Freitag, 30. September 2016

Die Running Mates Kaine und Pence im Kurzportrait

In einer Woche findet das erste und einzige direkte Rededuell der beiden Vizepräsidentschaftskandidaten statt. In der Nacht vom 4. auf den 5. Oktober treten Tim Kaine für die Demokraten und Mike Pence für die Republikaner in der Longwood University in Farmville, Virginia an. Moderiert wird die 90-minütige Debatte durch Elaine Quijano von CBS News.


Die beiden Vizekandidaten im Kurzportrait


Tim Kaine - Running Mate von Hillary Clinton


Tim Kaine, official 113th Congress photo portrait
Tim Kaine
Der in Saint Paul, Minnesota, geborene Demokrat Tim Kaine ist 58 Jahre alt. Seine Schul- und Studienzeit verbrachte er im Bundesstaat Missouri. Heute lebt der verheiratete Kaine (3 Kinder) in Richmond, Virginia, wo auch seine politische Laufbahn begann. Nach Jahren in der Kommunalpolitik gewann Kaine im Jahr 2005 die Gouverneurswahlen in Virginia. Das Amt hatte er bis 2009 inne.
2012 wechselte er als Senator für Virginia in den Senat der USA. Zwischenzeitlich war Kaine auch Vorsitzender des DNC, dem Organisationskomitee der Demokraten.

Tim Kaine ist ein politisch überaus erfahrener Kandidat mit guten Beziehungen in die demokratische Partei. Politisch ist Kaine weitgehend auf Linie der Spitzenkandidatin. Clinton verzichtete also bewusst darauf, einen links-liberalen Kandidaten auszuwählen. Dies war eine Zeit lang spekuliert worden, da sie so einfacher einen Zugang zu den Anhängern Bernie Sanders hätte erreichen können.
In vielen wichtigen politischen Themen, liegt Kaine absolut auf Kurs mit der früheren Außenministerin. Er gilt als Demokrat der politischen Mitte und wird sicher auch versuchen, durch Trump verschreckte moderate Republikaner anzusprechen. Der Running Mate vertritt eine schärfere außenpolitische Haltung als der amtierende Präsident Obama. Er setzt sich wie Clinton auch für härtere Waffengesetze ein und ist kein Freund einer umfassenden Finanzmarktregulierung. Anfängliche Unstimmigkeiten in Bezug auf eine gemeinsame Haltung zu Freihandelsabkommen wurden inzwischen ausgeräumt. Kaine ist Verfechter solcher Abkommen und hat sich mit Clinton auf die Sprachregelung geeinigt, dass z. B. das Abkommen TPP ist der jetzigen Form abzulehnen ist, grundsätzlich aber Verhandlungsbereitschaft bestehe. Ebenfalls Einigkeit besteht in vielen umweltpolitischen Fragen. Ebenso wie Clinton, lehnt der gläubige Katholik Kaine, Abtreibungen aus persönlichen Gründen ab, befürwortet aber die Wahlfreiheit der Frauen (Pro Choice).
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Hillary Clinton hat sich mit Tim Kaine einen verlässlichen Partner an ihre Seite geholt. Keine politischen Kompromisse oder Zugeständnisse mehr an den linken Flügel ihrer Partei. Bernie Sanders hat ihr seine Unterstützung zugesichert, tut es auch seine Anhängerschaft? Clinton geht ein gewisses Risiko ein, was aber kalkulierbar ist. Sie setzt auf die Chance, mit Kaine im republikanischen Feld zu werben und nimmt die Gefahr hin, den eigenen progressiven Parteiflügel zu verstoßen. Die Chance auf Stimmenzuwächse stehen bei ihr offensichtlich über der Gefahr einer mangelnden Mobilisierung.
In Kaines Heimatstaat Virginia, eigentlich ein Swing State, scheint die Rechnung aufzugehen. In aktuellen Umfragen hat Clinton hier einen soliden Vorsprung von knapp 8% vor Trump.



Mike Pence - Running Mate von Donald Trump 

Mike Pence by Gage Skidmore 6
Mike Pence

Der 57-jährige Mike Pence stammt gebürtig aus Indiana. Ebenso wie Kaine ist Pence verheiratet und Vater von drei Kindern. Dem Bundesstaat Indiana blieb er auch während seiner politischen Laufbahn treu. In den Jahren 2001 bis 2013 war er Mitglied des US-Repräsentantenhauses und seit 2013 hat er das Gouverneursamt Indianas inne.

Im Vorwahlkampf hatte sich Pence in Indiana für Trumps Konkurrenten Ted Cruz ausgesprochen. Gleichwohl hatte er sich schon damals auch positiv über Trump geäußert.

Im Gegensatz zu Kaine und Clinton, gibt es zwischen Trump und Pence einige nicht unwesentliche Unterschiede. Da Trump nicht aus dem politischen Bereich kommt, verwundert es aber auch nicht, dass der Präsidentschaftskandidat der Republikaner jemanden auswählte, der über weit mehr politische Erfahrung verfügt. Es ist klar, dass Pence ein Running Mate ist, der die offensichtlichen Defizite des Spitzenkandidaten ausgleichen soll. Im Kern sind das drei Punkte:
Erstens verfügt Pence über sehr viel politische Erfahrung, sowohl als Kongressabgeordneter als auch als Gouverneur mit konkreter politischer Entscheidungsgewalt. Pence soll zweitens dadurch auch das politische Establishment der Republikaner ansprechen, was sonst regelmäßig von Trump verbal abgestraft wurde. Drittens ist Pence sehr beliebt bei den konservativen evangelikalen Wählern. Zu Ihnen konnte Trump bislang nur wenig Verbindungen aufbauen. Religion und klassische gesellschaftliche konservative Werte sind in Trumps Wahlkampf bislang recht kurz gekommen; und sie passen auch nicht zum Präsidentschaftskandidaten der Republikaner. Pence könnte hier diese Lücken auffüllen und z. B. auch die Anhänger des unterlegenden texanischen Senators Cruz umwerben.
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Pence ist ein strikter Gegner von Abtreibungen und lehnt auch eine Ausweitung von Rechten Homosexueller ab. Ein Konfliktthema könnte bei der Gesundheitsreform Obamacare auftreten. Zwar lehnte Pence das Gesetz im Kongress ab, als späterer Gouverneur von Indiana weitete er die Umsetzung des Affordable Care Acts jedoch noch aus. Aber eine gemeinsame Linie mit Trumps ablehnender Haltung zu Obamacare dürfte noch rechtzeitig erzielt werden. Pence positive Haltung zu Trumps Steuerplänen sind auch in der aktuellen Politik erkennbar. Der Gouverneur hat Steuersenkungen in Indiana vorgenommen, um so erleichterte Bedingungen für ein besseres Wirtschaftswachstum schaffen zu wollen. Ebenso gilt Pence als Verfechter eines strikten Sparkurses. Je weniger Staat, desto besser - auch für den Finanzhaushalt des Staates.

Welche Bedeutung haben die Running Mates?


Clinton und Trump haben ihre Vizekandidaten vermutlich aus unterschiedlichen Motiven ausgewählt. Running Mates erfüllen immer eine oder mehrere wichtige Faktoren für die Spitzenkandidaten. Wie oben ausgeführt, könnten sie inhaltliche Positionierungen verstärken oder durch Ausgleich und Vielfalt ein größeres Wählerpotenzial erschließen. Sie können zudem auch mögliche Schwächen der Präsidentschaftskandidaten ausgleichen. Ihre Vernetzungen in die Partei, ihre allgemeinen Wahlkampfkompetenzen und die Fähigkeit, Spendengelder einzutreiben, können auch wichtige Punkte sein.
Auch spielen gelegentlich geografische Aspekte eine Rolle (Ost- vs Westküste, Norden vs Süden etc.). Ebenso kann der Heimatstaat des Running Mates ein Entscheidungskriterium sein. So ist ein gut angesehener Kandidat aus einem Swing State schon mal ein deutliches Plus im Kampf um die Wählerstimmen.
Inwieweit die jeweilige Auswahl der Running Mates tatsächlich maßgeblichen Einfluss nehmen kann, bleibt abzuwarten. Ich rechne aber damit, dass das medial so gepushte Duell Clinton vs Trump die Wahrnehmung Kaines und Pence ziemlich zurückdrängen wird. Die wohl beste Chance auf Aufmerksamkeit erhalten die beiden Vizekandidaten aber wohl in der kommenden Woche beim direkten Aufeinandertreffen vor laufenden Kameras bei der TV-Debatte der Running Mates. 

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