Ob das Aufbegehren der gemäßigten Gouverneure Christie,
Kasich und Bush zu spät kommt? In der letzten TV-Debatte vor dem New Hampshire
Primary hatten sie einen guten Abend. Die von ABC übertragene Debatte aus
Manchester, New Hampshire verlief doch etwas anders, als es viele erwartet
hatten. Zwar konnte man damit rechnen, dass die Republikaner den aufstrebenden
Marco Rubio ins Visier nehmen würden, aber die Angriffe kamen nicht vom
Spitzenduo Trump/Cruz. Es war insbesondere Chris Christie, der den Aufstand der
Gouverneure anführte.
Rubio strauchelt nach Christie-Attacke
Chris Christie |
Dann war es zunächst
das bekannte Christie-Motto - Gouverneure entscheiden, Senatoren reden nur –
das den Auftakt des Konflikts darstellte. Christie sagte, er müsse sich jeden
Tag überlegen, welche Entscheidungen er treffen muss, um konkrete Probleme zu
lösen. Als Senator müsse man lediglich überlegen, welche Rede man halten wolle.
Die Antworten Rubios würden kein einziges Problem für Niemanden lösen. Rubio
tappte in die Falle. Er wiederholte ziemlich genau seine Sätze
aus seinem vorigen Statement und gab Christie damit eine Steilvorlage. Christie
kritisierte, dass diese Art Rubios genau das ausmache, wofür das politische
Washington stehe. Immer die gleiche auswendig gelernte 25-Sekunden-Rede zu
halten, sei nichts, was irgendein Problem löse. Rubio sei nicht darauf
vorbereitet US-Präsident werden zu können. Und der Senator aus Florida
verschlimmerte seine Situation immer weiter, indem er tatsächlich ein drittes
Mal die eigenen Sätze vortrug und beim vierten Ansetzen das Publikum sogar anfing, ihn auszubuhen.
Welch ein fürchterlicher Auftakt für den aufstrebenden
Rubio, auf den in diesen Tagen alle blicken. Es dauerte einige Zeit, bis Rubio
in der zweiten Hälfte des Abends langsam wieder zur bekannten Debattenstärke
zurückfand. Zum Ende hin konnte Rubio beim Publikum wieder punkten, als er die
Demokraten, insbesondere Hillary Clinton angriff. Sie würde für eine radikale
Position pro Abtreibung stehen. Niemand hätte das in den Medien bislang
thematisiert. Der Abtreibungsgegner Rubio wolle die frühere First Lady bei
diesem Thema zur Rede stellen. Bush und Christie führten dazu aus, dass sie
zwar auch grundsätzlich gegen das Recht auf Abtreibung seien, in Ausnahmefällen
aber der Frau das Recht der Entscheidung zugestehen würden. Bush nannte hier
Fälle der Vergewaltigung, Inzest oder eine schwere gesundheitliche Gefährdung
der Mutter.
Kasich umwirbt eindrucksvoll Wechselwähler und Unentschlossene
John Kasich |
Zudem stehe er dafür, auch auf den politischen Gegner
zuzugehen. Republikaner und Demokraten müssten bei allen Unterschieden auch
zusammenarbeiten können. Das Land und nicht die Partei habe im Vordergrund zu
stehen.
John Kasich zeigte sich auch beim Thema Migration
pragmatisch. Die Grenzen müssten gesichert und die Einreise kontrolliert
werden. Der z. B. von Trump geforderten
Deportation von 11,5 Mio. illegalen Einwanderern erteilte Kasich eine klare
Absage. Sofern die Illegalen sonst keine Straftaten begangen haben, müsse
es einen Weg für sie geben, einen legalen Aufenthaltsstatus zu erlangen. Er
könne sich nicht vorstellen, wie die USA die Eltern aus einem Haus herausholen
wollten und das Kind dabei zurückließen.
Trump nimmt die Rolle des Spitzenreiters an
Donald Trump |
Ted Cruz wurde durch den Moderator dazu befragt, weshalb er
der Auffassung sei, Trump sei nicht der richtige Oberbefehlshaber für das Militär der USA. Nachdem Cruz hierauf wiederholt nicht konkret einging, nutzte Trump
die Gelegenheit, um herauszustellen, dass Cruz nicht in der Lage sei, die Frage
zu beantworten.
