In der vergangenen Nacht kamen die Präsidentschaftsbewerber
der Republikaner zum letzten Mal in diesem Jahr zu einer TV-Debatte zusammen.
In Las Vegas diskutierten in der von CNN und Facebook veranstalteten Debatte
Donald Trump, Ted Cruz, Marco Rubio, Ben Carson, Jeb Bush, Chris Christie, John
Kasich, Carly Fiorina und Rand Paul zum Thema Sicherheit in den USA. Im
Mittelpunkt stand dabei der Kampf gegen den islamischen Terrorismus.
Ein Quartett dominiert den Abend
Mit Spannung war erwartet worden, wie die Kandidaten mit
Donald Trump umgehen würden. Seine provokanten Vorschläge zum Einreiseverbot
für Muslime bestimmte die Medienlandschaft über die letzten Tage. Insbesondere
wurde auf Ted Cruz geblickt, der in den Umfragen einen deutlichen Sprung nach
vorn machen konnte und in Iowa bereits an Trump vorbeizog. Das von vielen
Seiten erhoffte Duell Trump vs Cruz blieb jedoch aus. Stattdessen dominierten zwei
andere Duelle den Abend und ließen die anderen Kandidaten etwas im Abseits
stehen: Cruz vs Rubio und Trump vs Bush. Ja genau Jeb Bush. Er diskutierte den
Abend über so, als wäre er der einzig wahre Herausforderer von Donald Trump,
als gebe es keine Umfragewerte von unter 5%.
Das Duell Trump vs. Bush
Die Debatte zielte insbesondere auf die Verteidigung- und Außenpolitik
der USA ab. Genau das richtige Thema für Jeb Bush, um sich profilieren zu können.
Dies gelang ihm auch. In seiner wohl besten Performance in diesem Jahr nahm er
sich insbesondere Frontmann Donald Trump vor.
Donald Trump |
Donald Trump gab gewohnt klare Antworten, egal wie die
Fragen lauteten. Diese klare und unmissverständliche Rhetorik brachte ihm in
der Vergangenheit stets die Zustimmung seiner Unterstützer ein. So kam es auch,
dass Trump auf Nachfrage bestätigte, dass er auch bereits sei, die Familien
von ISIS-Mitgliedern töten zu lassen. Wenn schon den ISIS-Kämpfern ihr eigenes
Leben nichts wert sei, an den Leben ihrer Angehörigen sei ihnen aber sehr wohl gelegen. Da könne man
sie kriegen.
Außerdem wolle Trump die besten Fachleute holen, die ISIS im
Internet unschädlich machten und sie aufspüren könnten. ISIS dürfe keine
weiteren Kämpfer mehr über das Internet rekrutieren können. Im Zweifel sei Trump auch
bereit, Teile des Internets in den Gebieten, in denen sich ISIS befinde, sperren
zu lassen.
Jeb Bush |
Bush kritisierte, dass der Kampf gegen ISIS nur mit befreundeten
Muslimen vor Ort gehe. Trumps Pläne seien unseriös. Es könne nicht sein, dass
man auf die Unterstützung von Muslimen im Nahen und Mittleren Osten setze,
gleichzeitig seine Verbündeten aber nicht im eigenen Land empfangen wolle. Man
würde aber deutlich mehr Erfolg im Kampf gegen ISIS haben, wenn man mit denen kooperiere, die ebenfalls von der Terrorgruppe bedroht seien.
Trump sei ein Chaos-Kandidat und er wäre auch ein
Chaos-Präsident, so Bush. Er wolle nicht, dass Trump die Befehlsgewalt über das
Militär erhalte. ISIS habe den USA den Krieg erklärt und die USA bräuchten eine
seriös durchdachte Strategie und nicht einen Präsidenten, der andere Leute
angreift und seine außenpolitische Erfahrung und vermeintlichen Fakten aus der
Saturday oder Sunday Morning Show habe.
Bush sieht sich als der besser qualifizierte Präsident, weil
er wisse, was er nicht weiß. Er würde sich Ratschläge von qualifizierten
Beratern holen und habe auf dieser Grundlage einen Plan vorgelegt, wie das
Militär zu stärken sei.
Trump entgegnete auf die Vorhaltungen Bushs, dass dessen
Kampagne ein Desaster sei. Die USA bräuchten Stärke und nicht einen schwachen
Kandidaten wie Jeb Bush.
Das Duell Rubio vs. Cruz
Ted Cruz |
Cruz wiederholte auch nochmal sein Ansinnen, für einen
Zeitraum von drei Jahren keine Flüchtlinge aus Syrien mehr aufnehmen zu wollen.
Das von ihm geforderte Flächenbombardement verteidigte er für die Bereiche in
denen sich ISIS aufhalte.
Zu diversen direkten Rededuellen kam es dann mit Marco
Rubio. Rubio warf Cruz vor, in der Vergangenheit gegen Gesetze gestimmt zu haben,
die den Geheimdiensten den Zugriff auf Telekommunikationsdaten erschwerten.
Außerdem habe sich Cruz immer gegen mehr finanzielle Mittel für das Militär
ausgesprochen und entsprechend gehandelt. Rubio sagte, dass bei einem erneuten
Anschlag in den USA die Frage aufkommen werde, weshalb dieser nicht hätte
verhindert werden können. Die Antwort darauf sollte dann hoffentlich nicht
sein, dass die Geheimdienste nicht ausreichend Zugriff auf die erforderlichen
Informationen hatten.
Marco Rubio |
Marco Rubio hatte aber auch noch etwas Kritik für Donald
Trump übrig. Dessen Vorschläge zum Einreiseverbot für Muslime seien überhaupt
nicht verfassungsgemäß. Außerdem sei das ganze Thema zu ernst, als dass es mit
Trumps Vorschlägen erledigt werden könne.
Ben Carson erneut mit schwachem Auftritt
Ben Carson |
Carson wurde nachbohrend durch die Moderatoren gefragt, ob
er als Arzt denn in der Lage sei, einen Luftangriff zu befehlen, der als
Kollateralschaden auch viele tote Kinder zufolge haben könnte. Carson sagte,
dass er als Präsident das tun würde, was erforderlich sei, das Land zu
schützen. Es sei ohnehin nur eine Erzählung, dass die Fähigkeiten eines
Oberbefehlshabers der Armee nur den Politikern vorbehalten sei. Die Geschichte
habe gezeigt, dass insbesondere die zivilen Bürger des Landes viel aufgebaut
hätten. Er habe viel Erfahrung, Dinge zu organisieren und anzupacken. Man solle
bei der Bewertung seiner Fähigkeiten nicht nur darauf schauen, was er leise und
freundlich sage, sondern was er erreicht habe.
Ben Carson unterliefen aber auch taktische Fehler, die einem
Politprofi wohl nicht passieren würden. Nachdem sich die Konkurrenz auf der
Bühne über die Speicherung von Verbindungsdaten stritt, wurde Ben Carson
gefragt, auf welcher Seite er denn bei dem Thema stehe. Er antwortete, dass er
sich nicht zwischen die Streithähne begeben wolle und ließ die Gelegenheit
ungenutzt, seine eigenen Ansichten zu präsentieren. Er verschenkte einfach die
wertvolle, weil knappe Redezeit. Ein Beispiel, wie man es besser macht,
lieferte Marco Rubio. Nachdem er sich zum wiederholten Male einen Vorwurf von
Rand Paul ausgesetzt sah, bekam er den Debattenregeln zufolge nochmal das Wort.
Er bedankte sich bei Paul für die zusätzlichen 30 Sekunden Redezeit und fuhr
dann detailreich mit seinen Plänen vor, ohne wirklich auf den Vorhalt Pauls
einzugehen.
Amerikanische Interventionspolitik entzweit das Bewerberfeld
Die Debatte legte offen, dass sich das Bewerberfeld bei der
Rolle der USA in der Außenpolitik spaltet. Die Frage, was es denn den USA
gebracht hätte, diverse Diktatoren zu stürzen und ob es nicht ein Umdenken in
der Interventionspolitik geben müsse, machte deutlich, dass sich ein scharfer
innenpolitischer Sicherheitskurs aktuell mit einer zurückhaltenden
Interventionspolitik paart.
Trump, Cruz, Carson, Paul argumentierten hier insbesondere
gegen Bush, Rubio und Kasich.
Trump sei der Auffassung, dass das militärische Engagement
im Irak oder auch in Nordafrika die gesamte Region ins Chaos gestürzt hätte.
Das ausgegebene Geld wäre besser in den USA in den Bau und die Sanierung von
Krankenhäusern, Schulen, Straßen und Brücken geflossen.
Ted Cruz glaube, dass die Welt mit Saddam Hussein, Muammar al-Gaddafi und Husni Mubarak sicherer gewesen sei. Man solle aus der Geschichte
lernen und sich auf die direkten Feinde konzentrieren. Der Aufbau einer
Demokratie in fremden Ländern sei nicht Aufgabe der USA. Wenn die Amerikaner in
Syrien nur Assad bekämpften, bestehe die Gefahr, dass ISIS das Land unter ihre
Kontrolle bringen würden.
Auch Ben Carson schlug in die gleiche Kerbe. Man solle sich
auf sich selbst konzentrieren und nicht versuchen, alle schwierigen Konflikte im
Nahen und Mittleren Osten befrieden zu wollen.
Rand Paul sieht die USA mitverantwortlich für die
Destabilisierung der gesamten Region. Der Ruf nach einem Regimewechsel löse die
Probleme nicht und fördere den Terrorismus.
John Kasich |
John Kasich ging noch einen Schritt weiter. Nach Ansicht des
Gouverneurs von Ohio sei eine Koalition mit europäischen Armeen erforderlich,
um mit Bodentruppen zu intervenieren. Die Sunniten alleine reichten nicht aus.
Die USA sollte diese Koalition anführen. Kasich kritisierte, dass sich Obama
mit Fragen des Klimawandels aufhalte, während Saudi-Arabien ein Bündnis von 34
Staaten im Kampf gegen ISIS schmiedet. Hier hätten die USA eine führende Rolle
einnehmen müssen.
Carly Fiorina nimmt Putin ins Visier
Carly Fiorina |
Auf Nachfrage ging Fiorina nochmals auf ihren früheren
Vorschlag ein, einen Konfrontationskurs zu Putin einzuschlagen. Fiorina blieb
bei der Haltung, in Osteuropa direkt vor der Nase Putins militärisch
aufzurüsten. Man solle dann auch wieder mit Putin reden, aber aus der Position
der Stärke heraus. Vor einem starken Amerika habe Putin Respekt. Carly Fiorina spielte
dann noch die Geschlechterkarte und ging gewohnt charmant auf ihre männlichen
Mitbewerber ein. Stark zu reden sei nicht dasselbe wie stark zu sein. Dazu
zitierte sie die „Eiserne Lady“ Margaret Thatcher: „Wenn Sie in der Politik etwas gesagt
haben wollen, fragen Sie einen Mann. Wenn Sie etwas getan haben wollen, fragen
Sie eine Frau.“
In Fragen der inneren Sicherheit forderte Carly Fiorina
eine bessere Zusammenarbeit mit Fachleuten aus der Wirtschaft. So etwa beim
Thema der Abwehr von Cyberattacken. Die Fachleute in den Firmen wollten aber
gefragt werden und nicht per Gesetz zur Kooperation verpflichtet werden.
