Dienstag, 26. April 2016

Vorschau auf die fünf Primaries am Dienstag

In fünf Bundesstaaten finden heute Primaries der Demokraten und Republikaner statt. Die an und nahe der Ostküste gelegenen Bundesstaaten Pennsylvania, Maryland, Connecticut, Delaware und Rhode Island sind weitere wichtige Bausteine auf dem Weg zur Nominierung.

In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch
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Insgesamt werden bei den Demokraten 384 Delegierte verteilt, bei den Republikanern sind es 172 Delegierte. Die Favoriten für diese Vorwahlen sind die jeweiligen bisherigen Spitzenkandidaten Clinton und Trump. Beide können damit rechnen, ihren Vorsprung weiter auszubauen. Spannend wird es bei der Frage, in welchem Umfang die Siege ausfallen. Insbesondere bei den Republikanern hängt viel davon ab, ob es Trump gelingen wird, wieder eine deutliche Mehrheit der Delegierten zu erringen, um seinem Ziel der 1237 Delegierten ein gutes Stück näher zu kommen. Auch Hillary Clinton will nun so früh wie möglich, auch die restlichen theoretischen Chancen Sanders zunichte machen. Sanders müssten schon zwei oder drei Überraschungssiege in der Nacht zu Mittwoch gelingen, will er nochmal zurück ins Rennen um die Nominierung. Damit ist aber seriös betrachtet, nicht zu rechnen.

Trump kann und muss auf 100 Delegierte plus X hoffen


Schauen wir also zunächst auf die Republikaner. In der folgenden Tabelle habe ich mal eine Prognose gewagt und dargestellt, mit welcher Delegiertenanzahl Donald Trump rechnen kann/ sollte.

Bundesstaat + Delegierte
Umfragen
Trump
Umfragen
Konkurrenten
Meine Prognose
Delegierte Trump
Maryland – 38 - WTA*
48%
27% Kasich, 22% Cruz
32-38
Connecticut – 28 - WTM**
53%
27% Kasich, 15% Cruz
22-28
Delaware – 16 - WTA***
55%
18% Kasich, 15% Cruz
16
Rhode Island – 19 -Prop.****
52%
23% Kasich, 12% Cruz
11-15
Pennsylvania – 71 (davon 54 formal ungebunden)*****
46%
26% Cruz, 23% Kasich
17+X
 *Der Gewinner (statewide+district) erhält alle Delegierte
** Der Gewinner in den 5 Districts erhält je 3 Delegierte, schafft ein Kandidat mindestens 50% im Gesamtergebnis erhält er weitere 13 Delegierte. Andernfalls werden diese Delegierten aufgeteilt.
*** Der Gewinner erhält alle 16 Delegierte
****Proportionale Delegiertenverteilung, 10%-Hürde
*****In Pennsylvania gehen 17 Delegierte an den Gesamtsieger. Die übrigen 54 Delegierte werden direkt gewählt, sind ungebunden, können sich aber vor der Wahl für einen Kandidaten aussprechen, müssen dies aber nicht. Auch müssen sie sich ggf. nicht an ihre Aussage halten.

Demnach kann Donald Trump, sofern keine größeren Überraschungen eintreten mit mindestens 100 von 172 Delegierten in der kommenden Nacht rechnen. Sollte Trump in Pennsylvania viele Delegierte gewinnen, die zwar ungebunden sind, sich aber für ihn aussprechen, kann sein Ergebnis noch weitaus besser ausfallen. Theoretisch sind sogar 160 Delegierte oder mehr möglich. Dafür müsste aber an dem Abend schon alles passen für Trump. Auf dem Weg zur Nominierung fehlen Trump aktuell noch etwa 390 Delegierte. Nach den Vorwahlen in der kommenden Nacht sind noch etwa 530 Delegierte zu vergeben. Das zeigt, dass es sich Trump eigentlich auch nicht leisten kann, mit unter 100 Delegierten die fünf heutigen Primaries abzuschließen. 

