Michael Bloomberg, 2011 |
Bloomberg hat schon seit längerer Zeit über eine Kandidatur
nachgedacht, wegen geringer Erfolgsaussichten bislang jedoch davon abgesehen.
Aus Beraterkreisen heißt es nun, dass Bloomberg verärgert über den
konservativen Höhenflug der Republikaner Donald Trump und Ted Cruz sei. Auch
sorge er sich, weil Hillary Clinton gegen Bernie Sanders zunehmend unter Druck
gerate. Eine Entscheidung wolle Bloomberg Anfang März treffen.
Bloomberg war jahrelang bis ins Jahr 2000 Mitglied der Demokraten,
wechselte dann bis 2007 zu den Republikanern und ist seitdem parteilos. Politisch
ist Bloomberg in den USA als liberal mit engsten Verbindungen zur Wall Street
einzuschätzen. Er sprach sich für Abtreibungsrechte, die Homoehe und schärfere Waffengesetze aus. Es steht zudem auch für eine liberale Einwanderungspolitik.
Welche Chancen hätte Bloomberg tatsächlich?
Seitdem die beiden großen Parteien, Demokraten und
Republikaner, in der heutigen Form bestehen, das heißt ab 1854, hat es kein
Kandidat mehr geschafft, das Präsidentenamt zu gewinnen, wenn er nicht in einer
der beiden großen Parteien war.
Auch bei dieser US-Wahl 2016 dürfte sich daran nichts ändern.
Eines scheint klar zu sein: Bloomberg wird nur dann als Unabhängiger kandidieren,
wenn einerseits die Republikaner Donald Trump oder den erzkonservativen Ted
Cruz nominieren und zusätzlich andererseits der „demokratische Sozialist“ Bernie Sanders
bei den Demokraten eine Mehrheit für sich erringen kann. Bloomberg sieht sich
so weit in der Mitte stehen, dass er annimmt, bei einem solchen
Links-Rechts-Duell zwischen Demokraten und Republikanern, der goldene Mittelweg
für viele moderate Wähler beider Parteien zu sein. Und er könnte eine
Alternative für diejenigen sein, die zwar mit ihrem Kandidaten aus der eigenen
Partei nicht zufrieden sind, aber aus Prinzip schon nicht je nach
Parteizugehörigkeit einen Demokraten oder Republikaner wählen würden.
Die Ankündigung einer möglichen Kandidatur dürfte
insbesondere Bernie Sanders überhaupt nicht ins Kalkül passen. Während Hillary
Clinton weiß, dass der befreundete Bloomberg nicht gegen sie antreten würde, hat Sanders nun zu
befürchten, dass sich noch weniger Parteivertreter auf seine Seite schlagen könnten.
Denn es wären wohl eher die Demokraten, die unter einer Kandidatur Bloombergs
leiden würden. Zwar gäbe es auch einige liberal ausgerichtete Republikaner, die
mit der Auswahl Trumps oder Cruz nicht einverstanden wären und Bloomberg
unterstützen könnten, aber es wären wohl neben grundsätzlich unabhängigen
Wählern auch insbesondere Teile des Clinton-Lagers, die zu Bloomberg überlaufen würden und
damit Bernie Sanders bei der General Election wichtige demokratische Stimmenanteile kosten könnten.
Aber wir befinden uns noch im Bereich der Spekulationen.
Bloomberg wird den Super Tuesday am 1.März abwarten. Danach könnte zumindest
schon eine klare Tendenz in beiden Parteien erkennbar sein, wer siegreich aus
den Vorwahlen hervorgehen könnte. Sollte es nicht auf Trump/Cruz vs Sanders hinauslaufen, ist eine Kandidatur dann wohl
vom Tisch. Diese Planung würde auch mit Bloombergs selbst gesetzter Deadline,
Anfang März, übereinstimmen.
