In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch
finden wichtige Vorwahlen in gleich fünf Bundesstaaten statt. An
diesem Super Tuesday 2 werden viele Delegiertenstimmen in Florida,
Ohio, Illinois, Missouri und North Carolina vergeben. Ich berichte
wieder in einem Live-Ticker über alle Ergebnisse und Entwicklungen
in dieser Wahlnacht.
by Heimspiel |
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Demokraten: Bernie Sanders will und muss zur Aufholjagd ansetzen
Die Lage bei den Demokraten ist relativ
klar. Bernie Sanders muss aufholen. Nachdem sich Hillary Clinton in
den letzten Wochen einen Vorsprung von rund 220 sicheren Delegierten
erarbeitet hat, steht Sanders nun unter Zugzwang. Dabei blendet er
zunächst aus, dass Clinton vorläufig noch über weitere gut 400
Superdelegierte mehr verfügt, als er selbst. Sanders Strategie wird
aber sein, die Superdelegierten mit einem knappen Rennen ins Grübeln
zu bringen. Viele der Superdelegierten haben sich bereits im
vergangenen Sommer oder noch früher pro Clinton positioniert, zu
einer Zeit, in der noch nicht zwingend absehbar war, welch positive
Entwicklung Sanders Wahlkampf nehmen wird. Sollten sie ernsthaft eine
Siegchance für Sanders sehen, könnten sie sich im Laufe der
Vorwahlen noch umentscheiden, so die Hoffnung des Senators. Genau aus
diesem Grund war es auch so wichtig, dass Sanders in Michigan
bewiesen hat, Clinton auch mal etwas überraschend zu schlagen. Das
war ein wichtiges Zeichen an die Superdelegierten aber auch an seine
eigenen Unterstützer. Nun ist es aber an der Zeit, den Rückstand
auf Clinton merklich zu reduzieren.
In den fünf Bundesstaaten werden am
Super Tuesday 2 insgesamt fast 700 sichere Delegierte bei den
Demokraten vergeben. Sanders sollte den Abstand zu Clinton schon um
etwa 50 Delegierte reduzieren können, um die Nacht als Erfolg zu
verbuchen. Insbesondere Missouri, Ohio und Illinois dürfte der
Senator im Blick haben. Hier werden ihm eher Chancen zugerechnet als
in North Carolina und Florida. Aber es kommt nun eben nicht mehr
ausschließlich auf Siegessignale an, also die Anzahl der gewonnenen
Staaten, sondern auf die Delegiertenanzahl.
In den Umfragen liegt Clinton in allen
Bundesstaaten vor Sanders, der Vorsprung schmilzt aber und die
Meinungsforschungsinstitute lagen bei den Vorwahlen schon einige Male
nicht unerheblich daneben. Insbesondere die hohe Zahl der sonst
unentschlossen Wähler oder ursprüngliche Nichtwähler, die
mobilisiert werden, scheinen eine Vorhersage schwierig zu machen. Ich
rechne damit, dass Hillary Clinton in Florida und North Carolina
gewinnen wird, Sanders kann in Illinois, Ohio und Missouri vorne
liegen. Clinton wird insbesondere auf ein starkes Ergebnis in Florida
setzen. Allein hier werden 214 Delegierte vergeben. Je größer ihr
Sieg hier ausfällt, desto schwieriger wird es für Sanders werden,
den Delegiertenrückstand aus Florida wettzumachen. Ein 62% zu 38%
Ergebnis zugunsten Clintons würde ihr in Florida bereits einen
weiteren Vorsprung von rund 50 Delegierten einbringen. In Illinois
werden 156 sichere Delegierte vergeben, in Ohio 143, in North
Carolina 107 und in Missouri 71.
Republikaner: Florida und Ohio sind die Schlüsselstaaten
Bei den Republikanern ist das
Kandidatenfeld noch etwas größer und damit auch die Ausgangslage
etwas komplizierter.
Zunächst zu den Fakten: An diesem
Super Tuesday 2 werden bei den Republikanern 358 Delegiertenstimmen
vergeben, das sind etwa 25% aller noch ausstehenden Delegierten. Der
Fokus liegt auf den Bundesstaaten Florida (99) und Ohio (66), in
denen die jeweiligen Gewinner alle Delegiertenstimmen zugesprochen
werden. Brisanterweise kommen mit John Kasich, Gouverneur von Ohio
und Marco Rubio, Senator aus Florida zwei der Kandidaten aus eben
diesen Bundesstaaten. Die Umfragen sehen insbesondere gute Chancen
für John Kasich, Donald Trump in Ohio zu schlagen. Es könnte hier
zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen kommen. Nicht ganz so gut stehen die
Chancen für Marco Rubio in Florida, hier hat Trump laut Umfragen
noch einen recht komfortablen Vorsprung. Rubio selbst hatte seinen
Anhängern in Ohio grünes Licht für eine Unterstützung von Kasich
gegeben, um ein Davoneilen Trumps zu verhindern. Ein gleichlautender
Aufruf Kasichs an seine Unterstützer in Florida blieb bislang jedoch
aus.
Für Ted Cruz ist es schwierig, nun die
richtige Strategie zu finden. Aber offensichtlich hat er sich für
die Aussicht auf einen Zweikampf mit Donald Trump entschieden. Dafür
scheint er auch bereit zu sein, zwei Siege Trumps in Ohio und Florida
in Kauf zu nehmen. Cruz weiß, dass er ggf. erst in diesen sauren
Apfel beißen muss, um Rubio und Kasich loszuwerden. Wer von den
beiden seinen Heimatstaat verliert, dürfte im übrigen Rennen
chancenlos sein. Zumindest von Kasich weiß man, dass er seine
Kandidatur dann beenden würde. Cruz hatte bereits vor Wochen immer
wieder gesagt, dass nur er gegen Trump gewinnen könne und zu einer
Einheit gegen Trump aufgerufen. Seine Unterstützung an Kasich und
Rubio für die Winner-take-All-Staaten blieb ebenfalls aus.
Für Ted Cruz gilt es, unabhänig von
den Ergebnissen aus Florida und Ohio, weiter fleißig
Delegiertenstimmen in den anderen Bundesstaaten zu sammeln.
Insbesondere in Missouri rechne ich mit Siegchancen für Cruz.
Zusammenfassend kann man also sagen,
dass Florida und Ohio nun die Schlüsselstaaten der Republikaner sein
werden. Verliert Trump beide Staaten, wird es zunehmend
unwahrscheinlicher, dass er trotz Spitzenposition die 1237
Delegierten-Marke erreichen wird. Gewinnt er beide Staaten, hätte er
wohl fast nur noch einen Solidarisierungseffekt für Ted Cruz zu
befürchten, stiegen Rubio und Kasich aus.
Live Ticker zur Wahlnacht am Super Tuesday 2
Der Super Tuesday 2 hat das Potenzial
zu einer Vorentscheidung. Klären sich die Verhältnisse zugunsten
Clintons und Trumps oder werden die nächsten zwei Monate zu einer
Hängepartie? In etwa ab Mitternacht (Dienstag zu Mittwoch) berichte
ich wieder in einem Live-Ticker über alle wichtigen Entwicklungen zu
dieser Wahlnacht.
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