Samstag, 13. Juni 2020

Trumps Start in den klassischen Wahlkampf sorgt bereits für Kritik

Donald Trump
Donald Trump by Gage Skidmore
Allein die Ankündigung hat bereits für Aufregung gesorgt. Donald Trump wird nach der Coronapause in der kommenden Woche wieder in den Wahlkampf einsteigen. Nicht via Twitter oder im Rahmen einer Pressekonferenz, sondern ganz klassisch mit einem Auftritt vor seinen Anhängern.
Nicht aber der Umstand, dass er startet, sondern wann und wo er auftritt, hat die demokratische Senatorin Kamala Harris auf den Plan gerufen.

UPDATE, 13.06., 07:00 Uhr: Donald Trump hat seinen Auftritt in Tulsa um einen Tag auf den 20. Juni verlegt. Nach eigenen Angaben sei er von vielen afroamerikanischen Freunden und Unterstützern gebeten worden, diesen Schritt in Erwägung zu ziehen. Aus Respekt vor deren Anfragen, habe Trump sich nunmehr für die Verlegung entschieden.

Urspr.: Am 19. Juni wird der US-Präsident in Tulsa, Oklahoma seinen ersten großen Auftritt seit Monaten haben. Der Tag, auch "Juneteenth" genannt, ist in den meisten Bundesstaaten in den USA ein Gedenk- und Feiertag, anlässlich der Abschaffung der Sklaverei. Er erinnert an den 19. Juni 1865, als Unions-General Granger in Galveston, Texas den Befehl verlas, dass alle Sklaven frei seien. Dies geschah nach Beendigung des Amerikanischen Bürgerkriegs und nachdem Abraham Lincoln die Emanzipations-Proklamation verkündete.

Harris, potenzielle Vizepräsidentschaftskandidatin an der Seite Joe Bidens, kritisierte Trump nun, dieses Datum bewusst als Provokation ausgewählt zu haben. Harris ist der Auffassung, dass Trump das Ausmaß und die Bedeutung der aktuellen Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt in den USA nicht begreife und deshalb als Präsident ungeeignet sei. Die Senatorin schrieb via Twitter, dass der Termin nicht nur ein zwinkernder Hinweis an weiße Rassisten sei, sondern eine Einladung für eine Willkommensparty zuhause.



Dabei bezieht sie sich auch auf die Ortswahl. In Tulsa hatte es vor knapp 100 Jahren ein Massaker an Afroamerikanern gegeben, bei dem über 100 Menschen starben.

Trumps Sprecherin im Weißen Haus wies die Vorwürfe am Termin und der Ortswahl zurück. Kayleigh McEnany sagte, dass der Präsident damit auch den Fortschritt für Schwarze hervorheben wolle. Die Afroamerikanische Gemeinschaft sei ihm ans Herz gewachsen.


Weitere Auftritte in Swing States geplant


Nach dem Auftakt in Oklahoma wird Trump in die Bundesstaaten Arizona, Texas, Florida und North Carolina reisen. Die dortigen Wahlkampfauftritte sind bereits als klares Signal zu werten, dass er seinen Herausforderer Joe Biden ernst nimmt. Arizona und Texas sind zwei klassische republikanische Bundesstaaten, die aber Trump nach aktuellen Umfragen nicht mehr sicher zuzuordnen sind. Gleiches gilt auch für North Carolina und das ewig eng umkämpfte Florida. Sollte Trump Texas oder Florida verlieren, dürfte er kaum noch Chancen auf eine Wiederwahl haben.

Die aktuellen Umfragen zu diesen und weiteren wichtigen Schlüsselstaaten sowie eine Vorschau, wer welche Bundesstaaten gewinnen muss, findet Ihr rechts in der Navigation.


Republikaner verlegen Trumps Nominierung nach Florida


Die Grand Old Party hat ihren Nominierungsparteitag von Charlotte, North Carolina nach Jacksonville, Florida verlegt; teilweise zumindest. Vorangegangen war ein Streit mit dem demokratischen Gouverneur von North Carolina um die Frage, in welchem Ausmaß der Parteitag anlässlich der Coronakrise stattfinden könne. Offenbar hat man sich nun darauf geeinigt, dass die Delegierten zwar in Charlotte abstimmen werden, Trump selbst die Nominierung aber in der 15.000 Menschen fassenden VyStar Veterans Memorial Arena in Jacksonville annehmen werde.


Sticheleien zwischen Biden und Trump


Joe Biden wurde derweil in der Sendung "The Tonight Show with Trevor Noah" gefragt, ob er sich sorgen mache, Trump könne eine mögliche Wahlniederlage nicht akzeptieren. Der Demokrat führte aus, dass Trump zuletzt durch viele hochrangige Militärangehörige kritisiert worden sei. Biden sei sich sicher, dass diese den abgewählten Präsidenten dann auch aus dem Weißen Haus eskortieren würden.

Diese Äußerung wies Trumps Sprecherin Kayleigh McEnany als lächerliche Anmerkung zurück. Trump selbst sagte, dass er im Falle einer Niederlage "andere Dinge" machen und das Ergebnis zu 100% akzeptieren werde. Trump behauptete zudem, dass er mehr für Schwarze getan hätte, als jeder andere Präsident zuvor.

Biden begründete seine Sorge damit, dass Trump zuletzt immer wieder betont hatte, Briefwahl sei nicht sicher und ermögliche Wahlbetrug. Wegen der Coronapandemie könnte es in diesem Jahr zu einem Rekordhoch bei der Anzahl der Briefwahlstimmen kommen. Biden befürchtet, dass Trump dies zum Anlass nehmen könnte, eine mögliche Niederlage als Betrug darzustellen und das Ergebnis nicht zu akzeptieren.

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