by DonkeyHotey |
Trump erfüllt Favoritenerwartungen
Nun sind noch sechs Kandidaten im Rennen, auf die es sich
lohnt, etwas näher einzugehen. Sieger des Starts war ohne Zweifel Donald Trump.
Kein glanzvolles aber dennoch gutes Ergebnis in Iowa und ein beeindruckender
Sieg in New Hampshire lassen derzeit alle Beobachter verstummen, die Trump nur
als Umfragekönig betitelt hatten. Er hat gezeigt, dass er die Stimmung bei den
Republikanern auch in tatsächliche Wählerstimmen umwandeln kann. Zwei Vorwahlen
sind noch längst kein Gesamtsieg und es kann in den nächsten Wochen und Monaten
auch noch viel passieren, aber Trump hat seine Favoritenrolle inzwischen
untermauern können. Der größte Vorteil Trumps ist, dass er letztlich überall
zumindest akzeptable Ergebnisse einfahren können wird. Keine Umfrage, egal aus
welchem Bundesstaat sieht ihn aussichtslos im einstelligen Bereich. Wenn er
nicht souverän den Spitzenplatz innehat, dann mischt er auf jeden Fall unter
den Top 3 mit. Diese offenbare Kontinuität setzt seine Konkurrenten gehörig
unter Druck. Sie können nicht lange warten, etwa auf einen Fehler Trumps setzen
oder irgendwie einen Stimmungsumschwung herbei sehnen. Dass sie aber im
gesamten Wahlkampf noch kein Mittel gegen Trump gefunden haben, liegt auch an
ihren eigenen Kämpfen mit sich selbst.
Ted Cruz in Lauerstellung, aber auch unter Druck
Einzig Ted Cruz kann ebenfalls zufrieden auf die
zurückliegenden Vorwahlen blicken. Der Triumph über Trump in Iowa und auch der
gute dritte Platz in New Hampshire können ihn zuversichtlich stimmen. New
Hampshire ist normalerweise überhaupt nicht das Pflaster eines Kandidaten wie
Ted Cruz. So hat er auch nicht sonderlich viel investiert für diese zweite
Vorwahl. Dennoch ist es ihm gelungen, Marco Rubio und Jeb Bush hinter sich zu
lassen, von Ben Carson ganz zu schweigen. Ja, Cruz kann zufrieden sein,
gleichwohl wird er auch nicht das Ziel haben, als souveräner Zweitplatzierter
aus der Nominierung der Republikaner hervorzugehen. Cruz muss kämpfen, in jedem
Bundesstaat und um jede Stimme. Das gilt grundsätzlich für alle Kandidaten,
aber Donald Trump reiste z. B. nicht gleich nach South Carolina, wo am 20.02. der nächste Primary der Republikaner stattfindet, sondern schiebt noch
zwei Events in Louisiana und Florida ein, ehe er dann auch zu den anderen
Kandidaten in den Palmenstaat stößt. Er verlässt sich auf seine starken
Umfragewerte und bereist bereits andere Bundesstaaten, um sich evtl. auch schon
einen kleinen Vorsprung zu sichern. Diesen Luxus können sich die anderen
Bewerber nicht erlauben und es macht deutlich, in welch starker Position sich
Trump zu befinden glaubt.
Bush, Rubio und auch John Kasich müssen richtig ackern, um
in South Carolina und Nevada erfolgreich zu sein. Eigentlich müssten sie es mit
Trump aufnehmen, aber sie wissen auch, dass niemand von ihnen eine Chance haben
wird, wenn nicht einer die anderen beiden vor dem Super Tuesday ausschalten kann.
Bei dem Wahlmarathon am 01.03. kann bereits eine Vorentscheidung fallen.
Was ist von John Kasich zu erwarten?
Besonders schwierig dürfte es dabei für John Kasich werden.
Trotz seines starken zweiten Platzes in New Hampshire hat der Gouverneur von
Ohio aus meiner Sicht nur geringe Chancen, sich gegen die anderen Mitstreiter
durchzusetzen. Seine finanziellen Mittel
sind im Vergleich zu den anderen Kandidaten eher gering und seine Umfragewerte
in vielen anderen Bundesstaaten im Keller. Aber Kasich bekommt nun die finanzielle Unterstützung von dem Milliardär Ken Langone, der zuletzt auf der
Seite Christies stand. Langone soll dabei helfen, eine Wahlkampfinfrastruktur
aufzubauen. Angeblich solle man insbesondere die Bundesstaaten Michigan,
Illinois und Ohio im Blick haben. Hier wird aber erst Mitte März gewählt.
Demnach ist nicht davon auszugehen, dass sich Kasich durch schwache Ergebnisse
in South Carolina und Nevada entmutigen lassen wird. Natürlich dürfte das
letzte Ergebnis ihm einen gewissen Aufschwung bescheren, aber in den nächsten
beiden Bundesstaaten dürfte er ein Ergebnis wie in New Hampshire nicht
wiederholen können.
