Sicherheitslücke in der Datenbank der Demokraten und ihre Folgen
Ein Konflikt über Datenleck und Datenklau ist Grund für
einen handfesten Streit zwischen der Demokratischen Partei, also dem Democratic
National Committee (DNC) und dem Wahlkampfteam von Bernie Sanders. Knapp
zusammengefasst hatte der Konflikt seinen Ursprung in einer Sicherheitslücke
der Demokratischen Datenbank. In dieser Datenbank werden alle Daten und
Auswertungen zu Wählern, Wahlverhalten, Wählerstrukturen etc. in allen Bundesstaaten gespeichert. Alle
demokratischen Kandidaten und bestimmte Mitarbeiter deren Teams haben auch ihre
eigenen Analysen und Datensammlungen geschützt in dieser Datenbank gespeichert.
Unerlaubter Datenzugriff durch Sanders Mitarbeiter
Nun stellte das DNC fest, dass die vermutlich seit längerem bekannte
Sicherheitslücke offensichtlich durch Mitarbeiter aus Sanders Team missbraucht
wurde, um unerlaubt an vertrauliche Daten der Clinton-Kampagne zu gelangen. Am
Donnerstag wurde der verantwortliche Mitarbeiter aus Sanders Wahlkampfteam,
Josh Uretsky, gefeuert. Er gab den Datenzugriff zu, beteuerte jedoch, dass er
lediglich die Ursache des Datenlecks habe erforschen wollen. Der gezielte
Zugriff auf Daten aus dem Clinton-Lager stritt Uretsky ab.
Das DNC sperrt den Zugang für Sanders Wahlkampfteam
Eine Sicherheitslücke, ein unerlaubter Nutznießer, eine
Entlassung – eigentlich hätten die Demokraten dieses peinliche Kapitel
abschließen können. Am Freitag aber gab es dann einen Paukenschlag. Wie CNN berichtet, sperrte das DNC Sanders und dessen Wahlkampfteam den Zugriff auf die Datenbank. Die
für alle Kandidaten dringend erforderlichen Wählerdaten sind also ca. 6 Wochen
vor dem Vorwahlauftakt für den Herausforderer Clintons nicht mehr
verfügbar. Auch die eigenen Datensätze des Sanders-Lagers sind damit nicht mehr
zugänglich. Die Telefonwerbung und Hausbesuche bei den eigenen Wählern ist ohne
den Zugriff auf die Datenbank praktisch nicht koordiniert möglich.
Klage gegen die Entscheidung des DNC
Der Wahlkampfmanager Sanders, Jeff Weaver, warf dem DNC
Sabotage der Kampagne seines Kandidaten vor. Das DNC habe laut Weaver
unverhältnismäßig überreagiert. Offensichtlich versuche das Parteiestablishment
gezielt Hillary Clinton zu helfen. Am Mittag teilte Jeff Weaver mit, dass er auch eine Klage gegen das
DNC erwäge. Er glaube nicht, dass eine weitere Instanz der Sperrung zustimmen würde.
Das DNC teilte daraufhin mit, dass die Sperrung der einzige
Weg gewesen sei, die weitere Sicherheit der Datenbank zu gewährleisten.
Außerdem müsse geprüft werden, ob nicht auch Daten manipuliert worden seien.
Am Abend dann folgte die Klage. Mit dieser Klageschrift wendet sich Jeff Weaver nun an den Bundesgerichtshof. Fortsetzung folgt.
Ein vermeintlich kleiner Zwischenfall mit Kollateralschaden
Auf den ersten Blick scheint der Konflikt ein unangenehmer
Zwischenfall für Bernie Sanders zu sein. Sein Team greift unerlaubt auf Daten
der Konkurrenz zu. Auch das DNC, das die Sicherheitslücke offensichtlich nicht
schließen konnte, macht nun keine gute Figur. Zurücklehnen also im
Hauptquartier Hillary Clintons? Mitnichten! Es wird nicht allzu lange dauern,
da werden Republikaner dieses Beispiel aufgreifen, um zu zeigen, dass
vertrauliche elektronische Daten im Hause Clintons zum wiederholten Male nicht sicher seien. Die E-Mail-Affäre
Clintons wird wieder aufgewärmt. Der öffentliche Streit zwischen Sanders und
dem DNC könnte zudem den Frust einiger Demokraten, insbesondere des linksliberalen Flügels, gegenüber dem
Parteiestablishment verstärken. Ein Solidarisierungseffekt zugunsten Sanders
könnte die Folge sein. Natürlich sind auch negative Auswirkungen für Sanders Wahlkampf
denkbar, aber Hillary Clinton könnte eigentlich aktuell nichts Besseres
passieren, als das Duell mit Sanders ruhig dahinplätschern zu lassen. Jegliche
Unsicherheit und Unruhe birgt auch ein unkalkulierbares Risiko. Etwas Zoff vor der
letzten TV-Debatte der Demokraten am Samstagabend dürfte die Stimmung also
anheizen. In der E-Mail-Affäre Clintons hielt sich Sanders zurück. Ob der
Frieden auch dieses Mal halten wird?
UPDATE: Kurz bevor sich ein Richter in der vergangenen Nacht mit dem Fall befasste, gab Jeff Weaver bekannt, dass das DNC "kapituliert" habe. Man habe sich auf einen Deal geeinigt, so dass das Sanders-Team wieder Zugang zur Datenbank erhalten soll.
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