Freitag, 12. Februar 2016

Aktuelle Lage bei den Republikanern (Update:12.02.)

by DonkeyHotey
Die beiden ersten Vorwahlen in Iowa und New Hampshire haben das Kandidatenfeld bei den Republikanern erwartungsgemäß dezimiert. Auch die Namen sind keine Überraschungen gewesen. Mike Huckabee, Rick Santorum, Rand Paul, Carly Fiorina und Chris Christie sind ausgestiegen. Kandidaten aus allen Bereichen der Grand Old Party. Ob moderat, konservativ, liberal, Senator, Gouverneur oder eine Externe, die Wähler haben breit ausgesiebt.

Trump erfüllt Favoritenerwartungen


Nun sind noch sechs Kandidaten im Rennen, auf die es sich lohnt, etwas näher einzugehen. Sieger des Starts war ohne Zweifel Donald Trump. Kein glanzvolles aber dennoch gutes Ergebnis in Iowa und ein beeindruckender Sieg in New Hampshire lassen derzeit alle Beobachter verstummen, die Trump nur als Umfragekönig betitelt hatten. Er hat gezeigt, dass er die Stimmung bei den Republikanern auch in tatsächliche Wählerstimmen umwandeln kann. Zwei Vorwahlen sind noch längst kein Gesamtsieg und es kann in den nächsten Wochen und Monaten auch noch viel passieren, aber Trump hat seine Favoritenrolle inzwischen untermauern können. Der größte Vorteil Trumps ist, dass er letztlich überall zumindest akzeptable Ergebnisse einfahren können wird. Keine Umfrage, egal aus welchem Bundesstaat sieht ihn aussichtslos im einstelligen Bereich. Wenn er nicht souverän den Spitzenplatz innehat, dann mischt er auf jeden Fall unter den Top 3 mit. Diese offenbare Kontinuität setzt seine Konkurrenten gehörig unter Druck. Sie können nicht lange warten, etwa auf einen Fehler Trumps setzen oder irgendwie einen Stimmungsumschwung herbei sehnen. Dass sie aber im gesamten Wahlkampf noch kein Mittel gegen Trump gefunden haben, liegt auch an ihren eigenen Kämpfen mit sich selbst.


Ted Cruz in Lauerstellung, aber auch unter Druck


Einzig Ted Cruz kann ebenfalls zufrieden auf die zurückliegenden Vorwahlen blicken. Der Triumph über Trump in Iowa und auch der gute dritte Platz in New Hampshire können ihn zuversichtlich stimmen. New Hampshire ist normalerweise überhaupt nicht das Pflaster eines Kandidaten wie Ted Cruz. So hat er auch nicht sonderlich viel investiert für diese zweite Vorwahl. Dennoch ist es ihm gelungen, Marco Rubio und Jeb Bush hinter sich zu lassen, von Ben Carson ganz zu schweigen. Ja, Cruz kann zufrieden sein, gleichwohl wird er auch nicht das Ziel haben, als souveräner Zweitplatzierter aus der Nominierung der Republikaner hervorzugehen. Cruz muss kämpfen, in jedem Bundesstaat und um jede Stimme. Das gilt grundsätzlich für alle Kandidaten, aber Donald Trump reiste z. B. nicht gleich nach South Carolina, wo am 20.02. der nächste Primary der Republikaner stattfindet, sondern schiebt noch zwei Events in Louisiana und Florida ein, ehe er dann auch zu den anderen Kandidaten in den Palmenstaat stößt. Er verlässt sich auf seine starken Umfragewerte und bereist bereits andere Bundesstaaten, um sich evtl. auch schon einen kleinen Vorsprung zu sichern. Diesen Luxus können sich die anderen Bewerber nicht erlauben und es macht deutlich, in welch starker Position sich Trump zu befinden glaubt.
Bush, Rubio und auch John Kasich müssen richtig ackern, um in South Carolina und Nevada erfolgreich zu sein. Eigentlich müssten sie es mit Trump aufnehmen, aber sie wissen auch, dass niemand von ihnen eine Chance haben wird, wenn nicht einer die anderen beiden vor dem Super Tuesday ausschalten kann. Bei dem Wahlmarathon am 01.03. kann bereits eine Vorentscheidung fallen.

Was ist von John Kasich zu erwarten?


Besonders schwierig dürfte es dabei für John Kasich werden. Trotz seines starken zweiten Platzes in New Hampshire hat der Gouverneur von Ohio aus meiner Sicht nur geringe Chancen, sich gegen die anderen Mitstreiter durchzusetzen.  Seine finanziellen Mittel sind im Vergleich zu den anderen Kandidaten eher gering und seine Umfragewerte in vielen anderen Bundesstaaten im Keller. Aber Kasich bekommt nun die finanzielle Unterstützung von dem Milliardär Ken Langone, der zuletzt auf der Seite Christies stand. Langone soll dabei helfen, eine Wahlkampfinfrastruktur aufzubauen. Angeblich solle man insbesondere die Bundesstaaten Michigan, Illinois und Ohio im Blick haben. Hier wird aber erst Mitte März gewählt. Demnach ist nicht davon auszugehen, dass sich Kasich durch schwache Ergebnisse in South Carolina und Nevada entmutigen lassen wird. Natürlich dürfte das letzte Ergebnis ihm einen gewissen Aufschwung bescheren, aber in den nächsten beiden Bundesstaaten dürfte er ein Ergebnis wie in New Hampshire nicht wiederholen können.