Unabhängige Kandidaten können Wahlen entscheiden
Wie schon angedeutet können unabhängige Kandidaten bei den
Präsidentschaftswahlen in den USA sich nicht ernsthafte Chancen auf den Einzug
ins Oval Office machen. Dennoch sind diese Kandidaturen für die beiden großen
Parteien immer ein Unsicherheitsfaktor und können immense Auswirkungen auf das
Gesamtergebnis habe. Ich möchte mal zwei Beispiele anführen, die dies auf ihre
jeweils eigene Art verdeutlichen.
Ross Perot |
Dass ein unabhängiger Kandidat aber nicht mal ein solch gutes Ergebnis wie jenes Ross Perots einfahren muss, um eine Präsidentschaftswahl zu entscheiden, kann man den Ereignissen aus dem Jahr 2000 ablesen. Vielen dürfte diese Wahl noch immer in bester Erinnerung sein. Al Gore trat gegen George W. Bush an und es war ein historisch knappes Rennen. Nachdem einige TV-Anstalten bereits Bush zum Sieger ernannten und Al Gore ihn auch bereits in einem ersten Telefonat zum Sieg gratulierte, ruderten die Sender in der Wahlnacht bald schon zurück. Noch Wochen nach dem Wahltag stand nicht fest, wer gewonnen hatte. Alle Augen richteten sich auf den Bundesstaat Florida und die Augen der dortigen Wahlhelfer zunächst auf eigenartig gestanzte Lochkarten, die als Wahlzettel genutzt wurden. Später blickte man nur noch auf die Gerichte.
Stimmenauszählung |
Ralph Nader |
In seinem Buch Duell ums Weiße Haus beschreibt Ronald D.
Gerste ein weiteres Beispiel für den knappen Wahlausgang in Florida bzw. den
Effekt aussichtsloser Kandidaturen. Er erwähnt die zwei linken Politikerinnen Monica
Moorehead von der Partei Workers World und ihre Vizekandidatin Gloria La Riva.
Sie traten völlig chancenlos nur in fünf Bundesstaaten an, einer davon Florida.
Hier gewannen sie nur 1804 Wählerstimmen. Aufgrund ihrer politischen
Ausrichtung ist anzunehmen, dass ihre Wähler sonst eher Al Gore als George W.
Bush gewählt hätten. Bei dem bekannten amtlichen Rückstand von 537 Stimmen,
bekommen plötzlich auch die Stimmen für das linke Damenduo der Workers World
eine besondere Bedeutung.
1992 profitierten die Demokraten vom Third Party Candidate
Ross Perot, 2000 waren es also die Republikaner. Auch wenn diese Kandidaten
letztlich keine Chance auf das Präsidentenamt haben, einen Einfluss auf den Wahlausgang
können sie auf unterschiedliche Weise sehr wohl haben.
Die Entscheidung Michael Bloombergs oder auch die des ehemaligen demokratischen Bewerbers Jim Webb wird also doch mit einiger
Anspannung erwartet. Wenn im Sommer endgültig die Präsidentschaftskandidaten
feststehen, werde ich auch hier im Blog noch weiter auf die third party
candidates, die unabhängigen Kandidaten eingehen.
2 Kommentare:
Hallo Thomas,
dein vielleicht bester Newsartikel hier bisher.
Die Situation ist natürlich auch verzwickt. Das heutige domninierende Zweiparteien System und die Personenwahl bildet natürlich nicht das gesamte Interessensspektrum der Bürger ab. Das kann auch von zwei Personen nicht gewährleistet werden. Von daher verstehe ich, warum unabhängige Kandidaten antreten. Da diese aber keine Siegchancen haben, denke ich, dass diese für das jeweilige Spektrum eher das größere Übel ermöglicht.Ralph Nader muß sich schon von seinen Parteifreunden fragen lassen warum er George Bush ermöglicht hat.
Aus der inhaltlichen Einordnung von Bloomberg kann man vieles erkennen, was die Republikaner auf die Palme bringt, aber keine wirkliche Abgrenzung von den Demokraten.
Abgesehen von einer auf die Mitte gerichteten Kampagne - ist die Kannibalisierungsgefahr in Richtung der Demokraten größer?
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