Vorankündigung für die kommende Nacht
by Heimspiel der Fußball Channel |
Der nun anstehende Primary im Empire State könnte die Favoriten wieder zurück auf die Siegerstraße bringen. Ihre Herausforderer sind aber nicht chancenlos und könnten ebenso gut für einen weiteren Dämpfer auf dem Weg zur Nominierung sorgen. Ein Ausblick:
Donald Trump - klarer Favorit mit Erfolgsdruck, Ted Cruz könnte leer ausgehen.
Zunächst zu den Republikanern. Kein seriöser Beobachter des Wahlkampfs hat Zweifel daran, dass Donald Trump den New York Primary gewinnen wird. Spannend ist aber die Frage, wir hoch sein Sieg ausfallen wird und wer ihm da einen Strich durch die Rechnung machen kann. 95 Delegierte sind zu vergeben. Ich stelle mal zwei Szenarien dar, die aus Sicht Trumps einerseits das Traumergebnis und andererseits den Worst Case bedeuten würden.
Szenario 1: Trump gewinnt mit über 50% (was die aktuellen Umfragen vorhersagen). Dann hätte er bereits 14 Delegierte sicher. Weitere 81 Delegierte sind in den einzelnen Districts zu vergeben. Gewinnt er hier auch überall mit mindestens 50%, hätte er alle 95 Delegierten sicher.
Szenario 2: Trump verpasst im Gesamtergebnis die 50% und bleibt auch in den Districts mehrheitlich unter dieser Marke. In diesem Fall dürfte er auf etwa 60 Delegierte kommen.
Das realistischste Szenario dürfte wohl in etwa in der Mitte dieser beiden Extreme liegen. Ich rechne damit, dass Trump auf etwa 75 Delegierte kommen könnte. Dies wäre auch ein für ihn zufriedenstellendes Ergebnis und ein gelungener Schritt, die 1237 Delegierte-Marke zu erreichen.
Trump benötigt für dieses Ziel in etwa 61% aller übrigen Delegierten. Ted Cruz müsste etwa 86% aller noch zu vergebenen Delegierten holen, um eine Mehrheit im ersten Wahlgang auf dem Nominierungsparteitag in Cleveland zu erreichen. John Kasich hat keine Chancen mehr auf 1237 Delegierte zu kommen.
Gelingt Trump in New York also ein Sieg, wie oben beschrieben mit gut 75 Delegierten, würde er sogar noch etwas besser als im Soll liegen. Setzt er am 26. April seine Siegesserie in ähnlichem Ausmaß fort, könnte ein erfolgreicher 07. Juni mit den Vorwahlen in Kalifornien, New Jersey und weiteren Bundesstaaten ausreichen, um auf einen Schlag alle Diskussionen um eine Brokered Convention zu beenden.
Und ein klarer Erfolg Trumps in New York würde auch endgültig die letzten theoretischen Chancen Ted Cruz zunichte machen, selbst noch die 1237 Delegierten zu erreichen, woran er selbst wohl aber auch schon längst nicht mehr glaubt. Cruz und auch Kasich setzen voll und ganz darauf, dass Trump keine Mehrheit im ersten Wahlgang des Nominierungsparteitags zusammen bekommt. Um dieses Ziel zu erreichen, wäre es hilfreich, Trump bereits in New York weiter auszubremsen. Eine besondere Rolle nimmt hierbei John Kasich ein. Er liegt in den Umfragen etwa 5 % vor Ted Cruz und viel wichtiger noch, Kasich liegt über 20%. Sollte Trump in einigen Districts die 50% verpassen, müssen seine Konkurrenten schon mindestens auf jeweils 20% kommen, um ihm Delegierte wegzunehmen. Aufgrund dieser Delegiertenverteilung kann davon ausgegangen werden, dass Cruz nur wenige Delegierte erreichen wird. Kasich könnte, wenn es gut für ihn läuft, auf etwa 20 Delegierte kommen.
Bleibt also festzuhalten: Schafft Trump 75+x Delegierte kann er sehr zufrieden sein. Bleibt er deutlich darunter (bei etwa 60 Delegierten), wäre dies einzeln betrachtet mathematisch noch kein Drama aber kein gutes Signal für die weiteren Vorwahlen am 26.April.
Clinton favorisiert, aber Sanders hofft auf die Überraschung
Etwas weniger Rechnen werden die Demokraten. Hier geht es eher um die grundsätzliche Frage, ob Hillary Clinton in New York ihrer Favoritenrolle gerecht werden kann. Bernie Sanders will den Sieg in New York, mindestens aber ein Unentschieden. Mit Großveranstaltungen in Manhattan und Brooklyn, zu denen nach Angaben seines Wahlkampfteams etwa jeweils 28.000 Besucher kamen, spürt er den Rückenwind, den die Umfragen noch nicht so ganz mitbringen. Hier liegt der Senator rund 12% hinter Clinton.
Nimmt man an, Clinton gewinnt in New York mit 8-12% vor Sanders, dürfte sie ihren Vorsprung um 20-30 Delegierte ausbauen können. Bestätigen sich dann auch die Umfragen für die Vorwahlen in Pennsylvania, Maryland etc. am 26.April und gewinnt Clinton auch dort mit einem ähnlichen Vorsprung, müsste Sanders schon etwa 60 % aller übrigen Delegierten im Mai und Juni gewinnen, um zumindest bei den gebundenen Delegierten an Clinton heranzukommen (Supderdelegierte nicht mit berücksichtigt, zusammen wären es nach aktuellem Stand etwa 78%). Aufgrund der proportionalen Delegiertenverteilung bei den Demokraten müsste Sanders also dann schon einen mehr als ordentlichen Schlussspurt hinlegen.
Was aber passiert, sollte Sanders in New York gewinnen? Es wäre nicht das erste Mal, dass die Umfragen falsch lägen. Mathematisch würde sich nicht so viel ändern. Es wäre aber psychologisch ein enormer Rückschlag für Clinton, sollte sie ihren Heimatstaat nicht gewinnen. Denn dann könnte nach und nach eine Entwicklung einsetzen, die Sanders schon lange herbeisehnt. Zweifel an den Siegchancen Hillary Clintons sind möglicherweise der Weg zu einer Kehrtwende bei der Unterstützung durch die Superdelegierten. Sollte Clinton angeschlagen aus der kommenden Nacht herausgehen, dürfte das Sanders-Lager offensiver denn je um die Zustimmung der Superdelegierten werben.
Es wird also spannend in New York und auch eine Woche später bei den Vorwahlen in Pennsylvania, Maryland, Connecticut, Delaware und Rhode Island.
Ab dem späten Abend berichte ich wieder in einem Live-Ticker über alle Ergebnisse und die wichtigsten Entwicklungen aus New York. Die Wahllokale schließen in der kommenden Nacht um 03:00 Uhr deutscher Zeit.
Weitere Infos zum New York Primary gibt es hier.
Die aktuellen Gesamtstände der Vorwahlen findet ihr hier: Demokraten, Republikaner
1 Kommentar:
Die Superdelegierten bestehen zu 90% aus aktuellen oder ehemaligen Lobbyisten oder Establishment-Politikern. Da wird es nicht viel zu holen geben, denke ich. Aber sollte Sanders mehr pledged Delegierte sammeln, hoffe ich auf einen Effekt der Wählerschaft, dass diese aufsteht und gegen dieses korrupte Wahlsystem vorgeht. Schließlich brauchen die Partei ja jene Wähler noch für die General Election.
Das könnte noch ein ganz interessantes Thema werden, aber erstmal muss Sanders aufholen.
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