Laut Bernstein solle Weld mit dem Gedanken gespielt haben, aus dem Präsidentschaftsrennen auszusteigen, falls seine Kandidatur zu einem Sieg Donald Trumps beitragen würde. Ggf. wolle er rechtzeitig Hillary Clinton unterstützen.
Das Dementi folgte am heutigen Tage. Gary Johnson stellte fest, dass Weld und er mit aller Kraft und höchsten Engagement weiter für die Libertarian Party kämpfen werden. Ein Ausstieg komme nicht in Betracht.
Gary Johnson (links) und William Weld (rechts) |
Die Chancen auf einen Sieg bei der Präsidentschaftswahl sind ebenso gering, wie die der Grünen Kandidatin Jill Stein. Beide sind chancenlos. Und dennoch könnten durch ihre Kandidaturen bei engen Wahlausgängen entscheidende Stimmen im Clinton- oder Trump-Lager "verloren" gehen. Laut landesweiten Umfragen kommt das Duo Johnson/ Weld derzeit auf rund 8-9%, die Grüne Stein auf rund 3%.
Rein zahlenmäßig kann man zumindest landesweit aber keinen eindeutigen Nachteil erkennen, weder Demokraten noch Republikaner würden von einem Ausstieg bedeutend profitieren. Werden die Kandidaten Johnson und Stein nicht mit abgefragt, bleibt das Verhältnis zwischen Clinton und Trump in etwa gleich, vereinfacht gesagt, die Johnson-Wähler teilen sich in etwa auf.
Dies kann auch inhaltlich begründet werden. Johnson vertritt gesellschaftlich eher liberale Positionen und steht hier dem Clinton-Lager nahe. Anderseits vertritt er aber auch klassisch libertäre Werte und lehnt z. B. eine Einschränkung des Waffenrechts und eine ausufernde Interventionspolitik im Außen-und Militärbereich ab. Hier bedient er also eher die Ansichten Donald Trumps.
Welche Auswirkungen die Kandidaturen sog. Third-Party-Candidates haben können, habe ich im Folgenden dargestellt.
Unabhängige und Third-Party-Kandidaten können Wahlen entscheiden
Auszug aus meinem Artikel vom 24.01.2016:
Wie schon angedeutet können unabhängige Kandidaten bei den Präsidentschaftswahlen in den USA sich nicht ernsthafte Chancen auf den Einzug ins Oval Office machen. Dennoch sind diese Kandidaturen für die beiden großen Parteien immer ein Unsicherheitsfaktor und können immense Auswirkungen auf das Gesamtergebnis habe. Ich möchte mal zwei Beispiele anführen, die dies auf ihre jeweils eigene Art verdeutlichen.
Ross Perot |
Dass ein unabhängiger Kandidat aber nicht mal ein solch gutes Ergebnis wie jenes Ross Perots einfahren muss, um eine Präsidentschaftswahl zu entscheiden, kann man den Ereignissen aus dem Jahr 2000 ablesen. Vielen dürfte diese Wahl noch immer in bester Erinnerung sein. Al Gore trat gegen George W. Bush an und es war ein historisch knappes Rennen. Nachdem einige TV-Anstalten bereits Bush zum Sieger ernannten und Al Gore ihn auch bereits in einem ersten Telefonat zum Sieg gratulierte, ruderten die Sender in der Wahlnacht bald schon zurück. Noch Wochen nach dem Wahltag stand nicht fest, wer gewonnen hatte. Alle Augen richteten sich auf den Bundesstaat Florida und die Augen der dortigen Wahlhelfer zunächst auf eigenartig gestanzte Lochkarten, die als Wahlzettel genutzt wurden. Später blickte man nur noch auf die Gerichte.
Stimmenauszählung |
Ralph Nader |
In seinem Buch Duell ums Weiße Haus beschreibt Ronald D. Gerste ein weiteres Beispiel für den knappen Wahlausgang in Florida bzw. den Effekt aussichtsloser Kandidaturen. Er erwähnt die zwei linken Politikerinnen Monica Moorehead von der Partei Workers World und ihre Vizekandidatin Gloria La Riva. Sie traten völlig chancenlos nur in fünf Bundesstaaten an, einer davon Florida. Hier gewannen sie nur 1804 Wählerstimmen. Aufgrund ihrer politischen Ausrichtung ist anzunehmen, dass ihre Wähler sonst eher Al Gore als George W. Bush gewählt hätten. Bei dem bekannten amtlichen Rückstand von 537 Stimmen, bekommen plötzlich auch die Stimmen für das linke Damenduo der Workers World eine besondere Bedeutung.
1992 profitierten die Demokraten vom Third Party Candidate Ross Perot, 2000 waren es also die Republikaner. Auch wenn diese Kandidaten letztlich keine Chance auf das Präsidentenamt haben, einen Einfluss auf den Wahlausgang können sie auf unterschiedliche Weise sehr wohl haben.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen