bereits eine Woche später am kommenden Dienstag, 23. Januar die zweite Vorwahl der Republikaner auf dem Programm. Beim New Hampshire Primary können in diesem Jahr schon die Weichen für den weiteren Verlauf der Vorwahlen gestellt werden.

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Flagge von New Hampshire, gemeinfrei


Vorentscheidung schon möglich


Das Ergebnis aus Iowa bestätigte, dass Frontrunner Donald Trump in den Vorwahlen kaum zu schlagen sein wird. Wenn dies aber irgendwo gelingen könnte, dann in New Hampshire. Aus diesem Grund kann bereits in einer Woche eine Vorentscheidung fallen, unabhängig davon, dass praktisch noch fast alle Delegiertenstimmen offen sind und die Republikaner landesweit noch gar nicht abgestimmt haben. Sollte Trump auch in New Hampshire gewinnen, gibt es keinen Grund zur Annahme, dass Republikaner in anderen Teilen der USA anders votieren würden. Die Republikaner in New Hampshire gelten durchschnittlich als gemäßigt, der populäre Gouverneur Chris Sununu unterstützt zudem Nikki Haley. Bessere Voraussetzungen kann es für Haley kaum geben.
Ein mögliches relativ schwaches Abschneiden Trumps in New Hampshire darf aber auch nicht überbewertet werden. Da auch unabhängige Wählerinnen und Wähler bei der Vorwahl teilnehmen dürfen, könnte das Ergebnis etwas moderater ausfallen und die tatsächliche Präferenz der Republikaner ein wenig verwässern.

Bevor wir aber zu den Aussichten des Spitzentrios kommen, ein kurzer Überblick zum Bundesstaat New Hampshire.


Kurzportrait US-Bundesstaat New Hampshire (NH)


In New Hampshire, dem kleinen Bundesstaat im Nordosten der USA, leben knapp 1,4 Mio Einwohner. Die größte Stadt ist Manchester mit rund 112.000 Einwohnern, in der Hauptstadt Concord leben lediglich ca. 43.000 Menschen.
Der „Granite State“ erhielt seinen Beinamen durch die zahlreichen Steinbrüche in dem Bundesstaat. Granit war eines der wichtigsten Erzeugnisse New Hampshires. Rund 90 % der Bevölkerung sind Weiße. New Hampshire ist durchschnittlich weit weniger religiös als andere  Bundesstaaten der USA.

New Hampshire ist traditionell hart umkämpft und gilt als Swing State. Den Bundestaat in Neuengland gewannen in jüngerer Vergangenheit aber regelmäßig die Demokraten. Im Jahr 2000 waren die Republikaner zuletzt siegreich. 2016 hatte Clinton nur 0,37 % Vorsprung vor Trump, Joe Biden konnte 2020 dagegen einen deutlichen Sieg gegen Donald Trump einfahren.

Aktueller Gouverneur ist der Republikaner Chris Sununu. Dessen Vorgängerin, die Demokratin Maggie Hassan vertritt New Hampshire zusammen mit der Demokratin Jeanne Shaheen im US-Senat.


Die Vorwahl der Republikaner in New Hampshire findet als Primary statt. Neben den registrierten Republikanern mit Wohnsitz in New Hampshire dürfen auch Unabhängige ohne Bindung zu einer anderen Partei daran teilnehmen.
22 Delegiertenstimmen werden proportional zum Vorwahlergebnis vergeben. Um dabei berücksichtigt zu werden müssen aber mindestens 10% der Stimmen gewonnen werden.


Die Aussichten für das Spitzentrio der Republikaner


In New Hampshire wird es einen Zweikampf zwischen Donald Trump und Nikki Haley geben. Nikki Haley hat in den Umfragen immer weiter aufgeholt und liegt inzwischen bei einer Meinungserhebung bereits gleichauf mit Donald Trump. Die Umfrage der American Research Group ist die erste, in der Chris Christie nicht mehr zur Auswahl stand. Auch wenn Chris Christie bislang keine Unterstützung für Nikki Haley aussprechen wollte, ist anzunehmen, dass dessen bisherige Anhänger in das Haley-Lager wechseln werden.
Chris Christie kritisierte zuletzt die Haltung Haleys und auch ihres Unterstützers Chris Sununu gegenüber Donald Trump. Christie sagte, dass niemand die Fähigkeit und Größe habe, US-Präsident zu werden, wenn sie oder er nicht in der Lage seien, sich unmissverständlich gegen eine zweite Amtszeit Trumps zu stemmen. Haley und Sununu erklärten beide, dass sie Donald Trump als Kandidat unterstützen würden, sollte er die Nominierung gewinnen.

Aber auch Donald Trump könnte davon profitieren, dass es in New Hampshire auf einen Zweikampf hinauslaufen wird. Nachdem Vivek Ramaswamy aus dem Rennen ausgestiegen ist, kann Trump hier vermutlich auf die Mehrheit der ehemaligen Ramaswamy-Anhänger setzen. Das könnte in New Hampshire nochmal 2-3 % ausmachen.

Aktuelle Umfragen sehen Nikki Haley zwar durch das Ausscheiden Christies gestärkt, allerdings führt Trump noch immer mit durchschnittlich 10 % vor Haley. 
Aktuelle Umfragen sehen Trump in New Hampshire bei 42 %, während Nikki Haley auf 33 % kommt. Es ist aber anzunehmen, dass künftige Umfragen auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen hindeuten werden, da wie beschrieben viele Meinungserhebungen noch 10-12 % für Chris Christie beinhalteten.


Die Bedeutung, die das Ergebnis in New Hampshire haben wird, könnte größer kaum sein. Gelingt Donald Trump ein Sieg auf für ihn schwierigem Terrain, wird es unter normalen Umständen keinen Weg mehr für Nikki Haley geben, ihn abzufangen.
Schafft es dagegen Nikki Haley den Ex-Präsidenten in New Hampshire zu bezwingen, kann sie sich zumindest als die eine Alternative zu Trump über die nächsten beiden Vorwahlen in Nevada und South Carolina hin zum Super Tuesday retten.


Für Ron DeSantis könnte der zweite Platz in Iowa nur ein ihn selbst blendender Scheinerfolg gegen Nikki Haley gewesen sein. Haley hatte ihn auch schon gar nicht mehr erwähnt, als sie sich nach ihrem dritten Platz in Iowa mit einer Rede an ihre Anhänger wandte. Sie sprach selbst nur noch von einem Zweikampf mit Donald Trump. Und auch die geplanten TV-Debatten hat Haley abgesagt. Sie ließ verkünden, dass sie nur noch an TV-Debatten teilnehmen wird, bei denen sie sich direkt entweder mit Donald Trump oder mit Joe Biden messen kann.
DeSantis kämpft in den nächsten Wochen dagegen um Aufmerksamkeit und damit auch um wichtige Spendengelder. Dass dies zunehmend schwierig werden wird, liegt auf der Hand. In New Hampshire liegt er bei Umfragen deutlich im einstelligen Prozentbereich. Aufgrund der 10%-Hürde wird er in Bezug auf die Delegiertenstimmen leer ausgehen. Wichtiger als die paar Delegierten ist aber die Frage, woher künftig die Stimmen für DeSantis kommen sollen. Abseits des Trump-Lagers gibt es natürlich konservative, meist auch etwas jüngere Republikaner, die mit DeSantis einen Wechsel an der Spitze der GOP haben wollen. Um hier einen Fuß in die Tür zu bekommen, benötigt DeSantis aber das moderate Lager, was jedoch aktuell mit Haley eine eigene Kandidatin hat. Für DeSantis wird sich schon bald die Frage stellen, wie lange er noch seine Kandidatur aufrecht erhalten will. Nevada und South Carolina werden weitere Niederlagen für den Gouverneur aus Florida hervorbringen. Er wird für sich ergründen müssen, ob er auch perspektivisch auf Jahre hinaus, einen politischen Nutzen darin sieht, am Super Tuesday gegen Donald Trump und Nikki Haley anzutreten.

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