Wenn sie (Clinton) nicht mit Sanders übereinstimmte,
sicherte sie sich mit einem Schutzschild – Präsident Obama, dessen Name sie 21
Mal in der zweistündigen Debatte erwähnte.
Clintons größtes politisches Bedürfnis ist es, irgendwie die
Verbundenheit zwischen Sanders und den Jungwählern, die zu Tausenden zu seinen
Veranstaltungen strömen(…) aufzubrechen.
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Trotz einer gewissen Ernüchterung zählen schwarze Amerikaner noch immer zu den treuesten Anhängern des Präsidenten. Es entspringt kühlem taktischem Kalkül, wenn Obamas erste Außenministerin versucht, Sanders zu einer Art unsicherem Kantonisten zu stempeln, während sie sich selbst als disziplinierte Loyalistin charakterisiert.
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Von Anfang bis Ende war das Clintons beste Debatte. In der
ersten halben Stunde bohrte sie eine Reihe von Löcher in Sanders Vorschläge zur
Gesundheitsversorgung und stellte den Senator aus Vermont als jemanden dar, der
zwar große Reden schwinge, aber nicht die erforderliche Stärke habe, seine Ziele
zu erreichen. Sie war durchgängig ruhig und gelassen. (…) Clinton stellte
Sanders auch erfolgreich als zu wenig loyal gegenüber Präsident Obama dar(…).
Falls es Sanders Aufgabe war, zu zeigen, dass er auch der
Kandidat für Menschen sei, die anders sind als diejenigen, die ihn ohnehin
schon mögen, machte er an diesem Abend nicht viele Fortschritte. (…) An einigen
Stellen innerhalb der ersten Stunde klang er wie eine kaputte Schallplatte,
indem er Millionäre, Milliardäre und die Wall Street erwähnte, um alles zu
erklären, was er gefragt wurde.
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Nach den hitzigen Kämpfen in den vergangenen
Aufeinandertreffen, hatte diese Debatte einen eher dezenten und sogar
wissenschaftlichen Ton, (…) Im Nachgang waren viele Kommentatoren und Kritiker
der Meinung, Sanders hat sich in innenpolitischen Themen behauptet, aber
Clinton überstrahlte ihn bei der Außenpolitik und punktete, indem sie ihn als
Ein-Thema-Kandidat in die Enge trieb.
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Insgesamt könnte Clinton Sanders Schwung ein klein wenig ausgebremst
haben, aber die Debatte wird kaum die Dynamik des künftigen Rennens fundamental
verändern, ausgenommen der anstehenden Kämpfe um das Erbe Obamas.
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Andererseits ist ihr (Clintons) Bemühen erkennbar,
weniger "ich" zu sagen und die eigenen Leistungen zu betonen und
stattdessen mehr an das "Wir"-Gefühl zu appellieren. Das lässt darauf
schließen, dass Clinton ihre Botschaft verändern und sich der aktuellen
Proteststimmung anpassen will.
Insgesamt verläuft die Debatte meist sachlich und nach dem
bekannten Kontrast: Bernie "politische Revolution" Sanders gegen
Hillary "langsamer Fortschritt" Clinton.
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Sanders wirkte deutlich angespannter als die häufig
lächelnde Clinton. Er blieb seiner revolutionären Sprache treu, warnte davor,
dass das System zur Wahlkampffinanzierung "korrupt" sei und die
Demokratie unterminiere, und versprach eine Regierung, "die uns alle
repräsentiert und nicht nur das eine Prozent, das heute so viel wirtschaftliche
und politische Macht hat".
Clinton positionierte sich dagegen. Sie sei "kein
Ein-Thema-Kandidat, und ich glaube nicht, dass wir in einem Ein-Thema-Land
leben", sagte sie in Anspielung auf Sanders Dauerattacken gegen die Wall
Street und die Reichen. Sie wirkte kompetent und in der Lage, das Land zu
führen. Aber vielleicht wollen die Demokraten lieber jemanden, der das Land
verändert.
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