Jeb Bush |
Die Strategie, so war und ist zu vermuten, zielt darauf ab,
sich unter den gemäßigten Kandidaten als Nr. 1 durchzusetzen, um dann den
Sieger des konservativen Zweikampfes zwischen Trump und Cruz herauszufordern. Bei
der jetzigen Stimmungslage würde Bush ohnehin kaum zum Wählerklientel eines
Donald Trump durchdringen. Diesen Plan haben aber auch die anderen moderaten
Kandidaten. Und so wächst in den Kreisen des Establishments und gemäßigter
Republikaner die Sorge, dass sich die Kandidaten untereinander so lange
bekämpfen, bis sie alle verloren haben und der Sieger der Vorwahlen eben Trump
oder Cruz heißen könnte. Verständnis für die Profilierungsversuche in der Mitte
ist vorhanden, aber die Geduld schwindet zusehends. Jeb Bush hat dabei keine
guten Karten. Schließlich ist er hinter Rubio aktuell die klare Nr. 2 im
Bewerberfeld der gemäßigten Kandidaten.
Die Kritik an Bush wächst nun insbesondere deshalb, weil
sich sein Wahlkampf zunehmend nicht mehr auf ihn selbst bezieht, sondern seinen
direkten Konkurrenten Marco Rubio in Form von Negativwerbung ins Visier nimmt. Bush
weiß, dass er an Rubio vorbeikommen muss, will er eine Chance auf die
Nominierung haben. Aber die Unterstützung aus den Reihen der Republikaner und
deren Geduld hört dann auf, wenn aus diesen Zweikämpfen am Ende nur noch
beschädigte Verlierer hervorgehen. Rubio greift Christie an, Bush greift Rubio
an usw. Interessant ist auch, dass Bush nicht einmal selbst verantwortlich ist
für die Negativwerbung. Diese wird von den ihn unterstützenden Super PACs
finanziert und produziert. Jeb Bush darf hier keinen direkten Einfluss nehmen,
die Super PACs müssen per Gesetz unabhängig handeln. Darauf zieht er sich auch
zurück. „Ich kann nicht kontrollieren, was andere tun. Ich kann nur beeinflussen,
was ich selbst tue“, sagte Bush.
Konkret geht es um ein Video des „Right to Rise“ SuperPAC,
das Bush im Wahlkampf unterstützt. In dem Video wird letztlich aber ausschließlich
Marco Rubio veralbert. Rubio wird unterstellt, keine gefestigten Positionen zu
haben und diese immer wieder zu wechseln (to flip-flop). Aber seht selbst, was dabei herausgekommen ist. Kurz noch zur Erklärung,
Marco Rubio trug im Rahmen seiner Wahlkampftour elegante schwarze Lederschuhe
mit recht hohen Absätzen, was zumindest in den sozialen Netzwerken auf ein
nicht immer wohlgemeintes Echo stieß. Ton an:
Laut politico.com werden Stimmen laut, die Bush einen
persönlichen Kampf gegen Rubio nachsagen, weil es Bush nicht hinnehmen wolle,
dass Rubio, sein früherer Zögling, nun mit weit weniger Erfahrung an ihm vorbeiziehe.
Sorgen, die aber die Geldgeber und die Partei nicht interessieren. Wer als
vermeintlicher Spitzenkandidat mit großer finanzieller wie struktureller
Unterstützung nachhaltig so weit hinterher hinkt und wenige Wochen vor Beginn
der Vorwahlen einen Mittelfeldposten in einem Vierkampf belegt, an dem nicht
mal Trump, Cruz oder Carson teilnehmen, muss tiefergreifende Missstände in
seiner Kampagne verantworten.
Aus diesem Grund sind nun viele Republikaner der politischen
Mitte alarmiert. Nicht wenige fordern Bush offen auf, zumindest die Angriffe
gegen Kandidaten einzustellen, deren Positionen er doch eigentlich unterstützen
könnte. Stuart Stevens, ein Parteistratege der Republikaner sagte laut politico.com:
„Das ist etwas, was Jeb Bush zu entscheiden hat. Will er die Wahl von Trump
oder Cruz zu seinem Erbe machen?“ Stevens sprach auch die Möglichkeit an, dass
Bush öffentlich die Super PACs dazu aufrufen könnte, die Negativwerbung gegen
Rubio durch einzustellen. So nehme er auf sie keinen direkten Einfluss, im Sinne
von verbindlichen Absprachen. Und doch könnte er der Öffentlichkeit sagen, dass
er die Werbeangriffe auf Rubio missbillige. Curt Anderson, zuletzt Unterstützer
Bobby Jindals Wahlkampf vermutet, dass
diese Art von Werbung eher Rubio schwäche, als Bush stärke. Stevens zielte auch
nochmal auf das Ansehen Bushs ab: „Es ist eine Sache, ein gutes Rennen verloren
zu haben, eine andere, ein Rennen zu verlieren und dabei versucht zu haben, diejenigen
zu zerstören, die ähnliche Positionen vertreten, wie man selbst.“
Es ist eine schwierige Situation für Jeb Bush. Er nimmt die
Zweifel an seiner Person bzw. an einen erfolgreichen Wahlkampf sehr wohl war.
Auch die Sorgen seiner Parteifreunde, dass sich am Ende Trump oder Cruz
durchsetzen könnten, weil sich Bush, Rubio, Christie und Kasich untereinander bekämpfen, werden Bush bekannt sein. Aber was bleibt dem früheren Gouverneur von
Florida übrig? Der auf sich bezogene sachliche und konstruktive Wahlkampf
führte nicht zum Erfolg. Die früheren Angriffe auf Rubio, etwa in den
TV-Debatten, missglückten ebenfalls. Ist es bereits Zeit, anzuerkennen, dass in
diesem Jahr für Bush nichts zu holen sein wird? Ein Rückzug bevor auch nur eine
Stimme in den Bundesstaaten abgegeben wurde? Möglicherweise hoffen einige
Republikaner auf einen solchen Schritt, um dann die gebündelten Kräfte hinter
Rubio zu vereinen. Dieser hätte ohnehin mehr Zugang zum konservativen Lager und
würde sich besser als Alternative eignen. Ich denke nicht, dass es zum jetzigen
Zeitpunkt soweit kommen wird. Bush wird zumindest das Wählervotum aus Iowa und
New Hampshire abwarten wollen, vielleicht auch noch die Vorwahlen am Super Tuesday, 01.03., mitnehmen. Schließlich liegt Rubio auch nicht uneinholbar weit vorn. Sollten sich aber die Umfragen bestätigen und er keinen Weg
mehr finden, den Wählern auch einen dritten US-Präsidenten aus dem Hause Bush
schmackhaft zu machen, dürfte Anfang März spätestens Schluss sein.
Zwischenzeitlich wird bei den moderaten Republikanern gehofft, dass man sich
das Verhältnis untereinander nicht nachhaltig verdirbt.
Während man sich auf der einen Seite überlegt, wie man
unbeschadet und zugleich gestärkt in die Vorwahlen geht, bleiben auch beim
Spitzenduo die ersten weitergehenden Spitzen nicht aus. Cruz sprach etwas
herablassend von den „New Yorker Werten“ die Trump verkörpere und unterstellt
ihm dabei, dass er zu weit weg sei von den Menschen, insbesondere in den
ländlichen und religiös geprägten Gebieten der USA. Trump befeuerte derweil die Diskussionen um Cruz Wählbarkeit.
Es ist für die morgige TV-Debatte der Republikaner auf Fox
Business, 15.01., 03:00 Uhr deutscher Zeit, also einiges an Zündstoff zu
erwarten.
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