Die persönlichen Angriffe Trumps auf Jeb Bush während des Vorwahlkampfs waren nachhaltig prägend. Unabhängig von Bushs eigener Schwäche, die Republikaner nicht auf seine Seite gezogen zu haben, blieb aber auch der Eindruck, dass das republikanische Establishment durch Kandidaten wie Trump oder Cruz gedemütigt wurde.
Nach dem Ausscheiden Jeb Bushs aus den Vorwahlen, war schnell klar, dass er Donald Trump nicht unterstützen werde. Nicht unterstützen ist eine Sache. Eine andere Dimension hat es, wenn der republikanische Bush-Clan für die Demokratin Hillary Clinton stimmen wird und dies gezielt oder zufällig an die Öffentlichkeit durchsickert.
So möglicherweise geschehen durch Kathleen Kennedy Townsend, Tochter von Robert F. Kennedy, die via Facebook mitteilte, dass Ex-Präsident George H.W. Bush verraten habe, für Clinton stimmen zu wollen. Townsend postete noch ein Foto dazu und schon war die Nachricht verbreitet.
Eine offizielle Bestätigung oder ein Dementi gibt es nicht und wird es wohl auch nicht geben. Beide Ex-Präsidenten der Republikaner werden offiziell niemanden im Wahlkampf unterstützen.
Gleichwohl wäre es ein schwerer Schlag für Trump. Dass er nicht mit dem Stimmen aus dem Bush-Umfeld rechnen konnte, war klar. Sollte aber nun ausgerechnet das Clinton-Lager durch das republikanische Establishment mehr oder weniger heimlich gewählt werden, könnte dies dazu führen, dass bei vielen enttäuschten Republikanern die Hemmungen, für eine Demokratin zu stimmen, schwinden.
Zumindest außenpolitisch ist dies nachvollziehbar. Die Abschottungspolitik, die Trump nach außen kommuniziert, widerspricht massiv den Vorstellungen und dem Handeln der beiden Bush-Präsidenten. Eine verlässliche Fortsetzung der klassischen US-Außenpolitik ist mit Clinton eher zu erwarten. Aber ist es das, was die US-Amerikaner noch wollen?
Jedenfalls bieten die unterschiedlichen außenpolitischen Ansätze reichlich Diskussionsstoff für das erste TV-Duell in einer Woche. Dann werden Clinton und Trump darstellen können und müssen, was sie sich für die Zukunft vorstellen.
Der RNC-Vorsitzende Reince Priebus bemüht sich zwischenzeitlich weiter darum, die früheren Konkurrenten Trumps während der Vorwahlen auf Linie der Republikaner zu bringen. Bush, Cruz und Kasich z. B. verweigern Trump die Unterstützung. Es stehen auch parteiinterne Strafen im Raum, da alle Kandidaten bei Antritt ihrer Kandidatur versichert haben, den letztendlich Nominierten auch zu unterstützen.
Für die drei genannten Abweichler ist es eine schwierige Entscheidung. Tragen sie zur Niederlage Trumps bei, könnten sie einerseits 2020 es erneut mit einer Kandidatur probieren, hätten aber evtl. Kredit bei der republikanischen Wählerschaft verspielt.
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