Jeb Bush |
Zur Arbeitsmarktpolitik sagte Trump zudem, dass er die Jobs
aus China, Japan und Mexiko wieder zurück in die USA holen wolle und
bezeichnete das Freihandelsabkommen TPP zwischen den USA und weiteren
Pazifikstaaten als Desaster für Amerika.
Aktueller Raketentest Nordkoreas wird zum Prüfstein für Kandidaten
Kurz vor Beginn der Debatte, wurden Meldungen
veröffentlicht, nach denen Nordkorea eine Langstreckenrakete getestet habe. Mit
diesem aktuellen Umstand wurden die Kandidaten konfrontiert und gefragt, wie
sie als Präsident in einer solchen Situation reagieren würden.
Ted Cruz antworte zunächst ausweichend und allgemein. Auf
Nachfrage, ob er mittels des US-Militärs die Rakete zerstört hätte, sagte er
dann, dass er ohne geheimdienstliche Informationen keine Entscheidung treffen werde.
Solche Informationen lägen ihm natürlich jetzt nicht vor. Eine konkrete Antwort
blieb er dem Publikum schuldig. Was auf den ersten Blick als Kneifen aussehen
könnte, dürfte aber von nicht wenigen Zuschauern als besonnene Reaktion
aufgefasst worden sein. Eine schnelle Reaktion aufgrund eines Medienberichts
wäre wohl kein kluger Schritt in dieser Situation gewesen. Cruz hob aber noch
hervor, dass solche Situationen vermieden werden könnten. Wenn Staaten erstmal
eine Atombombe und entsprechende Technik zum Einsatz der Waffe hätten, würde
dies den Handlungsspielraum der USA sehr einschränken. Aus diesem Grund sei er
auch ein scharfer Gegner des Atomdeals mit dem Iran, dem er nicht traue.
Donald Trump sieht in dieser Frage China in der Pflicht. Sie
hätten die volle Kontrolle über Nordkorea und müssten selbst intervenieren, um
das Problem zu lösen. Dies sei nicht primäre Angelegenheit der USA.
Für Schlagzeilen, in deutschen Medien mehr als in den USA,
sorgte dann noch die Diskussion um das Waterboarding. Ted Cruz sagte, dass es
juristisch gesehen keine Folter sei. Er sei dafür, Waterboarding in
Ausnahmefällen anwenden zu lassen. Im Falle terroristischer Bedrohungen müsse
diese Verhörmethode auch erlaubt sein. Eine routinemäßige und flächendeckende Anwendung strebe
er jedoch nicht an. Donald Trump dagegen, wolle nicht nur das Waterboarding wieder einführen, sondern noch weit schlimmere Dinge, führte aber nicht aus, was er dabei
konkret im Sinn hat.
Marco Rubio und Jeb Bush hoben hervor, dass das
Gefangenenlager Guantanamo wieder intensiver genutzt werden müsse.
Im Falle möglicher Geiselnahmen warnte Chris Christie davor, Lösegelder an Terroristen und Geiselnehmer zu zahlen. Dies würde nur die Motivation erhöhen, weitere Amerikaner als Geiseln gefangen zu nehmen.
ObamaCare ist weiterhin ein rotes Tuch bei den Republikanern
Ted Cruz |
Auch Donald Trump wolle die Health Saving Accounts ausweiten
und plädierte für mehr Wettbewerb der freien Marktwirtschaft. Aktuell würden
insbesondere nur die Versicherungsunternehmen von ObamaCare profitieren. Er
wolle es aber als Republikaner nicht zulassen, dass Menschen auf der Straße
sterben würden und mit seinem Konzept zur Gesundheitsversorgung dem entgegenwirken. Konkret wurde er dabei jedoch nicht.
Carson ringt Cruz nochmals öffentlich eine Entschuldigung ab
Ben Carson |
Ted Cruz entschuldigte sich auf der Bühne bei Ben
Carson und schilderte dann nochmal seine Sicht des Ablaufs der Ereignisse. Der Sender CNN, auf den sich Cruz dabei berief, warf ihm jedoch vor, zu lügen.
Fazit
Marco Rubio |
Profiteur davon war auch Donald Trump. Er brauchte nicht die Aufgabe übernehmen, Rubio oder Cruz anzugreifen und brauchte sich
auch nicht gegen die ausgebliebenen Angriffe der beiden Verfolger erwehren. Ted
Cruz agierte etwas zurückhaltender als in den vorigen Debatten, was jedoch
angesichts der Konflikte zwischen Christie und Rubio oder Bush und Trump als
angenehme Abwechslung empfunden worden sein könnte.
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