Bush und Rubio - zusammen ins Aus?
Ich denke, dass der Fokus im Verfolgerfeld ohnehin auf Jeb
Bush und Marco Rubio liegen wird. Die Kampagnen beider Kandidaten kommen nur
schwer in Schwung oder haben zuletzt sogar empfindliche Rückschläge hinnehmen
müssen. Nach Iowa musste Rubio das Ziel
haben, in New Hampshire bereits erste unverrückbare Pflöcke einzuschlagen. Mit
einem starken zweiten Platz hinter Trump und einem deutlichen Vorsprung vor
Bush wollte er eigentlich mit Rückenwind nach South Carolina reisen. Aber es
kam bekanntlich anders. Offen gesagt, halte ich es für nicht ausgeschlossen,
dass sich Rubio nur schwer von den Entwicklungen der vergangenen Tage erholen
wird. Es spricht für ihn, dass er die Verantwortung für sein schlechtes
Ergebnis selbst übernommen hat. Dass er aber in einer solch wichtigen Phase so
sehr in die Defensive gedrängt wurde, könnte ihm nachhaltig geschadet haben.
Möglich zwar, dass er sich gegen Bush wird durchsetzen können, aber an die
Wähler von Trump und Cruz dürfte er so nicht herankommen.
Für Jeb Bush läuft es auch mehr schlecht als recht. 11% in
New Hampshire ist zwar ein Lebenszeichen, gemessen an dem Aufwand, den er aber
betrieben hat, doch eine Enttäuschung. Die Huffington Post hat in einer Übersicht dargestellt, wie viel Geld die Kampagnen jeweils für ihre Kandidaten
in New Hampshire ausgegeben haben und dann gerechnet, was letztlich eine Stimme
beim Primary gekostet hat. Jeb Bush musste demnach etwa 1150 US-Dollar für eine
Stimme ausgeben. Ted Cruz lediglich 18 Dollar. Dieser Unterschied zeigt, wie
sehr Jeb Bush kämpfen muss, um überhaupt irgendwie im Rennen zu bleiben. Keine
guten Aussichten für einen Neustart.
Die Zeit läuft den Verfolgern davon. Aktuell scheint niemand
bereit zu sein, aufzugeben. Das Establishment ist besorgt. Es wird schwierig
werden, auf diese Weise Donald Trump nahe zu kommen. Und dass sich im Laufe der
Vorwahlen plötzlich alle hinter Ted Cruz scharen, ist auch eher
unwahrscheinlich. Seine Unterstützer lieben ihn für seine Prinzipientreue,
seine Kritiker gehen auf Distanz zu ihm, weil er mit seiner Blockadehaltung
auch innerhalb der republikanischen Partei für manchen Stillstand
verantwortlich gemacht wird.
Ben Carson ohne Chance auf Comeback
Eine wichtige Rolle könnte noch Ben Carson einnehmen. Nicht,
dass er selbst noch Chancen hätte, das halte ich für praktisch ausgeschlossen.
Er wäre wohl der nächste Kandidat, der aus dem Rennen aussteigen wird, sollte
er in South Carolina nicht unter die Top 3 kommen. Carson liegt landesweit in
den Umfragen auf dem vierten Platz. Die Frage wird sein, für wen sich Carsons
bisherige Unterstützer fortan aussprechen würden. Carson eckte mit seiner
ruhigen Art kaum mit anderen Kandidaten an. Mit Trump hat er gemeinsam, dass
sie sich beide als Kandidaten außerhalb der Politik bewerben und sich gegen das
politische Establishment positionieren. Carson hat aber auch sehr auf religiöse
Inhalte gesetzt, wovon Ted Cruz profitieren könnte. Ben Carsons Kampagne nahm nach
einem Höhenflug Anfang November einen beispiellosen Abwärtstrend, der bis heute
anhält. Die ersten Vorwahlen haben dies belegt. Noch im Oktober führte Carson
das republikanische Feld in Iowa mit fast 30% in den Umfragen an, am Ende wurde
es ein einstelliger Wert. In New Hampshire kam er gerade mal noch auf gut 2%.
Für den South Carolina Primary ist noch zu beachten, dass anders als in Iowa und New Hampshire die insgesamt 50 Delegiertenstimmen hauptsächlich an den Sieger gehen. Wer insgesamt das bester Ergebnis erzielt, hat 29 Stimmen sicher. Dann kommen noch jeweils 3 Stimmen für jeden der sieben gewonnenen Districts in South Carolina dazu. Aber für die meisten Kandidaten kommt es weniger auf die Delegierten an, sondern auf ihre Position im Verfolgerfeld.
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