Aktuelle Lage bei den Demokraten, Update vom 13.01.2016
Nächste Aktualisierung am 02.02.2016
Sanders Aufholjagd scheint zunächst erfolgreich zu sein.
Bernie Sanders ist es in den vergangenen sechs Wochen gelungen, den formalen Zweikampf mit Hillary Clinton auch tatsächlich mit Leben zu füllen. Knapp drei Wochen vor dem Start der Vorwahlen verzeichnet Bernie Sanders steigende Umfragewerte, in Iowa, New Hampshire und landesweit.
Im Dezember lag Clinton landesweit teilweise rund 30% vor
dem Senator aus Vermont. Die beiden letzten Umfragen sehen die ehemalige
US-Außenministerin aber nur noch 4 bzw. 7 Punkte in Front. Laut IBD/TIPP käme
Clinton auf 43% und Sanders auf 39%. Bei einer Umfrage von CBS/NYTimes führt
die frühere First Lady mit 48% zu 41%.
In den frühen Vorwahlstaaten Iowa und New Hampshire sieht es
für Clinton noch schwieriger aus. In Iowa liegen beide Kandidaten durchschnittlich bei rund 45%. In New Hampshire sahen die letzten Umfragen sogar einen zweistelligen Vorsprung für Bernie Sanders, durchschnittlich führt er hier mit gut 6%.
Es besteht kein Zweifel. Sanders hat seine Chance genutzt
und bietet den Wählern eine echte Alternative an. Er musste den Eindruck
erwecken, dass er ein ernster Konkurrent für Clinton sein kann. Die sich
annähernden landesweiten Umfragen sind offenbar ein Beleg dafür, dass ihm das gelungen ist.
Clintons Erinnerungen an 2008
Für Hillary Clinton ist genau das eingetreten, was es aus ihrer Sicht zu
vermeiden galt. Hätte sie wenige Wochen vor den ersten Vorwahlen Sanders weit
auf Distanz gehalten, könnte sie bereits relativ entspannt die Vorwahlen nutzen, um ihre Wähler auf das Duell mit den Republikanern vorzubereiten. Nun
könnten jene Geister geweckt werden, die Hillary Clinton bereits aus dem Jahr
2008 kennt. Damals war es der heutige US-Präsident Obama, der sich mit nicht
nachlassendem Enthusiasmus ein Duell mit
Clinton lieferte, aus dem er bekanntlich nach langem Ringen in den Vorwahlen
als Sieger hervorging. Und die Parallelen sind nicht von der Hand zu weisen.
Sanders ist ebenso wie Obama ein eher progressiver Kandidat des linken Flügels und
weiß insbesondere die jungen Wähler hinter sich. Wie kürzlich berichtet,gelingt es ihm auch, im Rennen um Spendengelder mit Clinton relativ gut mitzuhalten. Für Clinton wird es also eine schwierige Situation. Bislang blieb
es bei einigen sachlichen Angriffen auf Sanders. Aber sie dürfte zunehmend
nervös werden, will sie doch nicht erneut das Schicksal von 2008 erleben. Damals gewann Obama Iowa, New Hampshire ging an Clinton. Es folgten ein Schlagabtausch nach dem anderen, mit wechselnden Gewinnern.
Aber bei aller Euphorie im Sanders-Lager, Hillary Clinton ist
weiterhin die aktuelle Spitzenkandidatin. Insbesondere die große strukturelle
Unterstützung, die sie von Verbänden, Gewerkschaften aber auch aus der eigenen
Partei von Senatoren und Gouverneuren erfährt, ist enorm und könnte ein
entscheidender Vorteil gegen Bernie Sanders sein.
Wen unterstützen Vizepräsident Biden und Elizabeth Warren?
Nachdem Barack Obama jüngst angekündigt hat, sich bei dem demokratischen Duell neutral zu verhalten, wird auch darauf geschaut, was der
Vizepräsident Joe Biden und die einflussreiche linke Senatorin aus Massachusetts, Elizabeth
Warren, machen. Beide haben sich noch nicht entschieden, wen sie unterstützen
wollen. Joe Biden hatte zuletzt in einem Interview gesagt, dass das Sanders-Thema Einkommensgerechtigkeit für Clinton relativ neu sei und lobte Sanders für dessen Glaubwürdigkeit bei diesem Thema. Eine
sicherlich sehr bewusste Aussage.
Elisabeth Warren ist in einer schwierigen Situation.
Politisch steht sie sicherlich eher Bernie Sanders nahe. Viele ihrer
Unterstützer sind auch Anhänger Sanders. Aber Warren bekommt Druck von ihren
Senatoren-Kollegen. Laut einem CNN-Bericht, wünschten sich diese, dass sich Warren hinter Clinton stellen solle und ihr damit auch die linksgerichteten Wählerschichten sichert. Auch Frauen-Gruppen,
zu denen Warren ein gutes Verhältnis pflegt, tendieren klar zu Clinton. Als sicher gilt wohl, dass Warren überhaupt jemanden unterstützen wird.
Martin O'Malley bleibt chancenlos
Martin O’Malley ist erwartungsgemäß in dem sich zuspitzenden
Zweikampf seiner Mitstreiter medial untergegangen. Seine Umfragewerte
stagnieren im unteren einstelligen Bereich. Er wird sich nicht mehr durchsetzen können.
Spannung vor letzter TV-Debatte vor dem Iowa Caucus
Ende der Woche, am 17.01. steht noch eine TV-Debatte der Demokraten auf NBC an.
Es würde mich wundern, liefe sie so harmonisch ab, wie die vorigen
Diskussionen. Ab dem 01.02. wird dann endlich gewählt. Nach wie vor muss für
Sanders das Ziel sein, mindestens New Hampshire zu gewinnen und in Iowa auf
Schlagdistanz zu Clinton zu sein. Gewinnt Clinton beide Bundesstaaten, könnte
die Motivation und die Euphorie im Sanders-Lager aber auch ein jähes Ende
finden.
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