Bush und Rubio - zusammen ins Aus?


Ich denke, dass der Fokus im Verfolgerfeld ohnehin auf Jeb Bush und Marco Rubio liegen wird. Die Kampagnen beider Kandidaten kommen nur schwer in Schwung oder haben zuletzt sogar empfindliche Rückschläge hinnehmen müssen.  Nach Iowa musste Rubio das Ziel haben, in New Hampshire bereits erste unverrückbare Pflöcke einzuschlagen. Mit einem starken zweiten Platz hinter Trump und einem deutlichen Vorsprung vor Bush wollte er eigentlich mit Rückenwind nach South Carolina reisen. Aber es kam bekanntlich anders. Offen gesagt, halte ich es für nicht ausgeschlossen, dass sich Rubio nur schwer von den Entwicklungen der vergangenen Tage erholen wird. Es spricht für ihn, dass er die Verantwortung für sein schlechtes Ergebnis selbst übernommen hat. Dass er aber in einer solch wichtigen Phase so sehr in die Defensive gedrängt wurde, könnte ihm nachhaltig geschadet haben. Möglich zwar, dass er sich gegen Bush wird durchsetzen können, aber an die Wähler von Trump und Cruz dürfte er so nicht herankommen.
Für Jeb Bush läuft es auch mehr schlecht als recht. 11% in New Hampshire ist zwar ein Lebenszeichen, gemessen an dem Aufwand, den er aber betrieben hat, doch eine Enttäuschung. Die Huffington Post hat in einer Übersicht dargestellt, wie viel Geld die Kampagnen jeweils für ihre Kandidaten in New Hampshire ausgegeben haben und dann gerechnet, was letztlich eine Stimme beim Primary gekostet hat. Jeb Bush musste demnach etwa 1150 US-Dollar für eine Stimme ausgeben. Ted Cruz lediglich 18 Dollar. Dieser Unterschied zeigt, wie sehr Jeb Bush kämpfen muss, um überhaupt irgendwie im Rennen zu bleiben. Keine guten Aussichten für einen Neustart.

Die Zeit läuft den Verfolgern davon. Aktuell scheint niemand bereit zu sein, aufzugeben. Das Establishment ist besorgt. Es wird schwierig werden, auf diese Weise Donald Trump nahe zu kommen. Und dass sich im Laufe der Vorwahlen plötzlich alle hinter Ted Cruz scharen, ist auch eher unwahrscheinlich. Seine Unterstützer lieben ihn für seine Prinzipientreue, seine Kritiker gehen auf Distanz zu ihm, weil er mit seiner Blockadehaltung auch innerhalb der republikanischen Partei für manchen Stillstand verantwortlich gemacht wird.

Ben Carson ohne Chance auf Comeback


Eine wichtige Rolle könnte noch Ben Carson einnehmen. Nicht, dass er selbst noch Chancen hätte, das halte ich für praktisch ausgeschlossen. Er wäre wohl der nächste Kandidat, der aus dem Rennen aussteigen wird, sollte er in South Carolina nicht unter die Top 3 kommen. Carson liegt landesweit in den Umfragen auf dem vierten Platz. Die Frage wird sein, für wen sich Carsons bisherige Unterstützer fortan aussprechen würden. Carson eckte mit seiner ruhigen Art kaum mit anderen Kandidaten an. Mit Trump hat er gemeinsam, dass sie sich beide als Kandidaten außerhalb der Politik bewerben und sich gegen das politische Establishment positionieren. Carson hat aber auch sehr auf religiöse Inhalte gesetzt, wovon Ted Cruz profitieren könnte. Ben Carsons Kampagne nahm nach einem Höhenflug Anfang November einen beispiellosen Abwärtstrend, der bis heute anhält. Die ersten Vorwahlen haben dies belegt. Noch im Oktober führte Carson das republikanische Feld in Iowa mit fast 30% in den Umfragen an, am Ende wurde es ein einstelliger Wert. In New Hampshire kam er gerade mal noch auf gut 2%.

Aktuell tue ich mich sehr schwer damit, einen Kandidaten zu benennen, der Trump ernsthaft gefährlich werden kann. Wenn sich das Verfolgerfeld nicht noch bis zum Super Tuesday halbiert, das heißt, Donald Trump, Ted Cruz und Mister X, dann kann sich Trump wohl nur noch selbst schlagen.
Für den South Carolina Primary ist noch zu beachten, dass anders als in Iowa und New Hampshire die insgesamt 50 Delegiertenstimmen hauptsächlich an den Sieger gehen. Wer insgesamt das bester Ergebnis erzielt, hat 29 Stimmen sicher. Dann kommen noch jeweils 3 Stimmen für jeden der sieben gewonnenen Districts in South Carolina dazu. Aber für die meisten Kandidaten kommt es weniger auf die Delegierten an, sondern auf ihre Position im Verfolgerfeld.

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