Problematisch wird es für Trump, sollte es z. B. in Maryland eine Überraschung geben. Ich hatte zuletzt bereits über eine Art der Kooperation zwischen Cruz und Kasich berichtet, nach der der jeweils abgeschlagene Kandidat in den verbleibenden Bundesstaaten im dortigen Wahlkampf die Bemühungen einstellt. Diese Vereinbarung wurde für Indiana (in einer Woche) und Oregon sowie New Mexico getroffen. Von den heute anstehenden Primaries war noch nicht die Rede. Aber natürlich kann es sein, dass z. B. ein Großteil der Cruz-Anhänger in Maryland nun zu Kasich umschwenken wird. Gemeinsam lägen beide zusammen in etwa gleichauf mit Trump. Ähnlich verhält es sich auch in Pennsylvania, nur umgekehrt. Hier könnte Cruz profitieren. Es wird also auch spannend sein, zu sehen, ob die Wähler von Kasich und Cruz den Planungen ihrer Favoriten folgen und evtl. schon in der kommenden Nacht für Überraschungen sorgen. Ich rechne zwar damit, dass sich der jeweils erste Verfolger Trumps noch verbessern wird, eine massenhafte Wählerbewegung zwischen Cruz und Kasich wird aber vermutlich ausbleiben. Es sei denn, es gibt nochmal einen Last-Minute-Aufruf der Kandidaten selbst, in dem sie offen und gezielt darum bitten, dem Konkurrenten die Stimme zu geben. Aber auch dann ist erfahrungsgemäß nicht annähernd mit einer 100%-Wählerwanderung zu rechnen. 
Kleinere Erfolge sind gegen Trump aber dennoch möglich, z. B. wenn es Cruz und Kasich gelingen sollte, Trump in Connecticut unter 50% zu drücken, dann würden weitere Delegierte von Trumps Konto verloren gehen, bzw. nicht gewonnen werden. Der Ausgang in Pennsylvania ist schwer einzuschätzen, da vieles davon abhängen wird, wie gut die jeweiligen Wahlkampfteams bei der Delegiertenanalyse gearbeitet haben und wie transparent dieser Loophole-Primary sein wird. Letztlich bleibt es aber dabei, dass alle 54 Delegierten der Districts ungebunden bleiben.
Alle weiteren Infos zu den Bundesstaaten und ihren Regelungen bei der Delegiertenverteilung findet Ihr oben in der Tabelle mit einem Klick auf den jeweiligen Bundesstaat.

Hillary Clinton will ihren Vorsprung weiter ausbauen


Bei den Demokraten hofft Hillary Clinton auf weitere Siege. Und diese sollten nach ihrem Geschmack möglichst deutlich ausfallen, um die Anhänger Sanders zu demoralisieren. Läuft alles normal, dürfte sich Clinton keine allzu großen Sorgen mehr um ihre Nominierung machen, aber dennoch hat sie ein Interesse daran, Bernie Sanders bei den gebundenen Delegierten möglichst frühzeitig auch formal zu besiegen. Jeder Zweifel an ihren Siegchancen und jede Woche die vergeht, in der Sanders seine Anhänger weiter begeistern und motivieren kann, wirkt sich langfristig evtl. als Schwächung Clintons aus. Und je länger und mehr Menschen Sanders folgen, desto schwieriger wird es für Clinton, diese später für sich zu gewinnen.
Blickt man auf die nun anstehenden Primaries und die Umfragen, könnte Clinton alle fünf Primaries gewinnen und so ihren Vorsprung auf Sanders im Gesamtstand um etwa 35 bis 50 Delegierte ausbauen. Lediglich in Connecticut und Rhode Island scheint Sanders derzeit noch Aussichten auf einen Erfolg zu haben. Insbesondere in den Bundesstaaten mit vielen Delegierten liegt Clinton in den Umfragen komfortabel vorne.
Die Sanders-Anhänger hoffen evtl. noch auf eine Überraschung. Sollten sich die Clinton-Anhänger in Sicherheit fühlen und nicht mehr so motiviert zur Wahl gehen, will das Sanders-Lager profitieren, wohl wissend, dass es auch genau andersherum kommen kann. Glauben viele Sanders-Unterstützer nicht mehr daran, Clinton abzufangen, könnten auch sie zuhause bleiben.

Alle weiteren Infos zu den aktuellen Umfragen und die Anzahl der Delegierten und Superdelegierten in Pennsylvania, Maryland, Connecticut, Delaware und Rhode Island findet Ihr auch hier mit einem Klick auf die Bundesstaaten in der obigen Tabelle.

Live-Ticker ab dem späten Abend, Wahllokale schließen um 02.00 Uhr


Die Wahllokale schließen in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch um 02:00 Uhr deutscher Zeit. Vorher ist nicht mit Ergebnissen zu rechnen. Ich werde mich, am späten Abend dann wieder mit einem Live-Ticker melden, die letzten Infos geben und die Ergebnisse fortlaufend übersichtlich aufbereitet posten.

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