Christie gibt sich als erfahrener Macher
Chris Christie |
Er kritisierte Barack Obama, der lieber mit dem Iran einen
Atomdeal aushandle als sich im Kampf gegen ISIS mit den Königreichen
Saudi-Arabien und Jordanien zu verständigen. Angesprochen auf eine No-Fly-Zone
in Syrien, sagte Christie, dass er nicht zögern würde, einen russischen
Kampfjet im Falle einer Verletzung abschießen zu lassen. Wenn die russischen
Piloten so dumm seien und glaubten, dass der künftige US-Präsident so schwach
sei, wie der jetzige, müssten sie mit den Konsequenzen leben.
Rand Paul |
Ansonsten nahm Rand Paul die erwarteten Positionen ein.
Rubios Pläne zur Ausweitung der Befugnisse für Geheimdienste seien Quatsch.
Gewinner und Verlierer der TV-Debatte
Die Gewinner des Abends waren sicherlich Jeb Bush und Marco
Rubio, mit Abstrichen auch Ted Cruz und Donald Trump. Bush verstand es, sich auf
Augenhöhe mit den Spitzenkandidaten zu präsentieren. Er griff Trump an und
erntete dafür auch viel Applaus aus dem Publikum. Marco Rubio verstand es
erneut, sich redegewandt und kenntnisreich allen Angriffen zur Wehr zu setzen
und nutzte seine Redezeiten für inhaltliche Ausführungen. Donald Trump ist es
gelungen, ohne allzu große Beschädigungen aus der Debatte herauszukommen. Ein organisierter
Angriff von alles Seiten blieb aus. Über die üblichen Attacken auf seine
Seriosität hinaus, gab es keine Diskreditierung des republikanischen Frontmanns.
Dass Ted Cruz nicht in die Falle lief und einen offenen Streit mit Trump
austrug, war klug. Cruz und Trump werden zunehmend als konservatives Duo
wahrgenommen. Cruz Aufgabe ist es, den richtigen Gegner zum richtigen Zeitpunkt
zu erkennen. Diesen hatte er in der vergangenen Nacht in Person von Marco Rubio ausgemacht.
Eindeutig als Verlierer kann Ben Carson angesehen werden.
Ihm gelang es überhaupt nicht, eine nennenswerte Rolle an dem Abend
einzunehmen. Keine neuen Akzente, keine detaillierten Vorschläge, keine
provokanten Thesen. Er hat eben teilgenommen, mehr aber auch nicht. Ich
vermute, dass ihm dieser Auftritt nicht die in den Umfragen zuletzt verloren
gegangene Unterstützung zurück bringen wird.
Die anderen Kandidaten schlugen sich passabel. Fiorina und
Christie verstanden es, punktuell Treffer zu landen, eine bedeutende
Führungsrolle in dieser Debatte konnten sie jedoch nicht für sich beanspruchen.
Rand Paul war angriffslustiger als in den vergangenen Debatten.
John Kasich
spulte das bekannte Programm herunter. Das mag sehr negativ klingen. Auch
andere Kandidaten haben bereits mehrfach gehörte Sätze ausgesprochen. Für jemanden, der
aber angreifen und deutlich aufholen muss, ist das aber zu wenig.
Das Bild Trump vs. Clinton wird konkreter
Auffällig war am gestrigen Abend noch, dass bei den
Republikanern offenbar die Meinung vorherrscht, das Rennen bei den Demokraten
sei bereits entschieden. Während Hillary Clinton von allen Seiten mehrfach
angegriffen wurde, war der Name Bernie Sanders nicht einmal zu hören.
Am Ende musste dann aber noch eine Frage geklärt
werden. Würde Donald Trump auch als unabhängiger Kandidat ins Rennen gehen?
Trump antwortete milde gestimmt und weise. Er wisse, was er an der tollen republikanischen Partei
habe und sei dankbar und geehrt, ihr Frontmann zu sein. Er wolle alles in
seiner Macht stehende tun, um Hillary Clinton im Weißen Haus zu verhindern. Am
Ende hat er also nochmal versöhnlich gepunktet.
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