Dienstag, 9. Februar 2016

Letzte Entwicklungen zum New Hampshire Primary und Bloombergs mögliche unabhängige Kandidatur

Nach dem spannenden Auftakt in Iowa ist nun gut eine Woche turbulenten Wahlkampfs vorüber. Das Bewerberfeld hat sich gelichtet die Kontroversen nehmen zu. Mit dem New Hampshire Primary steht nun die nächste Vorwahl für Republikaner und Demokraten an. New Hampshire hat zwar nicht viele Delegiertenstimmen zu vergeben, aber es ist ein wichtiger Fingerzeig auf die Ausgangslage der nächsten Wochen bis hin zum Super Tuesday. Wir blicken auf die wichtigsten Fragen.

New Hampshire Primary 2016
by DonkeyHotey


Schwerer Stand für Umfrageinstitute


Bei dem New Hampshire Primary handelt es sich um einen semi-closed Primary. Das heißt, dass nicht nur die registrierten Parteimitglieder bei ihrer jeweiligen Partei abstimmen können. Auch Unabhängige können an den Primaries der beiden Parteien teilnehmen. Das macht natürlich eine Voraussage des Wahlergebnisses anhand der Umfragen besonders schwierig. Bei allen Spekulationen und Bewertungen darf dieser unkalkulierbare Faktor nicht vergessen werden.

Für Christie könnte nach New Hampshire Schluss sein.


Für die Republikaner wird der Primary in New Hampshire besonders spannend. Es könnte für einige Kandidaten ein Ausscheidungsrennen geben. Ganz "vorn" mit dabei dürfte Chris Christie sein. Trotz seiner guten Performance bei der letzten TV-Debatte, könnte er letztlich auf der Strecke bleiben. Ich hatte in verschiedenen Artikeln darüber berichtet, dass es in New Hampshire für die gemäßigten Kandidaten darauf ankommen wird, in welcher Reihenfolge und mit welchem Abstand sie untereinander über die Ziellinie laufen. Sollten John Kasich und Jeb Bush vor Christie landen, gibt es objektiv kaum noch Chancen für den Gouverneur von New Jersey. Bush hat finanziell den längeren Atem im Wahlkampf und Kasich könnte sich zum Spitzenmann des moderaten Lagers mit einem positiven Konservatismus aufschwingen. Zudem ist Christie in New Hampshire relativ populär. Sollte es ihm dort also nicht gelingen ein gutes Resultat (12%+x) einzufahren, wo sonst? Und so könnte Christie zwar derjenige gewesen sein, der Marco Rubio in der TV-Debatte leidenschaftlich entgegen trat, davon profitieren könnten aber seine Mitstreiter. In den aktuellen und letzten Umfragen für New Hampshire liegt Kasich durchschnittlich bei 13%, Bush bei 11,3% und Christie bei gerade mal 5,4%. Einen symbolischen Stoß ins Aus könnte dann auch noch die 10%-Hürde bedeuten. Wer darunter liegt, erhält ohnehin keine Delegiertenstimmen. Für Christie wird es also besonders eng werden. Gleiches gilt natürlich auch für Carly Fiorina.

Donald Trump liegt souverän in Front

An der Spitze rechne ich nicht mit einer Überraschung. Trump führt im Granite State solide mit über 30% vor Rubio (bei 15%). Ich kann mit zwar vorstellen, dass Trump noch unter 30% rutschen wird, aber der Auftritt Rubios in der letzten TV-Debatte dürfte unentschlossene Wähler nicht in die Arme des Senators aus Florida getrieben haben. Für Ted Cruz wäre es ein Erfolg, wenn ihm der Sprung über die 10%-Hürde gelingt, wonach es derzeit auch aussieht. Er liegt in etwa im Bereich von Bush und Kasich. Sollte es Cruz abermals gelingen und ein überraschend gutes Ergebnis (Platz 2) erreichen, würde er seine Ambitionen auf den Gesamtsieg in den Vorwahlen deutlich untermauern.


Stark schwankende Umfragen bei den Demokraten


New Hampshire sollte für Sanders ein klarer Sieg werden. Obwohl die Umfragen stark auseinander gehen, liegt er letztlich doch bei allen Umfrageinstituten vorn. Sein prognostizierter Vorsprung auf Clinton reicht von 7% (Boston Herald) bis 26% (CNN). Da ohnehin alle mit einem Sieg Sanders rechnen, kommt es für den weiteren Drive seiner Kampagne auch darauf an, wie hoch dieser Sieg ausfällt. Man darf nicht vergessen, dass es noch unentschlossene Wähler gibt. Aber dennoch, ein Vorsprung im nur einstelligen Bereich könnte im Sanders-Lager schon mit einer gewissen Enttäuschung aufgenommen werden. Genau die Enttäuschung, die auch Hillary Clinton bei ihrem äußerst knappen Sieg in Iowa empfunden haben dürfte.


Welchen Einfluss nimmt Bloombergs Ankündigung einer möglichen Kandidatur?

Wohl nicht ganz ohne Kalkül hat Michael Bloomberg heute gegenüber der Financial Times bestätigt, dass er konkret über eine unabhängige Kandidatur nachdenke. Das Niveau der politischen Diskussionen sei peinlich banal und eine Beleidigung für die Wähler. Das Volk hätte Besseres verdient. Bereits eine Woche vor dem Iowa Caucus hatte die New York Times bereits über Spekulationen einer möglichen Kandidatur des ehemaligen Bürgermeisters New Yorks berichtet. Welch großen Einfluss seine Kandidatur haben könnte, habe ich in meinem Artikel vom 24.01. aufgezeigt.
Bloomberg wird wohl nur bei einem Duell Sanders gegen Trump/Cruz ins Rennen einsteigen. Eine Kandidatur gegen Hillary Clinton halte ich für ausgeschlossen. Und so könnte Bloombergs Ankündigung einen Tag vor dem New Hampshire Primary auch eine indirekte Wahlkampfhilfe für Hillary Clinton sein. Die Demokraten würden aufgrund Bloombergs liberaler Ausrichtung wohl eher unter seiner unabhängigen Kandidatur leiden als die Republikaner und unentschlossene Parteimitglieder eher in Richtung Clinton drängen. Ich habe aber Zweifel, ob ein Michael Bloomberg gerade in New Hampshire großen Einfluss nehmen könnte. Es kommt nicht von Ungefähr, weshalb die beiden Außen im Parteienspektrum und Anti-Establishment-Kandidaten Trump und Sanders in den New Hampshire Umfragen so dominieren.


Live-Ticker über alle Ergebnisse zum New Hampshire Primary


Im Gegensatz zum Caucus, bei dem alle Teilnehmer am Abend zusammenkommen, haben Primaries keinen solchen Event-Charakter. Sie ähneln eher einem Wahltag, wie er auch in Deutschland bekannt ist. Bereits früh Morgens, ab 7 a.m. ET bis zum Abend 7 p.m. ET haben die Wahllokale geöffnet. In einigen Bezirken kann man sogar schon direkt ab Mitternacht wählen gehen. Danach wird ausgezählt und die Ergebnisse werden nach und nach veröffentlicht. Etwa ab 01:00 Uhr deutscher Zeit in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch geht es also los mit dem Warten auf die ersten Ergebnisse, die wohl so gegen 01:30 Uhr eintrudeln dürften. Ich werde Euch hier und bei facebook, wie auch schon beim Iowa Caucus, mit einem Live-Ticker über alle wichtigen Entwicklungen und Ergebnisse in der Nacht auf dem Laufenden halten.
Was meint Ihr: Gibt es in New Hampshire Überraschungen? Wer verlässt die Bühne?

2 Kommentare:

Felix hat gesagt…

Ich denke bei den Demokraten wird es eine Überraschung geben. Entweder verliert Clinton sehr hoch oder es wird doch eher knapp, letzteres würde mir besser gefallen. Sanders ist meiner Meinung nach zu alt, sein Wahlprogramm ist zwar sehr sozial und sinnvoll, aber schlicht nicht umsetzbar in den USA. Der Demokraten Wahlkampf sollte schnell entschieden werden um Geld zu sparen und im November besser darzustellen, die sollen ihre Kräfte für die eigentliche Wahl verwenden. Clinton gewinnt die Vorwahlen allein schon wegen den Superdeligierten, man bedenke nur wegen denen hat Obama gegen Clinton gewonnen.

Bei den Republikanern wird es sicherlich ab nächster Woche ein Vier- maximal Fünfkampf. Ich rechne wie in Iowa mit einem schwachen Trump. Der Druck wird endlich größer auf ihn. Seine Gegenkandidaten sind aber zu schwach um gegen einen Demokraten zu gewinnen.

Thomas hat gesagt…

Die Befürchtungen haben auch schon einige Demokraten in den USA geäußert. Insbesondere hat man Bedenken, dass ein zugespitzter lang anhaltender Wahlkampf letztlich beide beschädigen könnte. Aber ich denke, dass die Amerikaner das gewohnt sind. Und Sanders wird sicher den Super Tuesday abwarten.